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Autor: Dirk Mann
Herausgeber: Ulrich Dorn
Programmleitung: Jörg Schulz
Treffen Botanik und Fotografie aufeinander, verweben sich natürliche Ästhetik, wissenschaftliche Fachkunde und atemberaubende Farbenspiele zu einer ganz besonderen Kunstform – der Gartenfotografie. Sie ist die Passion von Dirk Mann, der als Gartenbauwissenschaftler eine Fotogärtnerei betreibt, als Fachjournalist für Botanik und Gartenthemen arbeitet und zahlreiche Webportale betreibt. Die Fotogärtnerei, eine Mischung aus Gärtnerei und Fotoatelier, lässt sich als botanisch-künstlerischer Abenteuerspielplatz für Gartengestaltung, Pflanzenkunde sowie Foto- und Gärtnerpraxis beschreiben, als Outdoorstudio mit pflanzlichen Models. In diesem Buch gibt Dirk Mann Praxistipps und vermittelt vielfältige Inspirationen, wie Sie Ihren Garten aus anderen Blickwinkeln sehen und fotografisch in Szene setzen können.
Meine Leidenschaft für Garten und Pflanzen wurde im Alter von sechs Jahren geweckt. Damals besserte ich mein Taschengeld mit der Anzucht einiger Steingartenpflanzen auf, die ich als Schüler vor einer Kaufhalle verkaufte. Während meiner Schulzeit und meines Studiums wuchs mein Sortiment zu einer Pflanzensammlung heran, die heute mehr als 3.500 verschiedene Arten und Sorten beinhaltet. Als ich Mitte der 90er-Jahre das Internet kennen und programmieren lernte, suchte ich nach einer Möglichkeit, die Botanik mit den Medien zu verbinden. Aufgrund meines ausgeprägten Hangs zur Ästhetik lag natürlich die Fotografie nahe. Die ersten Gehversuche mit einer kleinen analogen Spiegelreflexkamera gingen jedoch schief. Während meines Studiums jobbte ich dann bei einem Berliner Szenefotografen und erlernte auf diese Weise das Fotografenhandwerk. Praktika in Buch- und Zeitschriftenverlagen halfen mir zudem, Entscheidungskriterien für Fotomotive und die Bildauswahl zu entwickeln. Nach meinem Studium begann ich, nach und nach eine Fotogärtnerei aufzubauen. Heute werden in ihr mehrere Tausend Pflanzen kultiviert und in Fotokulissen bzw. Dekorationen für besondere Garten- und Pflanzenarrangements inszeniert.
Leidenschaftlich in der Verknüpfung von Natur mit Wissenschaft, von Botanik mit Kunst, von Ästhetik mit Fachkunde, in allem, was Farben, Formen und Strukturen in ihrer endlosen Vielfalt betrifft.
Am Rande des schönen Elbflorenz erstreckt sich mein Fotoatelier auf einer Fläche von etwa 7.000 qm mit verschiedenen Foto- und Themengärten. Meine botanischen Fotomodels kommen nicht nur in eigenen Themengärten zum Einsatz, ich bin mit ihnen auch seit vielen Jahren auf Pflanzenmärkten unterwegs. Positiver Nebeneffekt sind zahlreiche Kundenkontakte, die nicht selten zu Einladungen in fotogene Privatgärten führen. Im Laufe der Jahre habe ich bereits viele Gartenenthusiasten kennengelernt, mit denen man herrlich fachsimpeln und den Garten im Anschluss gemeinsam weiterentwickeln kann. Die Gartenfotografie ist meine persönliche Selbstverwirklichung. Sie verbindet die Schönheit der Natur mit der Kunst und lässt mich in einem gesunden Einklang den Spagat schaffen zwischen bodenständigem Gärtnerleben und der modernen Medienwelt. Mit dem Buch möchte ich Sie in die wunderbare Welt der Gartenfotografie mitnehmen und einladen, Ihren eigenen Garten aus anderen Perspektiven neu zu entdecken.
