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PROF. DR. RALF BECK

Wer
Braucht
Noch
Banken?

WIE START-UP
FINANZWELT VERÄNDERN UND
WAS UNS DAS NUTZT

Haben Sie sich schon einmal über Ihre Bank geärgert? Wurde Ihr Kreditantrag ohne Angabe triftiger Gründe abgelehnt? Staunen Sie über die hohen Kosten für Überweisungen, Aktienkäufe, Devisenumtausch? Dann verabschieden Sie sich doch von Ihrer Bank! Denn fast alles, was eine Bank kann, können die neuen Fintech-Akteure auch, nur deutlich günstiger, transparenter und fairer.

In seinem neuen Buch nimmt Prof. Ralf Beck die aktuellsten Entwicklungen der Fintech-Branche unter die Lupe. Er zeigt, was die Bankkonkurrenten leisten und wie sich Privatpersonen, Unternehmer und Unternehmen von Banken unabhängig machen können.

› PayPal, Auxmoney und Co – Alternativen zu den klassischen Banken

› Was können die neuen Anbieter, wo ist Vorsicht geboten?

› Einer der führenden deutschen Experten zum Thema Bankalternativen

› Basiert auf Recherchen und praktischen Erfahrungen des Autors

PROF. DR. RALF BECK, tätig an der Fachhochschule Dortmund, ist ein gefragter Experte für Crowdfinance und kommt regelmäßig in diversen Medien zu Wort. Der Vorgänger »Crowdinvesting« ist ebenfalls im Börsenbuchverlag erschienen.

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Inhalt

Vorwort

1. Einleitung

2. Welche Funktionen haben Banken?

2.1 Entstehung von Banken und ihre klassischen Aufgaben

2.2 Weitere typische Bankfunktionen

2.3 Artfremde Leistungen von Banken

3. Nutzen und Schaden durch Banken?

3.1 Mittlerfunktion und Geldschöpfung?

3.2 Wertvolle Arbeitsplätze?

3.3 Abziehen von Geld

3.4 Erpressung von Staaten?

3.5 Was noch?

3.6 Pro und Kontra in der Übersicht

4. Wer steht in und hinter den Banken?

4.1 Unersättliche Anleger als Anfang allen Übels?

4.2 Gierige Eigentümer?

4.3 Gewissenlose Manager und Mitarbeiter?

5. Die Bankalternativen

5.1 Drei Sichtweisen: Geldgeber, Geldnehmer, Mittler

5.1.1 Geldgeber oder Anleger

5.1.2 Geldnehmer oder Kreditsuchende

5.1.3 Mittler oder Dienstleister

5.2 Konkret: Die Alternativen

5.2.1 Zahlungsverkehr: PayPal & Co

5.2.2 Girokonto: Avuba?

5.2.3 Devisen: TransferWise und CurrencyFair

5.2.4 Finanzmanagement und Finanzberatung: Mint, StarMoney & Co

5.2.5 Kredite

5.2.5.1 Privatpersonen als Kreditgeber: Lending Club, Auxmoney & Co
5.2.5.2 Kurzzeitkredite: Vexcash & Co

5.2.6 Geldanlagen und Investments

5.2.6.1 Kategorien: Konservative und risikobehaftete Anlagen
5.2.6.2 Aktien: Tradegate Exchange et cetera
5.2.6.3 Crowdinvesting und Crowdfunding: Seedmatch, Geldwerk1, Companisto, Startnext et cetera
5.2.6.4 Darlehen als Geldanlage
5.2.6.5 Crowdlending aus Anlegersicht: Nochmals Auxmoney & Co
5.2.6.6 Social Trading und Finanzinstrumente zum Zocken: Moneymeets, Ayondo und eToro

5.2.7 Und weiter?

5.3 Wir sind das Volk!

6. Eine Welt ohne Banken?

6.1 Was wird uns fehlen ohne Banken?

6.2 Zurück zur Tauschwirtschaft oder wie geht es weiter?

7. Banken im Kleinformat?

7.1 Kleiner und weniger schädlich?

7.2 Nullsummenspiel bei Arbeitsplätzen?

7.3 Sind Bankalternativen die besseren Menschen?

8. Fazit und Ausblick

Anhang

Quellenverzeichnis

Interessante Internetlinks und Downloads zum Thema

Abkürzungsverzeichnis

Glossar

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Vorwort

Warum sind eigentlich riesige Bankentürme und astronomische Gehälter für Bankmanager nötig, um mein Girokonto und mein Sparbuch zu führen und mir vielleicht einen Kredit für was auch immer zu ermöglichen? Das frage ich mich schon lange. Und: In Zeiten des Internets sollte doch vieles einfacher und kostengünstiger gehen, oder? Beispielsweise müsste es über das Internet möglich sein, mit vielen anderen Leuten in Kontakt zu kommen, die mir oder jemand anderem gemeinsam einen Kredit geben. Weiterhin: Die Anlage meiner Reserven bzw. meines momentan überschüssigen Geldes muss doch nicht über meine Bank laufen. Kann ich das nicht anderweitig viel transparenter und kostengünstiger haben? Bezahle ich die von den Banken versenkten Milliardenbeträge über die Finanzierung von Rettungsschirmen eigentlich anteilig mit und zusätzlich deren trotzdem noch erzielte Gewinne? Die Antworten lauten: Nein, Bürotürme und irrwitzige Vergütungen für Bankmanager sind dazu nicht nötig. Ja, in Zeiten des Internets ließe sich vieles einfacher und direkter organisieren. Ja, es ginge transparenter und kostengünstiger für uns Kunden. Ja, die verzockten Milliarden und die Gewinne der Banken zahlen wir alle anteilig mit.

Wechsel der Perspektive: Vor etwa 15 Jahren wurde mir jemand folgendermaßen vorgestellt: „Das ist mein älterer Bruder Roland, seines Zeichens Banker.“ Ein nicht unerheblicher Stolz schwang dabei in Stimme und Gestik mit. Heutzutage würde die Situation bestimmt nicht mehr so ablaufen. Vermutlich würde eine andere Eigenschaft besagten Bruders in den Vordergrund gestellt, sicherlich aber nicht mehr der Beruf des Bankers. Eine solche einstmals ehrenhafte Tätigkeit wird inzwischen tunlichst so lange wie möglich verschwiegen, oder? Wer erwähnt schon gerne frühzeitig und ohne Not, Politesse zu sein, Steuerberater, Versicherungsvertreter oder Politiker? Arzt müsste man sein. Die Berufsprestige-Skala des Instituts für Demoskopie Allensbach führt den Banker an letzter Stelle auf.1 Wie kam es zu diesem gnadenlosen Image-Abstieg eines einstmals angesehenen Berufsstandes in so kurzer Zeit? War es einfach Pech?

