Diesen Roman widme ich meinen Eltern,

Michael und Ann Lehane, und Lawrence Corcoran, S.J.

Anmerkung des Autors

Große Teile der Handlung spielen in Boston, doch bei der Darstellung der Stadt und ihrer Institutionen habe ich mir gewisse Freiheiten erlaubt. Dies geschah ganz bewusst. Die hier beschriebene Welt ist fiktiv, so wie auch ihre Bewohner und Ereignisse fiktiv sind. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, mit lebenden oder toten Personen ist rein zufällig.

Das Erste, an was ich mich erinnere, ist Feuer.

In den Abendnachrichten sah ich Watts, Detroit und Atlanta brennen. Ich sah ganze Ozeane aus Mangroven und Palmen in Napalmfeuer aufgehen, während Walter Cronkite, der Nachrichtensprecher, über einseitige Abrüstung redete und einen Krieg, der seinen Grund verloren habe.

Mein Vater war Feuerwehrmann und weckte mich oft mitten in der Nacht, damit ich mir im Fernsehen ansehen konnte, welche Brände er bekämpft hatte. Ich mochte den Geruch nach Rauch und Ruß, nach Benzin und Schmiere, wenn ich in unserem alten Sessel auf seinem Schoß saß. Er machte mich immer darauf aufmerksam, wenn er an der Kamera vorbeirannte – ein verschwommener Schatten vor loderndem Rot und flackerndem Gelb.

Als ich älter wurde, schienen auch die Brände schlimmer zu werden, bis kürzlich L.A. brannte und das Kind in mir sich fragte, was passieren würde, wenn Asche und Rauch nach Nordosten treiben, wenn sie hier in Boston niedergehen und die Luft verpesten würden.

Letzten Sommer schien es so weit zu sein. Eine Welle aus Hass brach mit Macht über uns herein, und wir gaben diesem Hass alle möglichen Namen – Rassismus, Pädophilie, Justiz, Gerechtigkeit –, aber das waren nur die Schleifen und das Papier für ein vergiftetes Geschenk, das niemand öffnen wollte.

Menschen starben im letzten Sommer. Die meisten waren unschuldig. Manche waren schuldiger als andere.

Und Menschen töteten im letzten Sommer. Keiner von ihnen war unschuldig. Ich weiß das. Ich war einer von ihnen. Ich sah am Lauf einer Waffe entlang, sah Menschen in die Augen, die vor Furcht und Hass wie von Sinnen waren, und ich sah mein Spiegelbild. Drückte den Abzug, damit es verschwand.

Ich hörte die Echos meiner Schüsse, roch das Schießpulver und sah durch den Rauch immer noch mein Spiegelbild. Ich wusste, dass ich es niemals würde auslöschen können.

1

Aus der Bar des Ritz-Carlton blickt man auf den Public Garden, und man muss Krawatte tragen. Ich hatte den Park schon oft gesehen und dabei nie Krawatte getragen, ohne dass mir etwas gefehlt hätte, aber vielleicht wissen die Leute im Ritz etwas, das ich nicht weiß.

Eigentlich trage ich am liebsten Jeans und T-Shirt, aber ich war beruf‌lich hier, also richtete ich mich nach meinen Auf‌traggebern. Außerdem war ich mit dem Wäschewaschen im Rückstand, und meine Jeans wären vermutlich von selbst in die U-Bahn gelaufen, bevor ich sie hätte anziehen können. Ich wählte einen dunkelblauen Zweireiher von Armani aus meinem Kleiderschrank – einer von mehreren, die ich von einem zahlungsunfähigen Klienten bekommen hatte –, suchte ein Paar Schuhe, eine Krawatte und ein Hemd aus, und ehe ich auch nur »GQ« sagen konnte, sah ich ganz manierlich aus.

Als ich die Arlington Street überquerte, musterte ich mich in der getönten Scheibe der Hotelbar. Ich ging federnden Schrittes, meine Augen funkelten, und meine Frisur saß perfekt. Die Welt war in Ordnung.

Ein junger Portier öffnete mir die schwere Messingtür. Seine Wangen waren so glatt, als ob er die Pubertät einfach übersprungen hätte. Er sagte: »Willkommen im Ritz-Carlton, Sir«, und es war ihm ernst damit: Seine Stimme bebte vor Stolz, dass ich mich für sein putziges kleines Hotel entschieden hatte. Er streckte geziert den Arm aus, um mir für den Fall, dass ich nicht schon selbst darauf gekommen wäre, den Weg zu weisen. Ehe ich ihm danken konnte, hatte sich die Tür hinter mir geschlossen, und er winkte bereits für eine andere glückliche Seele das beste Taxi der Welt herbei.

Meine Schuhe knallten militärisch auf dem Marmorboden, und die scharfen Bügelfalten meiner Hose spiegelten sich in den Messingaschenbechern. Im Foyer des Ritz erwartet man jeden Moment, George Reeves als Clark Kent zu sehen, oder vielleicht Bogey und Raymond Massey, die rauchend zusammenstehen. Es ist eines jener Hotels, die in ihrer behäbigen Opulenz unverwüstlich sind. Auf dem Boden liegen tiefe, üppige Orientteppiche, der Empfangstresen besteht aus schimmerndem Eichenholz. Die Lobby ist eine geschäftige Zwischenstation für Parteigrößen, die ihre Zukunft in Diplomatenkoffern aus weichem Leder mit sich herumtragen, Herzoginnen aus uralten Adelsgeschlechtern, die in ihren Pelzmänteln ungeduldig auf ihre tägliche Maniküre warten, und Heerscharen von Dienern in dunkelblauen Uniformen, die schwere Gepäckwagen vorbeirollen – lautlos bis auf das sanfte Rauschen der Räder auf den dicken Teppichen. Was immer draußen vor sich gehen mag – in diesem Foyer kann man herumstehen, sich die Leute anschauen und sich ohne weiteres vorstellen, dass London immer noch von deutschen Bombern angegriffen wird.

Ich wich dem Pagen vor der Bar aus und öffnete die Tür selbst. Falls ihn das amüsierte, ließ er es sich nicht anmerken. Falls er am Leben war, ließ er sich auch das nicht anmerken. Als sich die schwere Tür lautlos hinter mir schloss, stand ich auf einem weiteren Plüschteppich und sah meine Auf‌traggeber an einem der hinteren Tische mit Blick auf den Public Garden: drei Männer mit genügend politischem Einfluss, dass uns ihre Reden noch bis ins nächste Jahrhundert begleiten würden.

Der Jüngste, Jim Vurnan, stand auf und lächelte sein Jack-Kennedy-Lächeln, als er mich sah. Jim ist Abgeordneter in meinem Wahlkreis, und lächeln gehört zu seinem Job. Er streckte die Hand aus und überquerte den Teppich mit drei großen Schritten. Ich ergriff seine Hand und schüttelte sie. »Hallo, Jim.«

»Patrick«, sagte er, als ob er den ganzen Tag auf meine Rückkehr aus einem Kriegsgefangenenlager gewartet hätte. »Patrick«, wiederholte er, »wie schön, dass du es einrichten konntest.« Er legte kurz die Hand auf meine Schulter und musterte mich so eindringlich, als ob wir uns seit Ewigkeiten nicht gesehen hätten. Tatsächlich hatten wir uns erst am Vortag getroffen. »Gut siehst du aus.«

»Willst du mich zum Abendessen einladen?«

Das veranlasste Jim zu einem herzhaften Lachen – weit herzhafter, als mein dünner Scherz es verdient hatte. Er führte mich zu dem Tisch. »Patrick Kenzie, Senator Sterling Mulkern und Senator Brian Paulson.«

Jim sagte »Senator« so, wie manche Männer »Hugh Hefner« sagen: von grenzenloser Ehrfurcht erfüllt.