Dirk Mann, Dresden im Februar 2015
»Man geht nie zweimal in denselben Garten«, lautet ein schönes Gärtnersprichwort. Ein Garten verändert sich ständig, denn er lebt und verändert sich, manches über Jahre, anderes bereits im Laufe eines Tages. Ein Garten hält ständig neue Ansichten und für den Fotografen neue Motive bereit. Allein der Sonnenlauf am Tag verändert die Ausstrahlung von Blüten und Pflanzen. Mit dem Blick für Details lassen sich spannende Bildmotive einfangen, die Begeisterung auslösen.
Gelungene Garten- und Pflanzenbilder sind meist nicht das Ergebnis zufälliger Schnappschüsse, sondern der Handwerkskunst eines Fotografen. Wie bei allen Kunstformen entscheidet schlussendlich der persönliche Geschmack, denn »schön ist, was gefällt«. Als Unterstützung gibt es einige Regeln und Techniken, um bestimmte Details hervorzuheben und Bilder harmonisch zu gestalten. Ein Garten bietet unzählige Motive, wenn er nicht nur aus Rasen oder Betonpflaster besteht. Im Gegensatz zum herkömmlichen Fotostudio befindet sich die Fotokulisse im Freien – mit allen Vor- und Nachteilen. Blumenbeete aus Gehölzen, Stauden, Gräsern und Sommerblumen sind perfekte Motivspender. Fast ganzjährig findet man Details und Situationen, für die sich der Einsatz der Kamera jederzeit lohnt. In seiner Fläche ist ein Hausgarten jedoch beschränkt. Viele Gartenpflanzen sind mehrjährig und bleiben über Jahre an ihrem Platz. Das setzt der Gartenfotografie Grenzen. Im Großen und Ganzen wird man im Hausgarten Pflanzenporträts fotografieren. Motive sind vorrangig Blüten, Pflanzenmerkmale oder die gesamte Pflanze an ihrem Standort.
Blumen und Pflanzen sind Lebewesen. Es wäre nicht natürlich, wenn es nicht auch die weniger prächtigen Seiten gäbe. Abhängig vom Alter oder dem Vegetationsstadium zeigen Pflanzen Merkmale, die im Detail ihre Reize spielen lassen. Das kann der junge Austrieb im Frühjahr, das intensiv gefärbte Blatt, die Blüte oder der Samen sein.
Blüten sind die Gesichter der Blumen und Pflanzen. In ihrer Mitte befinden sich Frucht- und Staubgefäße, die Augen symbolisieren. In der Gartenfotografie liegen sie im Fokus. Bei den nachfolgenden Detailaufnahmen handelt es sich in der Regel um Nahaufnahmen, die als Closeup bezeichnet werden. Die vier Schritte zu einem guten Close-up sind:
Pflanzenporträt
Porträts in der Gartenfotografie unterliegen den gleichen Gestaltungsprinzipien wie normale Porträts. Hierbei werden entweder einzelne Pflanzenmerkmale oder die gesamte Pflanze von ihrer schönsten Seite aufgenommen. Um Details hervorzuheben, spielt der Hintergrund bzw. die unmittelbare Umgebung im Blumenbeet eine maßgebliche Rolle.
Trotz der Einschränkung durch die Leitpflanzen bietet jeder Garten eine Fülle von Bildinspirationen. Es sind das Leben und die stetige Veränderung, die den Hausgarten ständig beeinflussen. Botaniker bezeichnen dies als Lebenszyklus und vegetative Entwicklung. Über das Jahr begleitet man die Pflanzen von ihrem Austrieb über die prachtvolle Blüte bis hin zum Absterben des Sprosses im Herbst. Jede Jahreszeit hat ihren unverwechselbaren Reiz im Blumenbeet. Nicht zu unterschätzen sind zudem die Witterungs- und Standortverhältnisse.
