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Cornelia Mack – Geschwister | Wie sie das Leben prägen – SCM Hänssler

SCM Hänssler

 

Inhalt

Einleitung
Geschwisterbeziehungen sind die längsten unseres Lebens
Die Geschwisterposition prägt das soziale Verhalten
Die Geschwisterposition prägt das Selbstbild
Die Geschwisterposition prägt den Umgang mit den eigenen Kindern
Die Geschwisterposition kennen
Altersunterschied
Geschlechterfolge
Zwillinge oder Mehrlinge
Adoptivkinder
Patchworkfamilien
Tod
Behinderung oder Krankheit
Jüngste
Das erste Kind
Zur Einstimmung
Beschreibungen
Erstgeborene der Bibel
Zum Ausklang
Hilfen zu einem positiven Selbstbild für Erstgeborene
Erziehungstipps
Einzelkinder
Zur Einstimmung
Beschreibungen
Einzelkinder der Bibel
Zum Ausklang
Hilfen für ein positives Selbstbild von Einzelkindern
Erziehungstipps
Das zweite Kind
Zur Einstimmung
Beschreibungen
Zweitgeborene der Bibel
Zum Ausklang
Hilfen für ein positives Selbstbild Zweitgeborener
Erziehungstipps
Das dritte Kind
Zur Einstimmung
Beschreibungen
Drittgeborene in der Bibel
Zum Ausklang
Hilfen für ein positives Selbstbild Drittgeborener
Erziehungstipps
Das jüngste Kind
Zur Einstimmung
Beschreibungen
Jüngste in der Bibel
Zum Ausklang
Hilfen für ein positives Selbstbild Jüngster
Erziehungstipps
Schlussfolgerungen
Auswirkung auf Ehe und Beziehung
Auswirkungen auf die Erziehung
Allgemeine Tipps zur Erziehung
Warum alles auch ganz anders sein kann
Vererbung
Beziehung der Eltern zueinander
Scheidung
Besondere Geschwister
Erziehungsstil
Brüche und Traumatisierungen
Hypotheken aus der Vergangenheit
Geschwistergeschichten in der Bibel
Kain und Abel (1. Mose 4)
Jakob und Esau (1. Mose 24-28)
Lea und Rahel (1. Mose 29-35)
Die Kinder Jakobs (1. Mose 37-50)
Mirjam und Mose (2. Mose 2; 4. Mose 12)
Verlorener Sohn – der ältere und der jüngere Bruder (Lukas 15,11-32)
Marta, Maria und Lazarus (Lukas 10,38ff; Johannes 11,1-45; Johannes 12,1-3)
Literaturverzeichnis
Zitate/Anmerkungen

Einleitung

Haben Sie Geschwister?

Egal, wie Ihre Antwort ausfällt – viele Ihrer Einstellungen und Verhaltensmuster leiten sich von den Erfahrungen ab, die Sie in Ihrer Kindheit als Geschwisterkind oder als Einzelkind gemacht haben.

Warum schreibe ich dieses Buch?

Das Thema Geschwister interessiert mich aus unterschiedlichen Gründen.

Ich selbst bin ein ältestes Kind. Mit drei jüngeren Brüdern aufzuwachsen, prägt sehr. Ich fühlte mich gefordert und oft auch herausgefordert, meine Position zu behaupten. Ich lernte, mich durchzusetzen. Da ich keine Schwester hatte, lernte ich auch die Beschäftigung mit mir allein. Für manche eher weiblichen Beschäftigungen (wie zum Beispiel Puppenspiele) hatte ich keine Spielgefährtin. Meine Position als Älteste war eine Vorbereitung auf spätere Leitungsfunktionen. Die Position als einziges Mädchen befähigte mich, in vielen Dingen allein klarzukommen, vieles mit mir selbst auszumachen und selbstständig zu Lösungen zu kommen. So hat mich meine Geschwisterposition als ältestes Kind und einziges Mädchen für mein späteres Leben nachhaltig beeinflusst.

Ein Motiv, dieses Buch zu schreiben, ist aber auch, anderen einen Weg zu eröffnen, sich selbst, das eigene Gewordensein und die eigenen Lebensmuster und daraus entstandenen Lebensentwürfe zu erkennen und zu verstehen.

Durch Geschwister bekommen wir einen speziellen Platz in der Familie. Das prägt uns für das ganze Leben. Was wir über Jahre an Einstellungen, Gefühlen, Erfahrungen, Denkmustern und Handlungsstrategien mit Geschwistern erwerben, wird zum Grundmuster für unseren Umgang mit der Welt auch außerhalb der Familie.

Mein Mann und ich haben vier Kinder: einen Sohn und drei Töchter. In der Beobachtung unserer Töchter und ihrem Umgang miteinander wurde mir bewusst, dass Schwestern eine ganz andere Beziehung zueinander entwickeln als Schwester und Bruder.

