cover.jpg

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

img1.jpg

 

Nr. 2096

 

Kraschyns Ultimatum

 

Nervenkrieg im Solsystem – der Würgegriff für Terra wird stärker

 

von Arndt Ellmer

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

img2.jpg

 

Die unter dem Befehl der negativen Superintelligenz SEELENQUELL stehenden Arkoniden haben Terra und die anderen Planeten des Solsystems besetzt. Um eine vernichtende Raumschlacht zu verhindern, die Millionen oder gar Milliarden von Toten gefordert hätte, hat sich Perry Rhodan mit seiner Flotte an einen unbekannten Ort zurückgezogen.

Von dort aus agieren die Terraner im Mai 1304 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Mit Kommandoaktionen gehen sie gegen SEELENQUELL und die arkonidischen Truppen vor. Ein wichtiger Verbündeter dabei ist ausgerechnet Bostich, der ehemalige Imperator des Kristallimperiums, mit dem Perry Rhodan einen heiklen Pakt geschlossen hat.

Zuletzt gelang es einem Kommandotrupp, der aus Agenten der USO und Terranern bestand, auf Terra Schlimmeres zu verhindern: Morkhero Seelenquell, der auf dem Heimatplaneten der Menschheit einen zweiten Sitz für die Superintelligenz »erbauen« sollte, wurde dabei erschossen. Weitere Schritte waren die Errichtung eines arkonidischen Gegen-Imperiums und die Befreiung des Zentralplasmas und der Hundertsonnenwelt.

Spätestens jetzt ist SEELENQUELL in der Defensive. Die negative Superintelligenz setzt auf massive Gewalt – es kommt zu KRASCHYNS ULTIMATUM …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Tia de Mym – Die Agentin des Terranischen Liga-Dienstes ist beim entscheidenden Sturm dabei.

Roi Danton – Der USO-Major leitet ein Himmelfahrtskommando.

Kraschyn – Der Mascant droht mit einem fürchterlichen Ultimatum.

Noviel Residor – Der TLD-Chef plant bis ins letzte Detail.

Gucky – Der Mausbiber hält sich wieder einmal nicht an Anordnungen.

Prolog

 

»Wir sind da, Erster Admiral!«

Ziiyanis vorderes Augenpaar betrachtete den Panoramaschirm, während das hintere die Crew der Zentrale musterte. Die Gataser zeigten keine Regung.

Starr und stumm blickten sie auf die Darstellung des Systems mit seiner blauen Riesensonne, 6312 Lichtjahre von ihrer Heimatwelt entfernt. 24 Planeten umkreisten den extrem starken Hyperstrahler mit seinem ungewöhnlichen, in der Milchstraße bisher einmaligen Psi-Spektrum im Frequenzbereich von einem Petakalup.

Von den Planeten lag lediglich ein einziger innerhalb der Biosphäre des Systems. Und dieser war ein Zerhüüynen, ein Verbotener Planet. Die einheimischen Intelligenzen nannten ihn Yuna. In der Nomenklatur der Gataser trug er die Bezeichnung Morbienne III. Die Aufzeichnungen wiesen ihn als Dschungelwelt mit idealen Bedingungen aus. Dennoch hatten ihn die Gataser im Zuge ihrer ersten Auswanderungswelle vor knapp zwölftausend Jahren nicht besiedelt, sondern mit dem Prädikat »besonders gefährlich« versehen und als Zerhüüynen in den Daten verzeichnet. Ihre Gehirne hatten dem paranormalen Druck der psionischen Strahlung nicht standgehalten.

Diesmal war es anders. Ohne Ausnahme trugen die Besatzungen der nun insgesamt dreißigtausend Schiffe KrIso-Netze; die Besatzungen der rund tausend Schiffe, die seit Monaten in dem System stationiert waren, ebenso wie diejenigen, die nun neu hinzukamen.

Erster Admiral Ziiyani gab ein schrilles, zustimmendes Zirpen von sich. »Wir bilden im Abstand von fünftausend Kilometern eine Kugelschale um Morbienne III«, ordnete er an.

Das war nah, verdammt nah. Der Zerhüüynen platzte vor Fluut schier aus den Nähten. Dabei handelte es sich um einen Trägerstoff für psionische Strahlung. Den Einheimischen diente sie als Nahrung. Ohne das Fluut konnte keines der Lebewesen auf dem dritten Planeten existieren.