Banken spielen nicht selten mit unserem Geld und streichen dabei immense Gewinne ein, die dann weitestgehend an die Eigentümer ausgeschüttet werden. Reserven werden kaum aufgebaut, zumindest nicht in der erforderlichen Höhe. Die Gewinne sind dann verprasst und in sehr schlechten Zeiten reicht der verbliebene Puffer gelegentlich nicht. Die Steuerzahler – also wir – gleichen die bei Großbanken entstandenen Verluste aus. Im Gegensatz zu den (Groß-)Banken steigt bei uns, den Anlegern, mit der Gewinnchance auch das Verlustrisiko. Niemand gleicht unsere Verluste bei misslungenen Anlagen aus. Nicht so bei „systemrelevanten“ Banken, deren Risiko allenfalls darin besteht, vorübergehend niedrigere Gewinne auszuweisen. Ich sehe die Vorstände der als systemrelevant erklärten Großbanken bildlich vor mir, wie sie sich in ihren Bürotürmen auf die Schenkel schlagen und lachen, lachen, lachen, nachdem die Rettungsschirme aufgespannt waren: Schampus bis zum Abwinken!

Sind Banken durchsetzt von abgezockten Managern und Mitarbeitern? Oder hat nur das System Schuld? Verstecken sich dort alle hinter der Organisation, teuren Anwälten und Panzerglasscheiben? Sind es einzelne Personen bzw. Personengruppen, deren Handeln unerwünschte Nebenwirkungen zeigt, oder sind Banken sogar ein besonders prägnantes Beispiel für einen allgemeinen moralischen Verfall in unserer Gesellschaft? Sind Versicherungen eigentlich die besseren Institutionen? Was ist mit anderen Branchen? Zocken uns die Handwerker nicht auch andauernd ab? Genug der Depression.

Wir brauchen am Markt überlebensfähige Unternehmen. Diese schaffen Arbeitsplätze, die dafür sorgen (sollen), dass es möglichst vielen von uns gut geht. Unternehmen benötigen finanzielle Mittel, um sich entwickeln zu können. Doch welchen Unternehmen geben die Banken „ihr“ Geld? In allererster Linie denjenigen, die in der Vergangenheit Erfolge erzielt haben, die also in den Jahren zuvor Gewinne einfahren und Sicherheiten anhäufen konnten. Wer allerdings mit einer richtig guten Geschäftsidee neu starten möchte, was ist mit dem? Was ist mit dem, der mit neuen Ideen in der Lage ist, Arbeitsplätze zu schaffen, wenn die „Old Economy“ schwächelt und Personal abbaut? Der innovative Unternehmer wird große Probleme haben, Neues aufzubauen, wenn er auf Banken setzt. Von dort bekommt er im Normalfall kein Geld. Das Risiko ist zu groß für Banken. Zwei Ausnahmen: Der Innovator kann Sicherheiten beibringen oder die Bank gibt ihm das Geld als „Durchreicher“ öffentlicher Förderprogramme, Letzteres ist indirekt also wiederum Geld vom Steuerzahler.

Banken sorgen letztlich dafür, dass die Wirtschaft am Althergebrachten festhält und dass vorrangig diejenigen Geschäfte finanziert werden, denen die Vergangenheit gehört. Das ist aber beileibe nicht immer das, was Zukunft hat.

Derzeit werden Banken, was ihr Verhalten anbelangt, als besonders „schwierig“ angesehen. Können die Banken wirklich nicht anders? Soll der Gesetzgeber einschreiten oder ist er sogar schuld an allem? Möchte der Gesetzgeber überhaupt eingreifen? Haben schlau daherredende Politiker auch nur annähernd einen Blick für die Zusammenhänge? Welche Argumente bringen Attac und Occupy im Zusammenhang mit dem Thema Banken und was ist davon zu halten?

Im Großen und Ganzen sind wir ein friedliches Volk geworden. Es ist schon einige Zeit her, dass Bankvorstände Ziel terroristischer Anschläge waren. 1977 wurde Jürgen Ponto, Vorstandssprecher der Dresdner Bank, und 1989 Alfred Herrhausen, Vorstandssprecher der Deutschen Bank, von der Rote Armee Fraktion (RAF) ermordet. Diese Taten wurden von der breiten Mehrheit der Bevölkerung als nicht akzeptabler Angriff auf das System und den Staat gesehen.

Heutzutage wird man vielleicht umgekehrt das Handeln der Banken als Angriff auf das System und den Staat sehen. Wenn dem so wäre: Völlig inakzeptabel und zudem noch untauglich sind natürlich Aktionen wie die seinerzeitigen der Rote Armee Fraktion, gar keine Frage. Es gibt sehr viel verträglichere und gleichzeitig wirksamere Mittel und Wege, den Banken beizukommen.

Die Notwendigkeit, Banken in ihre Schranken weisen zu müssen, damit es uns besser geht, wird kaum noch bestritten. Oder? Nun gut, das Bankenlager selbst argumentiert natürlich anders, mit Blick auf die eigene Tasche, wahrscheinlich aber nur selten aus echter innerer Überzeugung. Was heißt aber „in die Schranken weisen“? Strengere und engmaschigere Gesetze? Hierbei ist zu bedenken, dass schärfere gesetzliche Regelungen auch einen abwürgenden Effekt haben und zusätzliche Inaktivitäten von Banken verursachen können. Geben Kreditinstitute nicht ohnehin schon zu wenig Kredite heraus? Bleiben nicht viele aussichtsreiche Investitionen und Projekte genau deshalb unfinanziert? Müssten die Gesetze vielleicht sogar gelockert werden? Meine Gedanken dazu gehen unglücklicherweise in gegensätzliche Richtungen. Gibt es keine anderen Lösungen, die ohne die „Hilfe“ des Gesetzgebers auskommen? Lösungen, die von uns ausgehen?

Die derzeitige Standardlösungsvariante ist der Ruf nach dem Gesetzgeber, so im Ergebnis auch das Buch „Zerschlagt die Banken“ von Rudolf Hickel.2 Die gesetzgeberische Verschärfungsvariante wäre ein möglicher Weg, allerdings wohl ein recht unwahrscheinlicher. Und falls der Gesetzgeber doch eingreift, wäre dies nicht ungefährlich – siehe meinen Hinweis auf ein durch die Verschärfung womöglich verursachtes Abwürgen von Finanzaktivitäten. Darauf, dass die Politik etwas Sinnvolles tut, müssen wir wohl noch lange warten. Aktuell passiert wenig ernst zu Nehmendes und es ist unwahrscheinlich, dass etwas Substanzielles passieren wird.3 Warum ist das so?