Sterling Mulkern war ein fleischiger, rotgesichtiger Bursche – die Sorte, die ihren Einfluss wie eine Waffe mit sich trägt, nicht wie eine Bürde. Er hatte einen üppigen Schopf aus drahtigem, weißem Haar – man hätte mit einer DC-10 darauf landen können – und einen so festen Händedruck, dass man danach fast gelähmt zurückblieb. Mulkern war Mehrheitsführer im Bundessenat, ungefähr seit dem Ende des Bürgerkrieges, und er hatte nicht vor, sich in den Ruhestand zu begeben. Er sagte: »Pat, mein Junge, gut, Sie wiederzusehen.« Er sprach mit einem aufgesetzten irischen Akzent, den er sich wundersamerweise während seiner Jugend im Süden Bostons angeeignet hatte.

Brian Paulson war spindeldürr, mit glattem, metallisch grauem Haar und einem feuchten, fleischigen Händedruck. Er blieb stehen, bis Mulkern sich wieder gesetzt hatte, und ich fragte mich, ob er Mulkern vorab um Erlaubnis gebeten hatte, meine Handfläche vollschwitzen zu dürfen. Seine Begrüßung bestand aus einem Nicken und einem Blinzeln, wie es sich für jemanden geziemt, der nur einen kurzen Moment aus dem Schatten tritt. Man sagte ihm allerdings einen messerscharfen Verstand nach, geschärft in den Jahren als Mulkerns Handlanger.

Mulkern zog eine Braue hoch und sah Paulson an. Paulson zog seinerseits eine Braue hoch und sah Jim an. Jim sah mich an und tat das Gleiche. Ich wartete einen Moment, ehe ich mit hochgezogener Braue in die Runde sah. »Gehöre ich jetzt zum Klub?«

Paulson wirkte verwirrt. Jim lächelte dünn. Mulkern sagte: »Womit sollen wir beginnen?«

Ich warf einen Blick hinter mich zum Tresen. »Vielleicht mit einem Drink?«

Mulkern lachte herzhaft, und Jim und Paulson schlossen sich an. Wenigstens schlugen sich nicht alle gleichzeitig auf die Schenkel.

»Natürlich«, sagte Mulkern. »Natürlich.«

Er hob die Hand, und eine unverschämt süß aussehende junge Frau, die ihrem goldenen Namensschild zufolge ›Rachel‹ hieß, tauchte neben mir auf. »Senator! Was darf ich Ihnen bringen?«

»Sie könnten diesem jungen Mann einen Drink bringen.« Er sagte es halb bellend, halb lachend.

Rachel strahlte umso mehr. Sie drehte sich ein wenig zur Seite und sah auf mich herab. »Selbstverständlich. Was hätten Sie gern, Sir?«

»Ein Bier. Haben Sie so etwas?«

Sie lachte. Die Männer am Tisch lachten. Ich kniff mich in den Arm und blieb ernst. Meine Güte, was für eine fröhliche Runde.

»Ja, Sir«, verkündete sie. »Wir haben Heineken, Beck’s, Molson, Sam Adams, St. Pauli Girl, Corona, Löwenbräu, Dos Equis –«

Ich unterbrach sie, ehe der Tag vorbei war. »Molson ist prima.«

»Patrick«, sagte Jim, verschränkte die Hände und beugte sich zu mir vor. Jetzt wurde es ernst. »Es gibt da –«

»Eine kleine Misslichkeit«, sagte Mulkern. »Eine kleine Misslichkeit, die wir gern auf diskrete Weise aus dem Weg räumen würden.«

Einige Augenblicke lang sprach niemand. Das Wort »Misslichkeit« schien uns alle zu beeindrucken.

Ich war der Erste, der seine Ehrfurcht abschüttelte. »Und worin genau besteht diese Misslichkeit?«

Mulkern lehnte sich in seinem Stuhl zurück und beobachtete mich. Rachel erschien, stellte ein Glas vor mich hin und füllte es zu zwei Dritteln mit dem Bier aus der Flasche. Sie sagte: »Zum Wohl!«, und verschwand.

Mulkern sah mich unverwandt aus seinen schwarzen Augen an. Es bedurf‌te wahrscheinlich einer Explosion, um ihn zum Blinzeln zu bringen. Er sagte: »Ich habe Ihren Vater gut gekannt, mein Junge. Einen besseren Mann als … ich habe nie einen besseren gekannt. Ein wahrer Held.«

»Er hat immer voller Hochachtung von Ihnen gesprochen, Senator.«

Mulkern nickte, denn das war eine Selbstverständlichkeit. »Eine Schande, dass er so früh von uns gegangen ist. Wirkte kerngesund, aber« – er klopf‌te sich mit den Fingerknöcheln gegen die Brust – »bei der alten Pumpe kann man nie wissen.«

Mein Vater hatte sechs Monate gegen Lungenkrebs gekämpft und verloren, aber wenn Mulkern dachte, es sei ein Herzinfarkt gewesen – bitte, warum nicht.

»Und hier sitzt sein Junge«, sagte Mulkern. »So gut wie erwachsen.«

»So gut wie«, sagte ich. »Letzten Monat habe ich mich zum ersten Mal rasiert.«

Jim sah aus, als hätte er einen Frosch verschluckt. Paulson blinzelte.

Mulkern strahlte. »Na gut, mein Junge. Na gut. Sie haben ja recht.« Er seufzte. »Wissen Sie, Pat, wenn Sie erst mal in meinem Alter sind, dann sehnen Sie sich auch nach allem, was jünger als gestern ist.«

Ich nickte weise, ohne den geringsten Schimmer zu haben, was er meinte.

Mulkern rührte in seinem Drink herum, nahm das Rührstäbchen heraus und legte es sanft auf einer Cocktailserviette ab. »Wir haben gehört, dass Sie der Beste sind, wenn es darum geht, jemanden aufzuspüren.« Er sah mich fragend an.

Ich nickte.

»Ah. Nur keine falsche Bescheidenheit, nicht wahr?«

Ich zuckte die Schultern. »Das ist mein Job. Warum sollte ich nicht gut darin sein?« Ich nahm einen kleinen Schluck von dem Molson und spürte den bittersüßen Geschmack auf der Zunge. Wieder einmal wünschte ich mir, nicht das Rauchen aufgegeben zu haben.

»Tja, mein Junge, unser Problem ist Folgendes: Nächste Woche werden wir über einen ziemlich wichtigen Gesetzesentwurf entscheiden. Wir sind mit schwerer Munition versorgt, aber bestimmte Methoden und Dienstleistungen, deren wir uns bedient haben, um diese Munition zu erlangen, könnten … fehlinterpretiert werden.«

»Als was?«

Mulkern nickte und lächelte, als ob er »Guter Junge!« sagen wollte. »Fehlinterpretiert«, wiederholte er.

