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Nr. 191

 

Flammen über stong-nil-lumen

 

von Hans Kneifel

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mythors Weg auf der durch ALLUMEDDON veränderten Welt ist verschlungen. Da geht es um die Gründung von Inseln des Lichts und um die Abwehr von Invasionen durch Xatan und seine finsteren Horden. Es geht um das DRAGOMAE, das Werk der Weißen Magie. Und es geht schließlich um die drohende Auseinandersetzung zwischen Gorgan, dem Krieger, und Vanga, der Hexe, und um das BUCH DER ALBTRÄUME, deren einzelne Kapitel in Verstecken ruhen.

Diese Verstecke waren nicht sicher genug. Jedenfalls gelang es Trillum, dem Dämon, und Xatan, je ein Kapitel des BUCHS DER ALBTRÄUME an sich zu bringen. Dann aber nimmt Gorgan, der Ewige Krieger, den Kampf mit dem Wolfling auf und bringt ihm eine schwere Schlappe bei.

In den Monden danach haben sowohl Gorgan als auch Mythor gefährliche Abenteuer zu bestehen. Mit Hilfe der Lohanis besiegte Gorgan die Caer, um dorthin zu gelangen, wo sich IRIDISTRA, das 4. Kapitel des BUCHS DER ALBTRÄUME, befindet, auf dass er es bergen könne.

Mythor ist ebenfalls unterwegs zu diesem Ort. Mit seinen Gefährten und einer Schar Amazonen fliegt er mit dem Luftschiff Jellina in den nördlichen Teil der Welt.

Weder Mythor noch der Ewige Krieger rechnen mit den FLAMMEN ÜBER STONG-NIL-LUMEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Gorgan, Coerl O'Marn, Walhyld und Balestryn – Der Krieger und seine Begleiter auf der Suche nach IRIDISTRA.

Beorn ap Grayn – Erster Herzog von Caer.

Mythor, Ilfa und Mu – Sie erreichen die Nordwelt.

Gherana – Kommandantin der Jellina.

Skeltor – Ein alter Freund Mythors.

1.

 

Ich fürchte mich!

Ich bin das Schiff, und Jellina heiße ich. Ich kenne die Welt, weil ich sie niemals wirklich berührt habe. Ich schwebe, ich fliege, ich bringe Menschen von einem Ort zum anderen. Ich schleppe Geheimnisse, Nahrung und Waffen in hölzerner Gondel mit mir nach Norden.

Ich bin das Luftschiff der Amazonen und auf dem langen Weg von Tahokum nach Gorgan. Die zwei Männer an Bord suchen einen bestimmten Mann an einem ungewissen Ort.

Es ist ein Seher. Ein Magier, einer wie die tote Mhari?

Ich fürchte mich tatsächlich.

Denn heute, im vierten Tag des langen Fluges von Tahokum her fliege ich auf den tödlichen Gürtel zu, habe ihn inzwischen schon erreicht, der einst als Dunkelzone einen Namen trug, der jedermann vor Angst erstarren ließ.

Ich ahne, was uns erwartet.

Keiner an Bord, selbst ich nicht, weiß wirklich, was nach ALLUMEDDON von dem Grauen und Entsetzen dieser Zone übriggeblieben ist. Bald erleben wir es. Deshalb fürchte ich mich.

Aber dennoch fliege ich weiter: in größerer Höhe und mit äußerster Vorsicht. Denn mein Zweck ist es, zu fliegen. Ich bin Jellina, das Luftschiff ...

 

*

 

Mythor wandte sich herum, sah in Mus sorgfältig rasiertes Gesicht und bemerkte voller Spannung:

»Ich beginne mich tatsächlich in die Zeit vor ALLUMEDDON zurückzusehnen!«

Nebeneinander standen sie im Schutz der Bugverkleidung und blickten vom Galionsfigurkopf aus hinunter auf die zerklüftete Landschaft. Lautlos zog die Gondel darüber hinweg. Mittelstarker, gleichmäßiger Höhenwind blähte das dreieckige Segel über ihnen. Mu fragte fast entrüstet zurück:

»Vor dem Chaos? Bist du von Sinnen?«

»Weißt du, warum? Damals noch schien die Welt festgefügt. Alles hatte seinen Platz, war überschaubar. Heute ist alles auf den Kopf gestellt. Niemand weiß, was der nächste Augenblick bringt.«

»Auch wenn du es nicht wahrhaben willst – damals war es nicht anders.«

Mu winkte ab. Schließlich meinte er:

»Unterwegs nach Gorgan, ein Land, das dir besser bekannt ist. Vielleicht wirst du dort nicht von Selbstzweifeln und tiefer Nachdenklichkeit gepeinigt.«

Ohne rechte Freude lachte Mythor und gab schließlich eine Antwort.