Ziiyani rief in Gedanken die weiße Kreatur der Klarheit an, dass sie ihm Erleuchtung schenkte. Die unterschwellige Angst wich nicht von ihm. Sie legte sich erst, als sein Flaggschiff HÜRRIETT als letztes die berechnete Position erreichte und sich in den Kordon einfügte.

Aus keinem der Diskusse traf eine Notmeldung ein. Die Netze auf den Tellerköpfen der Gataser hielten dem psionischen Druck stand. Genau so hatte es sein Herr auf Arkon III vorhergesagt.

Der Auftrag der Gataser lautete, den Planeten gegen jede Annäherung terranischer und anderer Flotten zu schützen.

Erster Admiral Ziiyani lauschte in sich hinein. Er hoffte auf einen Hinweis SEELENQUELLS. Die Superintelligenz tat ihm nicht den Gefallen. Ziiyani tastete vorsichtig mit den Fingerspitzen über den Kopf. Das Haftgelee war unversehrt, das KrIso-Netz saß fest an seinem Platz.

Die Frage, wieso Terraner oder andere ausgerechnet den einstigen Stützpunkt Morkheros anfliegen sollten, blieb ohne Antwort.

Der Flottenadmiral nahm an, dass Morbienne III für SEELENQUELL keinerlei Bedeutung besaß. Noch nie hatte die Superintelligenz weitergehendes Interesse an diesem Planeten gezeigt. Wenn hinter ihrer Anordnung ein plötzliches Umdenken steckte, konnte es nur bedeuten, dass sich die Dinge anders entwickelten als ursprünglich geplant.

Stellte Morbienne III so etwas wie einen Rückzugsort für SEELENQUELL dar? Welche Schlussfolgerungen sich daraus auf die Situation im Arkon-System ableiten ließen, das wollte sich der Admiral lieber nicht ausmalen.

Hand Ziiyani richtete seine Hinterkopfaugen auf den Antigravschacht, der mitten in der Zentrale mündete. Köpfe und Schultern zweier Jülziish tauchten in der Öffnung auf. Die beiden trugen die ockerfarbenen Kombinationen aller Besatzungsmitglieder. Die Farbe ihres Körperflaums allerdings zeigte einen dunkleren Blauschimmer über dem Rosarot.

Der Admiral erkannte sofort, dass es sich nicht um Gataser handelte. Bisher war er davon ausgegangen, dass alle Soldaten in der HÜRRIETT von der Ursprungswelt stammten.

»Prüyitt-Hyütt«, wandte er sich an den zuständigen Offizier. »Ich verlange eine …«

Er verstummte. Die beiden Ankömmlinge hielten klobige Waffen in den Händen, wie er sie bisher nie gesehen hatte. Sein hastiger Gedanke an die Goldene Technik und deren geheime Errungenschaften endete mit der Erkenntnis, dass die beiden ihn zum Ziel ihres Angriffs auserkoren hatten. Während der eine stehenblieb, ging der andere einen Schritt zur Seite. Die Mündungen ihrer Waffen zeigten auf den Ersten Admiral.

Die Automatik griff mit einiger Verzögerung ein, schien aber auf unbegreifliche Weise gestört. Sie projizierte ein Schirmfeld zwischen ihn und seine Offiziere. Keiner von ihnen regte sich. Wie gelähmt saßen sie in ihren Sesseln mit den flauschigen Halsstützen.

Und dann lösten die beiden Eindringlinge ihre Waffen aus.

Ziiyani zuckte zusammen. Etwas klatschte an zwei Stellen gegen seinen Kopf. Vergebens wartete er auf den Schmerz einer Wunde. Stattdessen breitete sich etwas Klebriges, Glitschiges über seinen Tellerkopf aus.

Ein seltsamer Angriff!, dachte er. Aber dann fing auch schon der Wahnsinn an. Schwarze Finger wühlten in seinem Bewusstsein. Er empfand es so, als versuchten sie, seine Gehirnwindungen zu zerreißen. Die Zentrale fing an, sich um ihn herum zu bewegen. Verzweifelt suchte er nach einem Halt, fand ihn aber nicht.

