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© 2018 Günter Hoffmann

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-752809-091

Kunst – Heimat – Tradition

Ein Vorwort

Über Heimat zu sprechen, sich mit Heimat zu schmücken, ist seit einiger Zeit wieder in Mode gekommen. Nicht zuletzt in sogenannten Sonntagsreden und in politischen Zusammenhängen. Oder bei trendigen Zeitgeist-Veranstaltungen mit Pop-Appeal. Das ist auch nicht sonderlich überraschend, denn in einer mehr und mehr globalisierten Welt, in der Übersichtlichkeit und vertraute Bezugssysteme verloren zu gehen drohen, sehnen sich viele Menschen, sehnen wir uns alle nach Nah-Räumen, in denen wir uns auskennen und sicher fühlen.

Heimat: Das ist, gemäß der Auskunft unserer Wörterbücher und Lexika, der Ort, an dem man zu Hause ist, der Geburts- oder der Wohnort. Heimat ist die Umgebung, ist der Raum, ist die enger oder weiter gefasste Region, die einem gemäß ist, mit der man sich verbunden, in der man sich geborgen fühlt, in der man sich seiner selbst, seiner Identität gewiss ist. Oder, um mit dem schottischen Schriftsteller John Burnside zu sprechen: „Whenever we think of home / we come to this: / the handful of birds and plants we know by name“.

So weit, so gut. Heimat ist aber stets auch ein historisch bedingter und geschichtlich gewachsener Ort. Heimat besteht vor allem aus kulturellen Traditionen. Ohne Kultur, ohne ein kulturell-historisches Gedächtnis kann es Heimat im eigentlichen Sinn gar nicht geben. Und nicht zuletzt deshalb ist der Traditionsbruch, den wir gegenwärtig erleben, sind das allmähliche oder inzwischen sogar beschleunigte Wegbrechen der jahrhundertealten Buchkultur und der Schreibkompetenz im Zeichen der Digitalisierung, ist die drohende Marginalisierung der Klassischen Musik und der Bildenden Kunst, gerade auf dem Lande, so gefährlich. Seit der Aufklärung hat das städtische, mehr noch das großstädtische Bürgertum für eine kulturelle Öffentlichkeit gesorgt. In dünn besiedelten ländlichen Räumen muss diese Öffentlichkeit immer wieder neu erkämpft und hergestellt werden.

Umso erfreulicher ist die ebenso beharrliche wie zielstrebige Arbeit von Günter Hoffmann, der nun mit dem Buch „Künstler im Landkreis Waldshut vom Barock bis in die Gegenwart“ ein wertvolles Kompendium vorlegt. Günter Hoffmann ist kein Kunsthistoriker. Aber Kultur- und Kunstgeschichte sind seine Passion. Und diese Leidenschaft merkt man seiner Arbeit an. Günter Hoffmann schmückt sich nicht mit dem Heimatbegriff und verfolgt nicht das Ziel, sich im Glanz großer Namen zu sonnen. Er hält auch keine Sonntagsreden. Er sucht vielmehr und sammelt, er sichtet, trägt zusammen, ordnet, schreibt auf und hält fest. Im Lauf der Jahre und Jahrzehnte hat er auf diese Weise nach und nach einen großen Überblick gewonnen. Von dieser profunden Materialkenntnis profitiert nicht zuletzt sein neuestes Werk.

Das Buch zeigt, wie künstlerisch fruchtbar der Kreis Waldshut in der Vergangenheit war - auch jenseits Hans Thomas und der Malerbrüder Franz Xaver und Hermann Fidel Winterhalter. Es entreißt viele Namen der Vergessenheit und nimmt zahlreiche Künstlerpersönlichkeiten seit langem endlich wieder einmal in den Fokus. Unter anderem erinnert Günter Hoffmann aber auch an die beiden Stühlinger Maler Egidius Federle (1810 - 1876) und Johann Martin Morath (1805 - 1867), deren Werke, zusammen mit Arbeiten zahlreicher anderer, insbesondere deutscher und schweizerischer Künstler, vor nicht allzu langer Zeit in der großen Rheinfallausstellung im Kulturzentrum Schloss Bonndorf zu sehen waren. Er bündelt zahllose Traditionen und macht (grenzüberschreitende) Traditionslinien sichtbar, die von zentraler Bedeutung für unsere regionale Identität sind. Der Autor tut dies, ohne zu beschönigen und ohne die Schatten zu leugnen, die beispielsweise in der Zeit des Nationalsozialismus auch die Kunstlandschaft des deutschen Südwestens prägten und verdunkelten.

Arbeit an Traditionslinien, Arbeit an Identitäten und an einem transnationalen Heimatbegriff muss immer beides zugleich in den Blick nehmen: Licht und Schatten. Eine solche Arbeit hat möglichst genau und unvoreingenommen zu sein. Der neue Band versammelt in einer Art Lexikon und in zahlreichen, konzis gehaltenen Artikeln alle Künstlerpersönlichkeiten vom Südschwarzwald und vom Hochrhein, die nicht mehr leben und noch heute von Bedeutung sind. Damit legt Günter Hoffmann eine Basisarbeit im besten Sinne des Wortes vor, auf die andere später einmal, durchaus auch überregional, aufzubauen vermögen. Das ist eine kulturelle Form der Heimatforschung, die Schule machen sollte. Sie zeigt, dass Kultur, Kunst und Heimatforschung im Landkreis Waldshut auch heute noch quicklebendig sind - gerade als „Graswurzel-Kulturarbeit“.