»Es ist da leider kein einziger Fleck auf dieser Welt, an dem mich nicht Zweifel plagen. Selbst an Bord des tapferen Luftschiffs denke ich nach. Findet den weisen Seher Skeltor! Achtet darauf, dass ihm im Land Gorgan nichts geschieht! Das sagte uns fast drohend Rocara, die mürrische Traumbewahrerin. Wo sollen wir mit der Suche beginnen? Gorgan ist, wie wir wissen, riesengroß.«

»Jedenfalls nicht im Reich der einstmaligen Schattenzone«, meinte Mu.

Unter ihnen reckte der wuchtige Kopf sich dem dunklen Band am Horizont entgegen, jene phantastische Maske aus Löwe, Adler und Wolf. Die Jellina flog sehr hoch; nur hin und wieder wagten sich große Vögel in diese Höhe. Die Eindrücke von der Insel Tahokum waren verblasst: nur noch an Lichtkind erinnerten sie sich, und dass die Traumbewahrerin das Steinerne Buch vor allem und jedem zu beschützen versprochen hatte.

»Ganz sicher nicht dort!«, bestätigte Mythor.

Außer den beiden Männern waren noch die Kommandantin Gherana an Bord und Ilfa, zusammen mit rund zwei Dutzend Amazonen. Nur die wenigsten entsprachen dem Schönheitsideal des Mandalers, und jede von ihnen war gleich abweisend und, wie es ihm schien, völlig verständnislos. Diese Art von Bordleben schätzte er keineswegs, obwohl er sie gut genug kannte. Knapp vier Tage waren seit dem Abflug aus der Felsenhöhle des Palasts vergangen.

»Ich frage mich, ob Skeltor wichtiger als das vierte Kapitel des BUCHES DER ALBTRÄUME ist.«

»Schwer zu sagen«, murmelte Mu. »Wir werden entscheiden, wenn wir an Ort und Stelle sind. Noch ein halber Tag?«

Er zeigte fragend nach vorn.

Dort, gerade noch am Horizont sichtbar, zerschnitt ein dunkler Streifen die gesamte Welt von rechts nach links. Es war nicht die Färbung des Bodens, sondern eine einzige, riesige Wolke, die dünn wie Nebel, aber grau und in viele langgezogene Teile zerrissen, über der Landschaft schwebte. Genauso wirkte es jedenfalls von hier oben, aus der Gondel des rasch dahinschwebenden Luftschiffs. Im Südwesten erhoben sich riesige, weiße Gewittertürme.

»Spätestens morgen in der ersten Dämmerung sind wir mitten in der ehemaligen Dunkelzone!«, bestätigte Mythor.

Die Bordhexe Mhari hatte sich beim Versuch, den Angriff des Dreischrecks zurückzuschlagen, geopfert. Niemand war mehr an Bord, der sich in Fragen der Weißen Magie auskannte. Vielleicht bot der Helm der Gerechten einen geringen Schutz; aber er würde auf den Träger dieses Helms, Mythor selbst, beschränkt bleiben. Die Unsicherheit und die Furcht steigerten sich unter den Angehörigen der Besatzung.

Aber noch gab es keine Zeichen dafür, dass dem Luftschiff unmittelbare Gefahren drohten.

Kraftvoll und schnell trug die Jellina ihre fast dreimal zehn Mutigen durch die bewegte Luft.

Das Meer lag hinter den Reisenden. Jetzt sahen sie unter sich riesige Flussläufe, deren Zuläufe meist ausgetrocknet waren.

