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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

Zwischenspiel

2.

Zwischenspiel

3.

Zwischenspiel

4.

5.

Zwischenspiel

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2547

 

Garrabo in den Tod

 

Atlan orchestriert den Angriff der Alliierten – doch die Frequenz-Monarchie ist keineswegs wehrlos

 

Marc A. Herren

 

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In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit über hundert Jahren herrscht Frieden: Die Sternenreiche arbeiten daran, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen.

Als die Terraner die Transport-Technologie sogenannter Polyport-Höfe, Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit, zu entschlüsseln beginnen, tritt die Frequenz-Monarchie auf den Plan: Sie beansprucht die Macht über jeden Polyport-Hof.

Mit Raumschiffen aus Formenergie oder über die Transportkamine der Polyport-Höfe rücken die Vatrox und ihre Darturka-Söldner vor, und es bedarf großer Anstrengungen, sie aufzuhalten – denn der eigene Tod scheint für den Gegner keine Bedeutung zu haben: Die Darturka sind Klonsoldaten, und die Vatrox verfügen über Wege der »Wiedergeburt« auf den Hibernationswelten, von denen die meisten sich in der Galaxis Andromeda befinden. Daher schmieden Perry Rhodan und Atlan ein Bündnis mit den Völkern dieser Galaxis.

Der »Bund von Sicatemo« findet alsbald Gelegenheit, sich zu bewähren – und erringt einen Sieg. Erstmals in der Jahrmillionen währenden Geschichte der Frequenz-Monarchie erleidet diese gravierende Rückschläge: Zuerst fällt der Allianz der Handelsstern FATICO in die Hände, anschließend eine Hibernationswelt, und alle Vatrox im Umkreis werden im Augenblick des Todes in den »Seelenkerker« der Maahks gezogen, unfähig zur erneuten Wiedergeburt. Und es geht weiter – bis hin zum GARRABO IN DEN TOD ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Oberkommandierende der Alliierten aus Andromeda und der Milchstraße ist sich seiner Verantwortung bewusst.

Perry Rhodan – Der Unsterbliche übernimmt ein eigenes Kommando.

Julian Tifflor – Der Beauftragte des Galaktikums wird zum Boten und Überbringer schlechter Neuigkeiten.

Hartan Koltor – Der Junghaluter zieht in den Krieg.

Mirtanmar – Der Vatrox stellt sich seinen Feinden mit der Wiedergeburt vor Augen.

RourSi – Der Atto hört von den Sieben Königreichen.

»Krieg« ist nur der Tarnname für eine unüberschaubare Anzahl von Einzelschicksalen.

Perry Rhodan, Juni 1969

 

 

Prolog

14. Prago des Tedar 10.486 da Ark

17. März 8036 vor Christus

 

Der siebenjährige Junge saß an dem einfach gezimmerten Tisch in seiner Kammer. Den Kopf hielt er weit vornübergebeugt, sodass ihm die schulterlangen weißblonden Haare wie ein Vorhang links und rechts neben das Gesicht fielen.

In den feingliedrigen Händen hielt er ein fingernagelgroßes Stück Oressa-Rotholz, das er mit einem scharfen Werkzeug bearbeitete. Unzählige Ritze in seinen Fingern zeugten von der Schwierigkeit seines Unterfangens.

Der Junge legte normalerweise großes Geschick im Umgang mit Klingen an den Tag. Sein Lehrmeister hatte ihm aber sehr genau erklärt, in welcher Perfektion er das Resultat der Arbeit wünschte, und der Junge hätte lieber einen Finger gegeben, als ihn zu enttäuschen.

Der Siebenjährige ließ das Werkzeug sinken und betrachtete die winzige Figur in seiner Hand. Sie zeigte einen der Zwölf Heroen, Tran-Atlan, den Lieblingsheroen des Jungen.

Der Junge nahm die Figur zwischen Zeigefinger und Daumen der rechten Hand und hielt sie hoch, um sie im Licht von Gortavors Stern zu sehen, das durch das verglaste Fenster fiel.

Er war zufrieden mit seinem Werk. Er hatte sich Mühe gegeben, Tran-Atlans Kampfmontur mit haarfeinen Mustern zu verzieren. Ein echter Knackpunkt war das Dagor-Langschwert gewesen, das der Heroe in die Höhe reckte. Bei dem ersten Versuch war ihm das dünne Schwert abgebrochen, und Atlan hatte aus der fast fertigen Figur einen der etwas zierlicheren, weiblichen Heroen fertigen müssen.