Ich entschied mich mitzuspielen. »Und es gibt Unterlagen? Man kann Ihnen diese Methoden und Dienstleistungen nachweisen?«

»Er begreift schnell«, sagte er zu Jim und Paulson. »Wirklich schnell.« Er sah mich an. »Unterlagen«, sagte er. »Genau, Pat.«

Ich fragte mich, ob ich ihm sagen sollte, wie sehr ich es hasste, wenn man mich ›Pat‹ nannte. Ich könnte versuchen, ihn ›Sterl‹ zu nennen, um zu sehen, ob ihm das schmeckte. Ich nahm noch einen Schluck von meinem Bier. »Senator, ich spüre Menschen auf, keine Gegenstände.«

»Wenn ich kurz unterbrechen darf«, unterbrach Jim, »die Unterlagen befinden sich im Besitz einer Person, die seit kurzem vermisst wird. Einer –«

»– bislang vertrauenswürdigen Angestellten des Parlaments«, sagte Mulkern. Mulkern beherrschte die ›Freundlich-im-Ton-aber-hart-in-der-Sache‹-Tour meisterlich. Nichts in seinem Benehmen, seiner Ausdrucksweise, seiner Haltung deutete auf einen Tadel hin, aber Jim sah aus, als hätte man ihn dabei erwischt, dass er der Hauskatze einen Tritt verpasste. Er nahm einen großen Schluck von seinem Scotch und ließ die Eiswürfel im Glas klirren. Ich bezweifelte, dass er sich zu einer weiteren Unterbrechung hinreißen lassen würde.

Mulkern sah Paulson an, und Paulson griff in seinen Aktenkoffer. Er holte ein schmales Bündel Papiere heraus und reichte es mir.

Die erste Seite zeigte eine ziemlich grobkörnige Fotografie: die Vergrößerung eines Mitarbeiterausweises des Bundesparlaments. Eine schwarze Frau mittleren Alters mit erschöpf‌tem Blick und abgespanntem Gesichtsausdruck war darauf zu sehen. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und ein wenig gekräuselt, als ob sie dem Fotografen gleich zurufen wollte, sich doch zu beeilen. Ich blätterte um und sah eine Fotokopie ihres Führerscheins. Sie hieß Jenna Angeline. Sie war einundvierzig, wirkte aber wie fünfzig. Der Führerschein war in Massachusetts ausgestellt worden. Ihre Augenfarbe war mit braun angegeben, und sie war einen Meter siebzig groß. Sie wohnte in der Kenneth Street 412 in Dorchester. Ihre Sozialversicherungsnummer lautete 042-51-6543.

Ich sah die drei Politiker an und wandte mich unwillkürlich Mulkerns schwarzem Starren zu. »Und?«, fragte ich.

»Jenna ist die Putzfrau, die für mein Büro zuständig war. Für Brians auch.« Er zuckte die Schultern. »Für eine Schwarze war sie ganz in Ordnung.«

Mulkern war einer von denen, die nicht »Nigger«, sondern »Schwarze« sagen, wenn sie nicht genau wissen, ob sie unter Gleichgesinnten sind.

»Bis …«, sagte ich.

»Bis sie vor neun Tagen verschwand.«

»Unangekündigter Urlaub?«

Mulkern sah mich an, als ob ich gerade angedeutet hätte, dass College-Basketball ein bisschen esoterisch sei. »Als sie diesen ›Urlaub‹ nahm, Pat, hat sie auch die besagten Unterlagen mitgenommen.«

»Leichte Strandlektüre?«, schlug ich vor.

Paulson schlug mit der Hand auf den Tisch. Direkt vor mir. Fest. Paulson. »Das hier ist kein Spaß, Kenzie. Kapiert?«

Ich betrachtete müde seine Hand.

Mulkern sagte: »Brian.«

Paulson zog seine Hand zurück, um die Peitschenstriemen auf seinem Rücken zu betasten.

Ich hob meinen schläfrigen Blick – mein toter Blick, wie Angie ihn nennt –, sah ihm in die Augen und sprach mit Mulkern. »Woher wissen Sie, dass sie die … Unterlagen mitnahm?«

Paulson ließ den Blick sinken und betrachtete seinen Martini. Er hatte ihn bislang nicht angerührt, und auch jetzt trank er nicht. Vermutlich wartete er auf Erlaubnis.

Mulkern sagte: »Wir haben die Sache überprüfen lassen. Das können Sie mir glauben. Niemand anders kommt als Verdächtiger in Frage.«

»Warum sie?«

»Was?«

»Warum kommt sie als Verdächtige in Frage?«

Mulkern lächelte. Es war ein dünnes Lächeln. »Weil sie an demselben Tag wie die Unterlagen verschwand. Wer kennt sich schon bei diesen Leuten aus.«

»Hmmm«, sagte ich.

»Werden Sie sie für uns finden, Pat?«

Ich sah aus dem Fenster. Der Türsteher mit der stolzgeschwellten Brust bugsierte gerade jemanden in ein Taxi. Im Park fotografierte ein mittelaltes Pärchen im Partnerlook die Statue von George Washington, wieder und wieder. Daheim in ihrer Kleinstadt würden sie damit gehörig Eindruck schinden. Ein Penner auf dem Bürgersteig stützte sich mit einer Hand auf einer Flasche ab, die andere hielt er unerschütterlich ausgestreckt, in der Hoffnung auf Kleingeld. Schöne Frauen gingen vorbei. In Scharen.

»Ich bin teuer«, sagte ich.

»Das weiß ich«, sagte Mulkern. »Warum leben Sie eigentlich immer noch in der alten Gegend?« Er sagte es so, als ob er mich glauben machen wollte, dass auch sein Herz immer noch dort schlüge, dass diese Gegend mehr für ihn sei als eine Ausweichroute, wenn die Autobahn verstopf‌t war.

Ich suchte nach einer Antwort. Etwas, das mit den eigenen Wurzeln zu tun hatte und mit dem Wissen, wohin man gehört. Letzten Endes sagte ich ihm die Wahrheit: »Meine Wohnung hat eine Mietpreisbindung.«

Das schien ihm zu gefallen.

2

»Die alte Gegend« ist jener Teil der Edward Everett Street, der zu Dorchester gehört. Er liegt etwas weniger als fünf Meilen vom Zentrum Bostons entfernt – an guten Tagen ist das nur eine halbe Autostunde.

Mein Büro befindet sich im Glockenturm von St. Bartholomew. Ich habe nie herausbekommen, was mit der Glocke passiert ist, und die Nonnen, die in der Gemeindeschule nebenan unterrichten, werden es mir nicht sagen. Die älteren antworten mir einfach nicht, und die jüngeren scheint meine Neugier zu amüsieren. Schwester Helen sagte mir einmal, die Glocke sei »fortgewundert«. Das waren ihre Worte. Schwester Joyce, die mit mir aufgewachsen ist, sagt immer, sie sei »weggekommen«, und wirft mir die Art hinterhältigen Lächelns zu, die Nonnen nicht draufhaben sollten. Ich bin Privatdetektiv, aber Nonnen könnten sogar Sam Spade persönlich in die Klapse bringen.