Ein zentraler Punkt bei der Gartenfotografie ist der Lichteinfall. Im Freien ist man auf die natürliche Lichtquelle angewiesen, sodass Bauwerke oder große Bäume in der Nachbarschaft einen direkten Einfluss ausüben.
Gartenfotografie
Die Gartenfotografie ist ein Spezialgebiet der Landschafts- und Naturfotografie. Sie beschäftigt sich in erster Linie mit Blumen und Pflanzen, ihrer Gestaltung und Verwendung im Garten sowie ihrer praktischen Pflege und der Gärtnerpraxis allgemein. Selten fotografiert man den Garten im Ganzen, stattdessen pickt man sich wirkungsvolle Details und Situationen heraus. Machen Sie Gartenspaziergängen zu verschiedenen Tageszeiten. Schauen Sie sich den Garten aus unterschiedlichen Perspektiven an. Hocken Sie sich dabei hin, um in Augenhöhe mit den Blumen und Pflanzen zu sein. So bekommen Sie langsam ein Gefühl dafür, wie sich Details und Situationen im Laufe des Tages ändern.
Die Gartenfotografie, ein Spezialgebiet der Naturfotografie, nimmt sich den schönen Seiten der Botanik an. Diese fotografische Kunstform scheint vergleichsweise einfach und wird leider nur allzu gern auf das „Knipsen von Blümchen“ reduziert. Gartenfotografie ist jedoch weitaus mehr, denn sie verbindet wissenschaftliche Dokumentation mit kunstvoller Ästhetik. Für den Hobbybereich muss man aber nicht die Botanik studieren, denn dort zählt die Schönheit der Blumen im Bild.
Blumen- und Pflanzenbilder gibt es im Internet in Hülle und Fülle. Wozu sollte dann der eigene Garten mit seiner Flora fotografiert werden?
Für Gartenliebhaber stellt sich diese Frage nicht, denn sie wissen, der Garten verändert sich schneller, als man es sich wünscht. Die Gartenfotografie im privaten Rahmen lässt sich gut als Gartendokumentation beschreiben. Sie zeichnet die Veränderungen im Laufe eines und der darauffolgenden Jahre auf. Obwohl die Blumen die Hauptakteure in dieser Fotografie sind, erhalten die Veränderung und der Wandel des Gartens eine besondere Bedeutung.
Vor über zehn Jahren pflanzte ich eine panaschierte (gelbgrüne) Stechpalme, die ich als B-Ware preiswert von einer Baumschule erhielt. Sie war nicht sehr ansehnlich, geschweige denn fotogen. Jeder weiß, Stechpalmen sind im rauen Klima schwierig und sehr langsamwüchsig. Fünf Jahre vegetierte sie an ihrem Standort und wuchs nur unwesentlich. Danach änderte ich meine Pflegestrategie, und die Pflanze explodierte förmlich. Heute misst sie knappe drei Meter und zwei Meter im Durchmesser. Zwar habe ich von damals nur Schnappschüsse, aber es macht mich glücklich, den Ausgangspunkt mit dem heutigen Ergebnis zu vergleichen.
Noch schöner sind diese optischen Erlebnisse in einem Blumenbeet. Darin finden sich weitaus mehr Pflanzen. Ihre Entwicklung vom Frühjahr bis zum nächsten Winter fotografisch zu begleiten, macht viel Freude, und man lernt die Natur besser kennen.
Durch die Suche nach Details ist man den Pflanzen sehr nah und stellt beispielsweise beim Durchputzen mögliche Krankheitssymptome oder Schaderreger früher fest. Bilder dokumentieren, welche Pflanzen gedeihen, während andere sich möglicherweise unwohl fühlen. Blühpausen im Beet lassen sich entlarven, was eine spätere Umgestaltung der Pflanzung erleichtert. Bei der Gartenfotografie kommt man den Pflanzen deutlich näher als bei der laufenden Pflege im Beet. Spätestens bei der Bildbetrachtung und -bearbeitung lassen sich neue Dinge entdecken, die zuvor nie aufgefallen sind. Probieren Sie es aus, und Sie werden meine persönliche Faszination für diese Kunstform gut nachvollziehen können.
