Was Paare stark macht
WAS PAARE STARK MACHT
Das Geheimnis glücklicher Beziehungen
Beobachter-Edition
4., überarbeitete Auflage, 2013
© 2010 Axel Springer Schweiz AG
Alle Rechte vorbehalten
www.beobachter.ch
Herausgeber: Der Schweizerische Beobachter, Zürich
Lektorat: Christine Klingler Lüthi, Wädenswil
Umschlaggestaltung und Reihenkonzept: buchundgrafik.ch
Umschlagfoto: fotolia
Autorenfoto Caroline Fux: Manuel Gübeli, Luzern
Satz: Cornelia Federer, Zürich
e-Book: mbassador GmbH, Luzern
ISBN 978-3-85569-770-0
eISBN 978-3-85569-459-4
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Dauerhaftes Liebesglück
Paarbeziehungen sind hoch im Kurs
Wunsch und Realität
Wenn wir doch wollen, warum klappt es dann nicht?
Was ist Liebe?
Definitionsversuche – ein unfertiges Puzzle
Die Idee einer problemfreien Beziehung
Wie man die Liebe pflegt
Das schadet der Liebe
Das tut der Liebe gut
Stärken Sie Ihre partnerschaftlichen Kompetenzen
Investieren in das Projekt «Wir»
Passen Sie zusammen? Müssen Sie überhaupt?
«Gleich und Gleich» oder doch lieber Gegensätze?
Das Wir-Gefühl: Fundament jeder Beziehung
Schreiben Sie zusammen Geschichte
Gemeinsam verbrachte Zeit nährt das Wir-Gefühl
Ja, ich will! Sich bewusst für die Beziehung entscheiden
Stärken Sie die Verbundenheit
Bei allem Wir-Gefühl: Bleiben Sie sich selber treu
Wann kommt das Ich vor dem Wir?
Raum schaffen für die Pflege der Partnerschaft
Deshalb braucht Ihre Beziehung Ruhe und Musse
Mit unterschiedlichen Bedürfnissen zurechtkommen
Welcher Beziehungstyp sind Sie?
Konflikte als Chance
Schauen Sie zu Ihrer Beziehung, aber auch zu sich selbst
Verbünden Sie sich gegen Schwierigkeiten
Und wenn sich kein Kompromiss finden lässt?
Eine positive Atmosphäre schaffen
Einander täglich Gutes tun
Wir alle mögen angenehme Dinge
Kleine Aufmerksamkeiten – Schmiermittel der Liebe
Wenn diese Gesten so schön sind, warum hören Paare denn damit auf?
Machen Sie den Anfang
Offen und fair kommunizieren
So lösen Sie den Konflikt, um den es wirklich geht
Positive Botschaften zählen
Probleme konstruktiv angehen
So nicht! Vermeiden Sie diese Kommunikationsfallen
Mit diesen Regeln kommen Sie weiter
Das gilt für den Sprecher
Das gilt für den Zuhörer
Verletzende Gespräche stoppen
Unterstützung geben und bekommen
Beziehungskiller Alltag
Feind der Liebe: die alltäglichen Belastungen
Was kann der Apfel für den Wurm?
Wie Stress in die Partnerschaft hineinwirkt
Warum uns Stress unausstehlich macht
Du nervst! Persönlichkeitsmerkmale als Trennungsgrund
Mit Belastungen richtig umgehen
So bauen Sie Ihre Stress-Abwehrkräfte auf
Warum uns Kleinigkeiten manchmal nicht mehr loslassen
So entstehen unsere wunden Punkte
Wenn ein Vorfall unser innerstes trifft
Wissen, was den Partner wirklich bewegt
Emotionale Selbstöffnung
Von Killerphrasen und falschem Trost
Wenn uns die Reaktion des Partners ein Rätsel ist
Die Logik der Gefühle
Warum Erzählen und Verständnis so guttun
«Streiten wir gerade über eine Verspätung von fünf Minuten?»
Das richtige Timing fürs Gespräch
Was tun, wenn beide gleichzeitig Unterstützung brauchen?
Emotionale Selbstöffnung ist nicht einfach
Darum lohnt es sich, die Maske zu lüften
Entwicklungsschere und permanenter Austausch
Beziehungsrisiko Entfremdung
So klappt das Updating
Toleranz und Fairness
Toleranz zählt – aber wie umsetzen?
Was es bedeutet, tolerant zu sein
Keine grosse Sache? Und es stört mich doch
Was, wenn wir uns nicht einig werden?
Vorsicht vor Machtkämpfen
Die Balance zwischen Geben und Nachgeben finden
Das Kräftegleichgewicht – eine Gefühlsfrage
Geben und nehmen – beides ist wichtig
Deshalb braucht es ein ausgewogenes Verhältnis
Wie viel «wert» ist mein Beitrag?