Das Gleiche gilt natürlich auch für Brüder untereinander. Allerdings gestalten Brüder ihre Beziehung in aller Regel bei Weitem nicht so emotional – im positiven wie negativen Sinn – wie Schwestern. Gleichgeschlechtliche Geschwisterbeziehungen gestalten sich auf jeden Fall anders als zu Geschwistern mit einem anderen Geschlecht.

Genauso gilt: Lebt ein Kind als einziges mit einem anderen Geschlecht in einer Geschwisterreihe, kommt ihm damit immer eine besondere Rolle zu.

Mareike erzählt: »Nach sechs Buben wurde ich als erstes Mädchen in der Familie geboren. Damit hatte ich immer eine Sonderrolle. Ich war Papas Liebling, eine Prinzessin. Ich zweifelte nie daran, geliebt und gewollt zu sein.«

Geschwisterbeziehungen sind die längsten unseres Lebens

Der Geschwisterkreis ist die erste soziale Gruppe. Meistens sterben Eltern vor den Kindern, Freundschaften können aufhören, Partnerschaften brüchig werden, Geschwister bleiben wir aber immer.

Darum verbringen wir – auf das ganze Leben gesehen – mehr Zeit mit Geschwistern als mit den Eltern. Schon im Alter zwischen drei und fünf Jahren verbringen Geschwister mehr als doppelt so viel Zeit miteinander als mit den Eltern.1 Sie entwickeln auch mehr Nähe zueinander – im Positiven wie im Negativen – als zu Eltern.

Geschwister können Vertraute und echte Freunde, aber auch Feinde oder Folterknechte sein – und manchmal auch beides, je nach Situation oder Lebensphase. Sie können zu inneren Verbündeten gegen die Eltern werden oder zu Gegnern um die Gunst der Eltern.

Die Beziehung kann sehr innig und herzlich sein oder aber geprägt von Hass und Ablehnung, wie man – nicht nur – aber auch am ersten Geschwisterpaar der Bibel, Kain und Abel, oder auch an Jakob und Esau, Lea und Rahel sehen kann.

Darum haben Geschwister auch einen großen gegenseitigen Anteil an ihrer Entwicklung. Es sind bei Weitem nicht nur die Eltern, die prägen, formen und erziehen, sondern auch die Ge­schwister untereinander.

Geschwister erleben aneinander auch einen Entwicklungs- und damit Veränderungsprozess im Denken, Stil, in Einstellungen, im Verhalten und in Werten mit. In der Pubertät und im frühen Erwachsenenalter verlieren Geschwister allerdings an Einfluss und Bedeutung. Die Beziehungen der Geschwister werden mit zunehmendem Alter aber wieder wichtiger. Die gemeinsamen Kindheitserinnerungen sind ein wichtiges verbindendes Element, die Besinnung auf die eigenen Wurzeln verhilft zu einer sicheren Verortung im Leben.2

Geschwister, die sich über Jahrzehnte immer wieder begegnen können, beobachten aneinander, was konstant bleibt und was sich verändert. Je älter sie werden, umso deutlicher werden die Konstanten und die Veränderungen bewusst.

Dieses Buch schreibe ich auch wegen der dritten Kinder. Leider ist in der psychologischen Fachliteratur so gut wie nichts über dritte Kinder geschrieben worden.3 Da wir beide – mein Mann und ich – in großen Familien mit vielen Geschwistern, Neffen und Nichten aufgewachsen sind, konnte ich viele Beobachtungen zu den dritten Kindern machen. Mit der Zeit merkte ich, dass bestimmte Verhaltensmuster immer wieder ähnlich auftreten. Vor allem die dritten Kinder haben mich besonders fasziniert, mich zum Schmunzeln oder Verwundern gebracht, zum Nachdenken angeregt oder Sorgen ausgelöst.

Dieses Buch ist darum auch ein Plädoyer für die dritten Kinder. Es lohnt sich, sie in ihrer Besonderheit zu entdecken und deutlich mehr wertzuschätzen. Dies ist aber bei Weitem nicht das einzige Leitmotiv für dieses Buch. Jede Geschwisterposition hat ihre besonderen und faszinierenden wie ihre belastenden und frustrierenden Seiten.

Geschwisterbeziehungen sind ein großer Schatz im Leben. Sie verhelfen uns zu vielerlei Fähigkeiten wie teilen, streiten und sich versöhnen können, einander trösten, sich durchsetzen oder Kompromisse schließen, sich wehren und etwas einstecken.

Die Geschwisterposition prägt das soziale Verhalten

Die Geschwisterposition hat keine Auswirkungen auf Intelligenz oder auf Extro- oder Introvertiertheit. Aber sie prägt uns in unserem sozialen Verhalten und in den Persönlichkeitseigenschaften: wie wir auf Menschen reagieren, wie wir Konflikte lösen oder nicht lösen, wie wir Kompromisse schließen oder eben nicht. Die Geschwisterposition wirkt sich darauf aus, ob wir uns gut oder weniger gut in sozialen Netzwerken und Beziehungen bewegen können, ob wir vermitteln können oder unseren eigenen Kopf durchsetzen.