Blumen und Pflanzen zu fotografieren, ist grundsätzlich nicht schwierig. Motive lassen sich überall in der Natur finden. Der eigene Garten stellt nur eine Möglichkeit dar. So einfach der Einstieg und die Motivfindung ist, so anspruchsvoll ist die professionelle Gartenfotografie. Mit etwas Talent, Übung und der heutigen Technik gelingen tolle Fotos. Jedoch verblasst zunehmend das Wissen darüber, was sich vor der Linse befindet.
Das Internet ist voll mit Blumenbildern – ärgerlicherweise häufig falsch beschriftet. Dieser Umstand ist das Ergebnis unterschiedlicher Strömungen in der Botanik und den Marketingaktivitäten unserer Konsumgesellschaft. Es entsteht ein Halbwissen in einem vermeintlich anspruchslosen Bereich, das sich über die Internetmedienlandschaft wie eine Influenza verbreitet.
Gute Gartenfotografen zeichnet botanisches Know-how aus. Sie können die Pflanzen korrekt identifizieren und auch botanisch bezeichnen. Die Beschreibung „Rote Blume“ trifft im Kern die Abbildung einer roten Blüte, ist jedoch nicht sonderlich hilfreich. Es wäre weitaus informativer, wenn das Foto mit „Rotblühende Taglilie (Hemerocallis 'Crimson Pirate')“ bezeichnet würde.
In der Porträtfotografie möchte man die Details seiner Models hervorheben und von der schönsten Seite zeigen. Das gilt auch für die Gartenfotografie. Blumen und Pflanzen bestehen nicht nur aus Blüten oder sind nur in ihrer floralen Phase interessant. Sie besitzen Blätter, möglicherweise mit einer markanten Struktur oder Nervatur, bilden Knospen und nach der Blüte Früchte und Samen. Jedes dieser einzelnen Pflanzenmerkmale kann aus der richtigen Perspektive auf Bildern interessant und kunstvoll wirken.
Blüten zählen zu den ausdrucksstärksten Motiven in der Gartenfotografie. Sie verleihen den Pflanzen ein Gesicht, das durch eine einzigartige Farb- und Formgebung besticht. Bei Blütenfotos versucht man, eine möglichst ästhetische Darstellung zu erreichen. Das Zentrum bilden Staubgefäße und Fruchtknoten, die vergleichbar mit den Augen in der Porträtfotografie sind. Auf ihnen liegt optimalerweise die Schärfe.
Die Blätter sind für die Pflanze lebensnotwendiges Arbeitswerkzeug. Sie dienen der Fotosynthese und machen das Leben erst möglich. Bei Blattschmuckpflanzen oder Laubgehölzen verrichten sie nicht nur ihren Zweck, sondern werden durch eine auffällige Laubfärbung zur Gartendekoration. Ihre Färbung in Kontrastwirkungen einzufangen, ergeben herrliche Motive. Blätter lassen sich mit Kleidung vergleichen. Manche Blätter sind schlicht, andere sehr ausdrucksstark. Je nach Pflanzenart und -sorte können auch sie es sein, die im Mittelpunkt stehen wollen.
Starke Nerven
Nervenbahnen durchziehen die Blätter. Sie kommen am besten im Gegenlicht zur Geltung.
Früchte und Samen folgen der Blüte nach ihrer Befruchtung. Sie dienen der Fortpflanzung und dem Lebenserhalt der Pflanzen. Fruchtstände sind beliebte Motive ab dem Spätsommer, die langsam das Ende des Gartenjahres ankündigen.