Nähe bedingt Fairness
Sich anvertrauen heisst, dem Partner Macht zu geben
So verhindern Sie ein Machtgefälle
Realistisch bleiben
Angemessene Erwartungen haben
Konsumgut Liebe – aber bitte in Spitzenqualität
Wolke sieben: kein Dauerzustand
Sich auf Durststrecken einstellen
Realitäts-Check für Ihre Ansprüche
Erwartungen anzupassen ist keine Niederlage
Wie Ihre Einstellung die Beziehung beeinflusst
Sie erwarten das Schlimmste? Dann kommt es auch
Seien Sie unberechenbar – im positiven Sinn
Wenn eine offene Haltung nicht ausreicht
Erwartungsmanagement oder wie man das Zepter in der Hand behält
Faire Ursachenforschung betreiben
Wie wir uns Erklärungen zurechtlegen
Kleine Systematik der Ursachenzuschreibung
So nicht: Diese Einschätzungen schaden der Partnerschaft
Bleiben Sie ein aktiver Mitspieler
Der Sexualität Raum geben
So halten Sie Ihr Liebesleben in Schwung
Gradmesser für die Beziehungsqualität
Die wichtigste Sache der Welt?
Die Zutaten für ein erfülltes Sexualleben
Sex und Stress: Männer und Frauen ticken anders
Sie wollen mehr Sex? Haben Sie ihn!
Die Frage nach der Häufigkeit
Genuss in späteren Jahren
Ihr Beitrag zu einer erfüllenden Sexualität
In guten wie in schlechten Tagen: Verbindlichkeit
Commitment – was ist das?
Alter Wert mit Aktualitätsbezug
Leidenschaft und die drei Dimensionen der Liebe
Romantik und die fünf Liebesstile
Die drei Säulen der Verbindlichkeit
Warum die Aktie «Commitment» im Sinkflug ist
Lust auf Neues? Warum es sich lohnt, zu bleiben
Die grossen Rivalen: Vertrautheit und Abnutzung
Vorhersehbarkeit hat auch ihr Gutes
Eine stabile, glückliche Partnerschaft ist ein Lebenselixir
Trennungsgedanken – wenn das Commitment bröckelt
Probleme nicht nach aussen tragen
Weg vom Gas! Trennungen wollen gut überlegt sein
Sie geben etwas Kostbares auf – behandeln Sie es auch so
Commitment – ein Plädoyer
Ewige Liebe als Ziel
Anhang
Literatur
Adressen und Links
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser
Dass zwei Menschen zusammenfinden und sich auf das Abenteuer Partnerschaft einlassen, ist jedes Mal ein kleines Wunder. Die Liebe ist ein Geschenk; sie ist kostbar und verdient, gehegt und gepflegt zu werden. Der Erfolg dieses Buches, das jetzt bereits in der vierten Auflage vorliegt, zeigt, dass auch unsere Leserinnen und Leser so denken. Für all diese Männer und Frauen ist eine stabile, befriedigende Beziehung keine Selbstverständlichkeit; sie wollen in dauerhaftes liebesglück investieren.
Und genau hier setzt dieses Buch an. Mit seinen Informationen und praktischen Tipps zeigt es Ihnen, wie Sie, ausgestattet mit dem wertvollen Startkapital Ihrer Liebe, eine erfüllende Partnerschaft leben können.
Damit Sie dieses Ziel erreichen, braucht es im Wesentlichen drei Dinge: die Bereitschaft, dem Partner, der Partnerin Raum und Zeit zu widmen; die Bereitschaft, sich dem geliebten Gegenüber immer wieder mitzuteilen, sein Innerstes zu zeigen; und den festen Willen, diese Partnerschaft zu bewahren und sich dafür zu engagieren – auch und gerade wenn das manchmal schwierig ist.
In diesem Buch lesen Sie, wie Sie Ihre Beziehung lebendig erhalten, wenn die Wirkung der Verliebtheitshormone nachlässt und Wolke sieben nur noch am fernen Horizont erkennbar ist. Sie erfahren, wie Sie gegen Monotonie und drohende Langeweile, auch gegen Entfremdung angehen. Wie Sie im Konflikt eine Lösung finden, die keine Verlierer zurücklässt. Wie Sie einander in stressigen Zeiten Unterstützung geben und ganz allgemein für eine gute Stimmung sorgen. Und vieles mehr.
Dieser Ratgeber ist voll von Anregungen, Übungen, Informationen. Bedienen Sie sich! Nehmen Sie das mit, was Sie ganz persönlich brauchen, damit Sie sich in Ihrer Partnerschaft aufgehoben fühlen. So sorgen Sie dafür, dass das Lebenselixier einer glücklichen Verbindung Sie noch lange stärkt und Ihnen einen stabilen Rückhalt fürs Leben gibt.
Guy Bodenmann, Caroline Fux
Zürich, im August 2013
Dauerhaftes Liebesglück
Liebe ist ein Geschenk des Himmels. Hüten Sie sie ein Paarleben lang wie einen kostbaren Schatz. Dazu braucht es keinen Riesenakt einmal im Jahr, sondern kleine Aufmerksamkeiten im Alltag – liebevolle Gesten, Unterstützung und Offenheit, eine konstruktive Gesprächskultur, echtes Engagement. Und immer wieder die Erkenntnis, dass Ihre Beziehung einzigartig ist. Paarbeziehungen sind hoch im Kurs
Paarbeziehungen sind hoch im Kurs
Der Traum vom anhaltenden Liebesglück ist ein Dauerbrenner. Zählen Sie dabei aber nicht auf die gute Fee oder das Schicksal. Sie selber haben es in der Hand, für eine stabile, befriedigende Beziehung zu sorgen.