Einen Tag, nachdem ich meine Zulassung bekommen hatte, fragte mich Vater Drummond, der Pfarrer, ob es mir etwas ausmachen würde, die Kirche ein wenig im Auge zu behalten. Jemand stahl Abendmahlskelche und Kerzenhalter und, um es mit Pfarrer Drummonds Worten zu sagen: »Diese Scheiße muss ein Ende haben.« Er bot mir drei Mahlzeiten täglich in der Pfarrei an, meinen allerersten Fall und den Dank des Herrn, wenn ich meine Zelte im Glockenturm aufschlüge und auf den nächsten Einbruch wartete. Ich sagte ihm, dass ich so billig nicht zu haben sei. Ich verlangte die Nutzung des Glockenturms, bis ich ein eigenes Büro gefunden hätte. Für einen Priester gab er ziemlich schnell nach. Als ich sah, in welchem Zustand sich der seit neun Jahren ungenutzte Raum befand, wusste ich, warum.

Angie und ich brachten es fertig, zwei Schreibtische hineinzuquetschen. Zwei Stühle noch dazu. Als wir bemerkten, dass für einen Aktenschrank kein Platz mehr war, schleppte ich alle alten Akten zurück in meine Wohnung. Wir leisteten uns einen Computer, übertrugen möglichst viele Akten auf Disketten und verstauten die, die wir gerade benötigten, in unseren Schreibtischen. Das beeindruckt die Klienten fast so sehr, dass sie dem Raum keine weitere Beachtung schenken. Fast.

Angie saß an ihrem Schreibtisch, als ich die oberste Treppenstufe erreichte. Sie war damit beschäftigt, den Inhalt der neuesten Ratgeberkolumne von Ann Landers zu ermitteln, und so betrat ich leise den Raum. Sie bemerkte mich gar nicht – Ann hatte es diesmal offenbar mit einem echten Spinner zu tun –, und ich nutzte die seltene Gelegenheit, sie zu beobachten.

Sie hatte die Füße auf den Tisch gelegt. Sie trug Peter-Pan-Stiefel aus schwarzem Wildleder und hatte die Aufschläge ihrer ebenfalls schwarzen Jeans in die Stiefel gesteckt. Mein Blick folgte ihren langen Beinen bis zu einem locker sitzenden weißen T-Shirt. Alles Weitere war hinter der Zeitung versteckt, abgesehen von einer Strähne ihres üppigen Haares von der Farbe regennassen Asphalts, die auf ihre olivfarbenen Arme fiel. Hinter dem Zeitungspapier verbarg sich ein schlanker Hals, der bebte, wenn sie so tat, als fände sie einen meiner Witze überhaupt nicht lustig, ein unnachgiebiger Kiefer mit einem mikroskopisch kleinen Schönheitsfleck auf der linken Seite, eine aristokratische Nase, die so gar nicht zu ihrer Persönlichkeit passen wollte, und karamellfarbene Augen. Augen, in denen man mit Wonne auf immer versinken würde.

Heute bekam ich allerdings nicht die Gelegenheit, diese Augen zu sehen. Sie ließ die Zeitung sinken und sah mich durch eine Wayfarer-Sonnenbrille an. Ich bezweifelte, dass sie die in absehbarer Zeit abnehmen würde.

»He, Skid«, sagte sie und fischte eine Zigarette aus der Schachtel, die auf ihrem Schreibtisch lag.

Angie ist der einzige Mensch, der mich »Skid« nennt. Vermutlich, weil sie der einzige Mensch ist, der vor dreizehn Jahren mit mir im Auto meines Vaters saß, als ich mit Karacho in einen Laternenpfahl in Lower Mills fuhr.

»Hallo, Schöne«, sagte ich und setzte mich auf meinen Bürostuhl. Bestimmt bin ich nicht der Einzige, der sie so nennt, aber das ist die Macht der Gewohnheit. Oder die Äußerung einer Tatsache. Suchen Sie es sich aus. Ich nickte in Richtung der Sonnenbrille. »Spaß gehabt letzte Nacht?«

Sie zuckte die Schultern und sah aus dem Fenster. »Phil hat getrunken.«

Phil ist Angies Mann. Phil ist ein Arschloch.

Ich sagte es laut.

»Tja …« Sie griff nach einer Ecke des Vorhangs und schlenkerte sie gedankenverloren hin und her. »Was soll man machen?«

»Genau das, was ich schon mal gemacht habe«, sagte ich. »Mit Freuden.«

Sie senkte den Kopf, so dass die Sonnenbrille bis zu der kleinen Unebenheit auf ihrem Nasenrücken herabrutschte und den Blick auf eine dunkle Verfärbung freigab, die von ihrem Augenwinkel zu ihrer Schläfe verlief. »Und wenn du damit fertig bist«, sagte sie, »kommt er nach Hause und lässt das hier wie einen harmlosen Klaps aussehen.« Sie schob die Sonnenbrille zurück über die Augen. »Stimmt’s oder hab ich recht?« Ihre Stimme war fröhlich und schrill zugleich. Ich hasste es, wenn sie so sprach.

»Wie du meinst«, sagte ich.

»Meine ich.«

Angie und Phil und ich sind zusammen aufgewachsen. Angie und ich – beste Freunde. Angie und Phil – die große Liebe. Wie das Leben so spielt. Zum Glück nicht oft, aber manchmal eben doch. Vor ein paar Jahren kam Angie ins Büro und trug eine Sonnenbrille. Dort, wo eigentlich ihre Augen hätten sein sollen, hatte sie zwei schwarze Billardbälle. Außerdem eine nette Kollektion von Quetschungen an den Armen und am Hals sowie eine zwei Zentimeter dicke Beule auf dem Hinterkopf. Mein Blick muss mich verraten haben, denn sie sagte schnell: »Sei vernünftig, Patrick.« Nicht, dass es das erste Mal gewesen wäre. Aber so schlimm war es noch nie gewesen, und als ich Phil in Jimmys Pub in Uphams Corner aufgespürt hatte, tranken wir ein paar gepflegte Drinks, spielten ein oder zwei gepflegte Partien Billard, und kurz nachdem ich das Thema zur Sprache gebracht und er »Warum kümmerst du dich nicht um deinen eigenen Scheiß, Patrick?« gesagt hatte, prügelte ich ihn mit einem Queue gepflegt fast zu Tode.

Einige Tage lang war ich ziemlich zufrieden mit mir. Es ist durchaus möglich – auch wenn ich mich nicht daran erinnere –, dass ich mich in Phantasien über Angie und mich und unser gemeinsames häusliches Glück erging. Dann wurde Phil aus dem Krankenhaus entlassen, und Angie kam eine Woche lang nicht zur Arbeit. Als sie endlich doch wieder erschien, ging sie sehr vorsichtig und sog jedes Mal, wenn sie sich setzte oder aufstand, scharf die Luft ein. Er hatte ihr Gesicht verschont, aber ihr ganzer Körper war grün und blau geprügelt.

