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Heilen mit Akupressur

Mit Fingerdruck gegen die häufigsten Beschwerden

Wolfgang Johannes Möhring

Impressum

E-Book-Ausgabe 2015

© 2015 Open Publishing Rights GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Covergestaltung: Talos Media Services, Hamburg

Titelbild: http://de.fotolia.com/id/56724652

ISBN 978-3-95912-025-8

Inhaltsverzeichnis

Akupressur und die traditionelle chinesische Medizin

Akupressur, die chinesische Fingerdruckmassage, ist ein Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin, die in China bereits seit tausenden von Jahren praktiziert wird. Sie ist wohl das älteste Medizinsystem der Welt. Auf der Grundlage genauer Beobachtungen der gesetzmäßigen Zusammenhänge zwischen Natur, Mensch und Kosmos schufen die alten Chinesen ein System, mit dem Sie nicht nur in der Lage waren, Krankheiten zu heilen, sondern auch zu verhindern. Dies illustriert auch ein altes chinesisches Sprichwort: „Ein hervorragender Arzt verhindert Krankheiten, ein mittelmäßiger Arzt behandelt noch nicht ausgebrochene Krankheiten, ein unbedeutender Arzt behandelt bestehende Krankheiten.“ Lange Zeit erhielt ein Arzt nur dann Lohn, wenn der Patient gesund blieb. Dies erforderte natürlich auch die aktive Mitarbeit des Patienten und betraf das Gleichgewicht in seiner ganzen Lebensführung – der Ernährung, der körperlichen Aktivität, seinen Kontakten und Beziehungen, dem Beruf und der Einstellung zum Leben. Eine Art ganzheitlicher Heilkunde, von der wir in der heutigen Zeit und besonders im Westen mit unserem isolierten Betrachten der Symptome weit entfernt sind. Aber immer mehr Menschen denken um und begreifen, dass es nicht reicht, das gerade einmal vorhandene Symptom zu behandeln, um gesund zu sein. Man muss erstens die tatsächliche Ursache entdecken und behandeln und zweitens sich vorbeugend aktiv um seine Gesundheit und das Gleichgewicht im Leben kümmern. Hier kann die Akupressur eine unterstützende Rolle spielen, da auch ein Laie mit ihrer Hilfe einfache Beschwerden lindern und Krankheiten vorbeugen kann.

Yin und Yang und die 5 Elemente

Nach den alten Chinesen bewegt sich die Energie der Schöpfung ständig zwischen zwei Extremen wie oben und unten, Tag und Nacht, Sommer und Winter und Leben und Tod. Dabei werden zum Beispiel Tag und Nacht nicht als Gegensätze angesehen, sondern wechseln einander ab. Der Tag bringt die Nacht und die Nacht den Tag hervor, fließend gehen Sie ineinander über. Dies ist das Gesetz von Yin und Yang. Beide gehen aus dem Göttlichen, dem Tao hervor. Im Kreissymbol entspricht das Ganze dem Tao, die eine Hälfte dem Yin, die andere dem Yang. Der kleine Kreis bedeutet, dass in jedem Yin, also auch in der dunkelsten Nacht etwas Yang und in jedem Yang, auch dem hellsten Tag etwas Yin vorhanden ist. Wenn die Sonne scheint, entspricht dem Yang die Sonnenseite des Berges, dem Yin die Schattenseite. Auch die Meridiane (s. u.) sind entweder dem Yin oder dem Yang zugeordnet.

Yang: Sonne, Wärme, Feuer, Licht, Tag, Bewegung, Ausdehnung, Sommer, aktiv, männlich. Meridiane von Dünndarm, Blase, Drei-Erwärmer, Gallenblase, Dickdarm, Magen.

Yin: Mond, Kälte, Wasser, Dunkelheit, Nacht, Ruhe, Winter, Konzentrierung, passiv, weiblich. Meridiane von Herz, Niere, Kreislauf, Leber, Lunge, Milz.