Der Wunsch nach einer festen Partnerschaft ist bei der Mehrzahl der Männer und Frauen stark verwurzelt. Und nicht einfach irgendeine Beziehung soll es sein, sondern eine glückliche, starke Bindung, die ein Leben lang anhält. In einer Umfrage von Bodenmann unter Schweizer Jugendlichen im Jahr 2003 haben überwältigende 97 Prozent der Befragten angegeben, dass für sie eine feste Partnerschaft zu den wichtigsten Dingen im Leben gehöre. 80 Prozent gaben an, dass eine Ehe für sie ein lebenslanges Engagement bedeute – und nicht einfach ein Projekt auf Zeit.
Dass man sich für ein paar Jahre bindet und danach weitersieht, entspricht also nicht den Wunschvorstellungen, ist aber allzu häufig Realität. Die Kurzlebigkeit von Partnerschaften steht im Widerspruch zum Bedürfnis nach einer stabilen und engen Beziehung. Das tiefe Sehnen nach einer dauerhaften, glücklichen Beziehung ist im Menschen in allen Kulturen stark verwurzelt und gründet im Bindungsbedürfnis, welches bereits zwischen Mutter und Kind zentral ist. Man sucht in engen Beziehungen Sicherheit, Geborgenheit, emotionale Wärme und Nähe. Diese emotionalen Aspekte sind wichtiger als materielle oder statusbezogene Vorteile.
INFO Eine stabile, glückliche Beziehung gehört zu den wissenschaftlich belegten Grundbedürfnissen des Menschen.
Eine enge, lebenslange Partnerschaft ist somit ein persönliches Projekt von höchster Priorität und entsprechend mit hohen Erwartungen besetzt. Gemäss Studien schätzen viele Menschen zum Zeitpunkt der Eheschliessung die Wahrscheinlichkeit, dass die eigene Ehe wieder geschieden wird, auf lediglich 0 bis 8 Prozent – obwohl heute rund jede zweite Ehe auseinandergeht. Die Überzeugung sitzt tief, dass eine Scheidung nur die anderen betrifft. Für sich selbst schliessen die meisten Menschen dieses Szenario aus.
Wunsch und Realität
Auch wenn der Wunsch nach einer anhaltend engen und glücklichen Beziehung in den meisten Fällen da ist: Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Die Scheidungsrate liegt in den westlich industrialisierten Ländern zwischen 40 und 50 Prozent. Bei den übrigen festen Partnerschaften (Freundschaften, Konkubinatsbeziehungen), die rechtlich nicht erfasst und deshalb statistisch schlechter greifbar sind, liegt die Trennungsrate noch höher, da diese Beziehungen spontaner und schneller beendet werden können.
Für viele Paare wird also die Beziehung, in der sie Nähe, Geborgenheit und Zärtlichkeit gesucht haben, zur herben Enttäuschung. Die Erfahrung, verlassen oder gegen einen anderen Partner ausgewechselt zu werden, ist nicht nur frustrierend, sondern vielfach auch verletzend und schmerzhaft. Sie verhindert auch, dass man wieder mit dem gleichen Grundvertrauen in eine neue Beziehung startet. Stattdessen beginnt man diese verkrampfter und pessimistischer.
Im Übrigen hat auch die Erfahrung mit der Partnerschaft der Eltern einen Einfluss darauf, wie offen und positiv man sich in eine enge Beziehung einlässt. In der erwähnten Studie von Bodenmann (2003) zeigte sich, dass Jugendliche, welche die Scheidung ihrer Eltern erlebt hatten, eine deutlich negativere Sicht haben. Nur 10 Prozent der Jugendlichen aus Scheidungsfamilien glauben, dass eine Ehe lebenslang halten werde – gegenüber 73 Prozent der Jugendlichen, deren Eltern stabil zusammenleben.
HINWEIS Immer weniger Paare wollen ihre Beziehung einfach dem Schicksal überlassen. Sie wünschen sich Hilfestellungen, um die Beziehungsqualität hoch halten zu können. Dieses Buch liefert eine Fülle von Anregungen dafür.
Wenn wir doch wollen, warum klappt es dann nicht?
Liebe schwindet nicht von heute auf morgen. Sie löst sich nicht einfach in Schall und Rauch auf. In den meisten Fällen wird die Liebe allmählich verschüttet. Und zwar vom «Alltagsmüll», den beide Partner aus Sorglosigkeit und Unachtsamkeit auf ihr abladen.
Man kann mit noch so vielen Trümpfen – Liebe, Schönheit, Attraktivität, sexuelle Anziehung, Status, Intelligenz oder Reichtum – in eine Beziehung starten: Sie sind auf lange Sicht und ohne Investitionen der beiden Partner kein Garant dafür, dass eine Partnerschaft erfüllend und glücklich ist.
Liebe muss man pflegen
Wir putzen dreimal am Tag die Zähne, bringen unser Auto regelmässig in den Service und besuchen Weiterbildungskurse, damit wir im Job auf dem neusten Stand bleiben. Von der Liebe aber erwarten wir, dass sie ein Selbstläufer ist. Und genau das ist das Problem: Auch wenn sich fast alle Paare lebenslange Liebe wünschen, sind verhältnismässig wenige bereit, in diesen Traum auch Zeit und Energie zu investieren.
Aber Moment. Wir reden hier ganz selbstverständlich von Liebe. Vielleicht müssten wir zuerst die Frage beantworten, was Liebe überhaupt ist?