Frank Sulloway sagt: »Der Einfluss der Geburtenfolge auf die Persönlichkeitsentwicklung ist fünf- bis zehnmal größer als auf die akademischen Leistungen und den Intelligenzquotienten.«4

Bei Zweitgeborenen gibt es zum Beispiel zwei ganz gegensätz­liche Muster, die aber beide häufig auftreten: Manche Zweite schrecken immer wieder davor zurück, Verantwortungsposten zu übernehmen, weil sie ein tief sitzendes Kindheitsmuster in sich tragen: Das steht deinem älteren Bruder/deiner älteren Schwester zu, du darfst diese Aufgabe nicht übernehmen.

Eine jüngere von zwei Schwestern erzählt: »Meine Schwester bestimmt mein ganzes Leben. Schon als Kind hat sie mir immer alles weggenommen, meine Kleider, meine Spielsachen, Freundinnen. Das prägt mich bis heute. Ich kann nicht mit Rivalität umgehen … Sobald mir jemand etwas streitig macht, sei es Freundschaften oder Essen oder Termine, gerate ich in Panik. Einerseits will ich nicht, dass jemand mir etwas Wichtiges wegnimmt, so wie meine Schwester mir immer alles weggenommen hat. Aber gleichzeitig bin ich auch nicht imstande, für das zu kämpfen, was ich will. Mit allen Menschen, mit denen ich zu tun habe, inszeniere ich ständig die Ängste im Blick auf meine Schwester aufs Neue.«

Es kann aber auch ganz anders sein. Ein Zweitgeborener erzählt: »Schon früh habe ich meinen großen Bruder in vielem übertrumpfen können. So sehe ich heute Vorgesetzte oder Konkurrenten in meinem Umfeld als eine Chance und positive Herausforderung. Ich sage mir dann: Das kann ich auch. Die oder den hole ich ein. Ich mache es besser als er oder sie.«

So kann die Geschwisterposition sehr unterschiedliche Erfahrungen beinhalten, die sich negativ oder positiv auf das weitere Leben auswirken können. Ein älterer Bruder, der nur mit Schwestern aufgewachsen ist, wird in einem Berufsumfeld, in dem er es nur mit Frauen zu tun hat, aller Wahrscheinlichkeit nach leichter zurechtkommen als einer, der nur Brüder hat. Es kann aber auch umgekehrt sein, wenn er als Kind von den Schwestern mit Häme überschüttet, unterdrückt oder ausgelacht wurde. In diesem Fall kann er auch als Erwachsener möglicherweise mit Frauen keine positive Kommunikation aufbauen.

Männer, die nur mit Brüdern groß geworden sind, sind aller Voraussicht nach besser auf ein Berufsfeld, in dem hauptsächlich Männer arbeiten, vorbereitet. Aber auch da gilt: War die Kindheitserfahrung negativ, dann werden solche Männer möglicherweise aufatmen, wenn sie vermehrt mit Frauen zusammenarbeiten können.

Eine ältere Schwester von Brüdern wird vermutlich eine Führungsposition in männlichen Milieus mit einer gewissen Selbstverständlichkeit wahrnehmen können. Und eine jüngere Schwester von Brüdern wird in Männermilieus möglicherweise besonders beliebt und erfolgreich sein können, wenn sie Erfahrungen machen konnte, wie das Miteinander mit älteren Brüdern am besten funktioniert.

Es kann aber auch hier bei negativen Vorerfahrungen ganz anders sein.

Die Geschwisterposition prägt das Selbstbild

Wie man sich selbst sieht und einordnet, hängt wesentlich von der Stellung in der Geschwisterreihe ab. Ein Jüngster: »In all meinen Beziehungen, ganz gleich ob zu Freunden oder zu Kollegen … fühle ich mich wie der Jüngste, wie der kleine Bruder, selbst dann, wenn ich der Ältere bin … Ich bin 45 Jahre alt, aber in meinen Augen bin ich immer noch der Junge.«5

Das eigene Selbstbild, die Stellung in der Welt, das Gefühl für die Position in Gruppen und sozialen Netzwerken wird wesentlich von der Grunderfahrung als Kind geprägt. Eine Erstgeborene: »Egal, wo ich hinkomme. Ich denke immer: Du bist verantwortlich, dass hier alles funktioniert. Von dir wird erwartet, dass du es gut machst. Und wenn es nicht klappt, bist du schuld.« Oder ein Erstgeborener: »Ich fühle mich immer an der Spitze, wenn ich mit anderen Menschen zusammentreffe. Vom Grundgefühl bin ich vorne.«

Die Geschwisterposition prägt den Umgang mit den eigenen Kindern

Die Erfahrungen, die wir mit Geschwistern machen, prägen nicht nur im Umgang mit Gleichaltrigen und das Selbstbild, sondern auch das Verhalten gegenüber den eigenen Kindern.