Waldshut, im Juni 2018

Dr. Jürgen Glocker

Einleitung

Aus dem Gebiet des Hochrheines von Basel bis Schaffhausen stammen zahlreiche bekannte, vergessene und unbekannte bildende Künstler. Viele dieser Personen wurden im Landkreis Waldshut - in den Grenzen nach der Kreisreform im Jahre 1975 - geboren oder waren hier längere Zeit ansässig und haben regionale, überregionale oder internationale Bekanntheit erlangt. Um der Problematik zu entgehen, sich über die Erzeugnisse des gegenwärtigen Kunstschaffens eine Wertung anzumaßen, wurde auf die Erfassung der heute lebenden Künstler verzichtet. Es bleibt dem Urteil der Zeit überlassen, welche Namen ein späterer Autor für würdig erachtet, dieses vorliegende Werk zu vervollständigen.

Die Werke der international bekannten Künstler wie des Malers Hans Thoma aus Bernau, der Malerbrüder Franz Xaver und Hermann Fidel Winterhalter aus Menzenschwand oder des Bildhauers Karl Albiker aus Ühlingen werden in eigenen Museen in Bernau, Menzenschwand und Ettlingen gewürdigt.

Neben diesen bekannten Künstlern haben im Gebiet des heutigen Landkreises Waldshut weitere Künstler gewirkt, die aber im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten sind. Dies konnte verschiedene Gründe haben. Manche dieser Künstler waren aus dem Fokus geraten, sei es aus einer bewussten Entscheidung heraus, die Kunstwelt hinter sich zu lassen oder sie wurden aus ökonomischen, sozialen, privaten oder anderen Gründen verdrängt. Ein weiterer Grund lag auch darin, dass viele Werke von Künstlern von einer neuen Ästhetik überholt und nicht mehr den Ansprüchen des Kunstmarktes entsprachen. Auch in der Kunst entscheidet nicht nur Qualität, sondern auch Glück und Geschäftssinn darüber, ob ein Künstler in die Geschichte eingeht oder völlig in Vergessenheit gerät.

Bei der Gruppe der unbekannten Künstler konnte teilweise kaum biografisches Material gefunden werden - einzig ihr Werk hat überdauert und zeugt von großer Könnerschaft. Aufwendige Nachforschungen in den staatlichen und den gemeindeeigenen Archiven sowie in den Kirchenarchiven brachten oftmals kaum weitere Erkenntnisse zu vielen Künstlern ans Tageslicht.

Sinn dieser Publikation soll sein, die Künstler unserer Region zu erfassen und Kunstfreunden und Sammlern als brauchbares Nachschlagewerk zu dienen. Trotz sorgfältiger Recherchen und des Bemühens um Vollständigkeit wurde während der jahrelangen Vorbereitung deutlich, dass erst die Veröffentlichung des vorliegenden Buches wieder Anstöße und Hinweise auf nicht erfasste Künstler, auf fehlende wichtige Lebensdaten vorliegender Biographien oder eingeschlichene Fehler auslösen wird.

Die Veröffentlichung des vorliegenden Buches wäre ohne die tatkräftige Unterstützung der zuständigen Mitarbeiter von Städten, Gemeinden und Archiven sowie von privaten Sammlern, Kunsthistorikern und Museen nicht möglich gewesen. Stellvertretend für die vielen Ungenannten möchte ich mich bei folgenden selbstlosen Helfern bedanken: Herrn Winfried Aßfalg, Riedlingen, Herrn Karl Braun, Säckingen, Herrn Hannes Burger, Museum Schiff, Laufenburg/CH, Herrn Stadtarchivar Ingo Donnhauser, Waldshut, Herrn Dr. Jürgen Glocker, Waldshut, Herrn Sigurd Häusler, Uhldingen, Frau Margot Richter, Wehr, Herrn Wieland Schmitz, München, Herrn Dr. Hanspeter Seilnacht, Konstanz, Herrn Werner Vökt, Gemeinde Murg,

Meine Frau Carmen Beringer hat nicht nur meine unzähligen nächtlichen Überstunden und vielen Arbeitswochenenden erduldet, sondern ist sehr häufig selbst in die Bresche gesprungen und hat damit das Zustandekommen ermöglicht. Hierfür - lieben Dank.

In aufrichtiger Dankbarkeit
Günter Hoffmann

Teil I

Kunstmaler, Graphiker,
Zeichner, Kirchenmaler

Agricola Carl Josef Aloys

(1779 – 1852)

Carl Joseph Aloys Agricola wurde am 18. Oktober 1779 in Säckingen geboren. Sein Vater war Notar, Rat und Rentmeister im fürstlichen Damenstift der Waldstadt Säckingen. Die Stellung seines Vaters ermöglichte ihm eine gute Ausbildung und verhalf ihm zu Verbindungen zu der damaligen „besseren“ Gesellschaft, die ihm für seine spätere Karriere von Nutzen waren. Seine ersten Studien machte er in Karlsruhe und übersiedelte dann 1793 nach Wien, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Im Februar 1793 wurde er an der dortigen Akademie angenommen und studierte dort bis 1798, wo er durch Heinrich Füger unterrichtet wurde. Heinrich Füger war bekannt als Meister der Miniaturmalerei. Sein neoklassizistischer Stil, mit leichten barocken Stilelementen, beeinflussten seine Schüler. Die Zeichenklasse der Akademie wurde von Hubert Maurer geleitet. Seine künstlerischen Fortschritte müssen beträchtlich gewesen sein, denn 1794 erhielt Agricola den Gundelpreis II. Klasse und 1796 und 1797 I. Klasse. Bei dem Gundelpreis handelt es sich um eine privat finanzierte Preisvergabe für exzellentes Zeichnen. Von 1796 bis zu seinem Austritt aus der Akademie am 9. September 1798 erhielt er eine jährliche finanzielle Unterstützung von 84 Gulden. Während des letzten Jahres an der Akademie begann Agricola sein Einkommen durch Anfertigung von Kupferstichen (Wiedergabe von Gemälden von Raffael, Hans Holbeins, Nicolaus Poussins u.a.) und Miniaturgemälden zu verbessern.