Sie sprach zwei Wochen lang nicht mit mir. Zwei Wochen sind eine lange Zeit.

Ich schaute sie an, während sie jetzt aus dem Fenster sah. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, warum so eine Frau – eine Frau, die sich von nichts und niemandem etwas gefallen ließ, eine Frau, die zwei Schüsse auf einen Burschen namens Bobby Royce abgefeuert hatte, als der sich unseren freundlichen Bemühungen widersetzt hatte, ihn zu seinem Kautionsagenten zurückzubringen –, warum sie ihrem Mann erlaubte, sie wie einen Boxsack zu behandeln. Bobby Royce war nie wieder aufgestanden, und ich fragte mich oft, wann Phils Zeit gekommen sei. Aber noch war es nicht so weit.

Die Antwort auf meine Frage konnte ich in der leisen, resignierten Stimme hören, mit der sie über ihn sprach. Sie liebte ihn, so einfach war das. Irgendein Teil von ihm, der mir verborgen blieb, musste immer noch zum Vorschein kommen, wenn sie zu zweit waren, irgendeine Tugend, die in ihren Augen wie der Heilige Gral war. Das musste es sein, denn nichts anderes an ihrer Beziehung ergab für mich oder alle anderen Menschen, die sie kannten, einen Sinn.

Sie öffnete das Fenster und schnippte die Zigarette hinaus. Ein Stadtmädchen, durch und durch. Ich wartete darauf, dass eine Studentin aufschrie oder eine Nonne im Schweinsgalopp die Treppe hochkäme, den Zorn Gottes in den Augen und einen brennenden Zigarettenstummel in der Hand. Nichts geschah. Angie wandte sich vom offenen Fenster ab, und die kühle Brise füllte den Raum mit dem Geruch von Autoabgasen und Freiheit und dem Duft der Fliederblätter, mit denen der Schulhof übersät war.

»Und?«, fragte sie und lehnte sich im Stuhl zurück, »sind wir wieder im Geschäft?«

»Wir sind wieder im Geschäft.«

»Juhu!«, sagte sie. »Netter Anzug, übrigens.«

»Gib’s zu, du willst mich.«

Sie schüttelte langsam den Kopf. »Öh, nee.«

»Du weißt nicht, wo ich mich rumgetrieben habe. Liegt’s daran?«

Sie schüttelte wieder den Kopf. »Ich weiß genau, wo du dich rumgetrieben hast, Skid, und das ist das Hauptproblem.«

»Miststück«, sagte ich.

»Flittchen.« Sie streckte mir die Zunge heraus. »Erzähl mir von dem Fall.«

Ich holte die Akte über Jenna Angeline hervor und warf sie auf ihren Schreibtisch. »Einfache Sache: finden und die Auftraggeber anrufen.«

Sie ging aufmerksam die Seiten durch. »Warum interessiert es jemanden, wenn eine Putzfrau mittleren Alters verschwindet?«

»Sieht so aus, als seien einige Dokumente zusammen mit ihr verschwunden. Parlamentsdokumente.«

»Mit Bezug auf was?«

Ich zuckte die Schultern. »Du kennst die Politiker. Alles ist ein Geheimnis, bis es keins mehr ist.«

»Woher wissen sie, dass sie die Dokumente mitgenommen hat?«

»Sieh dir das Foto an.«

»Ach so«, sagte sie und nickte. »Sie ist schwarz.«

»Den meisten reicht das als Beweis.«

»Selbst unserem hiesigen liberalen Senator?«

»Unser hiesiger liberaler Senator ist nichts als ein stinknormaler Rassist aus dem Süden, wenn er nicht gerade im Parlament sitzt.«

Ich erzählte ihr von dem Treffen, von Mulkern und seinem Schoßhündchen Paulson, von den servilen Angestellten im Ritz.

»Und der Abgeordnete James Vurnan – wie hat er sich in der Gesellschaft solch nobler Staatsmänner verhalten?«

»Hast du schon mal die Karikatur von dem großen Hund und dem kleinen Hund gesehen, auf der der kleine Hund dauernd hechelt und auf und ab springt und den großen Hund fragt: ›Wo gehen wir hin, Butch? Wo gehen wir hin, Butch?‹«

»Ja.«

»So ähnlich«, sagte ich.

Sie kaute auf einem Bleistift herum, dann tippte sie damit gegen ihre Schneidezähne. »Okay, ich kann’s mir vorstellen. Aber wie ist es wirklich gelaufen?«

»Das war alles.«

»Vertraust du ihnen?«

»Teufel, nein.«

»Das heißt, es steckt mehr dahinter, Herr Detektiv?«

Ich zuckte die Schultern. »Das sind gewählte Volksvertreter. Der Tag, an dem sie die volle Wahrheit sagen, ist der Tag, an dem die Nutten einen umsonst ranlassen.«

Sie lächelte. »Deine Analogien sind wie immer großartig. Es geht doch nichts über eine gute Kinderstube, nicht wahr?« Ihr Lächeln wurde breiter, während sie mich ansah und mit dem Bleistift an ihren linken Schneidezahn tippte – den, von dem ein kleines Stück abgebrochen ist. »Also, wie geht der Rest der Geschichte?«

Ich lockerte meine Krawatte und zog sie mir über den Kopf. »Keine Ahnung.«

»Du bist mir vielleicht ein Detektiv«, sagte sie.

3

Jenna Angeline war wie ich in Dorchester geboren und aufgewachsen. Jemand, der Boston oberflächlich kennt, könnte meinen, das sei eine nette Gemeinsamkeit zwischen Jenna und mir, eine durch geographische Nähe geschaffene Verbindung, wie geringfügig auch immer: zwei Menschen, die auf der gleichen Strecke gestartet sind, wenn auch an unterschiedlichen Positionen. Aber das stimmt nicht. Jenna Angelines Dorchester und mein Dorchester haben in etwa so viel gemeinsam wie Georgia und Georgien.

Das Dorchester, in dem ich aufgewachsen bin, war seit jeher eine Arbeitergegend, in der sich das Leben rund um die katholischen Kirchen abspielte. Die Männer waren Vorarbeiter, Flugzeugmechaniker, Bewährungshelfer, Telefontechniker, oder, wie mein Vater, Feuerwehrmänner. Die Frauen waren Hausfrauen, die manchmal Teilzeitstellen hatten, manchmal sogar Collegeabschlüsse. Wir alle waren irisch, polnisch oder etwas, das als irisch oder polnisch durchging. Wir alle waren weiß. Und als im Jahr 1974 in den öffentlichen Schulen die Rassentrennung aufgehoben wurde, machten die meisten Männer Überstunden, und die meisten Frauen nahmen Vollzeitstellen an, damit die meisten Kinder auf die privaten katholischen Highschools gehen konnten.

Dieses Dorchester hat sich natürlich verändert. Scheidung – etwas, das in der Generation meiner Eltern undenkbar gewesen wäre – ist in meiner Generation ganz normal, und ich kenne längst nicht mehr so viele Nachbarn wie früher. Aber wir haben immer noch Zugang zu Jobs, die von den Gewerkschaftsbüros vermittelt werden, und normalerweise kennen wir einen Abgeordneten, der uns einen Posten im öffentlichen Dienst verschaffen kann. In gewisser Weise ist es wie in einer großen Familie.

