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Alexandra Kopf

Traumgeburt

Gelassenheit, Entspannung
und Schmerzkontrolle
durch Selbsthypnose

Zweite Auflage, 2020

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Umschlaggestaltung: Uwe Göbel

Satz: Verlagsservice Hegele, Heiligkreuzsteinach

Printed in Germany

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

Zweite Auflage, 2020

ISBN 978-3-8497-0085-0 (Printausgabe)

ISBN 978-3-8497-8230-6 (ePub)

© 2015, 2020 Carl-Auer-Systeme Verlag

und Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg

Alle Rechte vorbehalten

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Carl-Auer Verlag GmbH

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Tel. +49 6221 6438-0 • Fax +49 6221 6438-22

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Inhalt

Zum Geleit

Vorwort

Einleitung

Psyche und Körper als Einheit

Wie Psyche und Körper sich gegenseitig beeinflussen

Die Spirale aus Angst, Anspannung und Schmerz

Der Fluss aus Gelassenheit, Entspannung und Schmerzkontrolle

Geburt und Gehirn

Orte der Geburt

Zwischen Gebären und Entbundenwerden

Erwartungen und Wünsche

Wie gut darf es mir gehen?

Erwartungen und ihre Tücken

Auch wenn keiner fragt: Ich will es wissen

Es auf sich zukommen lassen oder selbstbestimmt darauf zugehen

Kraftquellen

Innere Kraftquellen

Von grinsenden Katzen und dem, was man nicht will

Der Unterschied zwischen gut gemeint und gut gesagt

Angst und Mut

In Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat …

Das Kraftquelleninterview

Ressourcenanker für einen guten Zugang zu sich selbst

Bitte recht freundlich

»Mutterschutz«

Angst in Energiequellen verwandeln

Angst – ein Gefühl und Wegweiser

Quellen der Angst – eine Spurensuche

Wie können Sie sich schützen?

Die Geschichten der anderen

Was sind die größten Befürchtungen?

Welche Bilder, Vorstellungen und Gedanken tauchen auf? Bringen Sie diese in eine Rangfolge!

Bewältigungsstrategien zur Transformation der Angst

Greifen Sie auf Ihr inneres Wissen zurück

Entspannung und Gelassenheit

Die Angst als Botschafterin

Angst vor Ungewissheit

Angst zu äußern ist eine gute Möglichkeit, sich zu stärken

Gedanken kommen und gehen – Gefühle kommen und gehen

Mentales Training für Ihre Geburt

Tagträume und Trance

Mentales Training

Mentales Training in der Geburtsvorbereitung

Inneres Wissen aktivieren

Assoziationsfelder neu gestalten – das Erfahrungsgedächtnis als Ressource

Rahmenbedingungen für gutes Üben

Einen Ort zum Üben schaffen

Viele Wege führen in die Trance

Die Augen auf einen Punkt fixieren – ein Klassiker

Die schöne Treppe als Weg in die Entspannung

Mein Wohlfühlort

Eine Reise durch den Körper

Anspannungs- und Entspannungsdomino

Ein eigenes, inneres Atelier einrichten

Stiftinduktion

Von 100 auf 1

Mentales Trainingsprogramm – die Energie folgt den Gedanken

Die Geburtsphasen nehmen ihren Lauf

Autosuggestionen

Vom Bergsteigen und anderen Lieblingsbeschäftigungen

Schmerzbewältigung

Was ist Schmerz?

Der Geburtsschmerz – eine Paradoxie

Besonderheiten der Schmerzwahrnehmung in der Geburt

Vom Winde verweht – Worte und ihre Bedeutung

Die Wehe und das Kind – eine Umarmung besonderer Art

Der Schmerz entsteht im Kopf – und kann dort reguliert werden

Bewältigung statt Überwältigung

Grundlagen der psychologischen Schmerzregulation

Sind Sie noch bei Sinnen?

Damit Ihnen das Hören, Sehen, Spüren, Riechen und Schmecken nicht vergeht

»Ich bin der Schmerz«

Wo, wer oder was ist eigentlich dieser Schmerz?

Bewältigungsstrategien

Aus Schmerz wird Power

Kommen und Gehen – ein kleines Rechenexempel

Es gibt eine Grenze

Dem Prozess nicht im Wege stehen

Wenn schon keine Schmerzen: Was stattdessen?