Nach dem Verlassen der Akademie wurde Agricola der Meisterstecher der Miniaturgemälde von Heinrich Füger, die für den druckgraphischen Markt geschaffen wurden. Eine große Anzahl von Gemälden Fügers hingen in der Galerie von Baron Moritz von Fries, dem Sohn des Kaufmanns und Bankiers Johann Fries, der von Kaiser Joseph II. geadelt wurde. Anfangs des 19. Jahrhunderts war Moritz von Fries der reichste Mann Österreichs. Seine Galerie umfasste mehr als 300 Meisterwerke. Sein Haus war eine Begegnungsstätte für Künstler. Agricola muss regelmäßiger Gast gewesen sein, denn er hat nicht nur die dort befindlichen Gemälde von Füger und andere Werke in Kupfer gestochen, sondern er hat auch drei Aquarelle – die Familienmitglieder darstellen – geschaffen. Diese befinden sich heute im Historischen Museum der Stadt Wien.

Im Jahre 1811 und dann wieder 1814 kam Jean – Baptiste Isabey, ein französischer Hofmaler, nach Wien. Bei seinem ersten Aufenthalt malte er sechszehn Portraits der kaiserlichen Familie und während seines zweiten Aufenthaltes fertigte er Portraits von Mitgliedern des Kongresses in Wien. Sein Einfluss auf Agricolas Portraitmalerei war unbedeutend, jedoch bei den Blumen und Dekorationen in den Gemälden von weiblichen Personen hatte sich Agricola durch den französischen Maler teilweise inspirieren lassen.

Es ist nicht ganz geklärt, wann und wie Agricola der Nachfolger von Isabey als Hofmaler des Herzogs von Reichstadt wurde. Es ist möglich, dass Baron Dietrichstein, der die Erziehung des Herzogs überwachte, die entsprechenden Schritte einleitete, da er die Malerei, speziell die geschaffenen Familienportraits von Agricola kannte. Agricola portraitierte den Herzog im Alter von drei Jahren und schuf von diesem Gemälde auch einen kleinen Kupferstich. Dieser Kupferstich wurde in Ringe eingelassen und erfreute sich sehr großer Beliebtheit. Die Kunden von Agricolas Portraitmalerei bestätigten seinen immer größer werdenden Erfolg. So war er jahrzehntelang der berühmteste Maler von Wien. Sein Einkommen stieg, denn er erhielt für ein Portrait 500 oder mehr Dukaten, aber es hielt nie lange an, denn das ausschweifende Leben in Wien verringerte seine Geldmittel. Er heiratete Christine von Saur, die Schwester des Miniaturmalers Carl von Saur, hatte aber nebenher eine Beziehung zu Maria Preindl, der Tochter eines Polizeiinspektors.

Im Jahre 1836 wurde Carl Agricola zum Mitglied der Akademie in Wien ernannt. Über das Leben von Agricola im Alter ist wenig bekannt. Er starb am 15. Mai 1852 in Wien.

Selbstbildnis

Frontspitz- Miniatur um 1800
Bildnis einer Unbekannten

Portrait Maria Preindl

Alten Fritz von

(1904-1970)

Friedrich Georg Carl Victor Graf von Alten, genannt: Fritz von Alten, kam am 10. Mai 1904 in Berlin als Sohn des Reichsgrafen Carl Hermann Franz Victor von Alten und seiner Ehefrau Katharina Helen, geb. Lunge, zur Welt. Er wuchs in Berlin auf und trat 1914 in Niesky an der Oder in das dortige Internat ein, das er mit dem Abitur abschloss. 1926 folgte ein kurzes Chemie - und Physikstudium und anschließend besuchte er ein College über die alte niederländische Malerei. 1928 begann er seine malerische Ausbildung bei den Nachimpressionisten Eugen Spiro und Willy Jäckel in Berlin. 1929 wechselte er an die Staatliche Kunstschule in Berlin und absolvierte dort eine Zeichenlehrerausbildung. 1930 war er ein Jahr an der Kunstgewerbe - Privatakademie Reimann in Berlin, wo er sich mit Dekoration, Schrift, Plakat und Illustration vertraut machte.

1932 kam die Familie nach Laufenburg/Baden und wohnte dort im Haus Mariagrün. Hier lernte er einen Maler namens Lüssi kennen, der ihn für die französische Malerei begeisterte. Da seine Mutter Jüdin war, zog die Familie 1937/1938 in die Schweiz, zuerst für eine kurze Zeit nach Ascona und dann nach Laufenburg/CH. Fritz von Alten konnte seine Bilder und Zeichnungen nicht verkaufen und lebte, nachdem sein Vater 1944 starb, mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit dem Bemalen von Wachskerzen für eine Kerzenfabrik, mit Albumblättern, Vereinsdiplomen und Bilder für den Schweizerischen Dorfkalender sowie Dorfansichten von den umliegenden Dörfern. Erst kurz vor seinem Tode wurden seine Werke als Kunst gewürdigt. Er war der erste Werkjahrpreisträger des Aargauischen Kuratoriums für die Förderung des kulturellen Lebens des Kantons Aargau im Bereich der Bildenden Kunst. Fritz von Alten starb am 3. August 1970.