Erstgeborene, die sich als Kind vom Nächstgeborenen entthront fühlten, geraten im Blick auf ihr zweitgeborenes Kind möglicherweise in einen ähnlichen emotionalen Konflikt, wie sie ihn als Kind ständig erlebt haben: sie fühlen sich herausgefordert oder bedroht. Sie können eine Angst entwickeln (ähnlich der in der Kindheit), von diesem Kind den Platz streitig gemacht zu bekommen.

Es kann aber auch sein, dass negative Erfahrungen der Kindheit geheilt wurden. Dann kann ein erstgeborenes Elternteil entspannter und gelassener mit eigenen Kindern umgehen.

Zweitgeborene können auch als Erwachsene so im Neid auf das eigene ältere Geschwisterkind gefangen sein, dass sie dies wiederum unbewusst auf ihr erstgeborenes Kind übertragen. Barbara Sullivan beschreibt: »Ich selbst habe einen älteren, hochbegabten Bruder, und ich habe einen sehr begabten, erstgeborenen Sohn. Eines Tages fiel mir auf, dass ich meine jüngere Tochter sehr oft gegen ihren älteren Bruder verteidigte. Ich musste der Tatsache ins Auge sehen, dass ich immer noch mit Schwierigkeiten aus der Kindheit zu kämpfen hatte. Ich versuchte immer noch, die Frustrationen wettzumachen, die ich bei Konkurrenzkämpfen mit meinem älteren Bruder empfunden hatte. Als ich verstanden hatte, warum ich dazu neigte, mein zweites Kind über die Maßen auf Kosten meines Ältesten zu beschützen, gelang es mir, ein gerechterer und besserer Vermittler in den Meinungsverschiedenheiten meiner Kinder zu werden.«6

Allein schon die Erkenntnis solcher Zusammenhänge kann wie ein geöffneter Vorhang plötzlich ein ganz neues Licht auf gegenwärtige Beziehungen werfen.

Nicht nur auf die Beziehungs- und Lebensgestaltung wirkt sich die Geschwisterposition aus, sondern auch auf den Erziehungsstil. Sehr verallgemeinernd könnte man sagen, dass Erstgeborene eher einen strengen Erziehungsstil haben unter dem Leitwort: Bemühe dich, streng dich an, das Leben ist eine ernste Angelegenheit …

Jüngste dagegen erziehen in der Regel gelassener und ungezwungener nach dem Motto: Das Leben ereignet sich, ich muss mich nicht um alles kümmern.

Wer sich und seine eigenen Lebensmuster unter dem Aspekt der Geschwisterposition sehen lernt, versteht sich und andere besser. Der Umgang miteinander kann entspannter sein, wenn wir manches unter anderen Vorzeichen einordnen und dann auch so stehen lassen können.

Frauke erzählt: »Mein Mann ist ein Einzelkind. Früher habe ich mich immer gewundert, dass er sich so oft zurückzog und alle Entscheidungen alleine getroffen hat. Seitdem ich mehr Sensibilität für das Thema Geschwisterposition habe, verstehe ich, dass er es als Einzelkind immer gewohnt war, allein Entscheidungen zu treffen, allein seine Zeit zu gestalten, allein mit sich zurechtzukommen. So kann ich sein Verhalten besser einordnen und fühle mich nicht ständig davon provoziert.«

Verständnis für sich und andere kann eine Konsequenz aus den Erkenntnissen der Geschwisterforschung sein. Das allein aber wäre zu wenig. Das Verstehen eröffnet auch Chancen zur Veränderung.

Sobald wir auch das Belastende der jeweiligen Position sehen lernen, können wir daraus Schlussfolgerungen ziehen und uns auf einen Weg der Neugestaltung einlassen. Manchmal braucht es auch Heilung von Verletzungen, die sich aus den Erfahrungen der Kindheit speisen.

Eine Mutter – die Jüngste von drei Kindern – hat selbst fünf Kinder. Sie sagte: »Als jüngstes Kind achtete ich immer darauf, dass mein jüngstes Kind nicht in den typischen Mustern der Jüngsten erzogen und behandelt wurde. Ich wurde jahrelang als ›Kleines‹ oder ›Baby‹ bezeichnet, auch als ich schon größer war. Man traute mir nie etwas zu. Das wollte ich bei unserem Sohn ganz bewusst anders machen, und es ist mir auch gelungen.«

So kann das Thema »Geschwister« in vielerlei Hinsicht positiv nutzbar gemacht werden.

Das Selbstverständnis kann erweitert, der Umgang mit anderen entspannter werden, bestimmte Konflikte zwischen Menschen können sich teilweise auch aus den Erfahrungen der Geschwisterpositionen in den Ursprungsfamilien erklären lassen. Diese neue Sicht kann dann auch andere Lösungsansätze bereithalten.