Auf jeden Reiz folgt eine Reaktion

Eine Pause ist eine Pause ist eine Pause

Ablenkung als Schmerzbewältigung

Symbolische Arbeit

In den Ruhemodus umschalten

Ihr Partner als Kraftquelle – für Sie, Ihr Kind und ihn selbst

Die Kraftquellen in der Paarbeziehung

Spiegelneurone: Mann fühlt mit – ob er will oder nicht

Der erste Mann im Kreißsaal

Die neue Rolle der Väter

Literatur

Internet

Über die Autorin

Zum Geleit

Liebe Leserinnen und Leser!

Dieses Buch handelt von der Geburt, einer Geburt, wie jede Frau sie sich wünschen würde: als ein mit Freude erfülltes Ereignis im Einklang von Körper und Seele. Das Einzigartige des Buches besteht darin, dass es einen ganz besonderen Blickwinkel auf das Geschehen der Geburt einnimmt.

Heute sind wir – auch durch das Internet – mehr denn je mit Wissen und Informationen über die Geburt konfrontiert. Dieses Wissen kann häufig Angst machen und sorgenvolle Gedanken mit sich bringen. Jede Frau, die ein Kind zur Welt bringt, möchte wissen, was mit ihr geschieht und wie sie sich gut vorbereiten kann. Das Buch zeigt, wie sie ihr Wissen und Wollen weniger auf Befürchtungen lenken und stattdessen durch mehr Verständnis für den eigenen Körper und mentale Vorbereitung die besondere Situation der Geburt selbst positiv beeinflussen und steuern können. Alexandra Kopf gibt Antworten auf die Frage, wie eine Frau sich mental vorbereiten kann, um die natürlichen Abläufe zu unterstützen. Auf verständliche Weise vermittelt sie gründlich recherchierte wissenschaftliche Erkenntnisse und stellt gut nachvollziehbar Techniken des mentalen Trainings und der Selbsthypnose vor.

Das Buch wird sicherlich nicht nur für Schwangere spannend sein, sondern auch für ihre Partner, die sich in das »Mysterium Geburt« vertiefen wollen. Sie können dann nicht nur die Geburt an sich, sondern auch die bewegenden Erfahrungen der gemeinsamen Vorbereitung mit ihrer Partnerin teilen. Auf diese Weise entsteht ein gut eingespieltes Team. Die vermittelten Erkenntnisse und Entspannungstechniken sind über die Geburt hinaus auch im Alltag sehr nützlich.

Meine Kollegen könnten mich fragen: Was hast du als Arzt, als Geburtshelfer in diesem Buch für dich gefunden? Nun, ich habe mich sehr über ein fachlich fundiertes und gut lesbares Buch gefreut, das die Vorgänge und Hintergründe psychologischer Reaktionen in Bezug auf die Geburtshilfe verständlich macht. Das Wichtigste ist für mich, einen anderen Blickwinkel auf meinen Beruf und den klinischen Alltag zu bekommen. Alexandra Kopf eröffnet die Diskussion über eine Kommunikationskultur im Kreißsaal: Wie kann ich für die Schwangere im Kreißsaal eine vertraute Atmosphäre, einen geschützten Raum schaffen, ohne durch medizinische und manchmal notwendige oder unvermeidbare Interventionen Angst zu machen? Die Geburtshilfe ist für mich und meine Kollegen, für die Hebammen, die Krankenschwestern und für alle, die sich mit dem Thema befassen, ein Herzensanliegen. Wir gehen dabei verschiedene Wege, um Frauen bei der Geburt zu helfen. Alexandra Kopf zeigt einen weiteren Weg. Ich finde diesen Weg spannend.

Ich wünsche Ihnen, den werdenden Eltern und deren Begleitern, viel Freude beim Lesen und Üben!

Alexey Eykhenvald-Buravlev
Facharzt für Geburtshilfe und Gynäkologie

Vorwort

Ein Kind bekommt man nicht alle Tage – die Geburt ist ein einzigartiges elementares Ereignis im Leben von Frauen und Männern. Laut Statistischem Bundesamt liegt die Geburtenziffer je Frau relativ konstant bei 1,4 Kindern. Jede Geburt ist eine einmalige Lebenserfahrung. Es lohnt sich also, sich ausführlich und entspannt darauf vorzubereiten!