»Ich glaube, wir sind schon jetzt mitten im Reich der Schattenzone. Der ehemaligen Zone, in der alle Sinne verwirrt wurden!«, stöhnte Mythor auf.

Die Jellina flog einen Kurs, der nur wenig von der klaren Nordrichtung abwich. Die Flughöhe schätzte Mythor auf dreihundert oder mehr Mannslängen. Ebenso deutlich wie das Land unter der Gondel waren auch jene Teile des Horizonts zu erkennen, die sich nicht in Nebel oder Wolken hüllten. Noch war das Gelände einigermaßen flach; die letzten Strandlinien verschwanden weit hinter dem Luftschiff.

»Bist du sicher?«

»Nichts ist sicher«, gab Mythor zurück. »Aber auf unseren endlosen Flügen und Wanderungen in der Schattenzone haben wir stets nur winzige Ausschnitte kennengelernt. Oder weißt du mehr?«

»Wie kann jemand angesichts dieser grässlichen Umgebung sicher sein?«

Wieder starrten sie schweigend nach unten. Seit Tagen hatten sie in den Stunden ihrer Wachen nichts anderes tun können, als den Luftraum rund um das Schiff zu beobachten, auf die seltenen Äußerungen der mürrischen Jellina zu warten oder die Erde, das Meer, die Inseln unter der Gondel anzustarren.

Die leeren Flussbetten zeigten sich als unregelmäßig ausgedehnte, von trockenem Schotter, Kies und Fels erfüllte Flachtäler. Riesige Felsblöcke waren herangeschwemmt oder hierhergeworfen worden.

Mythor versuchte erst gar nicht, sich erinnern zu wollen. Er würde doch keine einzige Übereinstimmung feststellen können. Fast ungehindert drang das Sonnenlicht bis zum Boden hinunter und rief Schatten und Lichtinseln hervor.

Wüste Trümmer lagen dort. Umgeben waren sie außerhalb der leeren Flussbetten von dicken Schichten erstarrten Meeresschlammes. Große Risse zeichneten sich ab, Spalten und plattenartig gekippte Teile zwischen den einzelnen Knochen von ertrunkenen und angespülten Tieren, Knochen, auf denen nur noch Hautfetzen waren, die in Fäden und wie ausgefranste Tücher herunterhingen.

Da diese riesigen Reste aus der Gondel gerade noch erkennbar waren, vermochten sich Mythor und Mu auszurechnen, wie groß sie wirklich waren.

»Es ist schwer, Eindrücke in Worte zu kleiden«, murmelte Mu durch das Fauchen des Windes, der in den Verspannungen ein dauerndes Summen erzeugte.

»Das ist die Schattenzone heute! Damals waren ja nur die nächsten Erscheinungen zu erkennen.«

Und jetzt sahen der zurückverwandelte Beuteldrache und der Mann aus Gorgan im Licht der nachmittäglichen Sonne bis hinunter auf den verwüsteten Boden.

Mythor war bestürzt und entsetzt. Je mehr er sah, erkannte und deuten konnte, desto tiefer wurde sein Erschrecken.

Mu hatte denselben Eindruck, aber er empfand ein wenig Trost und Freude darüber, dass dem Schiff und seinen Insassen vorläufig aus der leeren Zone dort unten keine Gefahren drohten.

Andere Zeugnisse der Zerstörung und des Todes waren zu sehen.

Nach den wirren Linien der Flussbetten, in deren tiefsten Stellen schwarzes Wasser stand, dehnten sich langgezogene Wüstenstreifen aus. Sie schienen aus seltsamen Sandarten zu bestehen und folgten den Windungen eines sattgrünen Streifens, der aussah, als wäre er ein Dschungel seit Menschengedenken.

Ein Bild des Schreckens löste langsam und lautlos das andere ab.

Ein riesiger Streifen Ödland, dann ein breites Band eines Waldes aus riesigen Bäumen, langen Wällen aus Buschwerk, angefüllt mit Vögeln, erschienen unter der Jellina. Über dem triefenden Dschungel kreisten riesige Schwärme von Vögeln. Aus dieser Höhe sahen sie wie Mückenschwärme aus. Dahinter erkannten Mu und Mythor die schroffen Hänge eines Gebirgszugs. Noch lagen die fernen Berge im Dunst von Nebelschwaden und Wolkenbänken. Mythor hob den Kopf, sein Blick ging ungehindert durch die klare Luft. Er suchte nach fliegenden Bestien, nach Wirbeln oder anderen Zeichen, die auf die Jellina zukamen.