Es kann auch dazu helfen, sich aus manchen Kindheitsverwicklungen oder Festschreibungen durch Geschwistererfahrungen zu lösen und neue Wege zu gehen. Als erwachsener Mensch entwickle ich mich – hoffentlich – weiter und bin eben nicht mehr immer die Besserwisserin oder Nörglerin, der Zurückhaltende oder der kleine Dumme.

So können wir von diesem Thema in vielerlei Hinsicht profitieren – in Arbeitsbeziehungen, in Familien, in einer Ehe, in der Gemeinde und in vielen anderen Bezügen, in denen wir stehen.

An diesem Buch haben sich viele Personen mit ihren Erfahrungen beteiligt. Wenn ich mit Menschen ins Gespräch komme, frage ich oft, in welcher Geschwisterposition sie aufgewachsen sind. Häufig ergeben sich daraus sehr interessante Gespräche. Und auch hier bestätigt sich immer wieder: bestimmte Muster haften bestimmten Geschwisterpositionen an.

Viele Menschen waren bereit, von ihren Erfahrungen zu erzählen. Manche wollten dabei ganz bewusst anonym bleiben, andere wollten gerne mit Namen genannt werden. Ihnen allen sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt. Ihre Beiträge bereichern das Buch. Ihre Beispiele und Erzählungen verdeutlichen und bestätigen vieles, was die Wissenschaft an Ergebnissen und Erkenntnissen zutage gebracht hat. Die Berichte zeigen aber auch: Es kann alles aber auch ganz anders sein. Die Geschwisterposition ist keine Festschreibung, aber eine Grunderfahrung, die mich fürs Leben prägt.

Die Geschwisterposition kennen

Nicht immer ist die Reihenfolge der Geburt auch die Position, die in der Geschwisterreihe eingenommen wird.

Ich werde die Positionen in folgender Reihenfolge beschreiben: erstes Kind, Einzelkind, zweites Kind, drittes Kind, jüngstes Kind.

Folgende Faktoren sollten dabei beachtet werden: Nach dem dritten Kind wiederholt sich die Reihe.7 Das bedeutet, dass das vierte beziehungsweise siebte Kind wieder ähnliche Muster aufweist wie ein erstes Kind. Ein fünftes beziehungsweise achtes Kind wird ähnliche Verhaltensmuster aufweisen wie ein zweites; ein sechstes beziehungsweise neuntes Kind ähnliche wie ein drittes. Dabei spielen allerdings der Altersunterschied zwischen den Geschwistern und auch das Geschlecht eine entscheidende Rolle. Je größer die Geschwisterschar, desto schwieriger sind solche Definitionen.

Altersunterschied

Bei geringem Altersunterschied verstehen sich Geschwister einander zugehörig, bei größerem Altersunterschied übernimmt das ältere Geschwister häufig bereits die Rolle des Miterziehers, des Beschützers und des Verantwortlichen.

Je größer der Altersunterschied zwischen den einzelnen Kindern ist, desto weniger gelten diese Einteilungen. Ab einem Altersunterschied von fünf und mehr Jahren sieht man das danach geborene Kind wieder wie ein erstes beziehungsweise wie ein Einzelkind an. Denn die typische Geschwisterbeziehung auf gleicher Ebene kann sich mit größerem Altersabstand nicht mehr entwickeln.8 Mit einem solchen Kind beginnt also die Reihenfolge wieder von vorn, falls weitere Geschwister nachfolgen.

Je größer der Altersunterschied zwischen den Kindern ist, desto eher bilden sich Verhaltensmuster von Einzelkindern oder eben auch Koalitionen und Untergruppen.

Nehmen wir an, dass eine Familie zum Beispiel aus fünf Kindern mit folgender Altersstruktur besteht: Junge (12), Mädchen (10), Mädchen (5), männliche Zwillinge (3). Dann werden die Zwillinge eine Untergruppe bilden und ebenso die beiden älteren Geschwister. Mit zunehmendem Alter und Eintritt in die Pubertät kann es sein, dass sich die beiden Mädchen mehr zusammenschließen. Das hängt aber auch davon ab, ob die beiden Mädchen sich verstehen oder ob sie wesensmäßig, interessensmäßig oder temperamentsmäßig einander eher fremd sind oder sich nahestehen.

Je nach Größe und Altersabstand können so sehr unterschiedliche 2er- oder 3er-Untergruppen und Koalitionen entstehen.

Geschlechterfolge

Wenn zum Beispiel in einer Familie fünf Kinder sind, und nur eines davon ein anderes Geschlecht hat, dann wird dieses Kind immer eine Sonderrolle spielen – entweder als etwas Bedeutendes oder als ein Kind, das aus der Reihe fällt und nicht dazupasst.