Sollten Sie dieses Buch in den Händen halten, weil Sie schwanger sind, möchte ich Ihnen dazu erst einmal gratulieren und alles Gute für diese besondere Zeit wünschen! Vielleicht lesen Sie dieses Buch aber auch als professionelle Geburtsbegleiterin. Auch wenn ich an vielen Stellen des Buches die Schwangeren direkt anspreche, finden auch Sie hier viele Anregungen und praktisch umsetzbare Übungen für Ihre Arbeit mit Schwangeren.

Ich bin längere Zeit mit den Ideen zu diesem Buch schwanger gegangen und habe es aus der Sicht einer Psychologin geschrieben. Seit fast 20 Jahren beschäftige ich mich mit den Phänomenen, die durch die Wechselwirkung zwischen Psyche und Körper entstehen. Das Thema Geburt fasziniert mich, und meine eigene Erfahrung, ein Kind zu gebären, hat mich darin bestärkt, meine Ideen zu teilen. Die professionelle Zusammenarbeit mit vielen engagierten Hebammen und Gynäkologen1 hat mir zudem bestätigt, dass meine Sicht auf die Geburt und die ganz individuelle Vorbereitung darauf sehr unterstützend ist. Ich vermittle mein psychologisches Wissen in Seminaren und berate in meiner Praxis Schwangere und ihre Partner, sich ganz individuell mental auf die Geburt vorzubereiten.

Mein Anliegen mit diesem Buch ist es, dass ich Frauen und ihre Partner darin unterstützen möchte, sich ihrer Wünsche und des Wissens über sich selbst bewusster zu werden. Es scheint eine Art Mythos zu geben, nach dem eine Geburt etwas ist, was über einen kommt und sich nicht beeinflussen lässt. Viele Frauen sind heute der Meinung, man müsse die Geburt auf sich zukommen lassen und könne dabei nicht viel planen. Diese Einstellung stelle ich infrage und möchte Sie ermutigen, sich mit Lust und Kreativität Ihre eigenen Vorstellungen zu machen. So, wie es Ihnen gefällt!

Ich erlebe es immer wieder, dass Frauen es sich quasi verbieten, konkrete Erwartungen für ihren Geburtsprozess zu haben – als wäre es etwas, das nicht beeinflussbar ist und dann einfach mit ihnen geschieht. Oft bewirkt diese Haltung, dass die Frauen sich fremdbestimmt, hilflos und ohne jede eigene Kontrolle erleben. Wenn ich »es einfach auf mich zukommen lasse«, beraube ich mich meiner Kompetenzen und eigenen Vorstellungen. Das heißt nicht, dass der Geburtsprozess bis ins kleinste Detail vorausgeplant werden soll oder naive romantische Fantasien den Blick vernebeln. Ich möchte Sie mit diesem Buch dazu ermutigen, Ihre Persönlichkeit und die damit verbundenen Lebenserfahrungen ernst zu nehmen.

Die medizinische Geburtshilfe der vergangenen Jahrzehnte hat ein System geschaffen, in dem es um standardisierte Abläufe geht. Diese haben viele Risiken ausgeschlossen, jedoch auch dazu beigetragen, dass Frauen sich weniger selbstwirksam erleben. Das Vertrauen in die moderne Medizin und die Sehnsucht nach Sicherheit führt manchmal dazu, das Gespür für die eigenen Empfindungen zu verlieren.

Vertrauen Sie Ihren Empfindungen und Ihrem Bauch! Wir kommen jeden Tag zur Welt, indem wir leben und fühlen, Neues lernen und im Austausch sind. Sie bringen ein Kind zur Welt, und das soll für Sie ein erfüllendes Lebensereignis sein, an das Sie sich gerne zurückerinnern. Ich wünsche mir, dass Sie an jedem Geburtstag Ihres Kindes voller Stolz, tiefer Zufriedenheit, Liebe und Respekt auf sich selbst und Ihre Einzigartigkeit zurückblicken.