INFO Die Forschung zeigt: Längerfristig geht es nicht denjenigen Paaren am besten, die mit den meisten Trümpfen in die Beziehung starten. Sondern denen, die ihre Partnerschaft pflegen und ihr Sorge tragen.
Was ist Liebe?
Was ist Ihre Vorstellung von Liebe? Liebe als eine grosse Welle, auf der Sie mühelos reitend durch das Leben getragen werden? Oder Liebe als Kletterpartie in steinigem Gelände, als ein stetiges Ringen und Bemühen? Thema dieses Kapitels ist die Annäherung an ein grosses Gefühl.
Philosophie, Biologie, Literatur, Psychologie – es gibt kaum eine Wissenschaft, die nicht versucht hat, die Liebe zu ergründen und zu erklären. Dichter haben alle sprachlichen Register gezogen und versucht, die Liebe in Worte zu fassen. Verhaltensforscher haben Verliebte beobachtet und studiert und haben ihre Blicke, ihr Lächeln und die ausgetauschten Berührungen beschrieben. Mediziner haben Hormone und Neuropeptide gemessen. Alle haben einen Beitrag zur Ergründung dieses grossen Gefühls geliefert. Doch so ergreifend, faszinierend und detailreich die gewonnenen Erkenntnisse auch sein mögen: Die Liebe bleibt letztlich ein grosses Geheimnis.
Die Liebe ist ein metaphysischer Zustand – etwas, das jenseits von dem liegt, was wir wissenschaftlich erklären können. Sie ist mehr als eine Emotion wie Freude, Neugier oder Glück. Der Kipppunkt, an dem Sympathie oder Zuneigung zu Liebe wird, ist nicht klar fassbar. Wir können einen Menschen attraktiv, nett, sympathisch und begehrenswert finden – und ihn dennoch nicht lieben. Dafür lieben wir vielleicht einen Menschen, der gar nichts Besonderes darzustellen scheint. Oder wir empfinden plötzlich Liebe für einen Menschen, den wir zuvor kaum wahrgenommen haben. Oder aber wir lieben einen Menschen nicht mehr, den wir einmal intensiv geliebt haben.
Definitionsversuche – ein unfertiges Puzzle
Definitionsversuche der Liebe gibt es unzählige. Sie beschränken sich aber meist auf deskriptive (beschreibende) Definitionen oder auf den Versuch, die Formen und Typen von Liebe zu klassifizieren. Nichts von alledem macht greifbar, was Liebe denn nun wirklich ist.
Zum Beispiel biologische Erklärungsversuche: Zwar kann man heute mit bildgebenden Methoden aufzeigen, welche Hirnareale aktiviert sind, wenn jemand in Liebe an den Partner denkt. Oder welche Hormone und Neuropeptide ausgeschüttet werden, wenn man verliebt ist. Doch das ist es auch schon – ein tieferes Verständnis von Liebe erlauben diese Untersuchungen nicht.
Oder Klassifikationsversuche: Sie unterscheiden zwischen romantischer, leidenschaftlicher, pragmatischer, kameradschaftlicher, besitzergreifender oder selbstloser Liebe. Der Sache auf den Grund kommen wird man trotzdem nicht. Der Funken, welcher zwischen zwei Menschen springt und aus Sympathie oder Zuneigung Liebe macht, ist wissenschaftlich nicht greifbar. Es ist wie bei der Entstehung von Leben: Auch hier bietet die Verbindung zwischen Spermium und Ovulum keine ausreichende Erklärung für dieses Phänomen, denn schliesslich verbinden sich millionenfach Substanzen, ohne dass Leben entsteht. Mit der Liebe verhält es sich ähnlich.
HINWEIS Die Liebe ist ein Geschenk und ein Mysterium, wissenschaftlich schwer fassbar und damit besonders faszinierend.
Die Idee einer problemfreien Beziehung
Obwohl Liebe also letztlich nicht zu definieren ist, haben fast alle Menschen eine Vorstellung davon, was sie ist und wie sie sich anfühlt. Und sie haben auch eine Vorstellung davon, was passiert, wenn sie «ihre» Liebe erst einmal gefunden haben: Die meisten Leute erwarten, dass sie von der Liebe wie von einer grossen, warmen Welle durchs Leben gespült werden. Dabei geniessen sie die wärmende Sonne, die ohne Unterbruch herabscheint. So schön dieses Bild auch sein mag – es entspricht nicht der Wirklichkeit.
HINWEIS Wenn es im Märchen heisst: «Sie lebten glücklich zusammen bis an ihr Lebensende», so ist das nur die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit sollte es heissen: «Sie lebten glücklich zusammen bis an ihr Lebensende, weil sie sich jeden Tag für ihre Partnerschaft einsetzten.»
Die Liebe ist kein lauschiges Wellenreiten in einem Inselparadies, sondern eher vergleichbar mit einer Kletterpartie in den Alpen. Immer wieder gilt es, trotz aller Begeisterung und Glücksgefühle den besten Griff zu finden, um vorwärtszukommen. Unablässig müssen die sichersten Tritte gesucht werden, schwierige Passagen müssen gemeistert und besonders behutsam erklettert werden. Man trifft auf flache Partien und Panoramawege, auf denen man gemütlich spazieren kann, aber auch auf Geröllhalden und Steilhänge. Dann ist es ein langsames Sich-Hochtasten und Hinaufziehen, und dies auch bei jahrelanger Erfahrung und besten Kenntnissen.