Selbstportrait 1936
(Eigentum Museumsverein Museum Schiff Laufenburg/CH)

Hafenszene
(Eigentum Museumsverein Museum Schiff Laufernburg/CH)

Babberger August

(1885 – 1936)

August Babberger wurde am 8. Dezember 1885 als Sohn des Zimmermanns August Babberger und seiner Ehefrau Apollania in Hausen im Wiesental geboren. Nach dem Besuch der Grundschule in seinem Heimatort zog die Familie 1896 nach Basel, wo der Vater eine Arbeitsstelle bekam. Er besuchte dort die Realschule und absolvierte anschließend eine Lehre als Dekorationsmaler und begann gleichzeitig ein Studium an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel. 1906 ging er auf Wanderschaft, die ihn auch nach Rom führte. Nachdem ein 1907 unternommener Versuch an der Münchner Kunstakademie aufgenommen zu werden, gescheitert war, wollte Babberger nach Hamburg. Während dieser Reise verweilte er 1908 in Karlsruhe um als Malergeselle zu arbeiten. Hier kam es zu einem Treffen mit Hans Thoma, dem er seine Federzeichnungen vorlegte. Hans Thoma rät Babberger in Karlsruhe zu bleiben und an der dortigen Akademie zu studieren. Babberger besuchte zuerst die Radierklasse bei Professor Walter Conz. Ein Jahr später vermittelte Hans Thoma ihm ein Stipendium für die Internationale Kunstschule in Florenz. 1909–1911 besuchte Babberger dort die Akademie des Schweizers Joseph Zbinden und wurde Schüler von Augusto Giacometti, dessen Symbolismus und expressive Bildauffassung ihn maßgeblich beeinflussten und mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. 1912 übersiedelte Babberger mit seiner Ehefrau Anna Maria Tobler, einer Glasmalerin aus Luzern, nach Frankfurt am Main. 1919 ist Babberger Gründungsmitglied der „Darmstädter Sezession“. Die mit dem Künstler befreundeten Maler Rudolf Gudden und Robert Hoffmann gründeten bei Urberg die Künstlersiedlung „Höll“, zu der wenig später auch Babberger hinzustieß. Er blieb dort, bis er 1920 an die neu gegründete Landeskunstschule nach Karlsruhe als Professor für dekorative Malerei berufen wurde. 1922 bezog er ein Haus in der Künstlersiedlung „Höll“ und widmete sich vor allem Naturstudien. Von 1923 bis 1929 war er Direktor der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe. Wegen seiner expressionistischen Stilmittel wurde Babberger bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 aus dem Lehramt entlassen und seine Kunst als entartet eingestuft. Eine nicht gerade rühmliche Rolle spielte dabei sein Kollege und Landsmann aus dem Wiesental, der in Steinen 1877 geborene Maler Hans Adolf Bühler, der in dieser Zeit Direktor der Akademie war.

August Babberger übersiedelte dann in die Schweiz, die Heimat seiner Frau, die er bereits seit 1916 immer wieder in den Sommermonaten aufsuchte, um dort in den Schweizer Bergen zu arbeiten. 1935 stirbt Babbergers Frau. Am 3. September 1936 starb August Babberger in Altdorf/Uri an den Folgen einer Halsoperation. Auf Initiative seiner ehemaligen Meisterschülerin Erna Schilling wurde der gesamte künstlerische Nachlass von Karlsruhe nach Altdorf/Uri überführt und konnte so vor dem drohenden Zugriff der Nationalsozialisten gerettet werden.

Die Kunst August Babbergers ging in der Entwicklung von einer großformigen Auffassung der Dinge aus, zunächst in der Art Florentiner Frührenaissance. Die frühen, zu seiner Karlsruher Studienzeit entstandenen Radierungen und Figurengemälde standen in der Tradition von Symbolismus und Jugendstil, und verraten den Einfluss von Ferdinand Hodler, Arnold Böcklin und Hans Thoma.

Doch mehr und mehr gelangte Babberger zu einer eigenständigen Interpretation der Landschaft und des Menschen. Vielleicht ist es Augusto Giacometti, der dem Künstler die schweizerische Alpenwelt nahebrachte. Babbergers Themen umfassten allegorische Figurenkompositionen und Gebirgslandschaften, die er aus pantheistischem Lebensgefühl heraus symbolistisch-expressiv gestaltete und die zeitweise motivisch wie formal an Hodler erinnerten. Die intensive Beziehung des Künstlers zur Urner Landschaft dokumentierte neben den Bildern auch sein Tagebuch „Wetternotizen“, das darüber hinaus wichtige Aussagen über sein Verhältnis zur Kunst enthält. Jedenfalls fand Babberger während seiner Sommeraufenthalte in den unberührten Alpen zu seinem eigentlichen Hauptmotiv und verwirklichte seine Idealvorstellung einer Einheit von menschlicher Existenz, Kunst und Natur. Im intensiven Dialog mit der gewaltigen Landschaft stieß er in den ausdrucksstarken Hauptwerken der 1920er und 1930er Jahre zum expressionistischen Stil vor, der durch radikale Formvereinfachung und vehemente Farbsteigerungen gekennzeichnet ist.

Das Monumental-Bewegte in Babbergers Kunst ist zwar weniger eine Sache des Formates, doch drängt dieser Künstler auch zur Wandgestaltung, die der Wichtigkeit des Bildinhaltes Nachdruck verleihen sollte. Viele Entwürfe für Wandmalerei, Mosaike und Glasfenster bezeugen dies. Beispiele hierfür sind jeweils die Entwürfe für die evangelische Christuskirche in Oberursel mit Glasfenstern aus den Jahren 1913 bis 1914 und für ein Chormosaik sowie Glasfenster im evangelischen Teil der Stiftskirche in Neustadt an der Weinstraße, ausgeführt im Jahre 1928. Wohl nur eine markante Wandmalerei ist erhalten geblieben: Die Ausmalung der reformierten Kirche in Wolhusen/ Kanton Luzern. Die Holzschnitte, die Babberger ab 1918 schuf, stellen herausragende Beispiele expressionistischer Druckgraphik dar und bannen Mensch, Natur und Kosmos in strenge, flächenkompakte Bildzeichen.

Bildnis Wilhelm Schäfer
(Privatbesitz)

Bachmann Beat Jakob

(um 1600)

Über dieses Mitglied der Säckinger Malerfamilie Bachmann ist nichts weiter bekannt, außer dass Beat Jakob Bachmann in der Schweiz tätig war. Sein größtes Werk befindet sich im Kreuzgange des Kapuzinerklosters in Sursee und stellt einen um 1619 entstandenen Bilderzyklus aus dem Leben des Hl. Franziskus dar.

