Cover

Tessa White

Die Insel der Orchideen

Roman

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Tessa White

Tessa White unternahm gemeinsam mit ihrem Mann ausgedehnte Reisen durch die Länder Asiens, die den Stoff für ihre Romane lieferten. Sie ist freie Werbetexterin und Autorin und lebt in Hamburg.

Über dieses Buch

Exotische Farben, berauschende Düfte und ein faszinierendes Völkergemisch – als die Schwestern Leah und Johanna 1855 in Singapur eintreffen, ahnen sie noch nicht, wie die schillernde Löwenstadt ihr Schicksal bestimmen wird: Johanna glaubt, ihr Glück an der Seite eines jungen Geschäftsmanns zu finden. Doch ist er wirklich der Mann, für den sie ihn hält? Die ungestüme Leah dagegen sucht nicht Liebe, sondern Bildung und Respekt und scheitert immer wieder an den Vorstellungen ihrer Zeit. Für beide beginnt eine dramatische Suche nach Anerkennung, Glück und nach sich selbst …

Impressum

eBook-Ausgabe 2012

Knaur eBook

© 2012 Knaur Taschenbuch

Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt

Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Redaktion: Gisela Klemt, lüra: Klemt & Mues GbR

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: Junks in the Bay before Victoria Peak (w/c on paper), Kato, E. (fl.1930) / Private Collection / Photo © Bonhams, London, UK / The Bridgeman Art Library

Karte: Computerkartographie Carrle / Heike Boschmann

ISBN 978-3-426-41564-1

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Für Sven,
den besten Ehemann der Welt

Es ist nicht einfach, eine Pionierin zu sein – aber oh, es ist faszinierend! Nicht für alles Geld der Welt würde ich auch nur einen Moment hergeben, nicht einmal den schlimmsten.

(ELIZABETH BLACKWELL, 1821 BIS 1910,
ERWARB ALS ERSTE FRAU EINEN HOCHSCHULABSCHLUSS ALS ÄRZTIN)

Teil I

1856 bis 1858

1

April 1856

Es ist nicht zu fassen«, murmelte Johanna, klappte entschlossen ihren Sonnenschirm zusammen und stapfte die Sanddüne hinauf. Dahinter türmte sich die große Sphinx. »Vor uns erheben sich Weltwunder, und die Damen plappern über die Qualität ihres Spitzenbesatzes.«

Schon nach wenigen Schritten wünschte sie, die Absätze ihrer Stiefeletten wären flacher und die Weite ihres Rocks weniger ausladend. Wer auf die Idee gekommen war, ihr Kleid als leichte Reisebekleidung zu bezeichnen, hatte mit Sicherheit noch nicht in der Hitze eines ägyptischen Apriltags Sanddünen darin erklettert. Außer Atem erreichte sie die Dünenkuppe und sah sich um. Sie hatte die Pyramiden schon aus weiter Entfernung in den Himmel ragen sehen, menschengemachte Berge in einer Landschaft, die, abgesehen von den niedrigen Dünen, so flach war wie die Umgebung ihrer Geburtsstadt Hamburg. Nun waren sie zum Greifen nah. Beinahe konnte sie das Knallen der Peitschen hören, die Schreie der Vorarbeiter, die die Sklaven unbarmherzig antrieben, ein Grabmal zu bauen, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte. Ein warmer Wind strich über Johannas Gesicht, und sie meinte, den Atem des toten Pharaos zu spüren, der in ihr Ohr flüsterte: »Ich bin die Ewigkeit.«

Sie bekreuzigte sich erschrocken, dann lachte sie verunsichert auf. Halluzinationen, nichts als die Halluzinationen einer überspannten, reisemüden Frau. Oder doch nicht? Dies war gewiss ein Ort für Geister.

Sie raffte ihren unpraktischen Rock und kämpfte sich durch eine Senke, um näher zur Sphinx zu gelangen, vor der sich ihr Vater und einige Männer der Reisegruppe versammelt hatten.

Auf der nächsten Dünenkuppe entdeckte sie ihre anderthalb Jahre jüngere Schwester, das Zeichenbrett auf den Knien. Johanna trat mit verhaltenen Schritten hinter sie, doch sie hätte sich ihre Vorsicht sparen können. Leah war völlig in ihr Tun versunken. Fasziniert beobachtete Johanna, wie sie gerade mit sicheren und kraftvollen Strichen die Sphinx aufs Papier bannte. Ein weiterer hingeworfener Strich und noch einer und noch einer, und plötzlich zog eine Kamelkarawane vor den gezeichneten Pyramiden vorbei. Tatsächlich gab es keine Karawane, aber Leah nahm sich wie immer gewisse Freiheiten. Mit einer unwirschen Handbewegung klemmte die Schwester nun eine Haarsträhne hinters Ohr, die sich ganz undamenhaft aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst hatte. Johanna betrachtete den dunklen Schopf ihrer Schwester. Die Versuche der Mutter, aus Leah eine ordentliche junge Dame zu machen, waren grandios gescheitert. Nicht nur die Frisur löste sich auf, auch das roséfarbene Kleid war nicht mehr exakt roséfarben zu nennen, die eigentlich hübschen weißen Schleifen der Rockgarnitur hingen schlaff herunter, Leahs Strohhut und Schuhe lagen neben ihr wie Fremdkörper. Sie musste die Düne auf Strümpfen erklommen haben. Johanna seufzte innerlich. Die Zeiten, als man ihrer trotzigen Schwester das jungenhafte Benehmen nachsah, waren unwiederbringlich vorbei. Leider interessierte sie sich auch mit ihren sechzehn Jahren noch immer nicht für die mannigfaltigen Aufgaben, die mit der Führung eines Haushalts einhergingen, stattdessen streifte sie so oft wie möglich mit ihrer Botanisiertrommel durch Felder und Wälder, klaubte vielfüßiges Krabbelgetier aus den Büschen und versank dann in stundenlangem Zerlegen, Zeichnen und Brüten über ihren absonderlichen Schätzen.

Leah hatte sie noch immer nicht bemerkt. Johanna beschloss, sie in Ruhe zeichnen zu lassen und die Sphinx einmal zu umrunden, bevor sie sich zu der Gruppe um ihren Vater gesellte.

* * *

Leah kniff die Augen zusammen und verglich die Skizze mit dem vor ihr liegenden Panorama. Alles war an seinem Platz, die Kamele fügten sich harmonisch ins Bild, und doch war sie unzufrieden. Die Erhabenheit der Pyramiden auf Papier zu bannen, war schwieriger als erwartet. Um die Erinnerung an diesen Tag zu beflügeln, taugte die Zeichnung aber allemal, und für etwas Besseres fehlte ihr momentan die nötige Konzentration. Schon bevor Johanna ihr über die Schulter geschaut hatte, war sie nicht recht bei der Sache gewesen, zu stark zog es sie zu den Bauwerken dort drüben, zu sehr verlangte es sie, mit den Händen über die Steinquader zu tasten, die schiere Größe der Monumente aus nächster Nähe auf sich wirken zu lassen.

