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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

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5.

6.

7.

8.

9.

10.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2522

 

Winter auf Wanderer

 

Perry Rhodan beim Unsterblichen – ES ist in Gefahr

 

Uwe Anton

 

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Auf der Erde und den zahlreichen Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit über hundert Jahren herrscht in der Galaxis weitestgehend Frieden: Die Sternenreiche arbeiten zusammen daran, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Die Konflikte der Vergangenheit scheinen verschwunden zu sein.

Vor allem die Liga Freier Terraner (LFT), in der Perry Rhodan das Amt des Terranischen Residenten trägt, hat sich auf Forschung und Wissenschaft konzentriert. Sogenannte Polyport-Höfe stellen eine neue, geheimnisvolle Transport-Technologie zur Verfügung. Gerade als man diese zu entschlüsseln beginnt, dringt die Frequenz-Monarchie über den Polyport-Hof in die Milchstraße vor. Zum Glück kann der Angriff zumindest für eine Weile aufgehalten werden.

Während Reginald Bull in der Milchstraße und Atlan in Andromeda versuchen, die heimische Galaxis zu schützen, folgt Perry Rhodan einem Hilferuf der Terraner in das in unbekannter Weite liegende Stardust-System. Dort erhält er eine Botschaft seines alten Mentors ES: Die Superintelligenz scheint akut bedroht. Ein Anzeichen dafür ist der WINTER AUF WANDERER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner bekommt den Winter auf Wanderer zu spüren.

ES – Die Superintelligenz braucht Schlaf und Hilfe.

Mondra Diamond – Perrys Gefährtin lässt sich nicht abspeisen.

Ras Tschubai/Fellmer Lloyd – Das Konzept begleitet den unsterblichen Terraner auf seiner Mission.

1.

Stardust-System, Aveda, 24. Januar 1463 NGZ

 

Ras Tschubai riss die Augen auf und starrte mich an. Sein Blick ging mir durch Mark und Bein. Ich glaubte, Verzweiflung darin zu erkennen, Verwirrung und ... ja, auch Angst.

Die Angst eines Toten. Die Angst vor dem, was er bei der Rückkehr ins Leben durchmachen musste. Wir hatten seine sterblichen Überreste gefunden, vor fast 300 Jahren, und für eine würdige Bestattung gesorgt. Und nun lag er da, auf einem Medobett.

Ich sah ihm in die Augen und stellte zweifelsfrei fest, dass er mich erkannte.

Tausend Fragen lagen mir auf der Zunge. Was ist mit dir geschehen, nachdem du gestorben bist? Wie war es, als du in ES aufgegangen bist? Denn dass die Superintelligenz sein Bewusstsein zu sich geholt hatte, stand fest. Sonst würde er kaum vor mir liegen, wieder körperlich und lebendig geworden, und mich ansehen.

ES hatte ihn zurückgeschickt. Aber warum?

Ich stellte keine einzige der tausend Fragen, die in mir brannten. Fragen, die vielleicht an die letzten Geheimnisse der menschlichen Existenz kratzten, die den Sinn des Lebens betrafen ... und das, was – vielleicht – danach kam. Wobei die Aufnahme ins Bewusstseinskollektiv einer Superintelligenz zweifellos ein Sonderfall war. Das was kein normaler Tod ...

Ich konnte es nicht. Vielleicht hatte ich sogar Angst vor den Antworten. »Ras«, flüsterte ich nur.

Das Gesicht des Teleporters schimmerte feucht, als würde er von hohem Fieber geplagt. Seine Haut war tiefschwarz, doch sie kam mir irgendwie fahl vor, kränklich. Wie die eines Sterbenden, der mit bedrückender Endgültigkeit wusste, dass seine letzte Stunde geschlagen hatte.

Aber bei Ras war es genau anders herum! Er war erst vor Kurzem ins Leben zurückgekehrt. Und das schien ihm zu schaffen zu machen, ihn stark zu beeinträchtigen.

Wundert dich das?, fragte ich mich. Zurück von den Toten?