Thematisch ist das Buch folgendermaßen gegliedert:

Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen Körper und Psyche. Der klassische Kreislauf aus Angst, damit verbundener körperlicher Anspannung und erhöhtem Schmerzempfinden kann einen Geburtsprozess in unerwünschter Weise beeinträchtigen. Unser Denken und Fühlen wirkt sich auf die Funktionen des Körpers aus, und die Verarbeitung von Signalen aus dem Körper hängt wiederum von der Interpretation verschiedener Teile des Gehirns ab. Das Wissen darüber liefert wichtige Hinweise, wie der Kreislauf aus Angst, Anspannung und Schmerz zustande kommt – und vor allem, wie er sich unterbrechen lässt. Es ergeben sich effektive Möglichkeiten der Selbstregulation und ein Verständnis davon, welche mentalen Abläufe den Geburtsprozess bestimmen.

Eines meiner Anliegen besteht darin, Sie für Ihre Erwartungen und Wünsche zu sensibilisieren und gleichzeitig die Tücken, die darin liegen, bewusst zu machen. Der Unterschied zwischen der Haltung, etwas auf sich zukommen zu lassen oder auf etwas selbstbestimmt zuzugehen, soll hier noch einmal deutlich werden. Ich möchte Sie ermutigen, Platz zu schaffen für Ihre Vorstellungen und dabei auf Ihre vielfältigen Lebenserfahrungen und ganz individuellen Kompetenzen zurückzugreifen.

Sie dürfen sich Ihren inneren Kraftquellen zuwenden, diese wachrufen und fest in Ihrem Bewusstsein verankern. Neben dem, was Sie sich für Ihre Geburt wünschen, soll ebenfalls eine Betrachtung darüber stattfinden, was Sie nicht wollen und wünschen. Ein ganzes Kapitel ist daher der Betrachtung über Angst als Energiequelle gewidmet. Es geht darum, die berechtigten Bedürfnisse, die in den Befürchtungen liegen, zu erkennen und in positiver Weise zu nutzen. Das setzt Energie frei für mehr Selbstbestimmtheit und Kreativität.

Ein zentraler Teil des Buches ermöglicht es Ihnen, mentale Fähigkeiten zu nutzen, um Ihre natürliche Entspannungsfähigkeit zu trainieren. Während der Geburt entsteht ein natürlicher Trancezustand, der gezielt genutzt und vertieft werden kann. Sie lernen, sich selbst in einen körperlich und gedanklich entspannten Zustand zu versetzen. Dies ist ein Aspekt, wie man Kontrolle gewinnen, sich selbst beruhigen und die körperliche Anspannung lösen kann.

Das Kapitel Schmerzbewältigung ist neben den Betrachtungen über Angst und Anspannung der dritte zentrale Punkt in der Geburtsvorbereitung. Die Befürchtungen bezüglich der Schmerzen bei einer Geburt beschäftigen die meisten Frauen. Wie die regelmäßigen Gebärmutterkontraktionen bewältigt werden können und was es mit dem sogenannten »Geburtsschmerz« auf sich hat, wird ausführlich erläutert.

Am Ende des Buches möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren Partner lenken und Ihnen beiden vor Augen führen, wie Ihre Beziehung zueinander als Kraftquelle dienen kann.

Alexandra Kopf
Berlin, im Mai 2015

1 Zur besseren Lesbarkeit verwende ich im Text verallgemeinernd nur entweder die weibliche oder männliche Form, wenn es um Gynäkologen, Geburtsbegleiterinnen usw. geht.

Einleitung

Psyche und Körper als Einheit

Wie Psyche und Körper sich gegenseitig beeinflussen

Die Geburt ist ein einzigartiger Prozess, der auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt ist. Die philosophische Diskussion über das Thema der Trennung zwischen Körper und Geist hat eine lange Tradition. Sie beschäftigt die Menschen seit der Antike. In den Zeiten der Aufklärung hat die Idee der getrennten Betrachtung von Körper und Geist die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis jedes Einzelnen in den Vordergrund gerückt.

Heute gehen wir – gestützt durch neurobiologische Untersuchungen – von der untrennbaren Einheit von Körper und Psyche aus. Körperliche Veränderungen haben Auswirkungen auf das Nervensystem und können zu psychischen Veränderungen führen. Genauso gilt dies umgekehrt für die Folgen psychischer Veränderungen auf den Körper.