Sie ließ das Zeichenbrett sinken und blickte der älteren Schwester nach, die sich gerade über die letzte Sandverwehung vor der Sphinx mühte und keine Augen mehr für Leah hatte, ebenso wenig wie die Mitglieder der Männergruppe auf der anderen Seite des Fabelwesens. Jetzt oder nie! Leah verstaute die Zeichenutensilien in ihrer eigens dafür gefertigten Tasche, griff die Schuhe und machte sich auf den Weg. Nach einigen Minuten beschwerlichen Gehens, die Düne hinunter, wurde der Boden fester und steiniger. Sie zog die Schuhe an und schritt flott geradeaus, direkt auf die höchste der drei Pyramiden zu. Sie mochte nur noch hundert Meter entfernt sein, als drei in lange Gewänder gekleidete Männer, die bewegungslos im schmalen Schattenstreifen am Fuß der Pyramide gelagert hatten, plötzlich aufsprangen. Leah wich zurück, als die hageren Kerle wild gestikulierend auf sie zustürmten, doch wohin sollte sie flüchten? Angesichts der grimmigen Mienen der Männer, der schwarzen Vollbärte und ihrer harten, streitsüchtigen Rufe wurde sie sich ihrer Verwundbarkeit bewusst. Sie war nur ein schutzloses Mädchen in einem fremden Land. Jetzt beschleunigten die Kerle auch noch ihre Schritte! Leah wurde der Hals eng, ihre Hände zitterten. Der schnellste der Ägypter erreichte sie, keuchend redete er in seiner Sprache auf sie ein, zeigte auf sie, auf die Spitze der Pyramide, wieder auf sie und ihre Füße.

Endlich begriff sie. Vor Erleichterung lachte Leah laut auf, was wiederum dem Sieger des Wettlaufs ein Lächeln entlockte und ihn gar nicht mehr bedrohlich, sondern ausgesprochen freundlich erscheinen ließ.

»Wie viel soll es kosten?«, fragte sie auf Englisch, eine Sprache, der alle Familienmitglieder einschließlich der Mutter mächtig waren – hatte doch der Vater, der sein Leben lang von der Ferne träumte, darauf bestanden, dass sie es lernten. Die genannte Summe erschien Leah lächerlich gering. Ohne zu zögern, nestelte sie den Betrag aus ihrem Beutel und legte den Rest des Weges gemeinsam mit den munter schwatzenden Ägyptern zurück.

* * *

Johanna ließ sich Zeit. Es tat ihr gut, ganz für sich allein zu sein, in den Ohren nur Wüstenstille, über sich den fahlblauen Mittagshimmel Ägyptens. Sie lehnte sich gegen die Flanke der Sphinx, ging dann in die Hocke und setzte sich schließlich in den Sand. Sie wollte den Augenblick genießen, die von der unsagbar alten Kolossalfigur in ihrem Rücken ausgehende Wärme fühlen. Spielerisch ließ sie die Hände durch den Sand gleiten.

Dies war also die erste Station auf dem Weg in ein neues Leben. Die erste Station einer Reise, die sie und ihre Familie immer weiter nach Osten führen würde, bis sie in Hongkong für einige Tage von Bord gehen sollten, der neuesten Gründung der Britischen Ostindien-Gesellschaft. Doch ihr eigentliches Ziel war Kanton, jene geheimnisvolle Stadt im ebenso geheimnisvollen China mit seinen unergründlichen Menschen. Sie seien höflich, hatte der Missionsangehörige in Southampton gesagt, die Chinesen, denen der Herr Uhldorff das Wort Gottes bringen wollte. Dann hatte er sich geräuspert und gar nichts mehr gesagt. Das Ungesagte beschäftigte Johanna während der gesamten, dreizehn Tage dauernden Überfahrt nach Alexandria, dann hatten die auf sie einstürmenden Eindrücke sie überrollt und keine grüblerischen Gedanken mehr zugelassen.

Johanna fuhr sich mit dem Handrücken über die schweißfeuchte Oberlippe. War sie tatsächlich erst vor dreißig Stunden in Alexandria von Bord gegangen? Dreißig Stunden, angefüllt mit mehr Aufregung, als Hamburg im ganzen Jahr zu bieten hatte. Das Gewimmel am Hafen, sehnige dunkelbraune und tiefschwarze Männer, die im Bauch des Postschiffes verschwanden, um die Waren aus England auf den Kai zu schleppen, während sie noch die Gangway hinabstolperte, die Augen überall, nur nicht auf den unebenen Planken vor ihr.

Tausende Kamele standen bereit, die Ballen und Kisten über den Isthmus von Suez in die Stadt gleichen Namens zu transportieren. In der Zwischenzeit konnten die Passagiere die Wunder Ägyptens bestaunen, bevor sie in vier Tagen zu Post und Waren stoßen und an Bord des nächsten Schiffes die lange Fahrt in den Fernen Osten antreten würden.

Die P&O-Kompanie hatte alles aufs Angenehmste organisiert. Kaum auf festem Boden angekommen, wurden die Passagiere von höflichen Ägyptern in farbenprächtigem Aufzug zu den Kutschen komplimentiert und zum Bahnhof gebracht. Die Zugfahrt von Alexandria nach Kairo war ein Vergnügen, lenkten doch der Fahrtwind und die sattgrüne, palmenbestandene Landschaft von der sich zum Mittag hin aufbauenden Hitze ab. Johanna beobachtete mit großen Augen die Ochsenkarren und Turban tragende Männer in wallenden Gewändern, die gebückten Rücken der Frauen auf den Feldern, und einmal, als der Zug hielt, tauschte sie sogar Blicke mit einer am Kinn tätowierten Frau. Ihr gefiel, was sie sah, doch sie war trotzdem erleichtert, als sie sich ins Zimmer ihres Kairoer Hotels zurückziehen konnte – im Gegensatz zu Leah, die beim Versuch, einen Blick in die lockenden Gassen jenseits der Hotelmauer zu erhaschen, beinahe übers Balkongeländer kippte. Noch vor Sonnenaufgang weckte sie der tausendstimmige Ruf der muselmanischen Muezzins, ein gespenstischer Chor, der Johanna deutlich vor Augen führte, dass sie die Sicherheit der christlichen Welt verlassen hatte. Nach dem Frühstück hatte schon der nächste Programmpunkt auf der Tagesordnung gestanden: eine Ausfahrt zu den berühmtesten Bauwerken der Welt, den Pyramiden von Gizeh.

Johanna erhob sich, klopfte den Sand aus den Draperien und Falten ihres Rocks und setzte ihren Weg zu Füßen der Sphinx fort. Als sie die gewaltige Brust der Statue erreichte, legte sie den Kopf in den Nacken und blickte zu dem nasenlosen Gesicht auf. Worauf waren die unergründlichen steinernen Augen gerichtet? Was mochte sie nach endlosen Jahrhunderten, in denen die Menschen in ihrer Gegenwart respektvoll den Kopf geneigt hatten, von den ausländischen Reisenden halten, die sie seit einigen Jahrzehnten mit offenen Mäulern begafften?

