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Fenner

Knigge
für Bürgermeister

von
Ass. jur. Uwe Fenner
Stilcoach und Karriereberater

Kommunal- und Schul-Verlag · Wiesbaden

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Inhalt und Form des Regierungshandelns

2. Vorbild Bürgermeister

3. Guter Benimm

3.1 Begrüßung und Vorstellung

3.2 Der Bürgermeister als Regisseur

3.3 Vorausschauende Konversationsplanung

3.3.1 Eigene Veranstaltung

3.3.1.1 Gesamtplanung

3.3.1.2 Gästeliste

3.3.1.3 Ansprache der Referenten

3.3.2 Fremdveranstaltung

3.4 Richtiges Benehmen

3.4.1 Welchen Einladungen folgen?

3.4.2 Gäste ehren

3.4.3 Veranstaltungen – insbesondere das Bankett

3.4.3.1 Tischetikette

3.4.3.1.1 Zum Besteck ist allerhand zu sagen

3.4.3.1.2 Essensbeginn

3.4.3.1.3 Die Sache mit dem Brotkorb

3.4.3.1.4 Den Wein probieren usw.

3.4.3.1.5 Gläser klingen

3.4.3.1.6 Rotwein für dies und Weißwein für das?

3.4.3.1.7 Digestif noch am Tisch oder nach Aufheben der Tafel in einem anderen Raum?

3.4.3.2 Tischordnung

3.4.3.3 Tischreden

3.4.3.4 After Dinner Get-together

3.4.3.5 Tischdame und Tischherr

3.4.3.6 Tischgespräche

3.4.3.7 Anlass für ein Bankett/Galadiner

3.4.4 Die Einladung

3.4.4.1 Einladungskarten

3.4.4.2 Dresscode für Einladungen

3.4.4.3 Regie

3.4.4.4 Gästeliste

3.4.4.5 Ablauf – Vorstellung und Begrüßung

3.4.4.6 Ablauf – Begrüßungsempfang

3.4.5 Protokoll

3.4.5.1 Staatliche Symbole

3.4.5.2 Beflaggung

3.4.5.3 Staatsakte

3.4.5.4 Protokollarische Rangfragen

3.4.6 Dresscode

3.4.7 Richtige Anreden und Ansprachen

3.4.7.1 Amtpersonen

3.4.7.2 E-Mails – Briefe

3.4.7.3 Titel

3.4.7.4 Durchlaucht ist weitgehend passé

3.4.7.5 Akademische und Staatsabschlüsse

3.4.7.6 Feminisierung

3.4.7.7 Anrede und Gruß handschriftlich

3.4.7.8 Begleitung

3.4.7.9 Frau oder Mann zuerst?

3.4.7.10 Titel in Häufung?

3.4.7.11 Adel

3.4.8 Richtige Anreden und Ansprachen – Übersicht

4. Die gute Rede

5. Besuche im Ausland und Umgang mit ausländischen Gästen

5.1 Argentinien

5.2 Brasilien

5.3 China

5.4 England

5.5 Frankreich

5.6 Indien

5.7 Israel

5.8 Italien

5.9 Japan

5.10 Russland

5.11 Spanien

5.12 Vereinigte Arabische Emirate

Anhang

1. Checkliste Veranstaltungen und Events

2. Einladungskarte zu Verleihung der Stadtmedaille – Muster

3. Einladung eines Ehrengastes zum 500-jährigen Stadtjubiläum – Muster

4. Schreiben des Bürgermeisters zur Ehrung eines verdienten Bürgers

5. Einladung eines prominenten Ehrengastes zu einem Championat – Muster

6. Gratulation zum Vereinsjubiläum – Muster

7. Stiltabelle

Stichwortverzeichnis

Vorwort

Gutem Benehmen und der Beachtung von Protokollfragen wird in Deutschland ab und an wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Manche Amtsträger und sogar höchste Politiker vertreten die Auffassung, dass Stil und Protokoll nur formale Attitüden seien, mit denen man echte Freundschaft und Herzenswärme nur zudecke. Das trifft allerdings nur dort zu, wo Stil, Etikette und die rangmäßig richtige Behandlung von offiziellen Gästen eben nicht gleichzeitig zumindest auch von Herzen kommen.

Häufig werden diese Fragen vielmehr von der Protokoll- oder PR-Abteilung aufgesetzt, von dem eigentlichen Gastgeber, vielfach dem Bürgermeister, aber doch innerlich abgelehnt. Sie werden zum Teil als lästige formale Äußerlichkeiten und der Gemütlichkeit abträgliche Zwangsjacken empfunden.

Die Gründe für diese eher abschätzige Meinung mögen vielfältig sein.

Nicht staatliche Institutionen, wie etwa die Berliner Filmfestspiele, haben längst die Bedeutung des roten Teppichs, die Wirkung eines Auftritts bei einer Rede und die Imagebildung durch eine vollendete Begrüßung erkannt und setzen solche stilbildenden Mittel und emotionalisierende Symbole bewusst zur Erzielung eines höheren Wirkungsgrades ihrer jeweiligen Veranstaltungen klug ein.