Bachmann Johann

(um 1600)

Über den Kirchenmaler Johann Bachmann, gebürtig von Säckingen, ist wenig bekannt. Er stammte aus der in Säckingen beheimateten Künstlerfamilie Bachmann. Die Mitglieder dieser Familie arbeiteten in der Zentralschweiz. Johann Bachmann schuf im Jahre 1608 einige Fresken in der Stiftskirche in Beromünster. Diese Dekorationen wie Laubwerk, Arabesken, Kartuschen, Fruchtbündel, Engelsköpfchen und Rankenwerk zeugen von dem großen Geschick der dekorativen Komposition unter dem Einfluss der Spätrenaissance. Leider wurden die Arbeiten von Johann Bachmann im Jahre 1692 übertüncht und später wieder teilweise freigelegt. 1611 hat Johann Bachmann den Hochaltar der Wallfahrtkapelle Gormund/LU gefasst. Im Jahre 1638 tauchte Johann Bachmann nochmals als Maler in Beromünster auf. Ob er an anderen Orten in der Schweiz tätig war, ist unbekannt.

Bartels Karl

(1867 – 1944)

Karl Bartels wurde am 21. September 1867 in Bielefeld geboren. Sein Kunststudium begann er an der Königlichen Kunstschule in Berlin. In den Jahren 1889 bis 1892 studierte er an der Kunstakademie Karlsruhe bei Prof. Caspar Ritter und war Meisterschüler bei Prof. Hermann Baisch. Seine künstlerische Laufbahn ist durch seinen Lehrer Baisch, einem Bahnbrecher der Freilichtmalerei, und durch den Kontakt zu Hans Thoma bzw. der Beschäftigung mit dem Werk Thomas entscheidend beeinflusst worden. Er folgte dem damaligen künstlerischen Zeitgeist, durch das Aufsuchen ländlicher Abgeschiedenheit und Verbundenheit mit der Natur und dem bäuerlichen Leben eine neue Selbstverwirklichung zu erlangen. Um 1906 übersiedelte Karl Bartels nach Bernau. In den zwölf Jahren seines Aufenthaltes in Bernau bis 1918 gründete er die Bernauer Lehrwerkstätte im „Molerhüsli“. Während dieser Zeit war er 1912 in Schönau, 1914 in Todtmoos und von 1916 bis 1918 in Neustadt tätig. Von 1918 bis 1921 dauerte ein längerer Aufenthalt in der Heimat seiner Frau in Döggingen und Donaueschingen und von 1921 bis 1926 eine nochmalige Wohnsitznahme in Bernau, bevor die Familie Bartels ihre endgültige Heimat im Haus „Sonnmatt“ in Hogschür fand. Er kaufte dort 1927 ein Haus und wollte ein kleines Erholungsheim einrichten, um seine finanzielle Lage zu bessern. Jedoch verhinderte eine Krankheit seiner Frau dieses Vorhaben. Frau Bartels verstarb am 13.März 1944 und Karl Bartels am 2. November 1944.

Die herrschenden oder hereinbrechenden Kunstrichtungen und Theorien des beginnenden 20. Jahrhunderts berührten sein Werk nicht; in seinen Bildern sind keine Einflüsse des Expressionismus oder der konkreten Malerei zu entdecken. Seine Lehrer, vor allem Hermann Baisch, wirkten nachhaltig, haben seinen Stil und Malweise wesentlich geprägt. Dies ist besonders in seinem Frühwerk ersichtlich, das vom künstlerischen letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des 1. Weltkrieges bestimmt wird. Die Landschaften sind traditionell komponiert; auf der Vermittlung von Stimmungen liegt das Hauptaugenmerk. Diese Bilder im Geschmack der Zeit fanden ihre Begründung eher in der materiellen Situation des Malers als in der inneren Entwicklung. Bartels erkannte die Gefahr solcher Malerei sehr wohl. Der auch bei ihm starke Einschnitt in Gefühls - und Erlebniswelt während des 1. Weltkrieges brachte eine Neubesinnung und einen künstlerischen Schnitt, der dem Werk eine neue, qualitätsvolle Wendung verlieh.

In seiner mittleren Schaffensperiode entwickelte Bartels in der Zeit nach 1918 bis etwa Anfang der 30-iger Jahre eine dunkle tonig - erdige Farbpalette. Warme braune, grüne und teils violette Töne kommen vor; nicht die hellen Farben des Sommers waren seine Vorliebe, sondern der Winter und Vorfrühling mit ihrem gedämpften Kolorit. Neben den warmen Erdtönen wurde das spröde Weiß seine koloristische Domäne. Er verfügte über eine äußerst sensible Palette, wenn seine Bilder aus behutsamen Tonfärbungen entstehen, wenn sich Naturgefühl und Sensibilität scheinbar mühelos in einem Farbakkord finden. Sicher waren seine Bilder auf Farbwirkungen berechnet, aber es sind doch immer Abbildungen von Naturformen. Die Naturstimmung suchte Bartels durch reiche Nuancierung verhältnismäßig weniger Grundfarben zu geben. Vorbild war ihm dabei stets die Natur, die als Koloristin Faszinierendes leistet. Die Monumentalität des Schwarzwaldes, die stille Geschlossenheit dieser Landschaft führte in Bartels Bildern zu einer strengen, klaren Bildarchitektur. Bartels Landschaften sind immer „Kulturlandschaften“. Zwar fällt die im 19. Jahrhundert übliche Personenstaffage weg, aber der Mensch war indirekt beteiligt, denn seine geformte Natur wie der Acker, die Wiese und das Gehöft sind sein Thema, nicht die Wildnis der Landschaft. Seine Winterlandschaften sind dominant, weil sie es Bartels erlaubten, das Archaische des Schwarzwaldes hervorzuheben. Die Landschaft im Winter zog ihn an, er beobachtete, wie die Natur selbst abstrahierend wirkt, wenn sie alle Kleinformen weiß zudeckt und wenn weite Flächen und ruhig auf - und abschwingende Hügelkonturen in den Vordergrund traten. Die Schneefelder steigern in den Winterbildern die Räumlichkeit und die Intensität der Farbgegensätze. Bartels Bilder haben eine hohe Horizontlinie. Das Düstere, Lichtarme wird durch das Fehlen eines hohen Himmels verstärkt. Seine impressionistische Farbgebung ließ ihn besondere Lichtstimmungen finden und so sind Bilder von besonderer Eindringlichkeit entstanden.