Erstens: Die Politik lässt sich von (Banken-)Lobbyisten vereinnahmen. Manchmal merken die Politiker das, manchmal wahrscheinlich auch nicht. Höchstwahrscheinlich kommen die Politiker aus diesem System auch nicht heraus, zumindest die meisten von ihnen. Ohne Druck von unserer Seite ist kein echter Fortschritt zu erwarten. Schaffen wir das?

Zweitens: Der richtige Zeitpunkt wurde möglicherweise schon verpasst, denn der Leidensdruck lässt langsam nach und es herrscht (bewusstes) Verdrängen und Vergessen vor. Probleme werden nicht gelöst, es wird versucht, die Sache auszusitzen. Typisch Politik oder Politiker? Unter ihnen gibt es keine Helden (mehr)! Außerdem müssten die Helden auch noch wissen, was genau zu tun ist.

Für wen wäre es keine riesige und freudige Überraschung, wenn die Politik hier vernünftig und im Sinne unser aller handeln würde? Den reichen und einflussreichen Lobbyisten Auge in Auge gegenüberzusitzen und ihnen Wünsche abzuschlagen ist schwer, nicht nur für Politiker. Wir, die Vielen, das Volk hingegen, sind aus der Sicht des Politikers weit weg und hinter dicken Scheiben; von ihm kaum zu hören. Aus der Perspektive eines Politikers sind wir wohl eine große und anonyme Masse, nicht wenige von uns sind nicht einmal Wähler. Dem gegenüber steht der Lobbyist aus Fleisch und Blut, Hände schüttelnd und mit breitem Grinsen, ein sehr freundlicher Mensch mit guten Umgangsformen. Das kann sich schnell ändern, wenn der Politiker nicht wunschgemäß reagiert. Nein, schlechte Laune des Lobbyisten, das kann er nicht riskieren. Auf der anderen Seite denkt sich der Politiker vielleicht: Das Wahlvolk wird sich schon nicht formieren, eine träge Masse, die nicht weiß, was sie will. Kaum ein Risiko.

Dieses Buch soll ein wenig Licht in das Dunkel des Bankentums und den Finanzsektor in Gänze bringen, Zusammenhänge beschreiben, Positives und Negatives benennen, die Absichten der Akteure offenlegen und vor allem Alternativen zum derzeitigen Bankengehabe aufzeigen. Bei der Gestaltung dessen, was wird, kommt uns (den gut Gewillten) eine wichtige Rolle zu, eine sehr wichtige! Das Thema Banken ist zu bedeutend, um es den Protagonisten und den handlungsunfähigen Gefangenen im „System Bank“ zu überlassen. Gezeigt werden soll natürlich auch, welche Konsequenzen denkbare Eingriffe in das bestehende System haben würden. Was geht und was geht nicht? Dabei verbietet sich hier ein zwanghaftes Kleben am Istzustand. Welcher Banker kann und will sich schon vorstellen, dass das System völlig umgekrempelt werden könnte? Er wird von seiner Seite des Tisches aus bestenfalls vorschlagen, Nuancen anzupassen, und dies vielleicht noch als große Tat preisen. Banker und Politiker werden allenfalls Aktivität vortäuschen, nur um dadurch Milde im Urteil der Bevölkerung zu erheischen. Oder fühlt sich der Banker selbst auch schlecht, hineingeraten in ein fieses System, dessen Kollaborateur er zwangsläufig und leider ist?

Viele Fragen und hoffentlich gute und erhellende Antworten sollen folgen! Noch eines: Das Buch schont nichts und niemanden, auch auf die Gefahr hin, einigen Leuten gehörig auf die Füße zu treten, vielleicht manchmal sogar ein wenig zu viel! Und es geht auch an die eigene Nase. Gewohnheit und Trägheit sind die beiden Feinde der aus der Bevölkerung kommenden stetigen, unauffälligen und positiven revolutionären Entwicklungen. Doch wir müssen es tun! Das ist der zweite Weg, unabhängig von (weitgehend fruchtlosen) Appellen an Politiker und ein Warten auf deren richtiges und heldenhaftes Tun.

Ja, es gibt sie für uns, die Ausweichmöglichkeiten und die Alternativen zu Banken. Zahlungen müssen nicht über Banken abgewickelt werden, Geldanlagen und Kredite nicht unbedingt über Kreditinstitute laufen. Es gibt PayPal, es gibt Seedmatch, Geldwerk1, Auxmoney, TransferWise und viele mehr. Das meiste davon ist völlig unbekannt in der breiten Bevölkerung, bisher. Dort liegt aber die Zukunft, zumindest bei Finanzdienstleistern, die so oder so ähnlich sind wie die eben exemplarisch genannten frischen Akteure. Aber auch bei ihnen ist nicht alles gleich Gold, was glänzt.

Manch einer spricht von Demokratisierung des Finanzsystems, wenn es um solche Veränderungen geht, weg von den Banken, hin zu anderen (kleineren) Finanzdienstleistern. Es geht auch darum, Privatpersonen direkt mit anderen Privatpersonen geldlich in Kontakt zu bringen, natürlich auch Privatpersonen und Unternehmen, ohne dass in irgendeiner Form Banken dazwischen hängen. Demokratisierung bedeutet ganz allgemein den Abbau von Herrschaftsstrukturen in der Gesellschaft, wird meistens im politischen Sinne verstanden, kann aber auch gesellschaftlich relevante Subsysteme betreffen, wie zum Beispiel den Finanzsektor. So gesehen trägt der Rückgriff auf Bankalternativen durchaus zum Abbau von Herrschaftsstrukturen bei. Was ist es denn sonst, was Großbanken erzeugen, Demokratie etwa? Aber Achtung: Bank ist nicht gleich Bank. Es gibt auch die kleinen und netten, gelegentlich, ganz gelegentlich!

Es geht bissig los. So wird es bleiben, nein, es wird schlimmer, zwischenzeitlich. Meine beiden Korrekturleser waren sich einig: Die Rohversion dieses Buches war zu böse, sie sei stellenweise unsachlich und es werde Ärger geben. Ein wenig Selbstzensur, bezogen auf einige Passagen, war die Folge. Einige Dinge in der Rohversion waren tatsächlich überzogen und gemein. Man muss nicht alles mit dem Megafon herausrufen. Auch ohne starke Überbetonungen wird klar, was gemeint ist. Eingesehen. Eigentlich müsste es aber noch einen ungehobelten „Director’s Cut“ von diesem Buch geben, der unter der Ladentheke verkauft wird.

