Jürgen Fliege

Theresias Öl

Das geheimnisvolle Öl
aus den Tiroler Bergen

Jürgen Fliege

Theresias Öl

Das geheimnisvolle Öl
aus den Tiroler Bergen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Frühjahr 2005 in Tirol

Eine Berufung

Geschichten heilen

Die Auferstehung des Öls

Hingabe

Das Mysterium

Die Ägyptische

Der Durchbruch

Das Ölwunder

Die Legende

Die junge Frau mit dem Kinde

Jenseits der Klostermedizin

Das Wunder

Später

Der Griff nach dem Öl

Der Weg ist frei

JETZT

Vorwort

Warum trifft uns eine Nachricht wie ein Blitz? Und warum lässt uns so manches andere in der Welt kalt, als hätten wir damit nichts zu tun? Es liegt wohl daran, was wir selbst in unserem Leben erlebt und erfahren haben. Jahrelang, jahrzehntelang kann ein unbewältigter Schmerz in uns schlafend überleben, bis der Tag kommt, an dem er seinen Sinn und seine Antwort bekommt. Als mir eine unbekannte Stimme am anderen Ende der Telefonleitung von einem geheimnisvollen Heilöl erzählte, das seit Generationen in der Familie wahre Wunder vollbringt, tauchte in meiner Erinnerung der kleine Sohn meines Patenkindes auf. Ein wunderbar aufgeweckter tiefsinniger Junge mit leuchtenden Augen und roten Haaren. Ich habe ihn getauft und über sein Leben einen Taufspruch aus dem Alten Testament gesprochen: «Wenn du durchs Feuer musst, sollst du nicht verbrennen!» Das steht so im Buch des Propheten Jesaja. Und dann ist es tatsächlich passiert, als wenn ein Spruch eine Prophezeiung wäre: «Wenn Du durchs Feuer musst, sollst Du nicht verbrennen.» «Du sollst nicht verbrennen!» Ich habe ihn damals natürlich nicht schreien hören. Er wohnt ja Hunderte von Kilometern weit weg. Aber ich wollte mir die Ohren zuhalten, als seine Mutter mir weinend am Telefon von dem Unglück erzählte. Es war eine klassische Situation! Ein großer Topf heißer, kochender Milch ergießt sich über den Kleinen, der sich am Herd hochzieht. Ich habe gesehen, wie er sich später tapfer in seine maßgefertigte Stretch-Unterwäsche zwängte. Ich vergesse nicht, wie diszipliniert er war und wie seine Mutter um sein Leben gebangt und gebetet hat und wir uns aus dem Taufspruch Trost holten. Damals vor zehn Jahren. Und jetzt erzählt mir da eine fremde Frau von einem Öl, das alles hätte heilen können, die Wunden des Körpers – und so auch die Wunden der Seele. Da öffnet sich mein Herz ganz weit und lauscht. Der alte Schmerz über den kleinen Jungen führt meine Aufmerksamkeit.

Söll in den 1960er Jahren

Die nüchtern klingenden Berichte der Ärzte und Professoren aus Krankenhäusern und Universitäten über die Heilkraft von Theresias Öl habe ich erst später gelesen. Sie verwundern mich jetzt nicht mehr. Ich lehne mich eher beim Lesen der Dokumente in meinem Schreibtischsessel zurück und staune über meine frühe Intuition, dass da etwas Besonderes auf mich zukommen würde. «Mein Bauch» wusste es vorher, definitiv.

Meine Mitarbeiterin stellte vor ein paar Monaten ein Telefonat durch. Eine Frau mit österreichischem Akzent entschuldigt sich für die Störung und berichtet mir vorsichtig von einem besonderen Heilöl, das ihre Familie seit dem Mittelalter herstellt und hütet wie einen großen geheimnisvollen Schatz. Und weil sie mir von grauen Fernsehzeiten her vertraut, will sie mir davon erzählen. Es ist nicht einfach, heute von Wundern zu erzählen. Es würde gleich alles als Verkaufsmasche abgetan. Sie bittet um einen Termin.