Mitte Oktober 1169 NGZ hatte sein Herz zu schlagen aufgehört, war er an rapidem Zellverfall gestorben. Damals war die Superintelligenz ES stark verwirrt gewesen und hatte sämtliche Zellaktivatoren von ihren Trägern zurückgefordert und danach abgeschaltet. Ras und seinem Freund und Kollegen vom Mutantenkorps Fellmer Lloyd war es nicht gelungen, rechtzeitig Wanderer aufzusuchen, um sich einer erneuten Zelldusche zu unterziehen. Im Dezember hatte ich mit einigen Begleitern schließlich auf einer linguidischen Kolonialwelt die schreckliche Gewissheit erhalten, dass sie es nicht mehr geschafft hatten.

Wir hatten ihre Raumanzüge gefunden – und darin jeweils einen kleinen Haufen Asche und einen Zellaktivator, der seine lebensverlängernde Wirkung verloren hatte.

Jeder noch ein ausgebranntes Ei aus Metall.

Dass Ras und Fellmer nach ihrem Tod in der Superintelligenz aufgegangen waren, war uns spätestens seit April 1291 NGZ klar, als ES die beiden gemeinsam mit anderen paranormal Begabten kurzzeitig freigesetzt hatte, damit sie im Kessel von DaGlausch und Salmenghest zur Unterstützung der Superintelligenz eingreifen konnten. Ich wusste die alten Freunde also wohl behütet, wenngleich der Verlust mich sehr schmerzte. Weshalb also nun eine Rückkehr unter solch dramatischen Umständen? Denn nun lag Ras Tschubai vor mir, auf den ersten Blick mehr tot als lebendig, bestimmt nicht gesund, aber bei Bewusstsein und ansprechbar.

Hoffte ich zumindest.

»Ich bin da, Ras«, sagte ich und suchte nach weiteren Worten. Jetzt wird alles gut ...

Nein, das klang abgedroschen und entsprach keineswegs der Wahrheit. Ich wusste nicht einmal, wieso er zurückgekehrt war. Wieso ES ihn zu uns geschickt hatte, was die Superintelligenz mit ihm vorhatte. Sollte er uns lediglich eine Nachricht überbringen und würde dann wieder zu ihr zurückkehren? Oder hatte sie vorgesehen, dass er länger bei uns blieb, vielleicht sogar für immer?

Ich wusste es nicht, und ich durfte ihm keine Versprechungen machen, die ich nicht halten konnte. Ich konnte ihm keine Erlösung verheißen, nicht einmal Hilfe. Aber vielleicht konnte ich ihm ein wenig Trost spenden, ihm zumindest zeigen, dass ich für ihn da war.

»Wie kann ich dir helfen? Was kann ich für dich tun? Du hast mich gesucht?«

Einen Moment lang schien er nicht zu verstehen, was ich gesagt hatte. Er sah weiterhin in meine Richtung, doch sein Blick schien durch mich zu gleiten, als sei ich gar nicht vorhanden.

Dann setzte er sich abrupt auf. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht vor der plötzlichen Bewegung zurückzuschrecken.

»P... Perry?«, fragte er ungläubig. »Bist du es wirklich? Du bist also doch hier? Du bist gekommen? Wir haben schon nicht mehr damit gerechnet ...«

Wir ...? Also hatte ich es tatsächlich mit einem Konzept zu tun!

»Natürlich, Ras«, antwortete ich sanft. »Du hast schließlich nach mir gefragt. Ich bin sofort gekommen, als man mir mitgeteilt hat, dass du wieder bei Bewusstsein bist. Ich lasse doch keinen alten Freund im Stich. So gut müsstest du mich kennen.«

Der schwarze Hüne schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nein. Nicht Ras. Ich bin's ... Fellmer. Fellmer Lloyd. Ras ist ... Ras ist ...« Er verstummte hilflos, als hätte er schon wieder vergessen, was er sagen wollte.

»Fellmer?«

Whistler hatte mir berichtet, dass Ras Tschubai bei seinem ersten Erscheinen behauptet hatte, er sei Fellmer Lloyd.

Bei der Gestalt vor mir handelte es sich also tatsächlich um eine Art Konzept, wie ich es vermutet hatte. Zwei – mindestens zwei! – Bewusstseine, die ES in einen Körper gepackt und freigesetzt hatte. Fellmer und Ras waren gemeinsam gestorben. Da schien es nur logisch, dass sie auch gemeinsam materialisierten.