Die Darstellung wird also nicht immer ausgewogen sein, nicht alle Positivargumente für Banken erhalten hier ihren Raum. Ein wenig Ideologie schwingt mit. Aber wie sollen sich Dinge ändern, wenn den einflussreichen Banken und ihren Protagonisten, ihren Hofberichterstattern und Claqueuren, die einseitige Argumentation überlassen wird? Die allgemeine Stimmungslage in der Bevölkerung im Hinblick auf Banken ist zweifellos gekippt, Vertrauen ist verspielt. Die Presse mag die Banken inzwischen ebenfalls nicht mehr allzu sehr, aber was ist mit ernst zu nehmenden Büchern, Fachbeiträgen und Ähnlichem? Wer sich ärgert, will auch handeln und seinen Ärger nicht nur herunterschlucken müssen. Aber wie ist der Weg dahin? Tatsächlich, die Handlungsmöglichkeiten sind da und die Schritte in Richtung Bankalternativen und alternative Banken lassen sich gehen. Die Überraschung dabei: Einige der Alternativen sind richtig gut, manche davon sogar deutlich besser als das, was die Banken zu liefern bereit oder in der Lage sind. Mein Selbsttest lässt Renditen erhoffen, die über dem liegen, was ich mit meinen Anlagen bei der (oder über die) Bank erreiche oder erreicht habe. Wird das aber wirklich funktionieren und, wenn ja, auch von Dauer sein? Lässt sich außerhalb des Bankenbereichs vielleicht sogar das Angenehme mit dem Nützlichen (und Guten) verbinden?

Trotz der immer wieder durchscheinenden Gegenposition zu Banken in diesem Buch: Zahlreiche Zusammenhänge werden objektiv aufgezeigt und viele, sehr viele sachliche Informationen gegeben. Information steht hier im Vordergrund, jedoch sollst Du als Leser auch herausgefordert werden, innerlich und äußerlich diskutieren, Dich freuen und Dich ärgern und natürlich Deinen Lesespaß haben! Es wird also keine trockene Lektüre, ganz und gar nicht. Und falls Begriffe unklar sein sollten, mag das am Ende des Buches stehende Glossar Abhilfe schaffen.

Endnoten

1 www.ifd-allensbach.de/uploads/tx_reportsndocs/PD_2013_05.pdf (Zugriff 31.10.2014).

2 Hickel, Rudolf „Zerschlagt die Banken – Zivilisiert die Finanzmärkte – Eine Streitschrift“, 3. Aufl., Berlin 2012.

3 Vgl. dazu auch den Artikel von Schieritz, M. / Storn, A. „… und nichts dazugelernt – Verbotene Zinsgeschäfte, neue Finanzskandale: Die Banken werden hart kritisiert. Durchgreifen wird die Politik nicht“ in Die Zeit, 12.12.2013, S. 21.

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1. Einleitung

Mittelsfrauen und -männer haben die Funktion, nach Möglichkeit überall dort das Angebot von und die Nachfrage nach Produkten und Leistungen zur Übereinstimmung zu bringen, wo uns das selbst nicht gelingt. Dies gilt natürlich auch für den Finanzbereich. Das Internet hat die Welt massiv verändert! Wir finden unseren Gegenpart nunmehr viel häufiger als zuvor auch ganz ohne die Hilfe von fremden Mittelsleuten. So etwas bedarf allerdings der Organisation und diese wird uns über Internet-Plattformen mehr und mehr in professioneller Form geliefert. Auf den Vertrieb nicht weniger Produkte nahm das bereits ganz erheblichen Einfluss, siehe beispielsweise den Buchhandel, der durch Amazon revolutioniert wurde. Jetzt gehört Amazon zu den Mittelsleuten, oder eBay. Bezogen auf Finanzprodukte wird sich diese Entwicklung ebenfalls massiv auswirken, das steht außer Frage. Die Alternativen im Finanzbereich entwickeln sich jedoch langsamer, weil die zu überspringenden gesetzlichen Hürden höher sind als etwa bei reinen Produktverkäufen.

Finanzprodukte lassen sich über eine abstrakte Beschreibung mit Worten sehr gut darstellen, wenn es sich nicht gerade um Derivate oder Ähnliches handelt. Man muss sich die Finanzprodukte nicht erst in einem Laden oder wo auch immer ansehen. Sie sind ungegenständlich und damit bestens „internetfähig“. Bankfilialen als Anlaufstellen und als Mittler werden immer weniger gebraucht. Bisher hat das noch nicht so richtig durchgeschlagen. Wenn man die Sache aber mal durchdenkt, liegt es auf der Hand, dass wir mehr und mehr fähig sein werden, uns direkt mit Gleichgesinnten zu vernetzen, dieses zwar oft nicht ohne externe Unterstützung, aber eben über gut organisierte Internet-Marktplätze. Ob dahinter nun Banken stecken oder nicht, kann uns im Grunde egal sein. Entscheidend ist, dass es vernünftig, verlässlich, ohne unnötig hohe Kosten und mit insgesamt guten Konditionen sowie auskömmlichen Renditen läuft.

Wer Artikel oder Bücher liest, in denen es um die Beschreibung neuer Trends im Finanzsektor geht, dem wird auffallen, dass dort zumeist nur isolierte Einzelaspekte aufgegriffen werden. Wenn jedoch das Gesamtbild erfasst werden soll, wird fast ausnahmslos aus der Perspektive der (armen und geschundenen) Banken auf die nötigen Veränderungen geblickt. Die einzige Ausnahme, die ich finden konnte, ist das im Jahr 2010 erschienene Buch „Die Bank sind wir – Chancen und Perspektiven von Social Banking“, das allerdings inzwischen eher historischen Charakter hat. So schnell schreitet die Entwicklung von Bankalternativen inzwischen voran. In dem gerade erwähnten Buch werden die Bankalternativen etwas irreführend – wie ich finde – als Social Banking bezeichnet. Unter Social Banking werden sich viele vorstellen, dass dies mit der Übernahme von sozialer Verantwortung zusammenhänge. Der Terminus social wurde hier vielmehr an die Begrifflichkeit soziale Netzwerke beziehungsweise social networks angelehnt. Dort geht es schlichtweg um den (losen) Zusammenschluss von Internetnutzern, ohne dem irgendeinen moralischen Anstrich zu geben (Facebook, Whatsapp, Xing, Twitter, Tumblr et cetera). Soziale Netzwerke gibt es natürlich auch außerhalb des Internets.

Kaum zu glauben: In Wikipedia wird dem Begriff Social Banking tatsächlich eine soziale Eigenschaft zugesprochen! Dort steht: „Social Banking beschreibt eine bestimmte Art privatwirtschaftlicher Bankgeschäfte, die insbesondere soziale und ökologische Belange beachtet und sich damit besonders der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlt.“ Wie auch immer: Die Bezeichnung Social Banking wird im Zusammenhang mit Bankalternativen im Regelfall ganz anders verwendet, als in Wikipedia nachzulesen ist. Diese Doppeldeutigkeit führt leicht zu Fehlinterpretationen. Den sogenannten „Social-Banking-Plattformen“ kann das durchaus recht sein, denn das rückt ihr Handeln künstlich in ein positives Licht.