Das Spätwerk von Karl Bartels umfasste den Zeitraum von Anfang der 30-iger Jahre bis zu seinem Tode. Seine Farbpalette lockerte sich zusehends auf. Die bisherige Düsterheit seiner Gemälde wandelte sich in eine zunehmende Helligkeit. Er hat die farblichen Nuancen zum Wesentlichen seiner Malerei erhoben, die Ölfarbe fast pastellhaft weich und leicht gemacht. Seine Feinsinnigkeit in Farbkultur und Gegenstand haben es ihm ermöglicht, den malerischen Reichtum der Schwarzwälder Landschaft zu entdecken. Mehr als früher wurden Zusammenklänge von Sekundärfarben charakteristisch. Feine milde Grüns, die von kühlen rötlich - braunen Tönen bis zu erdigen Grüns reichen, sanfte melancholische Violettfarben, die immer etwas Stumpfes an sich haben, spielen mit durchsonntem Goldocker und Erdfarben. Sie bringen das Besondere der Malerei von Karl Bartels auf das Beste zur Geltung.

Sommerlandschaft im Schwarzwald
(Privatbesitz)

Kapelle in Hogschür (Privatbesitz)

Winterlandschaft bei Bernau
(Privatbesitz)

Winter im Schwarzwald
(Privatbesitz)

Im Bernauer Tal
(Privatbesitz)

Schwarzwaldlandschaft mit Bauernhof
(Privatbesitz)

Berg Walter

(1921-1992)

Der aus einem alten Künstlergeschlecht stammende Walter Berg wurde am 18.Mai 1921 in Freiburg geboren und kam in Jahre 1954 nach Stühlingen, wo seine Frau Anneliese die Leitung der Jugendherberge übernahm. Hier konnte er sein künstlerisches Wirken fortsetzen, das er in Niedersachsen nach dem Studium an den Kunstakademien in München, Berlin und Hannover begonnen hatte. Nach seiner Rückkehr in seine Heimatstadt Freiburg übernahm er 1953 das Atelier seines Vaters, der ein bekannter Jugendstilrestaurator war. Nach dem Krieg hatte es Walter Berg schwer, für seine Familie eine Existenzgrundlage als Künstler zu sichern. Seine Frau übernahm deshalb die Tätigkeit als Leiterin der Jugendherberge in Neustadt – Titisee und später in Stühlingen.

Der Schwerpunkt im Schaffen von Walter Berg lag in der Darstellung lichtdurchfluteter, südlicher Landschaften in Italien. Seine Aquarelle zeigten sein großes Können. Zahlreiche Künstler haben seine Kurse in Aquarellmalerei besucht und haben von der Erfahrung Walter Bergs profitiert und vieles für ihre eigene künstlerische Entwicklung gelernt. Seine Holzschnitte haben sein künstlerisches Wirken ergänzt. Neben der künstlerischen Tätigkeit übernahm Walter Berg um 1960 die Leitung des Verkehrsamtes und war dort bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1987 aktiv tätig. Von 1965 bis 1971 war er Gemeinderat der Stadt Stühlingen und war bei der Stühlinger Heimatbühne und bei der Narrenzunft engagiert. Die Theaterkulissen zahlreicher Aufführungen wurden von ihm gestaltet; ebenso erhielt die Narrenzunft ihre Masken aus der Hand Walter Bergs. Der Künstler verstarb am 13. Januar 1992 in Stühlingen.

Kirche in Stühlingen
(Privatbesitz)

Berndt Rudolf

(1899 – 1972)

Geboren wurde Rudolf Berndt am 2. Dezember 1899 in Dresden. 1916 wurde er im Alter von 17 Jahren zum Militärdienst eingezogen und 1918 an der Westfront verwundet. Nach Lazarettaufenthalten war er als Lehrer in Leipzig und im Erzgebirge von 1921 bis 1925 tätig. Im Jahre 1925 begann er ein Studium an der Kunstakademie Dresden mit dem Schwerpunkt Malerei, das er 1931 beendete und arbeitete ab diesem Zeitpunkt als freischaffender Künstler in Dresden. „Vor der Natur zu malen, ohne in bloße Nachahmung zu verfallen, das stellte ich mir als Aufgabe, wenn sie auch bald für unzeitgemäß gehalten wurde. Cezanne hat das im höchsten Sinne gekonnt wie kaum ein anderer“ (zit. nach Zimmermann 1994, S 352) – mit diesen Worten formulierte Berndt retrospektiv das Ziel seines frühen künstlerischen Schaffens. 1937 übersiedelte er nach Bernau im Schwarzwald, wo er – mit Unterbrechung durch den Kriegsdienst von 1940 bis 1946 – bis zum Jahre 1954 wohnte. 1947 beteiligte sich der Künstler an einer ersten Kollektivausstellung in Freiburg, der in den 1950er Jahren erste Einzelausstelllungen folgten. 1954 verlegte er seinen Wohnsitz nach Staufen im Breisgau. Seine Palette wurde – im Gegensatz zu Bernau, wo zuweilen statisch schwere Bilder entstanden sind – heller und seine Malweise freier. Seine Themen umfassten überwiegend Schwarzwaldlandschaften aus der Bernauer und Staufener Gegend, wie auch Stilleben. 1967 wurde der Künstler mit einer großen, über hundert Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen umfassenden Retrospektive in Bernau geehrt. Am 23. Januar 1974 verstarb Rudolf Berndt in Staufen im Breisgau.