Andererseits ... was war bei einer Superintelligenz schon logisch, gerade bei einer wie ES?

Und warum sollte ES nun damit anfangen, früher aufgenommene Bewusstseine wieder freizusetzen? Was steckte dahinter? Konnte die Superintelligenz ihre Mentalsubstanz nicht mehr halten? Oder wollte sie uns helfen, indem sie uns wieder Mutanten zur Verfügung stellte? Stand uns eine so gewaltige Aufgabe bevor, dass wir sie ohne die Hilfe paranormal Begabter nicht bewältigen konnten? Fragen über Fragen, aber keine einzige Antwort.

Noch nicht.

Hinter mir räusperte sich Timber F. Whistler leise, doch ich drehte mich nicht um. Der Administrator des Stardust-Systems hatte Mondra und mich bei unserer Ankunft in der Medostation von Ares-Alpha in Empfang genommen und kurz ins Bild gesetzt. Als Ras endlich erwacht war, hatte Whistler mich sofort informieren lassen, und wir waren umgehend von dem neu entdeckten Polyport-Hof in Far Away nach Aveda zurückgekehrt.

»Perry«, sagte Fellmer Lloyd im Körper von Ras Tschubai. »Wir müssen ... wir müssen ... zu ES ...«

Hilflos sah er mich an. Dann schloss er die Augen, und sein Oberkörper erschlaffte, als hätte man jede Spannung aus ihm gezogen. Er fiel zurück auf das Medobett.

 

*

 

Ich hatte schon längst bemerkt, dass Whistler sich in meiner Gegenwart irgendwie unbehaglich fühlte. Schon vom ersten Augenblick an, als er mich im Stardust-System begrüßt und ich ihn mehr oder weniger unsensibel gefragt hatte, wieso er noch unter den Lebenden weile. Er hatte etwas vom »Goldenen Regen« der Superintelligenz ES gemurmelt, aber das hatte ich ihm keine Sekunde lang abgekauft.

Ich vertraute meinem Instinkt. Konkrete Verdachtsmomente hatte ich keine.

Einerseits schien er froh zu sein, dass ich endlich die Fernen Stätten erreicht hatte, ihm vielleicht mit Rat und Tat zur Seite stehen, ihm wichtige Fragen beantworten konnte. Andererseits schien er mir etwas zu verheimlichen, wenn meine Menschenkenntnis mich nicht trog.

Aber was?

Nun, da der Mutant wieder das Bewusstsein verloren hatte, wandte ich mich endlich an ihn. »Du wolltest etwas sagen, Timber?«

Der etwa 240 Jahre alte Terraner zögerte kurz, als überlege er, ob es der richtige Moment sei, mir reinen Wein einzuschenken. Dann schien ihn aber der Mut zu verlassen.

»So verhält er sich, seit er zum ersten Mal erwacht ist.«

Da stand er vor mir, jener Mann, der die Übersiedlung von über 800 Millionen Bewohnern des Solsystems nach Stardust bewirkt hatte. Stardust war für ihn die Chance auf ein Utopia, einen neuen Anfang für einen Teil der Menschheit, in einer von ES garantierten Sicherheit.

Einer Sicherheit, die etwa 116 Terra-Standardjahre gewährt hatte. Nun sah sich das kleine Sternenreich direkt an mehreren Fronten bedroht. Und das Ausmaß dieser Bedrohungen ließ sich nicht genau abschätzen.

Er hatte an seine Vision geglaubt, glaubte noch immer daran. Doch er verschwieg mir etwas, hielt etwas vor mir zurück.

Warum? Was verheimlichte er?

Darüber konnte ich später nachdenken. Unser primäres Interesse musste zurzeit dem Konzept der beiden Mutanten gelten, des Teleporters einer- und des Telepathen und Orters andererseits.

Icho Tolot räusperte sich. Auf eine durchaus angenehme Weise, musste ich ihm zugutehalten. Offensichtlich unterhielten sich alle Lebewesen, auch Haluter, in einer Medostation am liebsten nur flüsternd.