Nicht wenige Literaturquellen zeichnen sich dadurch aus, einseitig nach zusätzlichen gesetzlichen Gängelungen der ohnehin schon stark regulierten Banken zu rufen und etwa darüber zu jammern, dass die Welt des persönlichen Kontakts mit dem Kunden und des Austauschs papierener Schriftstücke viel zu schnell schwinde und die Flexibilität der Banken arg strapaziere. Und als wenn das nicht schon genug wäre: Jetzt kommen auch noch Wettbewerber aus dem Nichts hervor und bereiten den Banken nicht selten große Sorgen. Wie soll man sich auf ein stark verändertes Umfeld einstellen, auf neue Kundenanforderungen reagieren, darauf, dass es manch einem bankenfremden Finanzdienstleister auf Anhieb gelingt, passgenau auf diese einzugehen und zügig neue Kunden zu gewinnen?

Je enger die Banken allerdings an die Kandare genommen und je stärker sie reguliert werden, desto mehr profitieren davon die unregulierten außerbanklichen Wettbewerber. Verschärfte Gesetze erschweren den Banken das Arbeiten noch weiter. Den Regulierungen zu entsprechen verursacht Kosten. Die Bankleistung wird noch teurer. Manche Leistung kann von der Bank gegebenenfalls gar nicht mehr erbracht werden und wird dann womöglich von einem nicht oder weniger regulierten Wettbewerber übernommen, der außerhalb des „Bankenrechts“ steht. Und weiter: Je schärfer die Gesetze sind, umso höher wird in der Regel die Hürde für Neueinsteiger sein, eine Bank zu werden. Die (etablierten) Banken wissen ergo gelegentlich wahrscheinlich nicht einmal, ob sie über gesetzliche Verschärfungen lachen oder weinen sollen. Aber nicht nur das Gesetz ist schuld, sondern auch der Habitus der Banken, die Selbstgenügsamkeit, das selbstzentrierte Weltbild der Banker, die gewohnt sind, den Kunden um sich kreisen zu sehen.

Die Schwächen bezogen auf Leistungen von Banken werden zunehmend offenbar. Man muss die Sache nicht so betrachten: „Unseren Banken darf nichts passieren! Wie schaffen die es, sich den Veränderungen schnellstmöglich anzupassen?“ Es stellt sich vielmehr die Frage nach dem Finanzsektor in Gänze: „Wer erbringt die erforderlichen oder gewünschten Leistungen?“ Nichts davon muss an der Institution Bank festgemacht werden. Die Kette der Bankleistungen lässt sich durchaus dekomponieren, auseinanderreißen. Andere Anbieter können Teile der bisherigen Bankleistungen übernehmen, gelegentlich sogar die gesamte Leistung.

Bezogen auf Finanzdienstleistungen bestehen drei Möglichkeiten: 1. Die Bank macht es. 2. Ein anderer Finanzdienstleister erledigt es. 3. Der Kunde nimmt es selbst in die Hand. Letzteres wird oft vergessen. Marmelade kann man schließlich auch selber machen. In Zeiten des Internets kann sich der Anleger über viele Dinge selbst informieren und muss nicht mehr zum Bankberater rennen, der ihm, dem Kunden, bei dieser Gelegenheit gleich noch ein anderes Finanzprodukt anbietet. Der Kunde kommt nicht mehr (so oft) zur Bank, auch nicht per Onlinebanking. Er regelt nun zumindest einen Teil seiner Angelegenheiten eigenhändig. Vielleicht bemüht er die Bank nur noch für vereinzelte Transaktionen, die er anderweitig nicht regeln kann oder nicht regeln zu können meint. Aber: Ist das ein Problem? Aus Bankensicht: Ja. Aus der Gesamtsicht: Nein! Wir werden uns später im Detail anschauen, was der traditionsreiche Bankensektor uns an mehr (oder weniger) segensreichen Dingen liefert. Jetzt sofort: ein erster Rück- und Einblick.

Banken haben schon seit langer Zeit eine wichtige Funktion im Wirtschaftsleben. Das von ihnen in Umlauf gebrachte und gehaltene Geld wird auch als Schmierstoff der Wirtschaft bezeichnet. Sehen wir genauer hin: Das Geld ist der Schmierstoff und nicht die Bank. Sie ist lediglich für dessen Umlauf zuständig, hat also nur eine Mittlerfunktion. Sind Banken an dieser Stelle ersetzbar? Kann diese Funktion nicht von anderen übernommen werden? Wird diese Funktion überhaupt benötigt? Lässt sich der Mittler nicht einfach ausschalten und die Geschäftskontakte laufen direkt zwischen den Beteiligten, ohne dass sich eine Bank als Mittelsmann dazwischen hängt oder drängt? Die Banken sind allerdings nicht nur als Mittler tätig, sie sind auch Produzenten. Sie produzieren tatsächlich Geld, neben dem Staat – Geldschöpfung. Muss das so sein? Kann das nicht alles der Staat übernehmen oder jemand anderes? Und: Brauchen wir überhaupt so viel Geld, wie die Banken produzieren respektive schöpfen? Oder: Produzieren bzw. verwenden die Banken vielleicht einen Teil des Geldes für die falschen Zwecke? Ja, besonders für Gründungsvorhaben fehlt Geld. Die Banken liefern das einfach nicht oder können es aufgrund der ihnen gesetzlich verordneten Risikoscheu bei der Kreditvergabe oft auch schlichtweg nicht liefern. Wird vielleicht auch Geld produziert, um es um sich selbst kreisen zu lassen und um damit zum Beispiel Zockerpapiere zu nähren?

Die Bereitstellung von Geld ist – wie gesagt – zunächst einmal Aufgabe des Staates, allerdings bei uns mehr noch Aufgabe der Banken. Warum das so ist und wie dies funktioniert, wird später genauer unter die Lupe genommen. Es gibt also tatsächlich Dinge, die über Banken laufen müssen, zumindest momentan, unserer derzeit gültigen Rechtsordnung folgend. Die Durchführung mancher Finanzgeschäfte setzt voraus, dass eine Banklizenz vorhanden ist, also eine an bestimmte Kriterien geknüpfte behördliche Genehmigung vorliegt. Unser Rechtssystem ist so konstruiert, dass bestimmte Arten von Dienstleistungen, genau genommen von Finanzgeschäften, den Banken vorbehalten bleiben oder zumindest einem bankähnlichen Unternehmen. Ist es so, dass unser Rechtssystem eher die Banken schützt als deren Kunden? Wir werden später sehen, um welche Geschäfte es sich im Kern des Bankensektors handelt, und wir werden überlegen, ob diese Geschäfte ersetzbar oder alternativlos sind. Für andere eigentlich bankenfremde Geschäfte, die Banken aber trotzdem übernehmen, brauchen wir die Banken mitnichten. Warum greifen wir dabei nicht selten trotzdem auf Banken zurück? Ein verbliebenes Urvertrauen? Und weiter: Kann auch ein „normales“ Unternehmen eine Banklizenz erhalten, ohne dadurch gleich zur Bank zu werden? Soeben war schon einmal die Rede von „bankähnlichen Unternehmen“. Worum handelt es sich dabei?