Ziiyani riss den Halsmund auf. Er wollte schreien, aber sein Rachen war ausgetrocknet. Mehr als ein schrilles Krächzen drang nicht an seine Gehörgänge.

Im nächsten Augenblick setzte der Tod ein. Er lähmte seinen Körper, vermittelte ihm das Gefühl des plötzlichen Absterbens und führte ihm in einem einzigen Gedankenbild die Sinnlosigkeit seiner Existenz vor Augen. Den Schmerz des Einstichs an seinem Hals spürte er kaum. Der Admiral knickte in den Knien ein. Ein Fesselfeld verhinderte, dass er stürzte und sich verletzte. Kräfte, auf die er keinen Einfluss nehmen konnte, bewegten ihn in die Horizontale.

Erster Admiral Ziiyani bäumte sich auf. Einen winzigen Sekundenbruchteil kämpfte er gegen den unvermeidlichen Tod. Ohne den Kontakt zu SEELENQUELL war sein Leben nichts wert. Die Zahl derer, die nach der Entfernung des KrIso-Netzes und der Einsetzung eines PsIso-Netzes innerhalb von Sekunden oder Minuten den Herztod gestorben waren, ging nach seinen Informationen in die Dutzende oder Hunderte.

Flammende Hitze durchströmte seinen Körper. In seinem Kopf breitete sich schwarzer Nebel aus. Etwas legte sich lähmend über sein Bewusstsein. Er stemmte sich dagegen. Wenn er schon sterben musste, wollte er bewusst erleben, wie es war.

Aber Ziiyani starb nicht. Sein Bewusstsein klärte sich übergangslos. Der hektische Atem und der unregelmäßige Puls regulierten sich so schnell, dass er es kaum wahrnahm. Staunend, fast andächtig lauschte er in sich hinein. Das vordere Augenpaar beobachtete die beiden Angreifer.

Bange Sekunden verstrichen. Nichts geschah. Ziiyani bewegte vorsichtig Arme und Beine. Er stellte fest, dass ihm nichts fehlte.

Einer der Angreifer beugte sich über ihn. »Ich denke, du hast es überstanden, mein Freund«, erklang eine Stimme mit dem Akzent von Karrjon.

Das Fesselfeld richtete ihn auf und erlosch. Der Gataser starrte die beiden Artgenossen mit den seltsamen Schussapparaten an.

»Ihr … ihr habt mich … befreit«, stellte er fassungslos fest. »Der Bann ist gebrochen. Ich bin nicht länger ein Sklave SEELENQUELLS.«

Die beiden nahmen ihm das KrIso-Netz ab und ersetzten es durch ein PsIso-Pendant. Der Tausch verursachte keinerlei Beeinträchtigung.

»Du bist wieder du selbst«, bestätigte der Karr. »Willkommen in der Wirklichkeit!«

Erster Admiral Ziiyani straffte seinen Körper. Er wandte sich an die Besatzung der Zentrale. »Ihr habt meine Worte richtig verstanden. Bisher war ich eine Hand der negativen Superintelligenz. Diese beiden Männer haben mich erlöst.« Er wandte sich an den Steuerautomaten seines Flaggschiffs. »Ich wünsche eine Funkverbindung mit allen Einheiten meiner Flotte. Jeder in diesen Schiffen soll hören, was ich zu sagen habe.«

Die Völker der Jülziish wussten nichts Konkretes über SEELENQUELL. Die meisten Bewohner der Eastside hatten keine Ahnung, dass ihre Regierungen und die wichtigsten Köpfe der Raumflotten unter der Kontrolle dieses Wesens standen. Aufgrund der kulturellen Differenzen zu den humanoiden Völkern interessierten sich die meisten Jülziish – oder Blues, wie sie von den Menschen genannt wurden – ohnehin nicht sehr für das Geschehen zwischen Arkon und Terra.

Die offizielle Lesart besagte zudem, dass es seit der Geheimkonferenz auf Santanz eine andere, geschlossenere Politik gegenüber den übrigen Milchstraßenvölkern gab. Mehr drang nicht an die Öffentlichkeit, die sich eher für die Politik der Jülziish-Nationen interessierte.

Dass hinter allem erst das Machtstreben Morkheros und später von SEELENQUELL steckte, das ahnten die meisten Bewohner der Eastside nicht. Ziiyani ging davon aus, dass dies ähnlich auch für die Westside galt.