Mit diesem Buch möchte ich denjenigen Politikern und in den Gemeindeverwaltungen tätigen Leistungsträgern Mut machen, die erkannt haben, dass zwischen Form und Inhalt ein gutes Verhältnis bestehen sollte, um das angestrebte Ziel zu erreichen.

Ich möchte diesem Personenkreis praktische Anleitungen und Hilfen geben, wie sie in der täglichen Polit- und Verwaltungspraxis ihre Ziele sympathischer, sicherer und überzeugender erreichen und wie sie hohe Imagegewinne erzielen können.

Berlin, im Oktober 2010
Uwe Fenner

1. Inhalt und Form des Regierungshandelns

Mit diesem Buch möchte ich weder die Gemeindeordnung kommentieren noch den obersten Repräsentanten der deutschen Städte und Gemeinden Empfehlungen über die Inhalte geben, mit welchen sie ihren symbolischen und gesellschaftlichen Pflichten und ihren Repräsentationsverpflichtungen, ihren Führungs- und Gestaltungsaufgaben nachkommen sollen. Vielmehr möchte ich Bürgermeister und andere Repräsentanten vor allem von deutschen Städten und Gemeinden dabei unterstützen, ihre jeweilige Gebietskörperschaft zu allen Anlässen in Würde und mit Stil zu vertreten.

Dabei möchte ich keineswegs einem herzlosen Formalismus in den Regierungs- und Festakten bei Ansprachen, in Sitzungen, bei Empfängen und Diners das Wort reden. Im Gegenteil: Ohne wahrhaftige Herzlichkeit, ohne geistiges Gewicht beim Inhalt des jeweiligen Regierungs- oder Repräsentationshandelns kann die Bedeutung von Stil-, Etikette- und Protokollfragen nur aufgesetzt und hohl wirken.

Es stehen in erster Linie immer das politische Handeln, die Überbringung der politischen Botschaft oder die Dokumentation des politischen Willens und der entsprechenden Visionen als Hauptelemente eines Auftritts der Bürgermeister oder seiner Stellvertreter oder anderer kommunaler Repräsentanten im Vordergrund. Die Form, wie der jeweilige Kommunalpolitiker seine Botschaften und seine Symbolhandlungen den jeweiligen Zielgruppen, den Einwohnern oder Gästen seiner Stadt, überbringt, kann immer nur den eigentlichen Inhalt umrahmen.

Wie der zum Gemälde passende Bilderrahmen soll auch die Form, in welcher die Handlungen, die von den Gemeinderepräsentanten in Ausübung ihrer Mandate vorgenommen werden, diese in der Wirkungsweise ihrer Vorhaben bestärken und unterstützen. Die Form ersetzt den Inhalt nie. Aber die gute und zum Inhalt passende Form dient auch dazu, die jeweiligen Absichten und Handlungen der Öffentlichkeit gegenüber richtig sichtbar zu machen. Viele Formen besitzen Symbolcharakter, und verstärken und verdeutlichen durch ihre sichtbaren Bilder den eigentlichen Inhalt.

2. Vorbild Bürgermeister

Vielfach üben sich Politiker im Populismus. Sie versuchen, sich ihren Gemeindemitgliedern, die ja schließlich ihre Wähler sind, im häufig fälschlichen Glauben, dieses hülfe ihnen bei der Wiederwahl, anzupassen. Sie negieren bisweilen sogar Benimmregeln, die sie kennen (diejenigen, die sie nicht kennen – und das sind häufig viele –, ohnehin). Sie vernachlässigen Stil und Etikette mit Absicht, weil sie vielleicht glauben, gutes und ordentliches, vorbildliches Verhalten werde den emotionalen Abstand zwischen ihnen und ihren Bürgern, dem Volk, vergrößern. Sie merken häufig nicht, dass sie sich mit solchem Tun nur allzu leicht nicht nur dem Gespött derjenigen Beobachter aussetzen, die aufgrund ihrer Erziehung gute Manieren besitzen. Vielmehr verkennen solche Politiker, die „auf Populismus machen”, dass gerade auch einfache Leute ein sehr gutes Gespür für eine vorbildliche, ja im besten Sinne vornehme Haltung haben, die sie von ihren Politikern erwarten.

Gute Politiker, gute Gemeinderepräsentanten sind Vorbilder. Sie benehmen sich nicht nur dann gezwungenermaßen gut, wenn sie hohen Besuch erwarten, sondern sie begegnen jedem Bürger mit Rücksichtnahme und Respekt, weil gerade der selbstverständliche Respekt vor, die nicht aufgesetzte Achtung gegenüber jedem Menschen denjenigen adelt und auszeichnet, der sie beachtet.

Der Bürgermeister, der selber respektiert werden möchte, zeigt seinerseits Respekt gegenüber allen und jedem, aber Respekt ist das Gegenteil von Anbiederung und Kumpelhaftigkeit. Respekt bedeutet Stil und Etikette und Höflichkeit gegenüber jedem Menschen, das Protokoll ist der sichtbare Ausdruck dieses Respekts.