Die Grenzziehung, was unabdingbare und (vermeintlich) nicht zu ersetzende Aufgaben von Banken sind und was nicht, ist schwierig. Das soll aber kein Grund sein, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Diese Angelegenheit wird später detaillierter aufgerollt und bietet natürlich viel Stoff für Diskussionen und abweichende Meinungen. Auch ist es an einigen Stellen alles andere als leicht, realistisch einzuschätzen, wer genau die Konkurrenten der Bank sind, die Alternativen zu ihr. Man denke beispielsweise an die Vielzahl bankenunabhängiger Vermögensberater, die sich in ihrer gesamten Breite kaum identifizieren lassen. Ein bedeutender Konkurrent ist außerdem „das Selbermachen“ der Kunden. Das Internet liefert Transparenz und ermöglicht es uns, Vermögensanlagen und Kreditkonditionen objektiver zu vergleichen als (Bank-)Berater, die in erster Linie Eigeninteressen verfolgen. Die Suche ist allerdings oft aufwendig, weil wir gerade auch im Internet beileibe nicht immer bei wirklich neutralen „Vergleichsportalen“ anlanden. Auch „offline“ können wir natürlich transparente und faire Informationen erhalten, zum Beispiel über die Zeitschrift Finanztest der Stiftung Warentest. So etwas kommt aber häufig auch erst stark zeitverzögert. Trotz all dieser Schwierigkeiten lassen sich erstaunlich viele und gute Alternativen zu Banken finden, zumindest in einigen vermeintlichen Bankendomänen. Man muss nur lange genug suchen, um fündig zu werden.

Noch etwas Grundlegendes zur Bank: Die Begriffe „Bank“ und „Kreditinstitut“ werden umgangssprachlich oftmals synonym verwendet, was aber nicht passend ist. Auch der Gesetzgeber hat seine Schwierigkeiten, beides auseinanderzuhalten. Das eigentliche Geschäft von Kreditinstituten ist es, wie der Name schon sagt, Kredite zu vergeben. Der Begriff Bank ist hingegen weiter gefasst oder sollte es zumindest sein. Dort finden sich auch andere, weit über die Kreditvergabe hinausgehende Leistungen. Übrigens: Die meisten Probleme entstehen meines Erachtens daraus, dass sich die Banken gar nicht mehr oder zu wenig als Kreditinstitute verstehen! Steuerflucht, Zocken beim Eigenhandel (also beim Handel mit Finanzinstrumenten) und andere problematische Dinge finden sich im Anlagebereich der Banken, nicht im Kreditbereich.

In § 1 (Begriffsbestimmungen) des Kreditwesengesetzes (KWG) steht:

1) Kreditinstitute sind Unternehmen, die Bankgeschäfte gewerbsmäßig oder in einem Umfang betreiben, der einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert. Bankgeschäfte sind

1. die Annahme fremder Gelder als Einlagen oder anderer unbedingt rückzahlbarer Gelder des Publikums, sofern der Rückzahlungsanspruch nicht in Inhaber- oder Orderschuldverschreibungen verbrieft wird, ohne Rücksicht darauf, ob Zinsen vergütet werden (Einlagengeschäft),

1a. die in § 1 Abs. 1 Satz 2 des Pfandbriefgesetzes bezeichneten Geschäfte (Pfandbriefgeschäft),

2. die Gewährung von Gelddarlehen und Akzeptkrediten (Kreditgeschäft),

3. der Ankauf von Wechseln und Schecks (Diskontgeschäft),

4. die Anschaffung und die Veräußerung von Finanzinstrumenten im eigenen Namen für fremde Rechnung (Finanzkommissionsgeschäft),

5. die Verwahrung und die Verwaltung von Wertpapieren für andere (Depotgeschäft),

6. (weggefallen),

7. die Eingehung der Verpflichtung, zuvor veräußerte Darlehensforderungen vor Fälligkeit zurückzuerwerben,

8. die Übernahme von Bürgschaften, Garantien und sonstigen Gewährleistungen für andere (Garantiegeschäft),

9. die Durchführung des bargeldlosen Scheckeinzugs (Scheckeinzugsgeschäft), des Wechseleinzugs (Wechseleinzugsgeschäft) und die Ausgabe von Reiseschecks (Reisescheckgeschäft),

10. die Übernahme von Finanzinstrumenten für eigenes Risiko zur Platzierung oder die Übernahme gleichwertiger Garantien (Emissionsgeschäft),

11. (weggefallen),

12. die Tätigkeit als zentrale Gegenpartei im Sinne von Absatz 31.

Bei genauerem Hinsehen fällt auf: Schon im Kreditwesengesetz werden die Begriffe Kreditinstitut und Bank nicht im eigentlichen Wortsinne (wie ich es zuvor beschrieben hatte) verwendet. In Absatz 1 des KWG wird einfach von einem zum anderen Begriff gesprungen. Es geht also ganz munter durcheinander.

Der Terminus Bank stammt im Übrigen unter anderem vom italienischen Wort banco bzw. banca ab, was Tisch bedeutet. Gedacht wurde dabei an den Tisch des Geldwechslers, über den das Geld ging. Die Deutung des deutschen Begriffs Bank ist auf die Bank im Sinne einer Sitzgelegenheit zurückzuführen. Im Germanischen gab es den Begriff banci und im Althochdeutschen banc. Mit beidem ist besagte Sitzgelegenheit gemeint. Bei Sitzgelegenheiten denkt man schnell an längeres Warten. Bei Banken steht man eher in einer Schlange, wenn man nicht beim Onlinebanking zuhause vor dem Rechner oder wo auch immer sitzt. Muss also der ganze Zinnober sein, den eine Bank bereitstellt? Geht es nicht elektronisch, ohne große materielle und menschliche Logistik? Günstiger? Menschen kann ich auch woanders sehen und treffen, dazu brauche ich keine Bank. Die Arbeitsplätze in den Banken? Ist das keine verdeckte Arbeitslosigkeit, die ich als Kunde (mit)finanziere? Solchen mir – und vielleicht auch Dir – durch den Kopf gehenden Fragen wird später systematisch nachgegangen.