Das Bereitschaftszeichen der Funkanlage leuchtete auf. Es signalisierte ihm, dass der Sender und die Empfänger in den Schiffen seiner Flotte das Synchronisationsmoment beendet hatten.

»Dies ist der Augenblick der Wahrheit«, hörte der Erste Admiral sich sagen. »Was ihr jetzt erfahrt, wird euer Leben verändern. SEELENQUELL ist keine Erfindung der Terraner oder Arkoniden. Die Superintelligenz existiert wirklich. Bis vor wenigen Augenblicken war ich einer ihrer Sklaven …«

 

*

 

Ziiyani musterte die beiden Karr. Er kannte weder ihre Namen noch ihre Herkunft. Er wusste nicht einmal, wie sie in sein Flaggschiff gekommen waren. Etwas anderes jedoch war ihm seit wenigen Minuten klar: Ihr Eingreifen stellte keinen Einzelfall dar. In mindestens drei weiteren Fällen hatten Jülziish Zutritt zu Schiffen genommen und ihre seltsamen Schussapparate auf verantwortliche Admirale der Flotte gerichtet.

Der Erfolg zeigte sich wenig später ähnlich wie in der HÜRRIETT. Die befreiten Offiziere wandten sich an ihre Flottenverbände. Sie öffneten ihnen die Augen.

»Die Operation ist damit noch lange nicht abgeschlossen«, sagten die beiden Karr zum Ersten Admiral. »In den Hangars deiner Flotte lagern ohne dein Wissen eine Million PsIso-Netze. Nach unseren Unterlagen reicht diese Menge für alle deine Offiziere und einen Teil der Mannschaften aus. SEELENQUELL wird keinen Verantwortlichen deiner Flotte mehr übernehmen können. Trage Sorge dafür, dass die Verteilung so schnell wie möglich geschieht.«

»Selbstverständlich. Ich werde das sofort veranlassen.«

Es bekümmerte Ziiyani nicht, dass er Anweisungen von Fremden entgegennahm. Seine Gedanken besaßen eine Klarheit wie schon lange nicht mehr. Und wenn er an den guten Absichten der Karr gezweifelt hätte, wären seine Bedenken schnell verflogen. Die Eindringlinge hatten ihm das Leben gerettet. Unter dem Bann SEELENQUELLS hätte er es hingegen bald verloren.

Der Admiral fragte sich, in wessen Auftrag die beiden Karr und die Angreifer in den anderen Schiffen handelten. Der Terranische Liga-Dienst kam nicht in Frage, ebenso wenig die von SEELENQUELL kontrollierten Celista-Geheimdienste Arkons. Bostichs Kralasenen beschäftigten keine Blues in ihren Reihen.

Blieb als einzige Möglichkeit die USO. Den Spezialisten des Oxtorners Monkey traute er diesen Coup am ehesten zu. Die weiteren Informationen der Karr festigten seine Vermutung.

»Gleichzeitig mit unserem Vorgehen finden auf Gatas und allen anderen wichtigen Welten ähnliche Kommandounternehmen gegen die Regierungen und ihre Minister statt«, fuhr der Sprecher der beiden Agenten fort. »In ein paar Stunden oder höchstens Tagen wird es in der Eastside keine Hände SEELENQUELLS mehr geben.«

»Dann kann ich meinen Einheiten beruhigt den Befehl zur Rückkehr in die Heimat erteilen.« Ziiyani ließ ein erleichtertes Zirpen hören.

Der Gedanke, dass der Spuk bald vorbei war, erleichterte ihn ungemein. Sein lautloser Dank galt der Weißen Kreatur der Klarheit, aber auch dem Tlyünosmun als dem Urvater aller Jülziish, dass sie sein Volk vor der Versklavung bewahrt hatten.

»Deine Flotte wird ihren Beitrag zur Befreiung des Verth-Systems leisten«, bestätigte der Karr. »Wenn wir alle zusammenstehen, schaffen wir es.«

»Und danach?« Erster Admiral Ziiyani dachte über die Grenzen der Eastside hinaus. Würde Terra sie um Hilfe gegen SEELENQUELL bitten? Oder Bostich?