Mit der Liebe verhält es sich ähnlich. Man kann sie nicht einfach gemessen und über Jahrzehnte sorglos davon zehren, ohne etwas dafür zu tun. Genauso wenig kann man sie nach fixem Rezept pflegen und immer wieder die gleichen Massnahmen anwenden, damit sie gedeiht. Man muss sich ihren Bedürfnissen anpassen, sensibel für ihre Zeichen sein und sich um eine angemessene Pflege bemühen – genau wie beim Klettern, wenn wechselnde Wetterverhältnisse, Steilhänge am Berg, die eigenen Kräfte und Kompetenzen Anpassungen und Rücksichtnahme erfordern.
Gut vorbereitet zur Liebesreise starten
Stellen Sie sich vor, Sie starten Ihre Beziehungsreise, ohne sich darum zu kümmern, was auf Sie zukommt. Dann stehen Sie vielleicht plötzlich vor der Eigernordwand – ohne richtiges Schuhwerk und ohne Kletterausrüstung. Das können Sie verhindern, indem Sie sich vorbereiten.
Viele Paare starten in eine enge Beziehung oder Ehe mit starken Liebesgefühlen. Wie ein grosser Rucksack voll von Köstlichkeiten, so ist ihr Herz voller Liebe und Zuversicht. Doch genauso wie der Vorrat im Rucksack auf der Bergtour schnell aufgezehrt ist, hält auch die Liebe nicht ewig vor, wenn man sie nicht pflegt und nährt. Doch wie genau geht das – die Liebe pflegen?
HINWEIS Dieses Buch will Ihnen helfen, einen Rucksack mit Wissen und Kompetenzen zu packen, die Ihnen auf Ihrer Beziehungsreise nützlich sind und die dazu dienen, Ihre Liebe zu erhalten.
Wie man die Liebe pflegt
Die Liebe ist wie eine schöne Pflanze: Wer will, dass sie gedeiht, muss sie hegen und pflegen. Man muss ihr im richtigen Mass Wasser und Dünger geben und auch mal den Topf wechseln, wenn der alte nicht mehr passt. Die Pflege einer Pflanze ist eine immerwährende Aufgabe – genau wie die Pflege der Liebe.
Es gibt Dinge, die der Pflanze «Liebe» schaden, und Dinge, die ihr guttun. Aus wissenschaftlichen Studien weiss man heute relativ genau, was dem Erhalt der Liebe förderlich und was eher schädlich ist.
Das schadet der Liebe
Die internationale sowie die eigene psychologische Forschung konnte drei Hauptfaktoren herauskristallisieren, welche die Liebe und die Stabilität einer Partnerschaft am meisten gefährden:
■Monotonie und Gewöhnung: Wer nicht für Abwechslung und Spannendes in der Partnerschaft sorgt, kann in einem öden Lebensrhythmus stecken bleiben.
■Ungünstige persönliche Voraussetzungen: Eine schwierige Persönlichkeit oder psychische Labilität sind ein steiniger Nährboden für die Liebe.
■Mangelnde Kompetenzen zur Beziehungspflege: Wenn die Partner nicht wissen, was sie für die Beziehung tun können, oder ihnen die Fertigkeiten dazu fehlen, fällt es schwer, die Liebe lebendig zu erhalten.
Diese drei Faktoren sind unterschiedlich leicht zu bewältigen. Die Persönlichkeit etwa lässt sich nicht ohne Weiteres ändern. Labilität (Nervosität und Erregbarkeit, emotionale Unausgeglichenheit, Ängstlichkeit usw.) oder eine psychische Störung (etwa Depression, Angst-, Schlaf- oder Sexualstörung) können für das Paar eine Herausforderung darstellen. Ein unausgeglichener psychisch belasteter Partner bringt zwangsläufig schweres Gepäck in die Beziehung. Dann gilt es für beide, diese zusätzliche Belastung von Anfang an offenzulegen und damit umgehen zu lernen.
Andere Dinge lassen sich dagegen eher beeinflussen: Beispielsweise ist es einfacher, sich die Kompetenzen anzueignen, die es braucht, um eine Beziehung fit zu halten. Und es gibt durchaus Möglichkeiten, die Monotonie in der Beziehung zu reduzieren.
Das tut der Liebe gut
Zum Glück kennen wir aus der Forschung nicht nur diejenigen Faktoren, die eine Beziehung erschweren, sondern auch solche, die dem Erhalt der Liebe dienen und eine langfristig stabile und glückliche Partnerschaft erlauben. Die wichtigsten sind: angemessene Kommunikation, gegenseitige Unterstützung, ein kompetenter Umgang mit Alltagsproblemen, realistische Erwartungen sowie persönliches Engagement für die Beziehung.
Angemessene Kommunikation
Es ist für eine glückliche Partnerschaft zentral, dass sich beide Partner im Gespräch emotional begegnen und ein Austausch über Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche und Ziele möglich ist. Eine kompetente emotionale Kommunikation schafft die Voraussetzung für eine tiefe Verbindung und hilft beim Ausräumen von Differenzen und Missverständnissen.
→ Mehr Informationen dazu finden Sie in den Kapiteln «Eine positive Atmosphäre schaffen» (Seite 55) und «Emotionale Selbstöffnung» (Seite 104).