»Ich habe die vergangenen drei Tagen genutzt und mir einen Überblick verschafft«, sagte er. »Die Lage im Stardust-System hat sich in dieser Zeit stabilisiert, hier besteht kein dringender Handlungsbedarf.«

»Sie ist hoffnungslos, aber nicht ernst?«, warf Mondra ironisch ein.

Auch wegen solcher Bemerkungen liebte ich die ehemalige Artistin und TLD-Agentin. Sie verstand es, eine verfahrene Situation aufzulockern.

Und die Situation war unbestreitbar verfahren. Im Zeitraum weniger Tage war über das Stardust-System mehr hereingebrochen als in den vorangegangenen 116 Jahren. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass meine Anwesenheit zur Lösung der hiesigen Probleme beitragen konnte. Irgendwer – wahrscheinlich ES – wollte mir klarmachen, dass alles, was in den letzten Monaten geschehen war, miteinander verknüpft war. Die Polyport-Höfe. Die Frequenz-Monarchie. Die eindringliche Mahnung der Superintelligenz, in dieser Hinsicht tätig zu werden,

»Eher umgekehrt«, erwiderte Icho. »Die Situation ist völlig undurchsichtig. Meiner Einschätzung nach haben wir es hier mit einer Mehr-Fronten-Lage zu tun. Aber die logische Analyse ergibt eindeutig, dass dein vordringliches Problem unsere beiden alten Freunde in einem Körper sind.«

Ich sah den schwarzen Riesen nachdenklich an. »Soll das heißen ...?«

»Ja, Rhodanos«, unterbrach er mich. »Genau das soll es heißen.«

Whistler sah mich fragend an, doch ich wollte ihm keine Erklärung geben. Auch ich konnte etwas für mich behalten.

 

*

 

Ich erschrak, als Ras sich plötzlich wieder aufsetzte. Er sah sich um, schien einen Moment zu benötigen, um zu begreifen, wo er sich befand.

»Ich bin froh, dass du bei mir bist, Perry«, sagte er. »Wir suchen dich überall, auch auf Terra und in Andromeda. ES ist in schrecklicher Gefahr und braucht dringend deine Hilfe.«

»Was hat ES mit dir angestellt, Fellmer? Warum bist du im Körper von Ras Tschubai zurückgekehrt? Was will ES von mir?«

Der Mutant schüttelte hilflos den Kopf.

Ich sah ein, dass es sinnlos war. »In was für einer Gefahr?«

Ich erinnerte mich genau daran, wie Homunk mir im Schlaf erschienen war und etwas Ähnliches gesagt hatte. Aber der Bote der Superintelligenz hatte sich – wie üblich – in ominöse Orakelsprüche geflüchtet und keinerlei konkrete Informationen übermittelt.

»Ich ...« Fellmer Lloyd in Ras Tschubais Körper zögerte. »Ich weiß es nicht genau.«

»Weshalb bist du hier?«

»Ich weiß es nicht.«

»Hast du keinen konkreten Auftrag bekommen?«

»Ich kenne keinen genaueren Auftrag. Ich soll dich suchen.«

Das übliche Vorgehen einer Superintelligenz, die ihre Pläne nicht an die falschen Stellen durchsickern lassen will, dachte ich. Wir werden keine genauen Aussagen bekommen, nur verschwommene Andeutungen ...

Ras – nein, Fellmer – sah mich an, und in seinen Blick kehrte wieder diese Verzweiflung zurück, die mir bereits aufgefallen war. »Ich weiß es nicht.«

»Was weißt du nicht?«

»Wie es war, als ich starb. Was seit meinem Aufgehen in ES geschehen ist. Ich weiß es nicht.«

Ich schwieg erschüttert. Meine tausend Fragen ... Hatte er in meinen Gedanken gelesen? Aber nein, ich war mentalstabilisiert und hatte mich ihm nicht geöffnet.