Schwarzwaldlandschaft 1943
(Privatbesitz)

Bertsche Carl

(1885 – 1942)

Carl Bertsche wurde am 08. Januar 1885 in Bräunlingen auf der Baar als fünftes von sechs Kindern des Zimmermanns Konrad Bertsche und dessen Ehefrau Maria geb. Baumeister geboren. Beide Elternteile sowie die Großeltern des Künstlers waren gebürtige Bräunlinger Bürger. Im Jahre 1900 im Alter von 15 Jahren begann er eine Malerlehre in Furtwangen bei dem Malermeister Winterhalder und besuchte dort auch die Gewerbeschule. Nach Beendigung der Lehrzeit im Jahre 1903 zog es den Malergehilfen zuerst nach Freiburg. Er arbeitete dort bei der Firma Knosp & Dettinger, aber bereits 1904 finden wir Carl Bertsche bei dem Kirchenmaler Wilhelm Hoch in Neckargmünd. Dort blieb er bis 1907. Ab 1908 beschäftigte ihn der Kirchenmaler Henselmann in Offenburg. Während der Wintermonate besuchte er in Karlsruhe das Atelier für Kunst und Dekoration von Josef Himmel (1869 - Karlsruhe - 1941). Von 1909 bis Ostern 1910 war er auch ständiger Schüler der Dekorationsmalerklasse der Großherzoglichen Kunstgewerbeschule in Karlsruhe. Von allen Ausbildungs - und Arbeitsstätten bekam er nur beste Zeugnisse. Sein Weg führte ihn dann ins Egerland nach Bad Elster. Nach der Rückkehr aus dem Egerland lernte er 1910 während der Ausmalung der Kath. Kirche in Kuppenheim seine spätere Lebensgefährtin Clara Wagner kennen, mit der im Jahre 1911 die Ehe einging. Carl Bertsche machte sich dann selbständig und gründete in Waldshut 1911 zusammen mit dem Kunstmaler Albert Schroff ein Malergeschäft mit dem Schwerpunkt Kirchenmalerei. Gleichzeitig wurde ein Atelierhaus für beide Künstler errichtet. Der Beginn des I. Weltkrieges wurde auch für Carl Bertsche zu einem einschneidenden Ereignis. Am 08. September 1914 wurde Carl Bertsche zur Artillerie nach Rastatt eingezogen. Er diente als Kanonier bei der 5. Batterie des 1. Thüringischen Feldartillerie Regiments Nr. 19 und erhielt dort die silberne Verdienstmedaille am Band und 1916 das Eiserne Kreuz II. Klasse. An der Front in Frankreich bei der Schlacht von Verdun erlitt er eine Gasvergiftung. Am 10.12.1919 kehrte er nach Waldshut zurück. Sein Kollege Schroff verkaufte ihm nach dem Krieg seinen Anteil an dem Atelierhaus und ging nach Karlsruhe um sich der Bühnenmalerei zu widmen. Schroff starb dort 1923.

Seine inzwischen fünfköpfige Familie konnte Carl Bertsche von der Kunst allein nicht ernähren. Er führte deshalb alle anfallenden Malerarbeiten aus und war froh, dass er das Malerhandwerk gründlich erlernt hatte. Im Laufe der Zeit kamen Aufträge für Kirchenrestaurierungen und Kirchenausmalungen dazu. Doch die folgende Inflation machte das bereits Gesparte wieder zunichte, so dass Carl Bertsche wieder von neuem beginnen musste. Er und seine Familie bestritten ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit der Kirchenmalerei, die neben der künstlerischen Arbeit als Restaurator auch handwerkliche Tätigkeiten beinhaltete. Seine Tätigkeit für den Bauverein Waldshut darf ebenfalls nicht vergessen werden.

Viele Kirchen (rd. 35) im Schwarzwald, Hochrheingebiet und Hohenzollern hat er restauriert und zum Teil nach eigenen Entwürfen ausgemalt. Wegen seiner religiösen Einstellung und seiner Beschäftigung mit der Kirchenmalerei hatte er während des Dritten Reiches manche Schwierigkeiten durchzustehen. Carl Bertsche ließ sich aber von seinem gradlinigen christlichen Weg nicht abbringen.

Seinem künstlerischen Schaffen wurde leider durch eine heimtückische Krankheit schon früh ein Ende gesetzt. Carl Bertsche verstarb am 26. November 1942 im Alter von erst 57 Jahren.

Maria mit dem Jesuskind
(Kapelle Weilheim - Indlekofen)

Krönung Mariens
(Kirche St. Ursula – Ühlingen)

Best Georg

(1903 – 2003)

Der Maler, Grafiker und Bildhauer Georg Best wurde am 21. Oktober 1903 in Kaiserslautern geboren. Im Jahr 1921 trat Georg Best in die Karlsruher Akademie ein und wurde Schüler von August Babberger, Hermann Gehri und Wilhelm Schnarrenberger. 1923 wurde er Meisterschüler von August Babberger. Ende 1925 übersiedelte er nach Frankfurt. Von 1931 bis 1933 besuchte Georg Best die Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschüler von Paul Klee und hielt sich anschließend von 1935 bis 1941 in Berlin auf. 1941 zum Kriegsdienst eingezogen, kehrte Best 1945 aus der Kriegsgefangenschaft nach Berlin zurück. 1948 trat Georg Best eine Stelle als Lehrer für Dekorative Malerei an der staatlichen Kunsthandwerkerschule in Bonndorf an und bekleidete das Amt bis 1953. Nach Schließung der Schule übersiedelte er wieder nach Frankfurt, wo er am 28. Oktober 2003 verstarb.