Vorab noch eine schlicht gehaltene eigene Definition dessen, was unter einer Bank zu verstehen ist:

„Eine Bank ist ein Unternehmen,
das über eine Banklizenz verfügt.“

Inhaltlich beschrieben:

„Banken sind Unternehmen, die
mindestens eine der folgenden Haupt-
aufgaben übernehmen: Kreditgeschäfte,
Einlagengeschäfte, die Abwicklung des
Zahlungsverkehrs.“

Dies sind allerdings nicht alle Tätigkeiten, die Banken ausüben. Weitere Aufgaben kommen oftmals hinzu, wie Vermögensberatung und Vermögensverwaltung, die Vermittlung von Fremdwährungen, Wertpapieremissionen und so weiter.

Der Begriff Bank kann auch als Oberbegriff angesehen werden, der sich in folgende Untertypen aufspaltet:

1. Zentralbanken (übernehmen staatliche Aufgaben und haben zum Beispiel das alleinige Recht, Banknoten in Umlauf zu bringen),

2. Universalbanken (betreiben alle oder zumindest verschiedene Arten von Bankgeschäften; zu diesem Typus gehören auch Sparkassen und Landesbanken sowie Genossenschaftsbanken),

3. Spezialbanken (übernehmen nur bestimmte ausgewählte Aufgaben aus dem gesamten Geschäftsspektrum des Bankensektors; dazu gehören zum Beispiel Bausparkassen und Hypothekenbanken).

Diese grundsätzliche Unterscheidung ist für uns deshalb hilfreich, weil es unterschiedliche Möglichkeiten und „Dringlichkeiten“ gibt, die jeweiligen Funktionen zu ersetzen oder gar wegzulassen. Klar ist freilich: Eine Zentralbank hat völlig andere Aufgaben als Universal- oder Spezialbanken und sollte deshalb tunlichst auch in einem anderen Rahmen betrachtet und diskutiert werden.

Wenn die Tätigkeiten der Banken seziert wurden, was im nachfolgenden Kapitel geschieht, lässt sich hoffentlich beurteilen, welche davon von Nicht-Banken übernommen werden können. Es stellt sich aber die Frage, in welche Welt man sich bei Finanzdienstleistungen begibt, die sich außerhalb des Bankwesens abspielen. Haben wir nicht doch noch ein verbliebenes Basisvertrauen in die Banken und ein wenig Angst um uns und unser Geld, wenn wir uns aus dem unliebsamen – aber in gewisser Weise vertrauten – Bankensektor herauswagen? Aber jetzt mal ehrlich: Bei Babynahrung vertrauen wir auch auf private Unternehmen außerhalb des Bankenbereiches, die wir eigentlich gar nicht richtig kennen. Sei also gespannt, was denn da so alles kommen mag, jenseits des (stark rechtlich regulierten) Bankentums!

Der Finanzsektor befindet sich derzeit in einem massiven Umbruch, der viel weitreichender ist, als viele glauben. Ein Stichwort dazu: Next Generation Payment. Die Zahlungsabwicklung wird sich in den nächsten Jahren deutlich verändern. Vorboten sind etwa Skandinavien, Spanien und die Niederlande, wo es heute schon mehr als bei uns gang und gäbe ist, Zahlungen über das Smartphone auszulösen, allerdings bisher zumeist in der jüngeren Generation.

Die jetzt Jungen werden ihre Verhaltensweisen wahrscheinlich auch später beibehalten, wenn sie älter sind. Gleichzeitig rücken neue Junge nach, sodass sich ganz automatisch eine Ausweitung neuer Nutzungs- und Verhaltensweisen ergeben wird. Sind es nur die Jungen? Nein, natürlich betrifft es alle Generationen, wenn es sich um praktische Neuerungen handelt.

In Deutschland ist das Bezahlen per Smartphone noch nicht so verbreitet wie in Schweden, Norwegen, den Niederlanden oder auch außerhalb Europas, beispielsweise in China, Indien und Russland. Wir werden aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nachziehen. Hierzulande sind wir womöglich etwas vorsichtiger und fürchten vielleicht mehr Komplikationen oder unerwünschte Zugriffe von außen auf unser Geld. Das Thema Sicherheit spielt bei uns offenbar eine sehr zentrale Rolle, während anderswo das Praktische im täglichen Ablauf überwiegt. Nun ist es sicherlich manchmal gar nicht so schlecht, zunächst die Erfahrungen anderer abzuwarten, um – wenn es dort gut und störungsfrei läuft – selbst auf solche neuen Systeme umzuspringen.

Vielleicht sind die Skandinavier und die Niederländer dem Neuen gegenüber gar nicht aufgeschlossener als wir. Die vergleichsweise kleinen Länder sind möglicherweise nur Testmärkte. Hätten wir in Deutschland noch das abgeschottete West-Berlin, wäre das ein guter Testkandidat. Hierzulande bieten die Lebensmittelketten Edeka und Netto bereits heute die Möglichkeit, per Smartphone zu bezahlen. Edeka bietet diesen Service in rund 300 Filialen und Netto sogar flächendeckend in allen 4.150 Märkten. Das sind schon fast 4.500 Märkte (Stand: Ende Dezember 2014). Auch wir stecken also mittendrin im Veränderungsprozess. Next Generation Payment steht allerdings nur exemplarisch für die neuen Trends im Finanzsektor. Wie wir noch sehen werden, gibt es deren noch weitere, viele weitere sogar.