Das Oressa-Rotholz war sehr knapp bemessen. Wenn er Meister Fartuloons Aufgabe zu dessen Zufriedenheit erledigen wollte, durfte er nicht das kleinste Stücklein des wertvollen Holzes vergeuden.

Zwölf Heroen gab es in der arkonidischen Sage – die Berlen Taigonii.

Zu ihnen gehörten die Heroinen Hattaga, Heydrengotha, Hirsuuna, Ovasa und Osmaá Loron sowie die Heroen Hy'Thymon, Jang-sho Wran, Tsual'haigh, Teslym, Separei und eben Tran-Atlan.

Und dazu kam noch der mächtigste Heroe, Vretatou, der Sonnenbote. Ihn würde Atlan erst ganz am Schluss fertigen, wenn er sich im Umgang mit dem Schnitzwerkzeug sicher und geübt fühlte.

Es klopfte leise an die Tür. Atlan schrak aus seinen Gedanken.

»Herein.«

Die Tür öffnete sich, und Fartuloon streckte seinen runden Schädel mit dem schwarzen Vollbart in die Kammer des Jungen.

»Kommst du voran?«

»Ich habe Tran-Atlan fertig!«

Der Bauchaufschneider trat zu Atlan und nahm die Figur entgegen. »Du wirst mit jeder Figur geschickter«, lobte er den Jungen. »Wie viele fehlen dir jetzt noch?«

»Vier: Hirsuuna, Teslym, Osmaá Loron und Vretatou!«

»Das wird dich noch einige Pragos beschäftigen. Sieh zu, dass du schneller wirst!«

Atlan seufzte. »Wenn ich schneller arbeite, ritze ich mir die Finger auf.«

»Blut, Schweiß und Tränen«, sagte Fartuloon ernst, doch Atlan glaubte hinter dem krausen Bart ein Lächeln zu erkennen. »Die Bestandteile des Lernens und Wachsens.«

Der Knabe betrachtete kritisch das verbliebene Oressa-Rotholz.

»Das Stück ist zu klein, um nochmals vier Figuren daraus zu schnitzen.«

Der Anflug des Lächelns verschwand aus Fartuloons Zügen. »Ist das Stück zu klein für deinen Kopf oder für deine Hände?«

Der Junge presste die Lippen aufeinander. »Ich werde es schaffen, Meister.«

»Gut. Dann werde ich dich jetzt wieder allein lassen.«

»Meister?«

»Ja, Atlan?«

»Wozu werden wir die Figuren brauchen?«

Fartuloons Gesicht verzog sich zu einem eindeutigen Lächeln. Dutzende kleine Fältchen verästelten sich um seine Augen. »Ich bringe dir mit den Figuren etwas bei, das dein Leben verändern wird.«

»Was?«

»Ein Spiel, mein Junge. Ein Spiel.«

1.

21. April 1463 NGZ,

11 Uhr Terrania-Standardzeit

T minus 97 Stunden

 

»Die Schwerkraft ist auf zehn Gravos hochgeschnellt«, merkte Oberstleutnant Tanio Ucuz an. Ucuz war Tifflors persönlicher Sicherheitschef, eine Stellung, die er seit immerhin achtzig Jahren innehatte.

Ihre SERUNS hatten den plötzlichen Anstieg der Schwerkraft umgehend kompensiert, andernfalls wären Tifflor, Ucuz und die Männer und Frauen des Einsatzteams in Schwierigkeiten geraten.

Julian Tifflor, Sonderbeauftragter des Galaktikums für Hyperkokon- und TRAITOR-Hinterlassenschaften und eher zufällig an Bord des Handelssterns FATICO, sah sich in der kleinen Einsatzzentrale um.

»Wer kann mir sagen, was gerade geschehen ist?«

Die anwesenden Spezialisten und Offiziere von der JV-2 blickten ihn an. Ihre SERUNS hatten sich automatisch geschlossen und die HÜ-Schirme bildeten konturnahe Blasen.