Aus der Nähe drangen Männerstimmen. Johanna umrundete eine niedrige Dünenkuppe. Mit dem Rücken zu ihr stand der Vater, vertieft in eine Unterhaltung mit dem gut aussehenden Herrn vom Schiff: Friedrich von Trebow. Johannas Herz machte einen Satz, und ein wenig ärgerlich fühlte sie ihre Wangen heiß werden. Zum Umkehren war es zu spät, denn von Trebow hatte sie bereits bemerkt.

»Fräulein Uhldorff!«, rief er aus. »Welche Freude, Sie zu sehen.«

»Johanna?« In der Stimme ihres Vaters schwang Erstaunen.

Johanna wusste, dass er einen Alleingang von Leah erwartete, ganz sicher aber nicht von ihr, der vernünftigen Älteren, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, der zarten Mutter zur Seite zu stehen. Oder zu deren Aufgabe es gemacht worden war, dachte Johanna mit einem Anflug von Bitterkeit. Wie zur Bestätigung huschten die Augen des Vaters suchend umher. »Wo ist deine Schwester?«

Ernüchtert wies sie mit dem Daumen über die Schulter. »Dahinten. Sie zeichnet.«

Sein Blick ging in die angezeigte Richtung. »Da ist niemand. Nur Sand«, bemerkte er.

Johanna blickte zu dem Hügel, auf dem sie ihre Schwester vor kaum einer halben Stunde getroffen hatte. Er war tatsächlich leer. Sie zuckte die Achseln. »Dann hat sie ihre Zeichnung beendet und ist zu den Damen zurückgekehrt.«

»Ihre jüngere Tochter hat ein bemerkenswertes Talent«, sagte von Trebow.

»Nicht wahr?« Der Vater platzte beinahe vor Stolz. »Sie zeichnet, seit sie den ersten Graphitstift in die Finger bekam. Es gab sogar schon Interessenten, doch sie weigert sich, ihre Zeichnungen herzugeben.«

»Wie schade. Ich hatte insgeheim mit dem Gedanken gespielt, ihr ein oder zwei Bilder abzukaufen.«

Der Vater lachte. »Sie können gern Ihr Glück versuchen. Aber ich warne Sie: Leah ist dickköpfig.«

»Das nennt man wohl eine charmante Untertreibung«, murmelte Johanna.

 

Leah befand sich nicht unter den bei den Kamelen wartenden Damen. Nach aufgeregtem Hin und Her stellte sich heraus, dass Johanna sie als Letzte gesehen hatte.

»Ich wähnte sie bei dir«, sagte ihre Mutter mit vorwurfsvollem Unterton. »Ich sah dich dieselbe Düne hinaufklettern wie sie.«

»Es tut mir leid«, schnappte Johanna zurück. »Aber ich bin nicht ihr Kindermädchen.«

»Es gehört sich ohnehin nicht, dass ein junges Mädchen allein hier herumläuft. Auch du nicht.«

Johanna platzte der Kragen. »Ob es sich gehört oder nicht, ist wirklich zweitrangig, Mutter! Leah ist verschwunden, und wir müssen sie suchen.«

Der Vater, Friedrich von Trebow und einige andere Männer schwärmten in alle Richtungen aus. Johanna wollte sich ihnen anschließen, doch die Mutter hielt sie mit festem Griff zurück. »Bleib hier. Mir ist vor Aufregung ganz schwindelig geworden.«

Johanna gehorchte widerwillig. Sie wollte bei der Suche helfen. Und, wie sie sich eingestand, in Friedrich von Trebows Nähe bleiben. Um Leah machte sie sich keine übermäßigen Sorgen. Wahrscheinlich hatte sich die Schwester lediglich einen neuen Aussichtspunkt zum Zeichnen gesucht.

Die anderen Damen, Gattinnen von Kolonialbeamten auf dem Weg nach Kalkutta, umflatterten Johanna und ihre Mutter.

»Unmöglich, dieses jüngere Fräulein Uhldorff«, mäkelte Mrs Hampton, während Mrs Flockton besorgt nach Riechsalz und einem Sonnenschirm verlangte.

Einer anderen Dame fiel es schwer, ausnahmsweise nicht im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Lautstark verschaffte sie sich Gehör: »Mir ging es das erste Mal in Ägypten ebenso, soll ich es Ihnen erzählen?«

Nein, das sollen Sie nicht, dachte Johanna boshaft. Gänse.

Ein lauter Ruf brachte das Geschnatter zum Verstummen. Johanna ließ ihre Mutter in der Obhut der molligen Mrs Flockton und eilte davon. Nicht weit entfernt stand Herr von Trebow, winkte mit einem kleinen Fernrohr und wies auf die Cheops-Pyramide. Die Männer liefen bereits in seine Richtung. Johanna erreichte ihn als Erste. Er lachte aus vollem Hals. »Da, sehen Sie! Am Fuß der großen Pyramide.« Er drückte Johanna das Teleskop in die Hand. Hastig führte sie es zum Auge.

Steinblöcke erschienen in dem runden Ausschnitt, und es kostete sie Mühe zu finden, was Friedrich von Trebow entdeckt hatte. Erst mochte sie nicht glauben, dass die roségekleidete Gestalt, die sich mit Hilfe zweier in lange, unförmige Gewänder gehüllte Ägypter die unteren Stufen der Pyramide emporarbeitete, ihre Schwester sein sollte. Der weite Rock und die braunen Haare, nun vollends von Kämmchen und Nadeln befreit, ließen jedoch keinen Zweifel.

Johanna senkte entsetzt das Fernrohr. »Um Himmels willen, was hat sie vor?«

»Zur Spitze klettern, nehme ich an.«

Bevor sie etwas erwidern konnte, stieß der Vater zu ihnen. »Zur Spitze? Ist das ihr Ernst?«

»Ich fürchte, ja.«

Johanna sah, dass sich Friedrich von Trebow das Lachen nur schwer verbeißen konnte. Empört mischte sie sich ein: »Leah ist dort allein mit den Einheimischen. Wir müssen ihr nach!«

»Es dauert aber lange, bis alle Damen auf den Kamelen sitzen«, bemerkte Friedrich. »Ich werde schon zu Fuß hinüberlaufen. Es kann sich höchstens um fünfhundert Meter handeln.«

 

Die Kameltreiber hatten ihre liebe Not, den etwa fünfundvierzig Mitgliedern der Gesellschaft in die unbequemen, mit Knüpfteppichen belegten Holzsättel zu helfen. Dass die aufgebauschten Röcke der Damen und ihre affektierten Schreckensrufe die Kamele nervös machten, verzögerte den Aufbruch zusätzlich. Als sie endlich am Fuß der Cheops-Pyramide anlangten, wurden sie bereits von Friedrich von Trebow und einem weiteren Gentleman erwartet.