»Nichts«, brummte er erleichtert.

Dann widmete er sich wieder dem Anblick der ehemaligen Dunkelzone.

Aufgeregtes Leben und das Zeichen des Todes – beides strahlte von der nie gesehenen Landschaft aus.

Bisher hatten sie, abgesehen von den Vogelschwärmen, keine größeren Lebewesen gesichtet. Nur Zeichen eines gewaltsamen Todes von vielen großen Wesen. Drachenskelette bleichten dort unten, die Rippenbögen von gewaltigen Schattenwalen und Reste irgendwelcher Dinge, die unbekannt waren.

Das Luftschiff sank ein wenig tiefer.

Gherana rief von der Brücke des Schiffes zum Bug:

»Ich muss tiefer gehen. Günstigere Winde. Kein Grund zur Furcht.«

Mythor winkte ihr zu. Sie hatten verstanden.

Wieder starrten sie nach unten. Einige Amazonen standen an anderen Stellen der Gondel und blickten ebenfalls diese ungewöhnliche Landschaft an. Jedem Bewohner, oder fast jedem, der ein wenig gereist war oder von anderen mehr über den Zustand der Welt erfuhr, war der Begriff der Düsterzone und der Dunkelzone auf schreckliche Weise bekannt. Jetzt breitete sich ein großer Schlammsee unter dem Schiff aus, eine zerklüftete, buchtenreiche Fläche aus graugelbem Schlick. Kleine und große Blasen kamen aus der Tiefe und platzten auf.

Seltsame Tiere bewegten sich dort. Mitten im Schlamm, der eine brodelnde Wolke übelriechender Luft aufsteigen ließ, wanden sich schlangenartige Tiere und schoben ihre runden, zahnstarrenden Köpfe aus der triefenden Brühe.

An den Rändern krochen Tiere in den Schlammsee hinein und an den zerwühlten Ufern wieder heraus, die wirkten, als wären es verunstaltete Yarls. Seltsame Moosteppiche breiteten sich an noch seltsameren Ufern aus. Aus dem schwarzen Sand schoben sich Gewächse hervor, die vor Energie schier zu bersten schienen. Sie zitterten gierig und breiteten lange, fühlerartige Äste oder Blätter aus.

Mu sagte schließlich etwas, in einem zutiefst nachdenklichen Ton.

»Keiner von uns hat das ahnen können.«

»Wir wussten damals nichts, trotz der Pfader, und wir wissen auch heute nicht viel mehr.«

»So sieht das Chaos aus.«

»Du sagst es, mein Freund. Und erst das Chaos in unseren Gedanken.«

»Das wird noch schlimmer werden ... in Gorgan.«

Alle »alten« Grenzen galten längst nicht mehr. ALLUMEDDON hatte sie zerstört oder zumindest verändert. Hier waren nur einige Beweise für dieses furchtbare Wirken. Und nur an der Stelle, an der das Luftschiff die Zone überflog, konnten die Insassen jene Bilder und Eindrücke wahrnehmen.

Kaum hatte die Jellina die Wolke üblen Gestanks durchfahren, boten sich neue, ebenso rätselvolle Eindrücke. Hinter der Dschungelzone erhoben sich zwei große Nadeln aus Fels oder farbigem Kristall. Sie wuchsen in einigem Abstand voneinander aus dem Boden, waren zueinander geneigt und wirkten wie Stoßzähne oder übriggebliebene Reste eines Torbogens.

Zwischen ihnen wirbelten langsam schwarze Wolken umher.

Sie schienen von Feuern zu kommen, aber auf dem Boden waren keine Flammen zu sehen. Aus Öffnungen zwischen wild durcheinandergeworfenen Steinbrocken brodelte der schwarze Rauch hervor, bildete senkrechte Säulen und wurde vom Wind in geringer Höhe gepackt und durcheinandergewirbelt. Auf die dichter werdenden Wolken zwischen den steinernen Nadeln, deren Flanken überraschend glatt schienen.