»Ich habe keinerlei Erinnerungen an meinen Tod oder an die Zeit danach oder die unmittelbar davor. Das willst du doch sicher wissen, Perry, oder? Wie es ist, tot zu sein? Oder nicht? Das will doch jeder wissen ...«

Ich musste schlucken. »Ja. Aber wenn du es nicht weißt ...«

Sein Blick kam mir verzweifelter vor denn je. »Ich kann es dir nicht sagen. Ich würde es gern, aber ich kann es nicht. Ich habe es vergessen. Oder ES hat mir absichtlich die Erinnerung daran genommen. Ja, so wird es wohl gewesen sein. Ich soll es euch nicht verraten können. Ich ...«

Einen Moment lang wurde sein Blick leer, dann erfasste er mich wieder. »Perry.« Nun klang seine Stimme fester. »Ich bin erleichtert, dass du hier bist. Die Zeit drängt. Du musst so schnell wie möglich zu ES, nach Wanderer, sonst ist es vielleicht zu spät.«

»Fellmer, wie wollen wir das ...?«

»Nein. Ich bin's, Ras. Fellmer ist ... irgendwo.«

Ich schwieg erschüttert.

In der Tat ein Konzept, wie ich es vermutet hatte. »Was ist passiert? Ihr seid wieder da. Wieso hat ES euch zurückgeschickt?«

»Um dich zu suchen. Damit wir dich zu ihm bringen. Die Zeit drängt. ES möchte dich sprechen.«

»Und wie will ES das bewerkstelligen?«

Ras Tschubai streckte die Hand aus.

Ich zögerte. »Du kannst also wieder teleportieren?«

»Eingeschränkt. Genau, wie Fellmer Gedanken lesen kann.«

»Und damit kommen wir nach Wanderer? Einfach so?«

»Mit einer einzigen Teleportation. ES hat mir die Kraft dafür gegeben. Du kannst mir vertrauen.«

Im nächsten Augenblick war das Medobett leer. Ich hörte einen Schrei und wirbelte herum. Ras – oder das Konzept Ras Tschubai/Fellmer Lloyd – lag zwei Meter neben dem Bett auf dem Boden.

Ich empfand Mitleid. Eins der besten Mitglieder des ehemaligen Mutantenkorps musste sich zu solch einer bescheidenen Demonstration erniedrigen, nur um uns etwas zu beweisen?

Was hatte ES damit im Sinn? Wollte die Superintelligenz uns damit aufzeigen, wie schlecht es ihr ging?

Nein, hier war etwas nicht in Ordnung. Ganz und gar nicht.

Icho reagierte zuerst, hob den Freund vergangener Zeiten behutsam hoch und legte ihn wieder auf das Medobett.

Hat ES das eigens für uns inszeniert? Was war nur aus der Superintelligenz geworden?

ES war für die Terraner einmal ein Überwesen gewesen, eine geraume Weile eines, das manchen fast allmächtig erschienen war. Aber wir hatten schon bald feststellen müssen, dass dies keineswegs der Wahrheit entsprach.

Der Mutant kam wieder zu sich, ein Bild des Elends. Er streckte noch einmal die Hand aus. »Ich kann teleportieren.«

»Nein!«, hörte ich Mondras energische Stimme. »So hat das über Jahrtausende hinweg funktioniert, aber damit ist es nun vorbei. Wir lassen das nicht mehr mit uns machen.«

Ich hatte den Eindruck, dass Tschubais Körper eine Spur substanzieller wurde, fester. Mein alter Freund kam mir nun fast wieder wie ein Mensch vor.

Aber nur fast.

»Wir müssen zu ES«, wiederholte er, als hätte er Mondras Einwand gar nicht zur Kenntnis genommen. Als stünde für ihn zweifelsfrei fest, dass alles so geschehen würde, wie ES es ihm aufgetragen hatte. Dass wir springen würden, wenn ES rief.

»Und was ist mit mir und Icho?«, fragte Mondra. »Und mit Ramoz?«

Ich warf ihr einen verstohlenen Blick zu. Mir war klar, worauf sie hinauswollte, und ich verstand ihre Beweggründe. Es war ein riskantes Spiel, aber Mondra sprach mir im Prinzip aus der Seele.

»ES hat nur Perry Rhodan erwähnt«, sagte Ras. »Nur er wird gebraucht. Keiner sonst.«

Ich trat einen Schritt zurück. Es war keine taktische Bewegung; meine Entrüstung war nicht gespielt.