»Sie hat die Hälfte schon geschafft«, sagte der zweite Mann – ein Mr Tanner, meinte sich Johanna zu erinnern.

Sie beschirmte die Augen mit der Handfläche und suchte die Pyramidenwand ab. Gerade wurde Leah von den beiden Einheimischen auf die nächste Stufe hochgezogen; allein hätte sie die brusthohen Steinblöcke der Pyramide kaum bewältigen können.

»Leah!«, schrie sie. Als sie nicht reagierte, fielen ihre Eltern und einige andere ein. Erst beim vierten oder fünften Mal drehte sich Leah um und winkte. Die Gesellschaft brach in hektisches Gestikulieren und Rufen aus, um Leah zu bedeuten, sie möge umkehren. Johanna war sicher, dass sie die Aufforderung verstand, doch die Schwester winkte lediglich ein weiteres Mal, dann nahm sie die nächste Stufe in Angriff. Aufwärts.

»Sie hat gegrinst«, bemerkte Mr Tanner trocken. Er hatte Leah mit von Trebows Teleskop beobachtet. »Das Mädchen imponiert mir.«

»Es ist nicht zu fassen!« Alwine Uhldorff redete sich in Rage. »Aufsässig ist sie! Aufsässig und tollkühn. Nichts ist vor ihrer Neugierde sicher.«

»Ich denke, damit ist sie aufs Beste für die Kolonien gerüstet.«

Mr Tanners nüchterner Einwand verschlug Alwine Uhldorff die Sprache.

»Lass gut sein, Alwine«, beruhigte Hermann-Otto Uhldorff sie. »Wir können es nicht ändern. So ist Leah nun mal.« In seiner Miene war keine Spur von Ärger zu erkennen.

»Und was gedenkst du zu tun, Vater?«, fragte Johanna ein wenig zu schnippisch, doch er ignorierte ihren Ton.

»Na was wohl? Wir folgen ihr!«

Johanna sah erst ihn an, dann nach oben. Dort hinauf? Eine verlockende Vorstellung!

»Du bleibst hier.« Die Stimme der Mutter durchkreuzte ihre Gedanken. »Keine Widerrede. Es reicht, wenn eine meiner Töchter sich ungebührlich benimmt. Du leistest mir und den anderen Damen Gesellschaft, während wir auf die Männer warten.«

Johanna war den Tränen nahe. Die Mutter schlug ihr den Wunsch ab, bevor sie ihn überhaupt äußern konnte! Sie presste die Lippen zusammen. Aus ihrem Mund würden keine Klagen kommen, und sie würde nicht bitten. Zu ihrer Überraschung trat Friedrich von Trebow neben die Mutter und verbeugte sich formvollendet.

»Liebe Frau Uhldorff, ich kann verstehen, dass Sie sich um Fräulein Johanna sorgen«, sagte er ernst. »Es ist eine gefährliche Kletterei, doch Sie würden mich glücklich machen, wenn Sie ihr die Erlaubnis für das Unternehmen erteilten. Ich bürge persönlich für ihre Sicherheit.«

Johanna traute ihren Augen nicht. Ihre Mutter schmolz unter von Trebows Lächeln dahin. Eben noch streng und unnachgiebig, wurden ihre Züge nun weich. Kokett legte sie ihre Hand auf den Arm des jungen Mannes.

»Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass sich diese Kletterpartie nicht für eine Dame schickt, doch wie könnte ich Ihnen eine Bitte abschlagen, Herr von Trebow? Aber ich nehme Sie beim Wort: Sie bürgen mir für Johannas Wohlergehen.«

Galant gab er ihr einen Handkuss. »Ich werde sie notfalls auf Händen hinauf- und hinuntertragen.«

Bevor Johanna verstand, was sich zwischen Friedrich von Trebow und ihrer Mutter abspielte, dirigierte er sie bereits zu einer Gruppe Ägypter, die bereitstanden, den Wagemutigen auf die Pyramide zu helfen.

»Schnell«, flüsterte er. »Bevor Ihre verehrte Frau Mama es sich anders überlegt.«

 

Johanna streckte die Arme aus. Der kräftige Ägypter auf dem Block über ihr griff nach ihren Händen und zog sie eine weitere Stufe nach oben. Nur noch zehn, vielleicht elf Mal musste sie die entwürdigende Tortur über sich ergehen lassen. Gott sei Dank. Mit einem leichten Schaudern blickte sie hinunter. Sie hatte nicht gezählt, aber es kam ihr vor, als hätte sie auf dem Weg zur Spitze bereits Hunderte von Stufen bewältigt. Tief unter ihr hatten sich die weniger abenteuerlustigen Mitglieder der Reisegesellschaft auf Decken niedergelassen. Kurz beneidete Johanna ihre Weisheit, die Strapazen nicht auf sich genommen zu haben, doch dann straffte sie die Schultern. Sie war achtzehn Jahre alt, und was Leah konnte, konnte sie schon lange. Gerade erklomm ihr Vater den Block unter ihr. Er wirkte erhitzt und mit seinem verstaubten Anzug und der schiefen Krawatte ein wenig derangiert, doch seine Laune war trotz der Anstrengung blendend. Sein verschwörerisches Grinsen sprach Bände. Zärtlichkeit für ihren Vater wallte in ihr auf. Auch in ihr strömte sein Blut, auch sie hatte ein wenig von seiner übersprudelnden Lebensfreude und seiner durch nichts zu bremsenden Neugierde geerbt. Sie dachte an den folgenschweren Abend, an dem der Vater ihnen eröffnet hatte, er würde gern als Missionar nach China gehen, allerdings nicht ohne sie. Leah war natürlich Feuer und Flamme gewesen, und der Funke ihrer Begeisterung sprang auch auf Johanna über. Zu dritt beknieten sie die zögernde Mutter, bis sie endlich einwilligte. Im Gegensatz zu Leah und ihrem Vater war Johanna im Vorbereitungstrubel der nächsten Monate oft von Zweifeln gepackt worden, doch sie hatte ihre Entscheidung nicht bereut. Ägypten war nur die Ouvertüre, es warteten noch so viele Wunder auf sie alle!

Wenige Minuten später erreichte Johanna den Gipfel. Da die Spitze der Pyramide vor undenklich langer Zeit abgetragen worden war, fand sie sich auf einer etwa zehn Meter im Quadrat messenden Plattform wieder. Friedrich von Trebow trat neben sie und breitete die Arme aus. »Ein erhebender Ausblick.«

Sie nickte. Die Wüste dehnte sich nach Westen bis in die Unendlichkeit, eine gelb-graue Welt ohne Wasser, ohne Leben, ohne Hoffnung, und doch ging eine Faszination von der Leere aus, der sich Johanna nicht entziehen konnte. Sie schauderte trotz des heißen Windes, den die Sahara ihr ins Gesicht atmete, drehte sich um und ging zur entgegengesetzten Seite der Plattform. Hier bot sich ein ganz anderes Bild. Zwischen den Pyramiden von Gizeh und dem in der Ferne funkelnden Nil breitete sich ein Flickwerk von Feldern aus. In lichter Folge ragten Dattelpalmen in den Himmel, die fedrigen Blätter von einer Brise zerzaust. Inmitten der Felder wirkten die kleinen Dörfer mit ihren schmucklosen quaderförmigen Häusern wie hingewürfelt.