Das ist keine bahnbrechende neue Erkenntnis, spürt diese doch jeder im Alltag am eigenen Leib. Sorgenvolle Gedanken führen eher dazu, flach zu atmen sowie die Schultern und Bauchmuskulatur anzuspannen. Fühlen wir uns wohl, entspannen sich die Muskeln, die Atmung vertieft sich, und die Extremitäten sind besser durchblutet. Sie kennen sicherlich Beschreibungen wie »hartnäckig sein«, »etwas schlägt auf den Magen« oder »das Herz geht über vor Freude«. Jedes Verhalten und Erleben wirkt sich auf den körperlichen Zustand aus. Man kann erleichtert sein oder sich bedrückt fühlen. Je nachdem, wohin die Aufmerksamkeit wandert, verändert sich auch das Körpergefühl. Welchen Nutzen hat diese Erkenntnis aber nun auf unserer Reise hin zu einer selbstbestimmten Geburt?

Das Wissen um genau diese Wechselwirkung kann ein fantastischer Schlüssel sein, um die Selbstregulation des Körpers bei der Geburt harmonisch zu unterstützen!

Die Spirale aus Angst, Anspannung und Schmerz

Ein zentraler Punkt für eine entspannte, selbstbestimmte Geburt besteht darin, den Kreislauf, der sich aus Angst, Anspannung und Schmerzempfindungen bilden kann, zu unterbrechen. Ängste und Befürchtungen haben zur Folge, dass sich der Körper anspannt. Muskuläre Anspannung wiederum erhöht die Schmerzempfindlichkeit, was seinerseits zu Stress und vermehrter Anspannung führt. Auf diese Weise kann eine Spirale entstehen, die sich immer mehr zuspitzt und zum Teufelskreis wird.

Ziel unserer Reise ist es, diesen Kreislauf zu unterbrechen und die Geburt in einen fließenden Prozess zu verwandeln, den Sie selbstbestimmt gestalten. Dabei helfen Ihnen Entspannungsmethoden und neue Perspektiven auf die Abläufe der Geburt. Angst und Entspannung sind zwei gegensätzliche Zustände, die einander ausschließen: Man kann nicht entspannt und gleichzeitig ängstlich sein! Es ist nachweislich so, dass ein Kreislauf aus Angst, Anspannung und Schmerz den Geburtsverlauf stark beeinträchtigt. Die Geburt dauert länger, und medizinische Interventionen werden wahrscheinlicher.

Der Fluss aus Gelassenheit, Entspannung und Schmerzkontrolle

Ein zentraler Teil der Geburtsvorbereitung besteht darin, die Spirale, die sich aus Angst, körperlicher Anspannung und der Fokussierung auf Schmerzen bilden kann, zu öffnen und in einen natürlichen, ungehinderten Fluss zu verwandeln. Ein Fluss, der seine ganz eigene Fließgeschwindigkeit, seine Flussbiegungen und Stromschnellen hat. Der 1930 geborene französische Gynäkologe Michel Odent, der als Wegbereiter der sanften natürlichen Geburt und Erfinder der Wassergeburt gilt, beschreibt in seinen Büchern sehr eindrücklich, dass die Geburt einem natürlichen Prozess folgt und es hauptsächlich darum geht, diesem nicht im Wege zu stehen.

Ich möchte nun weiter Ihre Neugier für die Abläufe und Funktionen des menschlichen Körpers wecken. Bitte folgen Sie mir bei den kurz gefassten Beschreibungen über das Nervensystem und die Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist. Ziel ist es hierbei, Erklärungen und Bewältigungsstrategien kennenzulernen, die helfen, den Kreislauf aus Angst, Anspannung und Schmerzen zu unterbrechen und stattdessen Gelassenheit, Entspannung und Schmerzkontrolle zu erleben.

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Geburt und Gehirn

Der Geburtsverlauf wird über bewusste und unbewusste Abläufe im Gehirn gesteuert. Das Wissen darum bietet viele mentale Möglichkeiten, die Geburt optimal vorzubereiten und Störungen der natürlichen Abläufe zu vermeiden. Zum besseren Verständnis der Gehirnfunktionen bietet es sich an, die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Anteilen des Nervensystems zu betrachten – und zwar zwischen den funktionell unterscheidbaren Bereichen autonomes Nervensystem, limbisches System und der Großhirnrinde:

Das autonome Nervensystem – umschalten können