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Filomena De Luca

Um frei zu sein

Kurzgeschichte 1- Ein Teil von mir





BookRix GmbH & Co. KG
81371 München

Vorwort

Nachdem ich das Tagebuch von meiner Zwillingsschwester gelesen hatte, entschloss ich mich, von ihrer Geschichte ein Buch zu schreiben.

Ich schreibe über ihre große Liebe, die sie nie getroffen hatte, da er auf der anderen Seite der Welt lebte. Meine Schwester fiel nach einem Verkehrsunfall ins Koma und als sie aufwachte, wurde sie Muslima. Später erkrankte sie an Krebs.

Das Erste, was ich in ihrem Tagebuch las, war:

 

Ein Teil von mir wirst Du sein.

Ein Teil von mir wirst Du bleiben.

 

Es brauchte eine Zeit, bis ich darauf kam, wie ich den Menschen erklären konnte, was Liebe wirklich ist. Ich überlegte, wie ich den Menschen beweisen konnte, wie wichtig Vertrauen ist.

 

 

Das Mädchen

 

Ich komme aus einer Familie, die sehr hart mit mir umging. Ich hatte stets das Gefühl, unerwünscht zu sein. Ich fühlte mich alleine und verlassen. Bis heute weiß ich nicht, warum das so war. Ich wusste nicht, was Liebe war und ich wurde nie richtig in den Arm genommen von meinen Eltern. Ich hatte nie gehört, ich liebe dich und daher fragte ich mich stets, ob es Liebe überhaupt gibt.

Als kleines Mädchen hab ich Liebe nie gespürt.

Als kleines Mädchen trug ich nur Hass und Neid in mir.

 

Ein paar Jahre später, als ich in die Pubertät kam, war ich etwas anders. Ich fühlte mich etwas anders, was ich vorher nie gespürt hatte.

Ich stellte mich vor meinen Kinderzimmerspiegel und schaute mich an. Jetzt sprach ich sogar mit dem Spiegel. Aber mit einem Spiegel zu sprechen, der nicht antworten kann, war dumm.

Ich wollte für mich herausfinden, wer ich war und was ich will.

Ich wusste, dass meine Kindheit nicht die Beste war, jedoch wünschte ich mir stets etwas mehr Glück gehabt zu haben. Ich entschloss mich, abzuhauen.

Von Anfang an wusste ich, dass es keine Dauerlösung war, aber ich musste es tun. Nur so konnte ich herausfinden, wer ich wirklich war und wo ich hingehörte.

Da ich in der Kirche keine Antwort fand, wusste ich, dass es das Beste war abzuhauen.

Ich stellte mir alles sehr leicht vor, aber ich wusste, es würde eine harte Zeit auf der Straße werden. So packte ich mitten in der Nacht meinen Rucksack mit den wichtigsten Dingen und machte mich auf den Weg in die Freiheit.

 

Nachdem ich von zu Hause abgehauen war, stellte ich mir die Frage, wo ich jetzt hin sollte ohne Geld und ohne Platz zum Schlafen. Ich sah auf die Bahnhofsuhr. Es war schon 0.00 Uhr. Ich musste gucken, wo ich hinging, da ich noch minderjährig war.

Wenn die Polizei mich erwischte, würde sie mich zurück zu meinen Eltern bringen, dann wäre der Aufriss umsonst gewesen, Nach einer Stunde gab ich die Hoffnung auf.

Alle Freunde, die ich hatte, waren auch minderjährig und lebten zu Hause bei den Eltern. Somit blieb mir, außer dem Schlafen auf der Bank, nichts mehr übrig.

Ich legte mich hin und schlief ein.

Nach ein paar Stunden Schlaf wurde ich von einem jungen Mann von der Bahnhofsmission geweckt.

„Ist alles in Ordnung? Es ist ziemlich kalt draußen. Möchtest Du nicht lieber mitkommen; dahin, wo es wärmer ist?“

Ich wusste nicht, was ich machen sollte und so stimmte ich zu. Es war wirklich sehr kalt.

Auf den Weg in die Bahnhofsmission stellte sich der junge Mann mit dem Namen Noah vor. Er stellte mir sehr viele Fragen, was mich sehr störte. Ich fragte mich, ob er mir helfen wollte oder mich ausfragen.

Als wir in der Bahnhofsmission ankamen, gab er mir eine Tasse heißen Tee und eine Decke, in die ich mich einkuscheln konnte.

„Wie alt bist Du?“, fragte mich Noah plötzlich.

„Es ist nicht wichtig, wie alt ich bin!“

„Doch, das ist sehr wichtig.“

Ich stand auf, nahm meinen Rucksack und ging in Richtung Tür, als Noah mich plötzlich am Arm packte und sagte: „Wo willst Du denn hin? Es ist kalt draußen, Du wirst erfrieren.“

„Lieber werde ich erfrieren, als zurück zu meinen Eltern gebracht zu werden, die mich nie geliebt haben.“

„Gib mir Deinen Rucksack“, sagte Noah, „komm schon, setz Dich hin. Ich möchte Dir nur helfen; weiter nichts. Wie heißt Du eigentlich?“

„Mein Name ist Amina.“

„Okay, Amina. Kommst Du aus einer muslimischen Familie? Dein Name ist Arabisch. Bist Du Muslima?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Okay, was möchtest Du jetzt genau machen?“, fragte mich Noah.

„Ich will auf jeden Fall nicht dahin zurück, von wo ich gekommen bin.“

„Bist Du wenigstens 18, Amina?“

„Erst in ein paar Tagen werde ich 18.“

„Okay, also bist Du noch minderjährig!“

Ich nickte.

„Ich möchte Dir helfen, weil Du könntest meine kleine Schwester sein. Ich könnte Dir mein Zimmer anbieten und ein paar Tage bei meinem Freund schlafen, bis wir etwas für Dich gefunden haben. Einverstanden?“

Ich wusste nicht, ob ich zusagen sollte, aber es blieb mir nichts anderes übrig im Moment, als seine Hilfe anzunehmen. Ich wusste nicht, was richtig oder falsch war. Ich verstand langsam, meine Situation unterschätzt zu haben.

 

Eine Frau begrüßte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Hallo Amina“, sagte sie mit einer sehr kalten Stimme.

Plötzlich kam Noah aus dem Zimmer.

Ich fühlte mich nicht Willkommen, wollte es Noah aber nicht sagen.

„Amina, Du wirst in ein paar Tagen volljährig, so wie mir es Noah erzählt hat. Was willst Du aus Deinem Leben machen?“

„Ich bin dabei, mir eine Wohnung zu suchen. Es ist aber nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich bin mit der Schule fertig, zwar ohne Abschluss, aber ich habe die Schule beendet“, sagte ich.

Ich war sehr geschockt von Radidscha. Ich dachte, dass Muslime nett sind und hilfsbereit, aber sie war eifersüchtig auf mich. Ich wollte nichts von Noah. Erstens weil er schon vergeben war und zweitens, er war überhaupt nicht mein Typ.