Jenna Angelines Dorchester ist arm. Das Leben dort spielt sich in öffentlichen Parks und Stadtteilzentren ab. Die Männer sind Hafenarbeiter und Krankenpfleger, manchmal Postangestellte. Einige sind Feuerwehrmänner. Die Frauen arbeiten als Pflegerinnen, Kassiererinnen, Putzfrauen, Kaufhausangestellte. Sie sind auch Polizistinnen und öffentliche Angestellte, aber wenn sie solche Höhen erklommen haben, ist es recht wahrscheinlich, dass sie nicht mehr in Dorchester wohnen. Sie sind dann nach Dedham oder Framingham oder Brockton gezogen.

In meinem Dorchester bleibt man wegen der Gemeinschaft und der Tradition, und weil man sich eine bequeme, wenn auch etwas ärmliche Existenz aufgebaut hat, in der mit keinen größeren Veränderungen zu rechnen ist. Ein Dörfchen.

In Jenna Angelines Dorchester bleibt man, weil man keine andere Wahl hat.

Nirgendwo ist es schwieriger, die Unterschiede zwischen dem weißen und dem schwarzen Dorchester zu erklären, als im weißen Dorchester. Das trifft auf meine Gegend ganz besonders zu, denn die liegt direkt an der Grenze. Sobald man die Edward Everett Street in südlicher, östlicher oder westlicher Richtung durchfährt, kommt man in das schwarze Dorchester. Deshalb bereitet es den Leuten hier gewaltige Probleme, andere Unterschiede als die zwischen Schwarz und Weiß anzuerkennen. Ein Typ, mit dem ich zusammen aufgewachsen bin, hat es mal recht deutlich formuliert: »He, Patrick«, sagte er, »hör mir mit diesem Schwachsinn auf. Ich bin in Dorchester aufgewachsen, und wir waren arm. Mir hat keiner was geschenkt. Mein Alter ist abgehauen, als ich noch ein Balg war, genau wie viele von den Niggern in der ’Bury. Niemand hat mich darum gebeten, lesen zu lernen oder mir einen Job zu suchen und was aus mir zu machen. Mir hat auch niemand dabei geholfen, hier rauszukommen, das steht mal fest. Und trotzdem hab ich mir keine Uzi geschnappt, bin ’ner Gang beigetreten und hab angefangen, Leute aus dem Auto abzuknallen. Also verschon mich mit diesem Scheiß. Für das, was die machen, gibt es keine Entschuldigung.«

Die Leute aus dem weißen Dorchester nennen das schwarze Dorchester immer »die ’Bury«. Das steht für Roxbury, den Teil von Boston, der dort beginnt, wo das schwarze Dorchester endet und wo jedes Wochenende durchschnittlich acht tote junge schwarze Burschen in Leichenwagen geladen werden. Im weißen Dorchester weigert man sich, es anders als »die ’Bury« zu nennen. Jemand hat einfach vergessen, den Namen auf den Stadtplänen zu ändern.

Es ist etwas Wahres an dem, was mein Bekannter sagte, wie beschränkt es auch sein mag, und diese Wahrheit macht mir Angst. Wenn ich durch meine Gegend fahre, dann sehe ich Armut, aber ich sehe keine Not.

Als ich durch Jennas Gegend fuhr, sah ich Not. Ich sah die große, hässliche Narbe eines Viertels, in dem viele Ladenfronten mit Brettern vernagelt waren. Einen sah ich, der noch nicht vernagelt war, aber geschlossen war er trotzdem. Das Schaufenster war herausgeplatzt, und Einschusslöcher klafften wie Akne in der Hauswand. Das Innere war verkohlt und ausgebrannt, und das Kunststoffschild über dem Fenster, auf dem einst in Vietnamesisch »Feinkost« gestanden hatte, war zerbrochen. Das Geschäft mit Feinkost war in dieser Gegend nicht mehr, was es mal gewesen war. Dem Geschäft mit Crack schien es hingegen prima zu gehen.

Ich bog von der Blue Hill Avenue ab und fuhr eine Anhöhe hinauf. Die ausgefahrene Straße schien seit Kennedys Zeiten nicht mehr ausgebessert worden zu sein. Oben ging die Sonne blutrot hinter einer unkrautüberwucherten Brache unter. Eine Gruppe maulfauler schwarzer Jungs überquerte vor mir die Straße. Sie ließen sich Zeit und starrten in mein Auto. Sie waren zu viert, und einer hielt einen Besenstiel in der Hand. Er drehte mir den Kopf zu und schlug mit dem Stiel auf die Straße – der Stiel brach mit scharfem Krachen entzwei. Einer seiner Kumpel, der einen Tennisball vor sich her dribbelte, lachte und zeigte mit einem warnenden Zeigefinger auf meine Windschutzscheibe. Sie erreichten den Bürgersteig und verschwanden in einem schmutzigen Durchgang zwischen zwei Gebäuden. Ich fuhr weiter die Anhöhe hinauf und vergewisserte mich, dass meine Pistole in dem Halfter unter meiner linken Schulter steckte.

Meine Pistole ist, wie Angie sagen würde, »nichts zum Rumalbern«. Sie ist eine .44er Magnum Automatic, und ich habe sie nicht aus Penisneid oder Eastwood-Neid gekauf‌t, oder weil ich die verdammt noch mal größte Knarre weit und breit haben wollte. Ich habe sie aus einem einzigen, einfachen Grund gekauf‌t: Ich bin ein miserabler Schütze. Ich will mir sicher sein, dass ich – wenn ich sie jemals wieder benutzen muss – mein Ziel treffe, und zwar so, dass es umfällt und liegen bleibt. Es gibt Leute, denen kann man mit einer .32er in den Arm schießen, und sie werden bloß wütend. Schieß ihnen mit einer Automag in den Arm, und sie rufen nach dem Priester.

Ich habe zwei Mal mit ihr geschossen. Das erste Mal, als ein hirntoter Soziopath, der nur wenig größer als Rhode Island war, wissen wollte, wie knallhart ich bin. Er war gerade aus seinem Auto gesprungen und keine zwei Meter mehr von mir entfernt, als ich eine Ladung direkt in seinen Motorblock feuerte. Er starrte seinen Cordoba an, als ob ich gerade seinen Hund erschossen hätte, und begann fast zu weinen. Aber der Dampf, der durch das zerfetzte Metall seiner Motorhaube strömte, überzeugte ihn, dass es Dinge gab, die härter waren als wir beide.

Das zweite Mal war Bobby Royce. Da hatte er gerade seine Hände an Angies Hals, und ich pustete ein Stück aus seinem Bein. Ich verrate Ihnen was über Bobby Royce: Er kam wieder hoch. Er zielte mit seiner Pistole auf mich, und er hielt sie auch dann noch auf mich gerichtet, als Angie zwei Ladungen auf ihn abgefeuert hatte, die ihn durch die Luft wirbelten und gegen einen Hydranten klatschten. Er hielt sie selbst dann noch, als das Licht in seinen Augen bereits erloschen war. Seine Augen waren tot und leer, mit anderen Worten: Sie sahen nicht viel anders aus als zu Lebzeiten.