Wieder änderte das Flugschiff seine Richtung um eine Kleinigkeit. Das Ziel schienen die beiden Pylonen zu sein. Ein langes Zittern lief durch die Gondel, die Verbindungen und den fischförmigen Schwebekörper. Die Segel begannen zu knattern. Gherana rief einige Befehle, und etwa zehn Amazonen kümmerten sich um Tauwerk, Holzteile und die bunte Leinwand der Segel.

»Sollten wir uns fürchten? Können wir etwas tun?«, fragte der Mandaler laut, als sie erkannt hatten, dass die Jellina genau auf die Pfeiler und den Rauch zusteuerte.

Mythor zog unsicher die Schultern hoch. Dann hörten sie leichte Schritte auf den Planken hinter sich. Ilfa schob sich zwischen die Freunde und rieb sich den Schlaf aus den Augen.

»Hier kannst du sehen, was Chaos bedeutet!«, sagte Mu. »Und wenn du uns rechtzeitig eine drohende Schatteninsel zeigst, wird dich Gherana loben müssen.«

»Ich tue mein Bestes, wie meistens«, sagte Ilfa und lächelte. Während das Schiff unverändert den Kurs beibehielt und schneller zu werden schien, wechselten auf dem zerklüfteten, vielfarbigen Boden schon wieder die Bilder und das Geschehen.

Eine breite Spur von Schlamm über zerwühlten, aufgerissenen und zertrampelten Teilen des Bodens führte von dem brodelnden See schräg über einen Hügel, durch ein Tal voller kriechender Pflanzen mit purpurnen Riesenblüten und in den tiefsten Teil des Dschungels hinein. Eine ununterbrochene Reihe schlammtriefender Wesen marschierte hin und her, kämpfte miteinander, trennte sich wieder und erzeugte einen dumpfen, trommelnden Lärm, der durch das Säuseln des Windes bis zur Gondel drang.

»Ahnst du, was das bedeutet?«, erkundigte sich Ilfa. Die Helligkeit nahm ab, je tiefer das Luftschiff in den staubartig dunklen Rauch eindrang, unverändert zielstrebig und schneller im fauchenden Wind.

»Nein. Nichts ahne ich. Ich weiß nur eines ...«

»Ja? Sag's!«

»... dass an dieser Stelle keine einzige Beobachtung etwas Gutes bedeuten kann.«

Mythor dachte darüber nach, ob er aus der Kabine seinen Helm holen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Schweigend ließen sie sich von den schrecklichen Eindrücken gefangen nehmen. Noch konnten sie durch den Rauch hindurch genug erkennen.

Rechts vor den Säulen lag eine große Masse Trümmer. Das Auge hatte es schwer, von den zerrissenen, geschwärzten und geschmolzenen Flanken auf das Aussehen zu schließen. Dann wussten die Freunde es genau: Es musste eine schwebende Stadt gewesen sein, eine Ansammlung von steinernen Bauwerken auf einem Felsplateau, das sich mit der Unterseite schräg in den Boden gebohrt und dabei ein kleines, aufgerissenes Tal hinterlassen hatte. An dessen Wänden rankte sich wilde Vegetation hoch, die ihre Nahrung im schwarzen Schlamm und Schlick fand. Feuer und Zerstörung hatten auch auf der Oberseite gewütet – die Fundamente der einstmaligen Stadt waren aufgerissen und wie von einer Riesenhand zertrümmert. Aus Höhlen und Stollen, die in tote Löcher führten, schwangen sich krächzende Aasvögel und flüchteten vor dem lautlos dahindriftenden Fremdkörper.

»Zumindest der Wind scheint sich über den Ruinen der Vergangenheit beruhigt zu haben«, bemerkte Mythor und sah, dass sie nur noch drei Bogenschussweiten von den Felsennadeln entfernt waren. Nun erkannte er auch, dass sie schwankten wie hochgewachsene Baumstämme ohne Äste. Einige Mannlängen weit betrug dieses gleichmäßige Pendeln. Beide Steinpylonen näherten einander die Spitzen und kippten dann wieder langsam nach außen.