Schwestern entwickeln so gut wie immer mehr Nähe zueinander als Brüder. Auch im Erwachsenenalter haben Schwestern zueinander mehr Kontakt, besprechen intimere Themen als Brüder.9

Zwillinge oder Mehrlinge

Bei Zwillingen oder Mehrlingen gilt, dass der oder die zuerst Geborene auch das Erste in der Geschwisterfolge ist. Folgende Beobachtung mache ich immer wieder:

Wenn ich ein Zwillingspaar treffe und die beiden sich vorstellen (in einer Gruppe oder mir persönlich), dann lautet der nächste Satz meist: »Ich bin aber die Zweite.« Oder: »Ich bin der Erste, der geboren wurde.« Die Geburtenfolge ist immer präsent. Zwillingen ist es also sehr bewusst, in welcher Position sie zueinander und in der möglicherweise weiteren Geschwisterreihe stehen. Es ist sogar ein sehr wichtiger Ausdruck ihrer Identität.

Neulich begegnete mir ein älteres eineiiges Schwesternpaar. Sie erzählten mir: »Wir wissen nicht, wer die Ältere ist, denn als wir geboren wurden, ahnte unsere Mutter nicht, dass sie Zwillinge in sich trug. Es gab damals ja noch keine Ultraschalluntersuchungen. Unser Vater war so verwirrt, als da noch ein zweites Kind auf die Welt kam, dass er am Schluss nicht mehr wusste, welche von uns zuerst da war.«

Andere Sonderstellungen sind zum Beispiel Mehrlingsgeburten wie Drillinge, Vierlinge, Fünflinge etc.

Mein Platz in der Geschwisterreihe:

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Ich bin ein Drilling und die Zweite in der Geburtenfolge. Nach uns dreien kommt mein Bruder, der um drei Jahre jünger ist als wir. Da wir immer zu dritt zu Hause waren, wurden wir oft miteinander verglichen, so nach dem Motto: »Deine Schwester kann dies und jenes gut, mach das auch so wie sie!« Das ist einer der Gründe, warum der Eindruck in mir entstand, dass ich nicht passe, wie ich bin, und dass die anderen besser sind als ich – nicht nur in dem, was sie tun, sondern auch in dem, was sie sind. Mittlerweile hasse ich es, wenn ich mit jemandem verglichen werde. Ich verteidige mich oft mit den Worten: »Ich darf sein, wie ich bin. Ich muss nicht so sein wie andere.« Das Bewusstsein dafür, dass ich genauso gut bin wie die anderen, ist allerdings immer noch nicht da. Ein positiver Aspekt vom »Drillingsein« ist, dass ich mich mit meinen Schwestern sehr verbunden fühle. Wir haben manche Sachen zur gleichen Zeit durchgemacht – vor allem in der Pubertät – und dabei ähnliche Empfindungen gehabt. Das verbindet und hilft, vor allem in den schwierigen Zeiten. Wir konnten sehr gut miteinander reden. Auch wenn wir alle drei sehr verschieden sind und teilweise in anderen Ländern wohnen, verstehen wir uns heute immer noch gut und haben regelmäßigen Kontakt zueinander.

Eine andere Sache ist mir aufgefallen: Dadurch dass ich die Liebe beziehungsweise Aufmerksamkeit meiner Eltern nie »für mich allein« gehabt habe – sie war gezwungenermaßen immer durch drei dividiert –, fühle ich mich sehr schnell nicht geliebt und nicht beachtet. Ich brauche sehr viel Anerkennung von anderen Menschen und ich habe immer wieder Angst, dass ich nicht mehr geliebt werde. Aus dieser Angst heraus fällt es mir oft schwer, Sachen auszusprechen, die mich am anderen stören. Ähnlich ist es, wenn ich eine völlig andere Meinung über ein bestimmtes Thema habe. Ich habe Angst, die Anerkennung oder Sympathie des anderen zu verlieren. Im letzten Jahr habe ich einiges dazugelernt und kann schon öfter sagen, was mir an anderen nicht gefällt. Es ist ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist.

Ansonsten finde ich es toll, in einer Großfamilie aufgewachsen zu sein. Ich habe schon früh gelernt, dass es nicht immer nach meinem Kopf gehen kann. Man lernt auch früh, zu teilen und an die anderen zu denken. Heute liebe ich das, wenn alle zusammenkommen und miteinander plaudern.

Ich habe festgestellt, dass ich viele Freunde und davon viele verschiedene brauche.

(35 Jahre)

Es macht einen großen Unterschied, ob Zwillinge eineiig oder zweieiig sind. Zweieiige Zwillinge werden sich, vor allem wenn das Geschlecht auch noch verschieden ist, einander nie ganz so nah fühlen wie eineiige Zwillinge.

Eltern werden vor allem bei eineiigen Zwillingen ein besonderes Augenmerk darauf richten, die beiden auseinanderhalten zu können. Jeder kleine Unterschied wird bemerkt und festgehalten: »Marc ist eher ruhig, Manuel länger wach.« – »Julia ist ungeduldiger, Sara zufriedener.« Jede Beobachtung zieht wiederum verändertes Verhalten der Eltern nach sich, allein dadurch werden sich die Kinder auch unterschiedlich entwickeln.