Ich trug ein perlgraues, glattes Leinenjackett, als ich bei Jennas Adresse aus dem Auto stieg. Es war lose geschnitten und verbarg die Waffe perfekt. Das fanden auch die Jugendlichen, die auf den Autos vor Jennas Haus saßen. Als ich die Straße überquerte und auf sie zukam, sagte einer von ihnen: »He, Bulle, wo ist deine Verstärkung?«

Das Mädchen neben ihm kicherte. »Unter seinem Jackett, Jerome.«

Sie waren zu neunt. Die Hälfte saß auf dem Kofferraum eines blassblauen Chevy Malibu, um dessen Vorderrad sich eine leuchtend gelbe Parkkralle schloss, weil der Besitzer seine Strafzettel nicht bezahlt hatte. Die anderen saßen auf der Motorhaube des Autos dahinter, eines kotzgrünen Granada. Zwei rutschten von den Autos herab und gingen schnell die Straße hoch. Sie hielten den Kopf gesenkt und rieben sich die Stirn.

Ich hielt bei den Autos. »Ist Jenna da?«

Jerome lachte. Er war schlank und zäh, aber er hielt sich nicht besonders aufrecht in seinem violetten Muskelshirt, zu dem er weiße Shorts und Air-Jordan-Schuhe trug. Er sagte: »Ist Jenna da?«, in hohem Falsett. »Als ob der und Jenna alte Freunde wären.« Die anderen lachten. »Nein, Mann, Jenna kommt heute nicht mehr nach Hause.« Er sah mich an und rieb sich das Kinn. »Aber ich bin ihr persönlicher Assistent. Soll ich ihr was ausrichten?«

Die anderen lachten sich tot, als er »persönlicher Assistent« sagte.

Ich fand das auch lustig, aber ich musste ja so tun, als hätte ich die Sache im Griff. Ich sagte: »Das heißt, mein Agent ruf‌t deinen Agenten an?«

Jeromes Gesicht blieb ausdruckslos. »Klar, Mann, genau so. Ganz wie Sie wollen.«

Noch mehr Gelächter.

Tja, Patrick Kenzie weiß halt, wie man mit Jugendlichen umgeht. Ich ging zwischen den beiden Autos hindurch – nicht ganz leicht, wenn niemand zur Seite rückt, aber ich schaffte es. »Danke für deine Hilfe, Jerome.«

»Kein Problem, Mann. Das ist alles Teil meiner Herrlichkeit.«

Ich ging die Vordertreppe zu Jennas dreistöckigem Mietshaus hoch. »Ich lege bei Jenna ein gutes Wort für dich ein, wenn ich sie sehe.«

»Zu viel der Ehre«, sagte Jerome, als ich die Tür zum Hausflur öffnete.

Jenna wohnte ganz oben. Ich stapf‌te die Treppe hoch und roch die vertrauten Gerüche: von der Sonne ausgedörrtes Holz mit tiefen Kerben, alte Farbe, Katzenstreu, Linoleum, das jahrzehntelang Schmelzwasser und dem Schmutz von nassen Stiefeln ausgesetzt war, vergossenes Bier, Limonade und die Asche von tausend weggeworfenen Zigarettenkippen. Ich gab acht, das Geländer nicht zu berühren, denn es sah aus, als könnte es jeden Moment zu Staub zerfallen.

Im obersten Stock bog ich in den Korridor ein und gelangte zu Jennas Tür – oder dem, was von ihr übriggeblieben war. Jemand hatte das Holz am Knauf herausgebrochen, und der Knauf selbst lag in einem Häufchen von Splittern auf dem Boden. Ein rascher Blick auf den Wohnungsflur vor mir enthüllte einen dünnen, dunkelgrünen Linoleumboden, auf dem zerbrochene Stuhlbeine, eine zertrümmerte Schublade, einige zerrissene Kleidungsstücke, etwas Kissenfüllung und Teile eines kleinen Transistorradios verstreut lagen.

Ich zog meine Waffe und rückte zentimeterweise vor, wobei ich jede Türöffnung mit der Waffe im Anschlag in Augenschein nahm. Das Haus strahlte eine ganz bestimmte Stille aus, wie sie nur dann entsteht, wenn nichts Lebendiges geblieben ist. Aber diese Art von Stille hatte mich früher schon einmal getäuscht. Als Beweis trage ich einen Draht in meinem Kiefer herum.

Es brauchte zehn Minuten umständlicher Suche, bis ich mich davon überzeugt hatte, dass die Wohnung tatsächlich leer war. Meine Hände waren schweißnass, mein Rücken schmerzte, und die Muskeln in meinen Händen und Armen fühlten sich brüchig wie Rigips an.

Ich hielt die Pistole locker in meiner Hand, während ich etwas weniger angespannt durch das Apartment ging, die Zimmer ein weiteres Mal überprüf‌te und etwas genauer hinsah. Nichts sprang aus dem Schlafzimmer und tanzte vor mir herum mit einem Neonschild über dem Kopf, auf dem »INDIZ« stand. Aus dem Badezimmer auch nicht. Küche und Wohnzimmer waren gleichermaßen unkooperativ. Jemand hatte nach etwas gesucht, und dabei war Diskretion nicht gerade sein Hauptaugenmerk gewesen. Alles, was sich zerbrechen ließ, war zerbrochen worden; alles, was sich aufschlitzen ließ, aufgeschlitzt.

Ich trat in den Flur und hörte ein Geräusch zu meiner Rechten. Ich wirbelte herum und sah Jerome am anderen Ende meines Pistolenlaufs. Er duckte sich und schirmte das Gesicht mit den Händen ab. »Ho! Ho! Ho, ho, ho, ho! Nicht schießen, verdammt!«

»Herr im Himmel«, sagte ich, und eine Welle der Erleichterung besänftigte mein aufgepeitschtes Adrenalin.

»Scheiße, verdammt!« Jerome richtete sich auf und strich über sein Muskelshirt. »Wozu tragen Sie dieses Ding mit sich herum? In dieser Gegend gibt es schon länger keine Elefanten mehr.«

Ich zuckte die Schultern. »Was hast du hier oben zu suchen?«

»He, ich lebe in diesem Viertel, Weißbrot. Scheint mir, Sie sind derjenige, der einen Grund braucht, um hier zu sein. Und stecken Sie diese scheiß Knarre weg.«

Ich schob die Pistole wieder ins Halfter. »Was war hier los, Jerome?«

»Da bin ich überfragt«, sagte Jerome, ging in die Wohnung und betrachtete das Durcheinander, als hätte er es schon hundert Mal gesehen. »Jenna ist seit mehr als einer Woche nicht mehr hier gewesen. Das ist übers Wochenende passiert.« Er erriet meine nächste Frage. »Nein, Mann, keiner hat irgendwas gesehen.«

»Das überrascht mich nicht«, sagte ich.