»Ich kann es nicht genau bestimmen«, sagte ein junger Mann, der sich über eine Konsole beugte. »Ich erhalte nur nichtssagende Werte am Rand des Ortungsbereichs.«

Tifflor und Ucuz sahen einander an. Was war geschehen? Dieser Bereich des Handelssterns galt als gesichert. Tifflor wäre nie so leichtsinnig gewesen, ihn aufzusuchen, wenn er davon nicht überzeugt gewesen wäre.

Tanio Ucuz, 197 Zentimeter groß, athletisch, kräftig, mit eisgrauen Augen und markantem Kinn, zog den Kombistrahler und unterzog ihn automatisch dem Sicherheitscheck. »Mein Bauchgefühl warnt mich, dass wir Gesellschaft erhalten haben!«

Tifflor nickte. »Dein Bauch könnte recht haben. Ich glaube nicht an eine Fehlfunktion irgendeiner Art. Jemand oder etwas hat Zugriff auf die Anlagen des Handelssterns genommen.«

»Vatrox?«

»Vielleicht. Möglich ist auch, dass sich in FATICOS Tiefe Klonsoldaten aufgehalten hatten, die nun zum Einsatz kommen.«

»Oder automatische Anlagen«, knurrte Ucuz.

»Sir«, sagte der junge Mann, dessen Funktionsabzeichen ihn als Funkspezialisten auswiesen.

»Nenn mich Tiff! Was gibt es?«

»Der ... äh ... der Funkkontakt zu den übrigen Einheiten in FATICO ist abgerissen.«

Tifflor blickte seinen Sicherheitschef an. »Tanio, wir fliegen sofort zurück zum Transferdeck. Wir müssen herausfinden, was gerade geschieht!«

Sie verließen die mobile Einsatzzentrale, aktivierten ihre Gravo-Paks und beschleunigten mit Höchstwerten.

Die beiden Männer hatten sich nicht sonderlich weit von dem Transferdeck entfernt, der Rückflug würde höchstens zwei Minuten in Anspruch nehmen.

Plötzlich erklangen Stimmen im Helmlautsprecher.

»Ich habe wieder Funkverbindung«, hörte er Ucuz' Stimme. »Ich versuche, uns eine Bildübertragung zu schalten!«

Das Innendisplay des Helms zeigte kurzzeitig farbige Schlieren, dann baute sich ein Bild auf. Es zeigte FATICO und in dessen Nähe ...«

»Schlachtlichter!«, rief Tanio Ucuz. »Die Frequenz-Monarchie greift an!«

Julian Tifflor schaltete den SERUN auf Autopilot, damit er sich auf die Anzeige konzentrieren konnte.

In einer Entfernung von 30 Millionen Kilometern zum Handelsstern waren Tausende Schlachtlichter materialisiert und griffen sofort die am weitesten von FATICO entfernten Alliiertenraumer an. Der Überraschungseffekt und die gewaltige Schlagkraft der Schlachtlichter ließen den äußeren Schiffen nicht den Hauch einer Chance.

Augenblicklich kam aber Bewegung in die Verteidigungsflotte, die sich aus Einheiten der Posbis, Maahks und Tefroder zusammensetzte.

Wie ein Haufen Jungtiere, die bei ihrer Mutter Schutz suchten, zogen sich die Alliiertenschiffe in die Sonnentarnung FATICOS zurück, drangen sogar in diese ein.

Für den schlimmsten und nun tatsächlich eingetretenen Fall eines massiven Überraschungsangriffs der Frequenz-Monarchie war dieses Manöver vereinbart und in die Schiffspositroniken einprogrammiert. Es gründete auf der naheliegenden Annahme, dass die Frequenz-Monarchie den Handelsstern nicht gefährden wollte.

»Der Angriff wird ausgebremst. Schau dir das an, Tiff: Es sind an die vierzigtausend Schlachtlichter!«

»Dagegen hat unsere Flotte keine Chance!«, gab Tifflor konsterniert zurück. »Dazu kommen die beobachteten Effekte innerhalb von FATICO. Es wird verdammt eng hier!«

Die beiden Männer erreichten das Transferdeck. Hektik war ausgebrochen. Spezialisten arbeiteten mit fieberhafter Eile an ihren Geräten und riefen sich Fragen und Antworten zu.

»Tiff!«

Der Terraner wandte sich um. Oberst Tarin Kamoh, ein hünenhafter Ertruser und Kommandeur der hiesigen Kräfte, eilte auf ihn zu.