Der Markt für mobile Bezahlsysteme, der allerdings nicht nur das Bezahlen per Smartphone umfasst, ist derzeit noch völlig fragmentiert und von vielen kleinen Anbietern geprägt, die mit unterschiedlichen Technologien arbeiten. Von mobilem Bezahlen ist auch dann die Rede, wenn es um Chips bzw. Chipkarten geht, mit denen Zahlungen ausgelöst werden. Werfen wir einen kurzen Blick auf diesen bislang völlig zerfaserten Markt. Es gibt dort erste Vorboten, dass sich die Fragmentierung auflösen wird. Ein viel versprechendes Beispiel: Mountain Partners, eine Investment- und Company-Building-Gruppe aus der Schweiz, hat sich zum Ziel gesetzt, den Markt für bargeld- und kontaktlose Bezahlsysteme zu konsolidieren und auf eine einheitliche technische Basis zu stellen. Nach dem Start des zugehörigen Projekts wurden seit Ende 2013 bereits mehrere Gesellschaften unter dem Dach der Sandpiper Digital Payments AG zusammengeführt und es geht derzeit mit großen Schritten weiter voran. Die Initiatoren sind Cornelius Boersch, der im Jahr 2000 vom Manager Magazin zum Unternehmer des Jahres und im Jahr 2009 vom European Business Angel Network zum European Business Angel of the Year gekürt wurde, und Manfred Rietzler, Mitgründer von Smartrac, einem sehr erfolgreichen Unternehmen, das – passend zum kontaktlosen Bezahlen – im Bereich der RFID-Technik (Radio Frequency Identification) tätig ist. Im Boot sind noch weitere potente Investoren. Ich bin gespannt, ob die Sache durchstarten wird. Großen Anbietern wie etwa MasterCard und Visa fehlt es offenbar (noch) an Innovationskraft, um mobile Bezahlsysteme anzubieten, von Banken ganz zu schweigen. Eigentlich ist es erstaunlich, dass hier womöglich das Zusammenspiel vieler Kleinanbieter den Markt bestimmen wird. Vielleicht warten die Großen ab, bis sie ein fertiges Gebilde aufkaufen können. Wie auch immer: Es braut sich etwas zusammen, was den Markt wahrscheinlich stark beeinflussen wird. Machen die Kunden mit? Ich denke ja, denn der Schritt vom Bezahlen mit der Kreditkarte oder der Girocard hin zu womöglich noch praktischeren Bezahlsystemen ist nicht wirklich groß. Das Thema Sicherheit ist dabei vielleicht die höchste Hürde.

Summa summarum: Wenn wir nur zehn Jahre weiter schauen könnten, würden wir sehr wahrscheinlich eine (zumindest in wesentlichen Teilen) völlig umgekrempelte Finanzwelt vorfinden. Das mobile Bezahlen ist nur ein Beispiel von vielen Trends im Finanzsektor. Besonders interessant finde ich die Veränderungen im Bereich der Geldanlage. Einige Entwicklungen werden eher unauffällig und schleichend vorangehen, andere wiederum mit Siebenmeilenstiefeln. Die Welt ist gestaltbar und wir als Kunden können und werden das Tempo mitbestimmen.

Allerdings ist die momentane Entwicklung im Finanzbereich höchst unübersichtlich. Warum das? Neue alternative Anbieter schießen zwar wie Pilze aus dem Boden, sind aber zumeist noch sehr klein und werden kaum wahrgenommen. Manche davon arbeiten nur zum Teil wirklich autark und unabhängig von Banken. Nicht selten sind diese neuen Anbieter nur das Front-End zum Kunden hin. Im Hintergrund steht dann oftmals doch wiederum eine Bank, über welche zum Beispiel die Zahlungsabwicklung läuft. Die durchgängige Autarkie alternativer Anbieter von Finanzdienstleistungen scheitert etwa daran, dass sich die Girokonten der Kunden bzw. die Geschäftskonten der Unternehmen bei Banken befinden, die Ausgangs- und Endpunkte enorm vieler Zahlungsströme sind. Das soll sich ändern. Der private Anbieter Avuba ist nach eigenem Bekunden auf dem Weg, ein Girokonto anzubieten, was aber bisher noch nicht gelang. Ganz so einfach ist es offenbar doch nicht. Immerhin ist bei Avuba inzwischen – besser gesagt immer noch – eine Testversion im Umlauf.

Manchmal ist es so, dass die Alternativanbieter nicht komplett frei agieren können. Für bestimmte Finanzgeschäfte, die sie übernehmen möchten, schreibt der Gesetzgeber vor, dass eine Banklizenz vorhanden sein muss. Dem alternativen Finanzdienstleister bleibt dann tatsächlich nichts anderes übrig, als zur Abwicklung der entsprechenden Geschäfte eine Bank einzuschalten. Das wird vermutlich auch bei Avuba der Fall sein, wenn es um das geplante Girokonto geht. Eine Bank wird also im Hintergrund stehen (müssen) und im konkreten Fall von Avuba ist es die net-m privatbank 1891. Avuba wird folglich nur das Front-End hin zum Kunden sein, wenn es denn zu dem avisierten Girokonto kommen sollte. Das Ganze soll effizienter und kostengünstiger sein als beim herkömmlichen Girokonto. Da höchstwahrscheinlich eine Bank als Abwickler hintendran verbleiben wird, fragt sich aber, wie das „Kostengünstiger“ auf Dauer gehen soll. Man sieht schon: Ganz so locker sind die Alternativen nicht immer hinzubekommen. Eines ist aber klar für mich: Wenn Avuba das Girokonto schafft, also nicht nur als Testversion, dann bin ich beeindruckt und werde wahrscheinlich ein zusätzliches „kleines“ Girokonto – meinerseits testweise – dort einrichten. Gerade sehe ich: Es gibt inzwischen ein anderes Start-up-Unternehmen, über das man tatsächlich schon ein Girokonto eröffnen kann. Dieses Konto ist über das Smartphone bedienbar. Number26 heißt der frische Anbieter, über den später noch zu berichten sein wird.

Wenngleich in die Zahlungsabläufe oftmals an irgendeiner Stelle wiederum Banken involviert sind, ist es mehr und mehr möglich, den Kern nicht weniger Finanzgeschäfte außerhalb von Banken zu arrangieren. Alternativanbieter sind sogar in der Lage, Finanzgeschäfte durchzuführen, die Banken nicht vornehmen können oder wollen. Das Nichtkönnen liegt teilweise daran, dass Banken auf rechtliche Regulierungen achten müssen und als Bank letztlich nicht alles dürfen.

Es gibt völlig unabhängig von Banken agierende Anbieter bzw. Vermittler von Finanzgeschäften. Andere Anbieter wiederum lassen bestimmte Aufgaben im Hintergrund über Banken abwickeln. Manchmal sind die Banken aber auch weiterhin der Ausgangspunkt des Geschäfts und schalten im Sinne eines Outsourcings Drittanbieter ein; und viele, viel zu viele Finanzgeschäfte werden nach wie vor allein von Banken gemacht. Wie gesagt, nicht immer ist für den Kunden offenbar, wer den Hauptteil des Geschäfts trägt. Der Trend geht allerdings eindeutig hin zu mehr bankenunabhängigen Finanzdienstleistern und zu Finanzgeschäften, die (zumeist dank des Internets) direkt zwischen den Betroffenen stattfinden. Im letztgenannten Fall sind es oft bankenunabhängige Internet-Plattformen, die den unmittelbaren Kontakt herstellen und die Einschaltung einer Bank überflüssig werden lassen: Anbieter und Nachfrager finden sich hierbei direkt über das Internet. Die Plattformbetreiber stellen den jeweiligen (virtuellen) Marktplatz bereit und sorgen für eine Infrastruktur, die eine ordnungsgemäße Abwicklung der jeweiligen Transaktion unterstützt.