Ein paar Tage später sitzt sie mir gegenüber, Theresia, eine ehemalige Lehrerin mittleren Alters aus Söll in Tirol, die in der x-ten Generation die «Wächterin» des goldenen Öls ist, sagt sie. Ein Kräuteröl, das auch noch die dramatischsten Verbrennungen, Verbrühungen und offenen Wunden narbenfrei oder fast narbenfrei zu heilen vermag. Unwillkürlich denke ich wieder an den ältesten Sohn meines Patenkindes. Jahrelang trug er einen Kompressionsanzug. Ich habe ihn für seine Disziplin bewundert, wenn er mich mit seinen Eltern und Geschwistern besuchte. Die Narben am ganzen Körper versucht der Junge heute noch zu verstecken. Ich bin also neugierig.

Seit dem Mittelalter geht diese Aufgabe, das Kräuteröl zu mischen und zu schützen, von Generation zu Generation, erzählt Theresia weiter.

Und seit dieser Zeit kamen die Menschen von nah und fern zu ihrem Hof in Tirol und baten um das Öl. Wenn die Narbe des Waldbauern nicht heilt, wenn der Dachdecker sich die Hände im Teer verbrüht und sich wieder einmal die heiße Milch, von den heißen Holzherden der Bauernhäuser gerissen, über die kleinen Körper der schreienden Kinder ergießt und alles zerstört. Ich höre gebannt zu. Es sind solche Geschichten, die mich schon immer besonders interessiert haben. Wenn es auch nicht immer ein Patenkind ist, das mir mit seinem Schicksal durch den Kopf geht, eine oder einer ist es immer, dessen Wunsch nach Heilung mich begleitet und mich Umschau halten lässt. Heilung ist möglich, sage ich mir immer. Und hinter den «sieben Bergen bei den sieben Zwergen» gibt es auch bei uns ein Heilwissen, das alle Universitäten von heute noch nicht erreicht hat. Und es ist selten genug, dass die Professoren an den Universitäten so offen sind wie in diesem Fall, einmal der Kraft des Öls zu vertrauen. In Innsbruck ist das vor gut zehn Jahren gelungen. Das mag daran gelegen haben, dass die Universität sich gerade mit den Heilkräutern der Tiroler Umgebung intensiv beschäftigen musste, weil Ötzi, der Mann aus dem Eis, mit Heilkräutern in den Ledertaschen gefunden wurde. Das Leben liebt solche sogenannten Zufälle, um ein neues Kapitel aufzuschlagen.

Ehemaliger Bauernhof von Theresias Großeltern

Die Anfänge des Öls liegen wohl im Dunkeln des Mittelalters. Eine junge Frau legt in einer kalten Nacht ihr Baby vor die Tür der Familie und hinterlässt wohl auf einem Lederstück ein Rezept für ein Heilöl. Neben dem Kind eine ägyptische Pflanze, die in der Kälte Tirols genauso beschützt werden muss wie das Kind. Ich höre zu und gehe später, quasi als ausgebildeter «Schriftgelehrter», der Legende auf den Grund und finde viel Wahres. Ich habe das in diesem Buch aufgeschrieben. Darin erzähle ich auch, wie das Öl Theresia vor ein paar Jahren unruhig machte und dafür sorgte, dass es aus dem verborgenen Tiroler Haus in die Welt ging. Radio Tirol hatte damals von einem dramatischen Unfall eines kleinen Jungen berichtet, der mit Verbrennungen dritten Grades mit Blaulicht in die Uni-Klinik eingeliefert wurde. Bestand Lebensgefahr? Würden die Ärzte das Kind und seine Haut retten können? Theresia nahm ihr Öl, fuhr in die Klinik, und das Wunder nahm seinen Lauf.

Ihr Öl muss vorsichtig und nicht hektisch weiter fließen. Es muss organisch wachsen. Die ägyptische Pflanze bestimmt am Ende, wie man der Nachfrage Herr wird. «Und das Heilige muss der Pflanze bleiben», sagt Theresia. «Und deshalb bin ich jetzt bei Ihnen …». Ich schaue sie an. «Ja», sage ich dann, «ich werde Ihrem Öl zu Ehren Ihre Geschichte erzählen. Sie ist gut belegt und glaubwürdig und fromm. Sie wird vielen Menschen helfen.»

Jürgen Fliege
Tutzing im Dezember 2013