»Wir befürchten, dass wir gerade von innen und außen angegriffen werden!«, stieß er aus. »Wir müssen sofort Atlan informieren – ohne Verstärkung sind wir über kurz oder lang erledigt!«

»Du willst, dass ich Atlan informiere?«, fragte Tifflor, der den Unterton in der Stimme des Ertrusers verstanden hatte.

»Ich bitte darum, Tiff.«

Es handelte sich tatsächlich um eine Bitte. Der Oberst der LFT und der Galaktikums-Sonderbeauftragte besaßen beidseitig keine Weisungsbefugnis.

Julian Tifflor zog den Controller der Klasse A hervor, den er von Rhodan erhalten hatte. Es war ihm nicht schwergefallen, sich innerhalb kurzer Zeit mit der Bedienung des Geräts vertraut zu machen.

»Die Transferkamin-Verbindung mit DARASTO steht noch«, sagte Tifflor. Er wechselte einen schnellen Seitenblick mit Ucuz. »In Ordnung, Oberst Kamoh. Stell mir so schnell wie möglich ein Infopaket zusammen, das ich Atlan oder Rhodan überbringen werde!«

Tarin Kamoh wandte sich einer Ordonnanz zu, einem klein gewachsenen Kolonialterraner mit eng beisammenstehenden Augen und Segelohren. Hinter dem mehr als zweieinhalb Meter großen Ertruser war er Tifflor bisher nicht aufgefallen.

»Wir überspielen dir die Datei, sobald wir sie zusammengestellt haben«, sagte Kamoh, nachdem seine Ordonnanz davongeeilt war. »Beeil dich und richte Atlan meine Grüße aus. Sag ihm, dass wir die Stellung mit allen Mitteln verteidigen werden, auch wenn es gerade nicht sehr rosig aussieht.«

»Seht zu, dass ihr herausfindet, ob tatsächlich jemand mit einem Controller an FATICO herumspielt«, riet Tifflor dem Oberst.

»Ich habe bereits mehrere Teams ausgeschickt!«

Der Terraner nickte. »Viel Erfolg!«

Damit wandte er sich ab und rannte mit Tanio Ucuz zum nächsten freien Transportschlitten. In gemächlichem Tempo flogen sie auf den Transferkamin zu.

»Wir sollten so schnell wie möglich transferieren«, sagte Ucuz mit angespannter Stimme. »Wir können Atlan auch so berichten, wie die ungefähre Lage in FATICO aussieht.«

»Die Datei wird bestimmt gleich zusammengestellt sein«, gab Tifflor zurück.

Er blickte wieder auf seinen Controller. Die Verbindung mit DARASTO stand. Falls es im Innern FATICOS wirklich jemanden mit einem Controller der Klasse B oder gar C gab, könnte er den Transferkamin zweifellos manipulieren oder ausschalten. Möglicherweise war dies bereits initiiert ...

Auf dem Helm-Innendisplay zeigte die Mikropositronik den Erhalt der Datei an. Tifflor beschleunigte den Schlitten und flog in den Transferkamin hinein.

Die Reise zu dem 62.890 Lichtjahre entfernten Polyport-Hof DARASTO sollte nicht länger als zwölf Minuten dauern.

Zwischenspiel

25. Prago des Tedar 10.486 da Ark

30. März 8036 vor Christus

 

Nach unzähligen Tontas hatte Atlan es geschafft, aus dem Stück Oressa-Rotholz die Zwölf Heroen zu schnitzen.

Einmal war ihm eine halb fertige Figur aus den klammen Fingern gesprungen, und er hatte mit wachsender Verzweiflung jeden Fingerbreit seines Kammerbodens abgesucht. Nach einer geschlagenen Tonta und blutig geschürften Knien hatte er die kleine Bardenfigur endlich gefunden und sich nicht erklären können, wie sie unter sein Bett hatte fliegen können.

Atlan saß erwartungsvoll an dem Steintisch auf der Terrasse. Die letzten Sonnenstrahlen färbten die Wolken blutrot und die Abendmorrls kamen aus ihren Bauten. Vielstimmig sangen sie ihre Lieder.

Mehrere Feuerwannen loderten auf. Je dunkler es wurde, desto mehr Licht und Wärme spendeten sie.

Atlan mochte den rauchigen Geruch, den sie verbreiteten.

Fartuloon setzte sich zu ihm und öffnete eine kunstvoll verzierte Holzschachtel. Aus ihr entnahm er ein Spielbrett.