Gegenseitige Unterstützung
Eine wichtige Grundlage jeder Beziehung ist die Gewissheit, auf den Partner zählen zu können. Wer den Partner in belastenden Situationen unterstützt und ihm mit einfühlendem Verständnis sowie mit Rat und Tat zur Seite steht, macht die Partnerschaft mehr und mehr zu einem tragfähigen Fundament.
→ Mehr Informationen dazu finden Sie im Kapitel «Unterstützung geben und bekommen» (Seite 85).
Alltagsprobleme kompetent bewältigen
Der Alltag ist eine häufige Quelle von Stress. Wer Sachprobleme effizient und gemeinsam löst, belastet die Beziehung nicht mit unfruchtbaren Auseinandersetzungen. Die sorgfältige Suche nach Lösungen für auseinandergehende Anliegen braucht etwas mehr Zeit, dafür sind am Schluss beide Partner zufriedengestellt.
→ Mehr Informationen dazu finden Sie in den Kapiteln «Beziehungskiller Alltag» (Seite 86) und «Offen und fair kommunizieren» (Seite 68).
Realistische Erwartungen
Es ist wichtig, in Sachen Liebe auf dem Boden der Realität zu bleiben und nicht irgendwelchen Traumschlössern nachzuhängen. Wenn sich beide bewusst sind, dass Enttäuschungen kaum je einseitig nur auf einen Partner zurückzuführen sind, und wenn Erwartungen sich am Möglichen orientieren, wird die Beziehung positiver erlebt werden.
→ Mehr Informationen dazu finden Sie im Kapitel «Realistisch bleiben» (Seite 145).
Persönliches Engagement: Commitment
Das Engagement für die Beziehung gehört zu den wichtigsten Grundpfeilern einer gelingenden Partnerschaft. Es erhöht die Beziehungsqualität und -stabilität, wenn beide Partner bereit sind, sich für die Partnerschaft einzusetzen, ihr Raum und Zeit zuzugestehen und sich emotional auf den Partner einzulassen. Commitment oder Verbindlichkeit ist nach wie vor ein zentraler Grundwert, auch in modernen Partnerschaften.
→ Mehr Informationen dazu finden Sie im Kapitel «In guten wie in schlechten Tagen: Verbindlichkeit» (Seite 193).
Stärken Sie Ihre partnerschaftlichen Kompetenzen
Dieses Buch soll Sie zum Nachdenken anregen und Sie dabei unterstützen, sich verschiedene Kompetenzen anzueignen, damit Ihre Beziehung im Schuss bleibt. Es versteht sich als Werkzeugkasten, in dem Sie verschiedene Instrumente für die Beziehungspflege finden. Welche dieser Werkzeuge Ihnen am besten dienen, hängt von Ihnen und den anstehenden «Unterhaltsarbeiten» ab. Setzen Sie Ihre Prioritäten:
■Möchten Sie das Wir-Gefühl stärken?
■Eine lebendige Sexualität pflegen?
■Echtes, anhaltendes Engagement füreinander leben?
■Eine gute Grundstimmung schaffen, die Geborgenheit vermittelt?
HINWEIS Jedes Paar und jede Beziehung sind anders. Haben Sie den Mut, Ihren eigenen Weg zur Beziehungspflege zu finden und zu gehen. Und halten Sie sich dabei stets an Brechts Zitat: «Liebe ist der Wunsch, etwas zu geben, nicht zu erhalten.»
Investieren in das Projekt «Wir»
Sie müssen sich selber nicht aufgeben, um eine erfüllte Partnerschaft zu leben. In diesem Kapitel erfahren Sie, warum es trotzdem wichtig ist, sein Ego auch mal auf die hinteren Plätze zu verweisen.
Passen Sie zusammen? Müssen Sie überhaupt?
Manche Menschen träumen von der Beziehung zu einem Seelenverwandten, der perfekt zu ihnen passt. Andere sehen ihr Glück in einem Partner, der sie optimal ergänzt. Aber was ist nun wirklich besser: «Gleich und Gleich» oder Gegensätze?
Jede Beziehung ist ein kleines Wunder. Denn eigentlich ist das Ganze unglaublich kompliziert: Zwei Menschen starten ein grosses gemeinsames Projekt mit ungewissem Ausgang!
GUT ZU WISSEN Eine sorglose, mühelose Beziehung hängt nicht davon ab, ob Sie den «richtigen», den für Sie bestimmten Partner finden. Tatsache ist: Sorg- und mühelose Beziehungen gibt es kaum, Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen gehören zu jeder Partnerschaft dazu. Entscheidend ist, dass Sie diese gemeinsam meistern.
Auch wenn diese zwei Menschen noch so wesensverwandt sind, werden sie sich doch in vielen Dingen unterscheiden: Sie haben eine eigene Biografie, trotz vielen ähnlichen auch unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen an die Beziehung und meist auch ein anderes Geschlecht. Diese Unterschiede machen das «Unternehmen Partnerschaft» zu einer spannenden und wunderschönen, aber bisweilen anspruchsvollen Sache.
«Gleich und Gleich» oder doch lieber Gegensätze?
Der Volksmund hat für beide Varianten des Zusammenseins ein schönes Sprichwort parat: «Gegensätze ziehen sich an» und «Gleich und Gleich gesellt sich gern». Die Erkenntnisse der Wissenschaft sprechen allerdings klar für Gleichheit.