Zwillinge stehen vor einer anderen Herausforderung als andere Geschwister. Sie müssen nicht das Zusammenleben lernen, sondern die Abgrenzung. Ein Beispiel dafür ist die Erkennung des eigenen Namens. Ein Kind erkennt diesen meistens schon im Alter von sechs Monaten. Bei Zwillingen dauert dies viel länger. Oft können sie erst mit zwei Jahren zwischen dem eigenen Namen und dem des Zwillings unterscheiden.10 Eine Frau erzählte mir, dass sie manchmal mit vier Jahren noch nicht genau wusste, ob sie nun die eine oder die andere war. Darum ist es wichtig, Zwillingen zu helfen, ihre Unterschiede deutlich zu erkennen. Namen, die vom Klang her verschieden sind, unterschiedliche Kleidung, eigene Spielsachen sind dabei eine große Hilfe.

In der Geschwisterforschung11 spricht man auch von Pseudo­zwillingen. Das sind Kinder, die im Abstand von weniger als 18 Monaten geboren wurden.

Pseudozwillinge fühlen sich häufig als Zwillinge. Sie sind fast gleich alt, aber dennoch in ihrer Entwicklung verschieden. Sie sind sehr stark aufeinander bezogen. Das kann einerseits ein ungeheurer Druck für das jüngere Kind sein, das Gleiche können zu müssen wie das ältere Kind. Für das ältere Kind wiederum ist der Konkurrenzdruck massiv. Auch in einer solchen Geschwisterkonstellation ist die Betonung der Verschiedenheit durch die Eltern enorm hilfreich und auch entlastend. Jedes Kind darf Verschiedenes können. Jedes Kind ist wertvoll und auf seine Art etwas Besonderes.

Adoptivkinder

Adoptierte Kinder bringen immer schon eine belastete Vergangenheit mit, denn aus schwerwiegenden Gründen können sie nicht in ihrer Ursprungsfamilie aufwachsen. Entweder wurden sie abgelehnt oder vom Jugendamt aus der Familie genommen. Es kann sein, dass sie die Eltern durch ein Unglück verloren haben oder sie wurden sogar von den Eltern verkauft.

In jedem Fall spürt ein adoptiertes Kind, dass es eigentlich woanders hingehört. Manche Kinder integrieren sich gut in ihre neue Familie, andere haben extreme Probleme.

Wenn ein adoptiertes Kind in einen bestehenden Geschwisterkreis kommt, dann ändert sich dadurch manchmal der Platz der bisherigen Kinder in der Reihenfolge, was für alle Seiten kompliziert und häufig mit negativen Gefühlen behaftet ist. Da die Adoptiveltern ein großes Interesse an einer positiven Integration des adoptierten Kindes haben, werden sie diesem Kind mehr Aufmerksamkeit schenken. Dies wiederum bekommen die leiblichen Kinder deutlich zu spüren. Schnell ist dies der Nährboden für Rivalität, Eifersucht und Neid oder Mobbing unter den Geschwistern.

Meistens bemüht sich das adoptierte Kind (je nach Alter) am Anfang um Integration und Anpassung. Es befindet sich in der ersten Phase noch in der schwächeren Position. In einer späteren Phase kommt es dann häufig zu Problemen, da das adoptierte Kind Enttäuschungen und Verletzungen von vergangenen Beziehungen und Erlebnissen neu inszeniert und in der neuen Familie wiederbelebt. Für die Adoptiveltern und die neuen Geschwister ist das keine leichte Situation, denn sie müssen in so einem Fall therapeutische Aufgaben übernehmen. Das adoptierte Kind braucht Verständnis und die Möglichkeit zu neuen, besseren Erfahrungen. Manches muss eventuell auch nachgeholt werden. Dies setzt ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und erzieherischen Fähigkeiten voraus.

Einem adoptierten Kind sollte so bald wie möglich (altersgerecht) die Wahrheit über seine Herkunft gesagt werden. Wird sie verschwiegen, entwickelt das Tabu eine unheimliche Dynamik. Denn jedes adoptierte Kind, dem seine Herkunft verschwiegen wird, weiß dennoch auf einer unbewussten Ebene, dass es seine Wurzeln woanders hat.

Wenn darüber nicht offen gesprochen wird, entsteht keine Echtheit und kein tiefes Vertrauen zwischen Adoptiveltern und Adoptivkind(ern).

Patchworkfamilien

Das Zusammenfinden von zwei Familien mit Kindern nach Scheidung oder Tod macht es nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Kinder schwierig, ihren Platz zu finden.

Vor allem dann, wenn die eigene Position in der Geschwisterreihe verändert wird. War ein Kind zuvor das älteste und wird durch die Heirat der Eltern auf die Position des zweiten oder dritten Kindes in der Geschwisterreihe verwiesen, so muss es seinen Platz und damit auch seine Identität wieder ganz neu finden. Wenn zusätzlich noch der Verlust eines Elternteils verarbeitet werden muss, wird es schwierig werden, sich emotional und auch systemisch neu zu verorten.