Weitere Beobachtungen ergaben, dass sich im Jahreslauf fünf grundlegende Wechsel in der Energie ergeben: So wie im Frühling die Pflanzen beginnen zu wachsen und alles geboren wird, werden Sie im Sommer auf dem Weg zur Reife von der Sonne (Yang im Yang) gestärkt. Der Spätsommer ist dann die Zeit der Reife und Ernte. Im Herbst beginnt die Natur sich zurückzuziehen, bis im Winter die Zeit der Ruhe (Yin im Yin) anbricht. Der ganze Zyklus reicht von der Ruhe zum Tatendrang und wieder zur Ruhe, vom Yin zum Yang, vom Tod zum Leben und wieder zurück. Symbolhaft benannten die Chinesen diese 5 Zyklen mit 5 Elementen, wobei jedem dieser Elemente bestimmte Meridiane, Organe, Emotionen und Sinnesorgane zugeordnet sind.

Lebensenergie und Meridiane

Auf der Basis ihrer Forschungen über die Wechselbeziehungen zwischen Mensch (Mikrokosmos), Natur und Kosmos (Makrokosmos) entdeckten die alten Chinesen, dass die Lebensenergie Qi oder Ch`i die Grundlage jeglicher Substanz und allen Lebens ist. Im menschlichen Körper zirkuliert sie in energetischen Leitbahnen, die Meridiane genannt werden und auch die Organe versorgen, nach denen sie benannt werden. Dieses Netzwerk von Leitbahnen steht auch untereinander in Verbindung. Die 12 Hauptmeridiane verlaufen spiegelgleich auf beiden Körperseiten. Sie sind im inneren Verlauf mit den Organen verbunden, im äußeren mit Fingern und Zehen. Jeweils zwei von ihnen bilden ein Paar, gemäß den Gesetzen von Yin und Yang (s. o.). Insgesamt bilden Sie drei Energieumläufe in unserem Körper (in Klammern die Abkürzungen):

  1. Herzmeridian (He) und Dünndarmmeridian (Dü) mit Blasenmeridian (Bl) und Nierenmeridian (Ni)
  2. Kreislaufmeridian (KS) und Drei-Erwärmermeridian (Drei-E) mit Gallenblasenmeridian (Ga) und Lebermeridian (Le)
  3. Lungenmeridian (Lu) und Dickdarmmeridian (Di) mit Milz/Pankreasmeridian (Mi) und Magenmeridian (Ma).

Im Westen nicht bekannt ist die Funktion des Drei-Erwärmers. Er ist für die Heizfunktion des Körpers zuständig und regelt unter anderem  Wärmeproduktion und Stoffwechselaktivität über die Schilddrüse.

Daneben gibt es noch eine große Zahl weiterer Leitbahnen. Man kann sich das Ganze auch wie ein miteinander vernetztes Straßensystem vorstellen. Neben den Hauptmeridianen sind für dieses Buch noch zwei Sondermeridiane von Bedeutung, das Konzeptionsgefäß (KG) oder Ren Mai und das Lenkergefäß (LG) oder Du Mai, die entlang der Körpermittellinie über Bauch und Brust nach oben und über Kopf und Rücken nach unten führen.

Gesundheit und Krankheit

Ein ausgewogenes Verhältnis von Yin und Yang ist die Voraussetzung für die Gesundheit von Körper, Seele und Geist, wobei sich alle körperlichen und seelisch-geistigen Vorgänge gegenseitig beeinflussen. Die Energie eines Menschen ist nicht im Gleichgewicht und er wird krank, wenn die Harmonie zwischen Yin und Yang gestört ist und entweder das Yin oder das Yang ein Übergewicht erlangt, also ein Überschuss oder ein Mangel an Yin- oder Yang-Energie besteht.