INFO Studien belegen: Je ähnlicher sich zwei Partner sind, desto besser stehen die Vorzeichen für eine Beziehung.
Die Erklärung, warum «Gleich und Gleich» langfristig besser ist, leuchtet ein: Wenn sich zwei Menschen ähnlich sind, gibt es weniger Reibungsflächen und Konfliktpotenzial. Diese Ähnlichkeit betrifft vor allem Bedürfnisse, Ziele und Wertvorstellungen, aber auch die Einstellung zur Partnerschaft und zu verschiedenen Lebensbereichen. Vermeintlich simple Dinge wie Hobbys oder kulinarische Vorlieben sind natürlich ebenfalls leichter vereinbar. Als günstig erweist es sich überdies, wenn beide ähnlich attraktiv sind, weil sie sich so als mehr oder weniger gleichwertig erleben.
Darum tun sich unterschiedliche Partner schwerer
Eine Beziehung wird nicht deshalb in die Brüche gehen, weil der eine seine Ferien lieber im Gebirge verbringt und die andere lieber am Strand ausspannt. Aber verschiedene Ansichten und Bedürfnisse zu haben bedeutet immer, dass man verhandeln, sich anpassen und Kompromisse eingehen muss. Nun sind Kompromisse nichts Schlechtes, sie gehören zum Alltag und sind Teil jeder Beziehung. Wenn aber beide Partner zu häufig und in zu vielen Bereichen Abstriche machen müssen, kann das einer Beziehung zusetzen.
Mit wie vielen Unterschieden ein Paar glücklich sein kann, hängt von der Kompromissbereitschaft und der Toleranz beider Partner ab. Mehr Informationen zum Thema Toleranz finden Sie im Kapitel «Toleranz und Fairness» (ab Seite 125).
Das Wir-Gefühl: Fundament jeder Beziehung
Träume teilen, gemeinsame Ziele haben und dem andern zuliebe die Zwiebeln aus dem Salat weglassen – wer eine dauerhafte, glückliche Beziehung führen möchte, braucht Teamgeist und Verständnis für die Bedürfnisse des Partners.
Voraussetzung für eine starke Beziehung ist ein starkes Wir-Gefühl. So wichtig dieses Wir-Gefühl ist, so wenig selbstverständlich ist es.
GUT ZU WISSEN Das Wir-Gefühl ist das Fundament, auf dem Ihre Beziehung steht. Je stärker Ihr Wir-Gefühl, desto grösser die Widerstandskraft Ihrer Partnerschaft in stürmischen Zeiten.
Auf dem gemeinsamen Weg eines Paares sind nicht so sehr die Bedürfnisse des Einzelnen ausschlaggebend. Viel wichtiger ist das, was für beide Partner zu gleichen Teilen stimmt und was sie als Team weiterbringt. Ein starkes Wir-Gefühl haben heisst, sich auf den andern verlassen zu können, komme, was wolle. Oder einen Stich im Herzen zu fühlen, wenn es dem Partner schlecht geht, auch wenn man mit der Sache gar nichts zu tun hat. Oder ein Projekt aufzugeben, weil man weiss, dass es der Beziehung schaden würde. Das Wir-Gefühl bedeutet, sich als Paar, als eine Einheit zu definieren – und nicht als zwei Ichs.
Schreiben Sie zusammen Geschichte
Eine Beziehung ist wie eine grosse Reise. Gemeinsam mit dem Partner entdeckt man neue Länder, lernt Menschen kennen und erlebt Abenteuer. Mal übernimmt der eine das Steuer, dann wieder der andere. Mal liegt man im Pool eines Fünfsternehotels, dann wieder muss man auf einer Parkbank übernachten. Es gibt Höhen und Tiefen, und vielleicht verliert man sich sogar mal aus den Augen, um sich später wieder zu finden. Je länger dieses Abenteuer dauert, desto stärker wird das Wir-Gefühl. Weil das Paar auf dieser Reise gemeinsam seine ganz persönliche Geschichte geschrieben hat.
Damit das Wir-Gefühl auf der Beziehungsreise wachsen kann, muss man Teamgeist leben und am gleichen Strick ziehen. Dazu gehört, die eigenen Bedürfnisse denen des Wirs nicht unüberlegt voranzustellen.
Werfen Sie einen Blick auf Ihre Paargeschichte, indem Sie die Tabelle oben gemeinsam ausfüllen. In die linke Spalte kommen Dinge, die Sie zu- sammengeschweisst haben. Das können besonders schöne Dinge sein oder auch Krisen, die Sie miteinander bewältigt haben. In die mittlere Spalte schreiben Sie Dinge, die Sie im Hier und Jetzt verbinden, in die rechte Spalte Sachen, die Sie noch gemeinsam erleben möchten.
TIPP Eine Beziehung braucht Raum in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Pflegen Sie gemeinsame Erinnerungen, schaffen Sie Zeit füreinander im Jetzt und planen Sie gemeinsam und gleichberechtigt Ihre Zukunft.
Gemeinsam verbrachte Zeit nährt das Wir-Gefühl
Wie stark das Wir-Gefühl in einer Beziehung ist, hängt davon ab, wie viel Zeit beide Partner investieren und investiert haben. Hier gilt für einmal ganz klar: Quantität geht vor Qualität (wobei es Qualität natürlich auch braucht).