Während seiner Lehrtätigkeit in Bonndorf setzte er sich mit der Landschaft des Schwarzwaldes auseinander. Die entstandenen Arbeiten sind größtenteils nach Orten der Umgebung benannt und somit in ihrem Erscheinungsbild nachvollziehbar. Sie bilden in Bests Oeuvre - neben dem Frühwerk - in ihrer Gegenständlichkeit und Naturnähe einen Kontrapunkt zu den überwiegend abstrakten und informellen Arbeiten. Für die Kapelle in Bernau – Kaiserhaus schuf er ein auf Platingoldgrund gemaltes Altarbild, das die Hl. Familie als Beschützerin des Bernauer Tales im Jahresumlauf darstellt. Das Bild war ein Geschenk des Kunstmalers, der mit seiner Frau oft in Bernau weilte.

Hl. Familie
(Kapelle Bernau – Kaiserhaus)

Beutler Caspar

(um 1600 – nach 1671)

Der Künstler wurde um 1600 in Säckingen als Sohn des Jakob Beutler, der vermutlich aus dem Schwarzwald stammte, geboren. Genaue Lebensdaten sind nicht bekannt. Bereits frühzeitig scheint Caspar Beutler in die Schweiz gekommen zu sein und war vermutlich als Verwandter des Buchdruckers David Hautt in dessen Handwerksbetrieb in Luzern tätig. Im Jahre 1626 ließ sich Caspar Beutler als Hintersasse in Beromünster nieder und erhielt 1638 nebst seinen sechs Kindern das dortige Bürgerrecht. 1644 ist Beutler als Mitglied der Lukasbruderschaft verzeichnet. Eine letzte Lebensspur findet sich auf einer Federzeichnung, die signiert ist mit: „Casparus Beuthlerus Francofurt im Maynlant a° 71 d. 27.Martij. Ob Caspar Beutler in Frankfurt am Main oder wie vermutet in Säckingen starb, ist ungewiss.

Caspar Beutler hat in der Schweiz zahlreiche Werke geschaffen. In Neudorf/LU freskierte er in der Beinhauskapelle die Legende des Hl. Franziskus. Im Jahre 1636 arbeitete er zusammen mit dem Bildschnitzer Niklaus Hamann in Hägglingen/AG in der dortigen Stiftskirche und malte beim Umbau der Stiftskirche 1629 eine Deckenkomposition der Himmelfahrt Mariens. In Solothurn schuf er um 1644 ein Altarbild für die Peterskapelle. Neben diesen Aufträgen war Caspar Beutler in verstärktem Umfang für das Stift Beromünster tätig. Er entwarf für Beromünster Wappenkalender und Bücherillustrationen. Im Landkreis Waldshut hat sich ein Altargemälde in der Kirche St. Simon & Judas in Gurtweil erhalten.

Auferstehung 1646
(Kirche St. Simon und Judas – Gurtweil)

Beutler Clemens

(um 1623 – 1682)

Clemens Beutler wurde als Sohn des Caspar Beutler um 1623 wahrscheinlich in Säckingen geboren. Er erhielt wohl seinen ersten Unterricht bei seinem Vater. Später zog er nach Luzern, wo er vermutlich als Zeichner und Stecher im Dienst seines Verwandten, dem Buchdrucker Hautt stand. Zwischen 1650 und 1654 fällt ein Aufenthalt des Künstlers in Rom. Ab 1654 lebte Clemens Beutler in Ebelsberg/Österreich und war dort für den Reichsgrafen Joachim Enzmilner zu Windhaag tätig. Er schuf in dessen Auftrag Gemälde und Altäre für die Windhaagschen Kirchen. Ansichtsfolgen und Karten der Windhaagschen Besitzungen in Ober – und Niederösterreich stellen bedeutende topographische Quellen dar. Die Tätigkeit Clemens Beutlers ist bis zum Jahre 1672 nachweisbar, denn in diesem Jahre schuf er zu Seekirchen bei Salzburg ein Hochaltarblatt. Der Künstler starb am 10. April 1682 in Ebelsberg.

Schloss Windhaag bei Perg in Oberösterreich 1660

Beutler Carl Ludwig

(um 1638 – 1683)

Der in Säckingen um 1638 geborene Carl Ludwig Beutler war wohl Schüler seines Vaters Caspar Beutler und der Bruder von Clemens Beutler. Über seine Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt. Im Alter von 34 Jahren trat er am 11. April 1672 in das Kloster Einsiedeln ein und nahm den Namen Pater Athanas an. Er stellte zur Bedingung, dass er auch als Priester seinem gelernten Beruf als Maler nachkommen könne. Am 16. April 1673 legte er Profess ab und wurde am 30. März 1675 zum Priester geweiht.

Im Auftrag des Klosters Einsiedeln malte er zahlreiche Altarbilder in Bellenz, Freienbach, Rapperseil, und Ittendorf. Im Jahre 1678 fertigte er auf Weisung des Abtes Augustin Reding von Biberegg einen „9 werkschuh“ hohen Stammbaum des Hauses Savoyen auf Pergament, den er dann dem savoyischen Gesandten in Luzern übergab. Ebenfalls für Abt Augustin Reding nahm er 1679 als Geometer Grundrisse der Herrschaft Sonnenberg im Thurgau auf, die der Abt zuvor erworben hatte. Ferner lieferte Carl Ludwig Beutler die Vorlagen der bei Philipp Kilian in Augsburg gestochenen Blätter des Hl. Meinrad und des Hl. Adelrich sowie verschiedene Ansichten der Gnadenkapelle von Einsiedeln, die wahrscheinlich in Basel gestochen wurden. Carl Ludwig Beutler starb am 7. Mai 1683 in Einsiedeln.

Biehler Sepp

(1907 – 1973)