Als sich Johanna von der Aussicht abwandte, entdeckte sie Leah hinter einem Steinquader. Ihre Schwester hatte einen der Ägypter, der ihr die Pyramide hinaufgeholfen hatte, als Modell verpflichtet. Steif und ein wenig unbehaglich lehnte der Mann gegen den Stein, während Leah ihn mit Hingabe zeichnete. Der hagere Mann mochte Mitte dreißig sein und trug einen verschlissenen hellbraun und weiß gestreiften Kaftan über einem kragenlosen Hemd. Auf den kurzgeschorenen Haaren thronte die weiße Baumwollkappe der Muselmanen. Der Schmutz in den Rillen seiner Hände ließ sich wahrscheinlich nicht mehr fortwaschen, und die Fingernägel waren gelb und eingerissen. Der Ägypter war unzweifelhaft arm, ein Bauer aus der Umgebung vielleicht, der sich durch die Schaulustigen ein Zubrot verdiente. Johanna seufzte. Aus unerfindlichen Gründen zog Leah es vor, die einfachen Leute auf Papier zu bannen; während der Passage nach Alexandria hatte sie zur hellen Begeisterung aller anwesenden Klatschbasen sogar die Matrosen gezeichnet. Manchmal fragte sich Johanna, ob es Leah Freude machte, für Empörung zu sorgen, oder ob sie es einfach nicht bemerkte. Sie trat neben ihre Schwester.

»Du bekommst einen Sonnenstich«, stellte sie fest. »Wo ist dein Hut?«

Leahs Hände flatterten zum Kopf. Auf ihrem Gesicht breitete sich Verwunderung aus, als sie außer wilden Locken und verirrten Kämmen nichts fand. »Vorhin war er noch da«, sagte sie.

»Vorhin? Vorhin lag er neben dir im Sand. Und da ist er wahrscheinlich noch. Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, wie teuer so ein Hut ist?«

»Ich …«

»Von deinen zerrissenen Strümpfen ganz zu schweigen«, schnitt Johanna ihr das Wort ab. Es tat gut, dem Ärger Luft zu machen. Leider bewirkte ihr Ausbruch nur, dass auch Leah auffuhr.

»Ich habe nicht um den blöden Hut gebeten! Wer braucht schon so ein unpraktisches Ding? Und überhaupt.« Sie zerrte an ihrem Rockstoff und riss dabei eine der Schleifen ab. »Mit so einem Monstrum kommt man nirgendwo hin. Überall bleibt es hängen, ständig trete ich auf den Saum oder mache es schmutzig.« Sie zeigte auf den Vater. »Papa hat’s gut mit seinen bequemen Hosen.«

Johanna hörte ihr mit wachsendem Ärger zu. Insgeheim musste sie der Schwester recht geben – hatte sie heute nicht schon ähnliche Gedanken gehegt? Aber Hosen? »Es ist genug«, herrschte sie die Jüngere an. »Hosen sind indiskutabel, also wirst du wohl oder übel mit Kleidern und Röcken vorliebnehmen. Benimm dich endlich deinem Alter entsprechend.«

»Wenn es bedeutet, dass ich so langweilig werden muss wie du, verzichte ich dankend.« Mit diesen Worten stand Leah auf und ging davon.

Johanna zitterte am ganzen Leib. Die Worte der Schwester trafen sie im Innersten. Langweilig? War sie wirklich so vorhersehbar? Sie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Eine Hand legte sich auf ihren Arm. Der Vater.

»Habt ihr euch gestritten?«, fragte er. »Leah stürmte gerade mit verkniffenem Mund an mir vorbei und hat sich schmollend an den Abstieg gemacht.«

»Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit«, sagte sie müde. »Nichts Wichtiges.«

Der Vater sah ihr forschend ins Gesicht. »Ihr streitet euch oft«, murmelte er, mehr zu sich selbst als zu Johanna. »Das ist bedauerlich, aber unvermeidlich bei zwei derart temperamentvollen Töchtern.«

Sie schniefte. »Temperamentvoll? Leah hat mich vor wenigen Augenblicken als langweilig bezeichnet.« Jetzt weinte sie tatsächlich.

Der Vater nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. »Gib nichts darauf«, sagte er. »Wisch dir die Tränen ab. Hinter dir steht nämlich ein junger Herr, der dich ganz und gar nicht langweilig findet.« Er gab ihr einen Klaps auf die Wange und schob sie von sich.

 

Wenig später war Johanna mit sich und der Welt wieder im Reinen. Der Fremdenführer, ein englischer, in Kairo ansässiger Assistent der Schifffahrtslinie P&O, hatte mit Hilfe seines ägyptischen Faktotums einen riesigen Picknickkorb auf die Pyramide geschleppt. Sogar ein blütenreines Damasttuch, feine Gläser und Porzellan fehlten nicht, um das exklusive Picknick mit Stil zu zelebrieren. Flankiert von ihrem Vater zur Rechten und Herrn von Trebow zur Linken kostete Johanna von den reichlich aufgedeckten Leckereien. Sie mied das englische Roastbeef und probierte lieber die ägyptischen Köstlichkeiten: weiches, ungesäuertes Brot; Kichererbsenpüree, Humus genannt; Baba Ghanouj, eine fruchtige Paste aus raffiniert gewürzten Auberginen, Sesam und Tomaten; kleine gebratene Rollen aus Lammhack; gefüllte Eier mit Oliven; Fisch in einer dicken roten Soße, die verführerisch nach Tomaten, Piment und Kreuzkümmel duftete. Zum Abschluss gönnte sich Johanna ein wunderbar klebriges Gebäckstück, dessen Namen sie nicht verstanden hatte. Sie dachte an Leah. In ihrer Wut hatte die Schwester das Picknick gar nicht erst abgewartet und war tatsächlich von der Pyramide geklettert. Jetzt saß sie unten bei der Mutter und ärgerte sich. Es geschah ihr recht.

»Sie haben einen guten Appetit«, bemerkte Mr Tanner, als sie sich ein zweites Gebäckstück nahm. »Sicherlich freuen Sie sich bereits auf das chinesische Essen. Es ist recht außergewöhnlich.«

Johanna, den Mund voller Honig und Teig, nickte. Mr Mason, ein dicker Mann mit Dreifachkinn und Backenbart, lachte auf. »›Außergewöhnlich‹ ist eine diplomatische Umschreibung. Ich vermute, Sie werden sich nach ehrlicher englischer Küche zurücksehnen.«

Das Geplänkel ging eine Weile hin und her, ohne dass Johanna herausfinden konnte, was so außergewöhnlich an den chinesischen Spezialitäten sein sollte. Zum Bedauern aller mussten sie bald zum Aufbruch rüsten, um beim schwierigen Abstieg nicht von der Dämmerung überrascht zu werden. Tatsächlich stand die Sonne bereits tief genug, um die spitzen Schatten der Pyramiden weit in die Länge zu ziehen.