»An alle Einheiten!«, zirpte er laut. »Die Kampfbereitschaft bleibt erhalten. Formationsflug vorbereiten. Kurs auf das Verth-System!«

1.

Wega-System – Das Ultimatum

 

Du stehst vor der gelblichweiß leuchtenden Spindel und wartest darauf, dass die Farbe endlich auf Grün wechselt. Der Transmitter bringt erst den Roboter und danach dich an das vorbestimmte Ziel. Für Bruchteile eines Augenblicks wirst du zum Bestandteil des Hyperraums, bist losgelöst von allen irdischen Problemen, hängst glücklich und zufrieden irgendwo in höheren Sphären.

Manchmal wünschst du dir einen solchen Zustand auf Dauer, für alle Ewigkeiten.

Dann aber holt dich der helle Klang des Bereitschaftssignals in die Wirklichkeit zurück. Du blickst auf …

Das Transmitterfeld signalisierte Sendebereitschaft. Der TARA-V-UH-Roboter neben Tia de Mym setzte sich in Bewegung und trat in den Abstrahlkreis. Sie sah zu, wie sein Körper sich auflöste, entmaterialisiert ins Nichts. Seine Aufgabe bestand darin, den Zielort zu überprüfen.

Vom technischen Standpunkt aus betrachtet war diese Sicherheitsvorkehrung überflüssig. Die neuartigen TLD-Transmitter verfügten über nahezu hundertprozentige Dämpferanlagen. Kein Arkonide konnte sie bisher in ihrer Funktion stören oder beeinflussen.

Die klobige Bauweise der Dämpfer ermöglichte allerdings keine transportable Nutzung. Darin unterschieden sie sich von den transportablen Excalibur-Konstruktionen der USO.

Dass Noviel Residor dennoch auf einer Vorkontrolle durch Kampfroboter bestand, leuchtete Tia ein. Ein dummer Zufall oder eine Aktion des Gegners konnte am Zielort veränderte Bedingungen schaffen, etwa eine unbemerkte Kaperung durch Kraschyns Truppen. In einem solchen Fall geriet Alpha Karthago in Gefahr, entdeckt oder erstürmt zu werden.

Die TLD-Agentin beobachtete, wie die Farbe des Transmitterfelds von Grün auf Rot wechselte. Sekunden später kehrte der Roboter zurück.

»Der Weg ist frei«, verkündete die Maschine.

Banal klang dieser Standardsatz, wenn man ihn zum tausendsten Mal hörte. Aber er zählte zu den festgefügten Ritualen des Sicherheitsprogramms, zugleich strahlte die Maschine einen Satz aus Kodesymbolen ab. Einen Roboter mit einer anderen Meldung – ob akustisch oder elektronisch – hätten die Wachmänner und Kampfroboter im Hintergrund sofort zerstrahlt.

Der Schutzschirm um Tia de Mym erlosch. Gleichzeitig wich die Anspannung von ihr. Die 1,69 große Frau mit dem wirr in alle Richtungen stehenden Haar trat nach vorn. Das Feld wechselte erneut auf Grün. Zwanzig Sekunden blieben ihr, ehe die Verbindung in sich zusammenfiel.

Ein letzter Griff an den Waffengurt, eine letzte Berührung der Brusttasche ihres Einsatzanzugs, dann machte sie den entscheidenden Schritt nach vorn. Das spindelförmige Feld erfasste ihren Körper bis in die letzten Atome und leitete die Entmaterialisierung ein. Das Gerät wandelte den Körper in ein hyperenergetisches Strukturmuster um, schickte ihn durch den Hyperraum zum Empfänger, der den Körper rematerialisierte.

Für die TLD-Agentin vollzog sich der Vorgang innerhalb eines winzigen Augenblicks. In ihrer Wahrnehmung erlebte sie es, als trete sie durch einen Vorhang in einen anderen Raum.

Ein Halbkreis aus Kampfrobotern empfing sie. Die Mündungen der Impulsstrahler flammten schussbereit. Die Männer und Frauen des Personals hielten sich im Hintergrund.

»Ankömmling identifiziert«, verkündete eine Automatenstimme. Die Schirmfelder erloschen, die Roboter senkten ihre Waffen. Das rote Feld hinter ihrem Rücken löste sich auf.