»Klar, in Ihrer Gegend melden die Leute sich natürlich freiwillig, um bei der Polizei auszusagen. Kann ich mir genau vorstellen.«

Ich lächelte. »Wenn sie bei Trost sind, eher nicht.«

»Aha.« Er betrachtete wieder das Durcheinander. »Sieht mir ganz nach Roland aus.«

»Wer ist Roland?«

Das brachte ihn zum Kichern. Er sah mich an. »Aber sicher doch.«

»Nein, im Ernst. Wer ist Roland?«

Er drehte sich um und verließ die Wohnung. »Geh nach Hause, Weißbrot.«

Ich folgte ihm die Treppe hinab. »Wer ist Roland, Jerome?«

Den ganzen Weg nach unten schüttelte er den Kopf. Auf den Treppenstufen vor dem Eingang hatten sich seine Freunde versammelt, und Jerome zeigte mit dem Daumen über seine Schulter auf mich. »Er fragt, wer Roland ist.«

Seine Freunde lachten. Ich musste der lustigste Weiße seit Tagen sein.

Die meisten standen auf, als ich nach draußen kam. Das Mädchen sagte: »Sie wollen wissen, wer Roland ist?«

Ich ging die Hälfte der Treppenstufen hinab. »Ich will wissen, wer Roland ist.«

Einer der größeren Burschen stach mir mit dem Zeigefinger in die Schulter. »Roland ist Ihr schlimmster Albtraum, Mann.«

Das Mädchen sagte: »Schlimmer als Ihre Frau.«

Alle lachten, und ich ging die restlichen Stufen hinab und zwischen dem blauen Malibu und dem grünen Granada hindurch.

»Halten Sie sich von Roland fern«, sagte Jerome. »Mit dem Ding können Sie vielleicht einen Elefanten töten, aber Roland bringt das nicht mal aus der Ruhe. Weil er kein Mensch ist.«

Ich blieb stehen und wandte mich um, eine Hand auf dem Malibu abgestützt. »Was ist er dann?«

Jerome zuckte die Schultern und kreuzte die Arme. »Der ist einfach böse. Die pure Bosheit.«

4

Als ich wieder im Büro war, bestellten wir etwas beim Chinesen und besprachen den Stand unserer Ermittlungen.

Angie war der Papierspur gefolgt, während ich mich auf die physische Spur konzentriert hatte. Ich schrieb die Namen »Jerome« und »Roland« auf die erste Seite unserer Akte und übertrug sie in den Computer. Außerdem schrieb ich »Einbruch« und »Motiv?« und unterstrich Letzteres.

Das chinesische Essen traf ein, und wir machten uns daran, unsere Arterien zu verstopfen und unser Herz zu doppelter Arbeit zu zwingen. Angie berichtete von den Ergebnissen ihrer Nachforschungen zwischen Bissen von gebratenem Reis mit Schweinefleisch und Chow-Mein. Einen Tag nach Jennas Verschwinden hatte Jim Vurnan die Restaurants und Geschäfte rund um die Beacon Street und das Parlamentsgebäude aufgesucht und nachgefragt, ob sie in letzter Zeit da gewesen sei. Er fand sie zwar nicht, aber in einem Deli an der Somerset gab ihm der Besitzer eine Kopie einer Kreditkartenquittung. Jenna hatte ein Schinkensandwich und eine Cola mit einer Visa-Karte bezahlt. Angie hatte die Quittung genommen und einen altbewährten Trick angewandt: »Hallo, ich bin (hier den Namen der Zielperson einfügen), und ich glaube, ich habe meine Kreditkarte verlegt.« Dabei hatte sie herausgefunden, dass Jenna keine Kreditkarte außer der Visa besaß, es um ihre Bonität nicht ganz so gut bestellt war (ein Inkassounternehmen hatte sich 1981 um sie bemüht) und dass sie ihre Karte zuletzt am neunzehnten Juni benutzt hatte – einen Tag, nachdem sie nicht mehr bei der Arbeit erschienen war –, und zwar bei der Bank of Boston an der Clarendon Street, Ecke St. James, wo sie sich einen Überziehungskredit von zweihundert Dollar hatte auszahlen lassen. Daraufhin hatte Angie bei der Bank of Boston angerufen und sich als Angestellte von American Express ausgegeben. Mrs. Angeline habe eine Kreditkarte beantragt, und ob es ihnen etwas ausmachen würde, ihr Konto zu überprüfen.

Welches Konto?

Sie erhielt dieselbe Antwort bei jeder Bank, mit der sie Kontakt aufnahm. Jenna Angeline hatte kein Bankkonto. Was meiner Meinung nach zwar völlig in Ordnung geht, das Auffinden einer Person aber erschwert.

Ich wollte Angie gerade fragen, ob sie vielleicht eine Bank übersehen haben könnte, aber sie hob die Hand und schaffte es, mit vollem Mund ein »Ich bin noch nicht fertig« herauszubringen. Sie wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und schluckte. Dann goss sie einen Schluck Bier hinterher und fragte: »Erinnerst du dich an Billy Hawkins?«

»Klar.« Billy würde eine Strafe im Zuchthaus Walpole absitzen, wenn wir nicht sein Alibi aufgespürt hätten.

»Tja, Billy arbeitet jetzt für Western Union, an einem dieser Schalter, wo man im Expressverfahren Schecks einlösen kann.« Sie lehnte sich zufrieden zurück.

»Und?«

»Und was?« Es machte ihr sichtlich Spaß.

Ich nahm einen fetttriefenden Spare Rib und machte Anstalten, ihn zu werfen.

Sie hob die Hände in die Höhe. »Schon gut, schon gut. Billy wird für uns überprüfen, ob sie in einer der Filialen von Western Union war. Mit zweihundert Dollar kann sie sich seit dem neunzehnten nicht über Wasser gehalten haben. Jedenfalls nicht in dieser Stadt.«

»Und wann wird Billy sich bei uns melden?«

»Heute konnte er nichts mehr machen. Er sagte, sein Chef würde misstrauisch, wenn er nach dem Ende seiner Schicht zu lange bliebe, und seine Schicht endete fünf Minuten nach meinem Anruf. Er wird die Sache morgen erledigen müssen. Er hat versprochen, uns bis Mittag anzurufen.«

Ich nickte. Hinter Angie durchzogen vier scharlachrote Finger den schwarzen Himmel, und die leichte Brise wehte eine ganz kleine Haarsträhne über ihren Wangenknochen. Aus dem Ghettoblaster hinter mir sang Van Morrison über »crazy love«, und wir saßen in einem engen Büro, am Ende eines schwülfeuchten Tages, gut gesättigt von schwerem chinesischen Essen, wohlwissend, wer unseren nächsten Gehaltsscheck bezahlen würde, und starrten einander an. Sie lächelte, und es war ein leicht verlegenes Lächeln, aber sie sah nicht weg. Sie fing wieder an, mit dem Bleistift gegen ihren leicht angeschlagenen Schneidezahn zu tippen.

Ich wartete gute fünf Minuten, in denen sich eine behagliche Stille um uns ausbreitete, ehe ich sagte: »Komm mit zu mir.«

Sie schüttelte den Kopf, immer noch lächelnd, und drehte sich ein wenig in ihrem Bürostuhl.

»Komm schon. Wir sehen ein wenig fern, quatschen über die alten Zeiten –«

»Irgendwo in dieser Geschichte kommt ein Bett vor, das weiß ich.«