»Wir spielen Garrabo?«, fragte Atlan verwundert.

Fartuloon legte das Spielbrett zwischen sich und Atlan auf den Tisch. Es bestand aus zehn mal zehn Quadraten in abwechselnd schwarzer und weißer Farbe.

»Das Wort ›Garrabo‹ bedeutet nicht nur zufällig ›Quadrat-Strategie‹«, erklärte Fartuloon, während er aus der Schachtel zwölf Figuren nahm und sie auf der ihm nächsten Spielfeldreihe aufstellte. »Es gibt keine bessere Denkschulung für strategische Überlegungen als das Garrabospiel.«

Atlan betrachtete die Heroen aus rötlich glimmendem Kristall. »Die sehen sehr wertvoll aus.«

»Sie sind es für mich. Ich habe lange an ihnen geschliffen.«

»Du hast die Figuren selbst gemacht?«

»Jeder sollte einen starken Bezug zu seinen Spielfiguren haben«, antwortete sein Lehrmeister. »Stell deine Heroen nun nach meinem Vorbild auf deiner Grundlinie auf: In der Mitte stehen die beiden stärksten Figuren, Osmaá Loron und Vretatou. Als Schutz stellen sich die Zhygor'ianta, die Lichtkämpfer, direkt vor ihnen auf, während die Schwertkämpfer, Bogenschützen, Läufer und Barden neben ihnen auf der Grundlinie stehen.«

Fartuloon erklärte Atlan die Bedeutungen der Heroen und ihre Zugmöglichkeiten auf dem Spielfeld. Der Junge hörte aufmerksam und mit glühenden Wangen zu. Vor lauter Aufregung füllten sich seine Augen mit Tränensekret.

»Garrabo ist deshalb so schwierig zu meistern, weil du zum einen das Ziel fest im Blick haben musst, es aber nur über eine noch nicht feststehende Anzahl von Zügen erreichen kannst. Der Weg entwickelt sich bei jedem Schritt, jedem Zug. Du erreichst das Ziel nur, wenn du diesen Weg besser siehst als dein Gegenspieler.«

Atlan sog jedes Wort Fartuloons begierig in sich auf.

Der Lehrmeister hatte ihm in den vergangenen Jahren vieles beigebracht. Vielfältiges Wissen über die arkonidische Gesellschaft, Politik und Geschichte, aber auch über die Wunder der Natur und des Weltalls.

Als ihm Fartuloon den Auftrag gegeben hatte, die Zwölf Heroen zu schnitzen, hatte Atlan instinktiv gefühlt, dass ein neuer Abschnitt in seiner Ausbildung begann.

»Die Eröffnung«, fuhr der Bauchaufschneider fort. »Baue die Verteidigung vor Vretatou auf. Bewege nacheinander die Schwertkämpfer, Bogenschützen und Läufer. Erst wenn du alle Verteidiger entwickelt hast, ziehe eine Figur ein zweites Mal!«

Fartuloon zeigte ihm mehrere Varianten, wie man ein Garrabospiel eröffnen konnte. Er erläuterte ihm die Unterschiede zwischen einem offensiv und einem defensiv orientierten Spiel und wie man sich durch eine Rochade zwischen dem Vretatou und einem der Barden Vorteile verschaffte.

Anschließend spielte Fartuloon aus seinem Gedächtnis die Partie durch, mit der er einst einen Garrabomeister geschlagen hatte.

Atlan schmerzte schnell der Kopf von den vielen Begriffen und Möglichkeiten, aber das Spiel faszinierte ihn ungeheuerlich. Als Fartuloon ihn fragte, ob Atlan ein wenig Zeit benötigte, um das neue Wissen zu verarbeiten, oder ob er eine Partie wagen wollte, war für Atlan die Antwort klar.

Nachdenklich blickte Fartuloon ihn an, während er die Figuren in ihre Ausgangsposition brachte.

»Merke dir eines, Atlan: Ich werde dich beim Garrabospiel von Anfang an als gleichwertigen Gegner betrachten. Du wirst weder auf Gnade noch auf Hilfestellungen von mir zählen können! Nach jeder beendeten Partie werden wir sie Zug für Zug analysieren. Ich werde dich fragen, welche Taktik du verfolgst, und dir danach zeigen, welche Fehler du begangen hast.«