Dann kann die Lebensenergie (Qi) nicht mehr richtig und ungehindert fließen. Meist ist das Qi aus dem Gleichgewicht geraten lange bevor es zur Ausbildung von Krankheitssymptomen kommt. Ein in der traditionellen chinesischen Medizin erfahrener Therapeut kann dies zum Beispiel über die Pulsdiagnose feststellen und helfen, Krankheiten zu verhüten.

Das Symptom oder der Schmerz ist ein Notsignal, das uns über eine energetische Unausgeglichenheit unterrichtet, die aufgrund einer körperlichen, seelischen oder geistigen Ursache eingetreten ist. Ist die Ursache für dieses Ungleichgewicht gefunden und behoben, beginnen auch die Symptome der Krankheit zu verschwinden.

Faktoren, die den Energiefluss behindern können sind:

  1. Äußere Faktoren wie Wind, Hitze, Kälte, Trockenheit oder Feuchtigkeit, Unfälle und Verletzungen.
  2. Innere Faktoren wie die Gemütszustände Angst, Zorn, Trauer, Sorge und übermäßige Freude oder Lust, Erbkrankheiten oder ungesunde Lebensweise (zum Beispiel falsches Essen, mangelnde Bewegung) und Dauerstress jeder Art.

Zur Behandlung dieser Faktoren werden in der chinesischen Medizin verschiedene Therapieansätze genutzt, die sich gegenseitig ergänzen:  Akupunktur und Moxibustion (Erwärmung von Akupunkturpunkten durch Beifußkraut), Massage und Akupressur, Diätetik (die jeweils individuell geeignete Ernährung), Atem- und Bewegungstherapien (Tai Chi und Chi Gong), die Verordnung pflanzlicher, mineralischer und tierischer Heilmittel. In der Regel werden zur Behandlung einer Krankheit mehrere sich in ihrer Wirkung ergänzende und unterstützende Therapieverfahren eingesetzt.

Akupressur und Akupunktur

Bei der Akupressur werden wie bei der Akupunktur bestimmte Hautpunkte stimuliert, die einen Einfluss auf die Energiebahnen unseres Körpers haben. Die meisten der Akupunktur- oder Akupressurpunkte liegen im Gewebe unter der Haut, entlang oberflächlich verlaufender Meridiane (Ausnahme sind die so genannten Extrapunkte = Ex). Man kann sie auch mit Schleusen oder Engpässen im Energiefluss der Meridiane vergleichen. Über diese Punkte lässt sich in unterschiedlicher Weise die Meridianenergie beeinflussen, wobei einige tiefgreifend wie Schaltpunkte, andere mehr symptomatisch wirken.

In der Akupressur wird mit manuellen Techniken wie Massage und Fingerdruck behandelt, in der Akupunktur, die die gleichen Punkte benutzt, mit feinen Stahlnadeln (zuweilen auch Nadeln aus Edelmetall). Durch Akupunktur erreicht man eine wesentlich tiefgreifendere und umfassendere Stimulation.

Ziel von beiden ist, das energetische Gleichgewicht von Yin und Yang in Geist und Körper wiederherzustellen, nach den Gesetzen der fünf Elemente. Es soll eine harmonisierende und damit beschwerdelindernde Wirkung auf die Funktionen unseres Körpers und seiner Organe erreicht werden. Auf diese Weise zu arbeiten erfordert natürlich eine umfassende und gründliche Ausbildung.

In der Selbstanwendung eignet sich Akupressur als einfaches und wirksames, allerdings begrenztes Mittel der Beschwerdelinderung.

Sehr verbreitet ist die  „Rezept-Akupunktur“, bei der eine Kombination bewährter Punkte für bestimmte Krankheiten gestochen wird. Das entspricht der Gabe eines Aspirins bei Kopfschmerzen und ist für den Notfall geeignet. Die traditionelle energetische chinesische Medizin versucht dagegen die Ursachen zu behandeln!

Wann sich Akupressur in der Selbstbehandlung eignet

Verzichten Sie auf eine Behandlung mit Akupressur