Antonia erzählt: »Mein Vater ließ sich scheiden, als seine damalige Frau mit dem zweiten Kind schwanger war. Er heiratete wieder. Danach wurde ich geboren. Manchmal fühle ich mich als Jüngste (meines Vaters). Ich bin aber auch die Älteste und Einzige meiner Mutter. So ist es für mich nicht immer leicht, mich innerlich zu verankern. Ich finde in mir eine interessante Mischung aus Einzelkind und Jüngster.«

Tod

Eine Sondersituation entsteht immer durch den Tod eines Geschwisterkindes. Manche erfahren erst spät, dass es vor ihnen noch andere Kinder gab, die bereits vor ihrer Geburt starben. Andere sind schon am Leben, wenn ein Geschwisterkind stirbt, und bekommen neben dem eigenen Schmerz auch das Leid der Eltern und Geschwister hautnah mit.

In solch einem Fall kann es sein, dass sie die Rolle des verstorbenen Kindes übernehmen. Wenn zum Beispiel das älteste Kind stirbt, kann es sein, dass das zweite diese Position und den Auftrag dieses Kindes übernimmt.

Karl König meint, dass das bewusste Miterleben des Todes eines Geschwisterkindes die nachfolgenden in eine neue Position zwingt.12

Ob dies der Fall ist, hängt aber auch mit davon ab,

  wie die Eltern damit umgehen und welche Bedeutung sie dem gestorbenen Kind einräumen. Wurde es überhöht oder tabuisiert oder konnten die Eltern einen versöhnten Umgang mit dem Geschehen pflegen und (entspannt) darüber reden?

  wie die Eltern mit den anderen Kindern umgehen. Es spielt eine entscheidende Rolle, ob ein Kind eine Position oder einen Auftrag übernehmen muss, oder ob es an seinem Platz bleiben kann.

Auf jeden Fall spielt es immer eine Rolle,

  ob die Kinder davon wissen oder ob das Erlebte von den Eltern tabuisiert wurde. Wenn Kinder erst als Erwachsene erfahren, dass es vor ihnen noch ein anderes Kind gab, das bereits vor ihrer Geburt oder vor der bewussten Erinnerungsfähigkeit gestorben ist, dann ist das oft wie ein Aha-Erlebnis oder wie eine plötzliche Erkenntnis: Irgendwie ahnte ich das schon immer, aber jetzt erst wird es wirklich bestätigt.

  wie alt das Geschwisterkind bei seinem Tod war. Starb es bereits in der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt?

  ob die Kinder das Geschwisterkind kannten oder nur aus Erzählungen von ihm wissen. Wurde es als zugehörig oder als fremdes Wesen der Vergangenheit erlebt?

Behinderung oder Krankheit

Hat ein Geschwisterkind eine Behinderung oder eine schwere Krankheit, dann wird es irgendwann von den jüngeren Geschwistern in der Entwicklung überholt. Das ist sowohl für das Kind mit Behinderung als auch für das jüngere Kind nicht einfach. Das Kind mit einer Krankheit oder Behinderung muss seinen Platz an ein anderes abtreten. Für die jüngeren Kinder kann dies auch mit Schuldgefühlen verbunden sein. Sie können schneller oder besser sprechen, laufen, lesen oder denken. Sie spüren, dass sie dem älteren Kind damit einen Platz streitig machen, der eigentlich dem Kind mit Behinderung oder Krankheit zustehen würde.

Jüngste

Oft werde ich von Jüngsten, die drittes Kind sind, gefragt: »Bin ich nun Jüngstes oder Drittes?« Meine Rückfrage lautet dann: »Wie fühlen Sie sich? Eher als Jüngstes oder als Drittes?« Das eigene Empfinden gibt dann Antwort auf die Frage – und häufig trifft eben auch beides zu.

Aber auch für Kinder in einer großen Geschwisterreihe von vier oder mehr Kindern kann es schwierig sein, sich zu positionieren. Gerade dann zum Beispiel, wenn es zwei ältere Kinder gibt und dann erst nach einem Altersabstand von fünf Jahren weitere drei Geschwister geboren wurden. Die dann geborenen Kinder können wieder sein wie erstes, zweites oder drittes – genauso gut kann es aber auch sein, dass das dritte Kind sich auch wie ein drittes und das vierte wie ein viertes usf. fühlt.

All die genannten Beispiele machen deutlich, dass es nicht für alle Leser dieses Buches ganz einfach sein wird, für sich zu klären, welche Position für sie zutrifft. Möglicherweise müssen sie sich mehreren Positionen zuordnen. Doch auch das kann helfen, sich selbst besser zu verstehen und kennenzulernen.

Das erste Kind

Zur Einstimmung

Mein Platz in der Geschwisterreihe:

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