Sie erreichten den Fuß der Pyramide und, nach einem kurzweiligen Ritt, auch die Kutschen ohne Zwischenfälle. Johanna hatte Spaß an dem Kamelritt gehabt und tätschelte dem Tier zum Abschied die weiche Schnauze. Sie wollte gerade in die wartende Kutsche steigen, als ihr ein paar Bauernbengel auffielen, die in einiger Entfernung einen Esel umstanden. Die Jungen spielten mit einem Gegenstand, der ihr bekannt vorkam. Sie ging zu Leah.

»Ich glaube, der Esel dort trägt deinen Hut.«

»Wie bitte?« Leah kniff die Augen zusammen und beobachtete die Szene. Ihre Schultern sackten nach unten. »Der ist hin, fürchte ich«, sagte sie kleinlaut.

Johanna konnte sich nicht mehr zurückhalten. Lachend nahm sie die Jüngere in den Arm. »Ich liebe dich, kleine Schwester. Weil es mit dir nie langweilig ist.«

* * *

Am nächsten Mittag, eingezwängt in unbequeme Kutschen, befand sich die Gesellschaft bereits auf halbem Weg nach Suez. Den Vormittag über hatten die Passagiere gedöst oder ihren Gedanken nachgehangen, doch nun wurden die Gespräche lebhafter. Mrs Flockton war sichtlich entzückt, mit dem deutschen Missionar in einer Kutsche zu sitzen.

»Sie wollen also die Wilden bekehren?«, fragte sie eifrig.

Hermann-Otto Uhldorff zog die Brauen hoch. »Nicht die Wilden, Madame. Die Chinesen sind ein Volk mit einer faszinierenden und sehr alten Kultur.«

»Wenn Sie eine derartige Hochachtung vor dieser sogenannten Kultur haben, verstehe ich allerdings nicht, was Sie dort wollen.«

Johanna und ihr Vater tauschten einen Blick. Sie lächelte ihm aufmunternd zu. Wie oft hatte er dieses Gespräch schon führen müssen!

Hermann-Otto Uhldorff beugte sich vor, ein schwieriges Unterfangen in der schwankenden Kutsche, und setzte eine ernste Miene auf. »Es mag Ihnen widersprüchlich vorkommen, liebe Mrs Flockton, aber Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen: Ich bewundere die chinesische Kultur. Nun bin ich aber ein Mensch, der daran glaubt, dass auch das Gute verbessert werden kann. Warum sollte also ein Chinese nicht den christlichen Glauben umarmen?«

Touché, dachte Johanna. Die dicke Mrs Flockton schien zu demselben Schluss gekommen zu sein, denn sie wandte sich demonstrativ der Aussicht zu. Nicht, dass diese sonderlich erbauend war; seit sie Kairo hinter sich gelassen hatten, gab es nichts zu bewundern außer Sand, Sand und nochmals Sand, der sich mittlerweile seinen Weg in die Schuhe und unter die Kleidung bahnte, zwischen den Zähnen knirschte und die Augen rötete. Die Fahrt in der vierspännigen Kutsche war diesbezüglich alles andere als ein Vergnügen. Johanna freute sich auf die abendliche Ankunft in Suez, auch wenn sie allen Grund hatte, die Reise zu genießen: Ihr wunderbar verständnisvoller Vater hatte es am Morgen eingerichtet, dass sie sich mit den Flocktons, deren schweigsamer Dienerin sowie Friedrich von Trebow eine Kutsche teilten.

»Ich bewundere Ihre Ideale, Herr Uhldorff«, nahm Herr von Trebow den Faden nach einer unbehaglichen Gesprächspause wieder auf. »Mein Grund, in den Osten zu gehen, ist profaner: Ich will reich werden.«

»Daran kann ich nichts Ehrenrühriges erkennen, zumal in meiner Situation.«

»Ich verstehe nicht.«

»Wie sollten Sie«, antwortete Hermann-Otto Uhldorff. »Ich bin moderat wohlhabend. Mein Urgroßvater gründete eine Kattundruckerei, die von meinem älteren Bruder geführt wird. Ich selbst hatte nie Ambitionen, in das Geschäft einzusteigen, so dass es mir sehr gelegen kam, als mein Vater mir mein Erbe frühzeitig auszahlte. Mit dem bescheidenen Vermögen konnte ich mich meinen wahren Interessen, dem Studium der Philosophie und fernöstlicher Kulturen, widmen.«

»Mit Verlaub, Herr Uhldorff, aber für mich hört es sich an, als seien Sie mehr an den Chinesen interessiert als an Gottes Wort.« Mr Flockton strich sich selbstgefällig über den Bart, nun, da er zur Ehrenrettung seiner Frau eingeschritten war.

»Vor zwanzig, ja, noch vor zehn Jahren wäre diese Beobachtung zutreffend gewesen, Mr Flockton.« Hermann-Otto Uhldorff lächelte dem Mann versöhnlich zu. »Ich habe Gottes Ruf erst spät gehört und bin nun überglücklich, als Sein Werkzeug in China wirken zu dürfen.«

»Ihre Familie teilt Ihr Interesse am Fernen Osten?«, fragte Friedrich von Trebow.

»O ja«, fiel Johanna ein. »Vater hat uns schon früh von Indien und China erzählt und auch Journale nach Hause gebracht. Ich kann es kaum erwarten, all diese Wunder mit eigenen Augen zu sehen.«

»Wie lange gedenken Sie in China zu bleiben?«, mischte sich Mr Flockton wieder ins Gespräch.

»Einige Jahre, wie ich hoffe«, antwortete Hermann-Otto Uhldorff. »Allerdings wäre es nicht möglich, für immer dort zu leben.«

»Warum nicht?«, fragte Mr Flockton.

Der schelmische Ausdruck auf dem Gesicht ihres Vaters versetzte Johanna in Alarmbereitschaft.

»Wie Sie wissen, habe ich zwei entzückende Töchter«, fuhr er fort. »Die unverheirateten jungen Männer würden es mir niemals verzeihen, wenn ich sie dem Heiratsmarkt dauerhaft fernhielte.«

»Papa!«

»Ich bin ein Mann Gottes, liebste Tochter. Verpflichtet, die Wahrheit zu sagen.«

»Ihr verehrter Vater hat recht«, bestätigte Herr von Trebow. »Wir jungen Männer würden es ihm auf ewig übelnehmen.«

Johanna wusste vor Verlegenheit nicht, wo sie hinschauen sollte. Sie hatte bereits gestern befürchtet, dass ihr Interesse an dem jungen von Trebow allzu offensichtlich war, doch dass der Vater sie nicht nur durchschaut hatte, sondern ihr indirekt seinen Segen gab, wunderte sie. Immerhin wussten sie so gut wie nichts über Friedrich von Trebow. Aber Johanna fand ihn ungemein attraktiv. Er war groß und schlank, ein Mann, der eine Frau beschützen konnte. Seine hohen Jochbögen gaben ihm etwas Aristokratisches, und in seinen hellblauen Augen verlor sie sich, wann immer sie ihn anschaute.