Lassen Sie sich auf folgendes Gedankenexperiment ein: Was sind Ihre liebsten Erinnerungen an Vater und Mutter? Denken Sie an die Situationen, die am deutlichsten in Ihrem Gedächtnis haften geblieben sind. Die Chancen stehen gut, dass es Situationen sind, in denen Ihr Vater oder Ihre Mutter besonders viel Zeit für Sie hatte. Vielleicht haben Sie an einen Ausflug ohne Ihre Geschwister gedacht. Oder an die Nachmittage, an denen Ihr Vater früher von der Arbeit nach Hause gekommen ist, um mit Ihnen ins Hallenbad zu gehen oder sonst etwas mit Ihnen zu unternehmen oder einfach mal nur für Sie allein da zu sein.
GUT ZU WISSEN Sie brauchen die gemeinsam verbrachte Zeit nicht mit irgendwelchen spektakulären Inhalten zu füllen. Einfach ungestört füreinander da sein – das stärkt jede Beziehung. Schaffen Sie in Ihrem Alltag Zeit füreinander und ziehen Sie sich immer wieder auf «Paarinseln» zurück.
Natürlich ist eine Partnerschaft nicht zu vergleichen mit der Beziehung zwischen Kindern und Eltern. Aber auch hier gilt: Das Beste, was man seinem Partner schenken kann, ist Zeit und Aufmerksamkeit.
Wie viel gemeinsame Zeit braucht ein Paar?
Es gibt keine Zauberformel, mit der man ausrechnen kann, wie viel Zeit ein Paar braucht, um ein starkes Wir-Gefühl aufzubauen und zu erhalten. Jeder Partner als Einzelperson und jede Partnerschaft als Ganzes ist individuell. Es gehört zu den Aufgaben jedes Paares, zu spüren und auch auszuhandeln, wie viel Paarzeit für beide wichtig und richtig ist.
TIPP Verlassen Sie sich nicht auf Muster, die früher einmal funktioniert haben. Es braucht ein ständiges Abtasten und Austauschen, um herauszufinden, wie viel Distanz und Nähe und welche Aktivitäten Ihnen guttun. Was früher funktioniert hat, ist heute vielleicht unpassend. Bleiben Sie am Ball, eine Beziehung lang.
Die gemeinsam verbrachte Zeit ist der Baustoff, aus dem Sie das Haus Ihrer Beziehung aufbauen. Ihr Haus kann grösser und seine Wände stärker werden, wenn Sie dafür mehr Baustoff – sprich: mehr Zeit – zur Verfügung stellen. Auch hier gilt: Sie und Ihr Partner sind die Einzigen, die bestimmen können und sollen, wie Ihr «Beziehungshaus» aussehen soll. Manche Paare bauen sich gern eine Festung, andere fühlen sich in einem Baumhaus oder einer mobilen Unterkunft wohler. Wichtig ist allein, dass Sie die Vision von Ihrem Traum-Beziehungshaus teilen und gemeinsam daran arbeiten.
Ja, ich will! Sich bewusst für die Beziehung entscheiden
Liebe lässt sich nicht planen und nicht steuern. Die Frage «Beziehung ja oder nein?» stellt sich bei manchen Paaren zu Beginn der Partnerschaft sehr klar. Andere Beziehungen fangen eher zufällig und unscheinbar an. Doch wer eine langfristige, glückliche Partnerschaft führen möchte, kommt früher oder später unweigerlich an den Punkt, an dem er sich entscheiden muss:
■Will ich diese Beziehung?
■Bin ich bereit, etwas in ihre Pflege zu investieren?
■Bin ich bereit, meine eigenen Bedürnisse denen der Partnerschaft unterzuordnen?
Sich bewusst für eine Beziehung zu entscheiden heisst nicht, das eigene Selbst völlig aufzugeben. Ja, Sie dürfen auch manchmal egoistisch sein. Aber eine Beziehung ist kein Selbstläufer und muss gepflegt werden zuweilen auf Kosten der eigenen Bedürfnisse.
Stärken Sie die verbundenheit
Das Beste, was Sie Ihrer Beziehung schenken können, ist Zeit. Denn wer echte Nähe und Vertrautheit sucht, muss Zeit für Aufmerksamkeit und Zuwendung haben. Nähe entsteht nicht zwischen Tür und Angel. Wie Sie die Zeit mit Ihrem Partner füllen, ist Ihnen überlassen. Doch nutzen Sie sie für eine echte Begegnung, lernen Sie einander immer wieder neu kennen. Es gibt nicht die eine und einzige goldrichtige Aktivität, die Paare zusammenschweisst. Und keine Angst: Sie müssen keinen Tandem-Bungee-Sprung wagen oder eine Wüste durchqueren, um das Wir-Gefühl in Ihrer Beziehung zu stärken (ausser natürlich, Sie beide möchten das).
Banges Schweigen – was, wenn wir uns nichts zu erzählen haben?
Manche Paare haben Angst vor gemeinsamen, ruhigen Aktivitäten, weil sie befürchten, sie könnten sich nichts zu erzählen haben. Viele Leute sitzen dabei dem Irrtum auf, dass sie so oder so schon alles über ihren Partner wissen, weil sie vielleicht schon jahrzehntelang zusammen sind.
TIPP