Seine modischen Jacketts und Schleifenkrawatten, die sandfarbenen Hosen und seine akkurat getrimmten Favoris gefielen ihr, auch wenn Leah nur ein abfälliges Schnauben dafür übrig hatte. Ihre Schwester hielt Friedrich für einen Stutzer, doch was zählte deren Einschätzung schon!

Johanna räusperte sich. »Nun, da unsere Familienangelegenheiten Gegenstand detaillierter Erläuterungen wurden« – sie schoss einen verärgerten Blick zu ihrem Vater, der ihn mit amüsiertem Augenrollen zur Kenntnis nahm –, »würden wir uns natürlich freuen, Herr von Trebow, wenn Sie ein wenig von sich preisgäben. Dass Sie in Hongkong reich zu werden gedenken, erwähnten Sie bereits. Doch wie wollen Sie es anstellen?«

»In erster Linie durch Kommissionsgeschäfte. Aber ich werde, sollte sich eine günstige Gelegenheit ergeben, nicht zögern, meine Ersparnisse in den Aufkauf gewinnversprechender Waren anzulegen.«

»Haben Sie denn Erfahrung darin? Es klingt riskant.«

»Das ist es auch, aber ich hatte bereits das Glück, ein wenig durch den Osten reisen und mir einen Überblick verschaffen zu können.« Als Johanna fragend den Kopf neigte, setzte Friedrich von Trebow seine Erklärungen fort: »Das Londoner Handelshaus Medhurst, Jacobsen & Co erteilte mir Prokura und sandte mich vor zwei Jahren als Supercargo nach Asien. Ich konnte sowohl die mir anvertrauten Manufakturen mit großem Gewinn veräußern als auch neue Waren zu günstigen Konditionen erwerben und in anderen asiatischen Häfen weiterverkaufen.«

»Wie aufregend! Welche Länder haben Sie bereist? Womit haben Sie gehandelt? Porzellan und Seide?«

»Dies ist ganz eindeutig die Frage einer jungen Dame, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.« Friedrich von Trebow bedachte Johanna mit einem Lächeln, so strahlend, dass sie die Hitze auf der Haut zu spüren vermeinte. »Sie denken an die schönen Dinge«, fuhr er fort, »doch den größten Nutzen erreicht man heutzutage mit weitaus alltäglicheren Gütern: mit Rohrzucker, Tabak und Kaffee aus Batavia, Betelnüssen aus Sumatra, Tee und Kampfer aus China, mit Reis aus Siam und Zinn und dem Gummisaft Guttapercha aus Malaya. Nicht zu vergessen sind Indigo, Kokosöl, Holz und Gewürze aller Art. Übrigens finden längst nicht alle Waren den Weg nach Europa. Ein großer Teil der Unternehmungen der europäischen Kaufleute beschränkt sich auf den Handel zwischen Amoy, Singapur, Batavia, Manila, Kalkutta und anderen Häfen.«

»Ich wünschte, ich könnte all diese exotischen Orte sehen!«

»Oh, ich bin mir sicher, dass die meisten dieser Häfen kein angenehmer Aufenthaltsort für eine Dame sind«, warf Mr Flockton ein.

»Das hängt ganz von der Dame ab, will ich meinen. Meine Töchter fallen jedenfalls nicht bei jeder kleinen Unannehmlichkeit in Ohnmacht.«

Die Schärfe in Hermann-Otto Uhldorffs Stimme entging Mr Flockton nicht. Beleidigt lehnte er sich zurück und starrte auf den Rücken seiner Frau, die ihrerseits noch immer angestrengt aus dem Fenster blickte.

Erst nach einer Weile gelang es Johannas Vater, das Gespräch wieder aufleben zu lassen. Sie erfuhren, dass Friedrich von Trebow einer Gutsherrenfamilie aus der Nähe von Stettin entstammte. Nach seiner Lehrzeit in einem Stettiner Kaufmannshaus hatte es ihn zu den Zentren des Handels gezogen, und so war er nach einigen Monaten des Reisens schließlich bei Medhurst, Jacobsen & Co untergekommen. Nach den Erfahrungen im Osten beschloss er, in Zukunft auf eigene Rechnung zu arbeiten; sein Anteil am Familienvermögen würde ihm einen guten Start ermöglichen. Johanna zweifelte nicht an seinen Erfolgsaussichten, sprühten doch seine Augen nur so vor Begeisterung, die bekanntlich jegliche Hindernisse zu überwinden half.

* * *

Fünf Wochen benötigte die Ganges für die Fahrt von Suez bis in die Straße von Malacca, und die meisten Passagiere waren des Bordlebens überdrüssig. Langeweile machte sich breit, wegen Nichtigkeiten flammte Streit auf.

Johanna war jedoch gegen die Apathie gefeit. Sie empfand die Schiffsreise noch immer als so aufregend wie am ersten Tag.

Sie stand an der Reling, als ein lauter Befehl die Matrosen in die Wanten der drei Masten trieb; gleichzeitig erstarb das Wummern der Maschinen. Die an den Seiten des schlanken Schiffs angebrachten Schaufelräder kamen zum Stillstand. Friedrich von Trebow hatte ihr erklärt, dass aufgrund des Krieges der Engländer, Franzosen und Osmanen gegen die Russen die Kohlepreise so enorm angestiegen waren, dass die Dampfschiffe möglichst unter Segeln fuhren. Zwar sei vor einigen Wochen ein Friedensabkommen unterzeichnet worden, doch hätte sich die Situation noch nicht verbessert. Johanna war es einerlei; Dampf oder Segel, beides trieb die Ganges in fröhlicher Fahrt weiter nach Süden, dem Äquator entgegen. Für einen Moment bewunderte sie die Matrosen, die sich anschickten, die Verzurrung der Segel zu lösen, dann verließ sie ihren Beobachtungsposten, um nach der Mutter zu sehen. Alwine Uhldorff litt entsetzlich unter Seekrankheit und verbrachte die meiste Zeit in der Kabine. Johanna hatte sich während der Reise verpflichtet gefühlt, ihrer Mutter Gesellschaft zu leisten, doch in regelmäßigen Abständen trieb es sie auf Deck. Sie wollte ihr Gesicht in den salzigen Wind halten, nach Delphinen und fliegenden Fischen spähen und die geheimnisvolle, von Urwald überwucherte Küste Malayas vorüberziehen sehen. hatte das Deck halb überquert, als eine heftige Böe das Schiff zum Krängen brachte. Ein markerschütternder Schrei hallte übers Deck. Erschrocken blickte sie nach oben. Ein Matrose hatte am äußersten Ende der Bramrah den Halt verloren und im Sturz mit einer Hand das Fußpferd zu fassen bekommen. Er klammerte sich krampfhaft an dem Seil, auf dem er zuvor gestanden hatte, fest, während seine Beine zwanzig Meter oder mehr über der See hin und her schwangen. Johanna sandte ein Gebet zum Himmel, doch zu spät. Der Mann stürzte ab. Er verfehlte das Deck nur knapp und fiel außer Sicht. Jemand brüllte: »Mann über Bord!«

Binnen Augenblicken herrschte auf Deck ein aufgeregtes Durcheinander. Einzelne Damen rafften die Röcke und liefen zur Absturzstelle, Gentlemen halfen ihren in Ohnmacht gefallenen Gattinnen. Johanna wurde in der allgemeinen Aufregung grob geschubst, und ehe sie sichs versah, stand auch sie an der Reling. Mittlerweile hatte der Kapitän das Einholen der Segel angeordnet und drehte bei. Ein Beiboot wurde zu Wasser gelassen. Das Getrappel und Geschrei war sicher auch unter Deck zu hören. Obwohl ihre Mutter sich vermutlich Sorgen deshalb machte, konnte sich Johanna nicht dazu durchringen, ihren Aussichtsposten zu verlassen.

Die Angst um den Kameraden beflügelte die Matrosen im Beiboot, sich mit doppelter Kraft in die Riemen zu legen, doch die See schien den Unglücklichen verschluckt zu haben. Johanna starrte auf das Wasser, bis ihr Kopf von den hellen Reflexionen schmerzte.

Plötzlich ertönte ein weiterer Schrei. Etwas erhöht, auf einem Deckaufbau, stand Friedrich von Trebow, das Teleskop vor Augen, und winkte aufgeregt. Neben ihm erkannte Johanna Henry Farnell, von Trebows Freund, der erst in Kalkutta an Bord der Ganges gekommen war. Mit angehaltenem Atem beobachtete sie, wie Friedrich von Trebow Farnell das Teleskop reichte und immer wieder in eine Richtung zeigte, weit entfernt von der Suchmannschaft im Beiboot.

Dann ging alles ganz schnell. Ein Raunen lief durch die Menge, als Farnell von dem Aufbau heruntersprang, kurz mit einigen jungen Leuten sprach und sich gemeinsam mit ihnen an einem zweiten Beiboot zu schaffen machte. Von der Schiffsmannschaft war niemand zu sehen. Die Offiziere hatten wohl an einer Stelle Position bezogen, von der aus sie das Meer besser überblicken konnten als vom Passagierdeck. Bevor jemand die jungen Männer an ihrem Vorhaben hindern konnte, löste sich das Beiboot und klatschte ins Meer. Farnell entledigte sich als Erster seines Jacketts und der Schuhe und hechtete dem Boot mit einem tollkühnen Sprung nach. Überraschte Ausrufe und Applaus brandeten auf, als er tief unter ihnen durch die Wasseroberfläche brach und sich nach dem Auftauchen über die Bordwand des Beiboots hievte. Zwei weitere junge Männer taten es ihm nach.

Johanna hielt aufgeregt die Luft an, als auch Friedrich von Trebow zur Reling hastete. Farnell winkte ihm, gleich musste auch er den Sprung wagen. Johannas Herz pochte angstvoll, doch gleichzeitig regte sich unbändiger Stolz auf diesen schneidigen Kerl in ihr. Farnell rief etwas, von Trebow antwortete und trat einen Schritt zurück. Täuschte sie sich, oder sah sie Angst in seiner Miene? Nein, das war unmöglich, dachte Johanna. Sie war zu weit entfernt, um seine Züge deutlich genug erkennen zu können. Die anderen beiden Männer saßen mittlerweile im Beiboot, ergriffen jeweils ein Ruder und pullten in die zuvor angezeigte Richtung – ohne von Trebow, der mit dem Teleskop die Wasseroberfläche absuchte. Plötzlich gab er ein Zeichen. Das Boot schnellte vor. Angespannte Stille senkte sich über die Menschen an Bord. Die Minuten dehnten sich ins Endlose. Dann, endlich, hielt das Boot wieder auf die Ganges zu. Johanna zählte fieberhaft. Eins, zwei, drei – sie jubelte auf: Vier Männer, es gab keinen Zweifel!

»Welch ein Husarenstück!«, bemerkte der Mann neben Johanna. Sie nickte, aber ein wenig enttäuscht war sie doch, dass Friedrich von Trebow nicht zu den Rettern gehörte. Natürlich war es vernünftig gewesen, dass er vom Deck aus die Richtung gewiesen hatte, und doch hätte sie lieber statt des seltsamen Farnells den jungen von Trebow als Helden gefeiert.

Wenig später halfen einige Matrosen ihrem geretteten Kameraden, Farnell und seinen Mitstreitern das Fallreep hinauf. Kaum waren sie an Deck, empfing sie der wutschnaubende Kapitän mit einer lautstarken Standpauke, die auch noch im letzten Winkel des Schiffs gehört wurde. Unverantwortlich hätten sie gehandelt! Die drei senkten schuldbewusst die Köpfe. Johanna, nur wenige Meter entfernt, wollte sich empören, doch dann sah sie die Mundwinkel des Kapitäns verdächtig zucken. Tatsächlich verrauchte seine Wut binnen Sekunden, herzlich klopfte er den jungen Männern auf die Schultern und folgte dann den Matrosen, die den Unglücksraben zur Krankenstation begleitet hatten.

Johanna eilte auf Farnell zu. Barfüßig, nass und mit zerrissener Hose, die dunklen Haare und der Vollbart an den Kopf geklatscht, sah er so verwegen aus wie ein Pirat. Sie streckte ihm die Hand entgegen, um ihm zu gratulieren. Er ergriff sie, und plötzlich hörte er auf zu lachen. Jeden Blickkontakt mit ihr vermeidend murmelte er, schließlich sei es die Pflicht eines jeden Mannes, alles Menschenmögliche zu tun, um ein Leben zu retten, dann entschuldigte er sich knapp und ließ Johanna einfach stehen. Sie sah ihm kopfschüttelnd nach, als er, den Trubel nutzend, unbehelligt von weiteren Gratulanten im Gang zum geschlossenen Deck verschwand. Sie konnte sich einfach keinen Reim auf sein abweisendes Verhalten machen, denn bei ihrer ersten Begegnung, an dem Tag, als er in Kalkutta an Bord gegangen war, hatte sie ihn als zwar ruhigen, jedoch durchaus offenen und umgänglichen Menschen kennengelernt. Friedrich von Trebow hatte ihn ihrer Familie als einen Freund aus Londoner Zeiten vorgestellt, der ihm vor einigen Monaten im Auftrag des Handelshauses nach Indien vorausgereist war und nun ebenfalls in Hongkong sein Glück machen wollte.