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Darum geht’s hier:

Eva alias Frau Schnecke ist neunundzwanzig, arbeitet in einer Privat-TV-Redaktion und ist bereits eine gefühlte Ewigkeit mit Prinz Charming und Dauer-Medizin-Student Daniel liiert. Alles scheint nach Plan zu laufen – bis auf die Tatsache, dass der Ring mit Bedeutung, der dazugehörige Kniefall und die alles entscheidende Frage noch auf sich warten lassen. Als sie zum dreißigsten Geburtstag von jetzt auf gleich von der Fast-Ehefrau zum Single mutiert, fällt ihr absolut wasserdichter Lebensplan in sich zusammen. Panik macht sich breit und aus Angst, auf der Resterampe geparkt zu werden und als alte Jungfer mit jeder Menge Katzen zu enden, wagt sie beherzt das Abenteuer und begibt sich in den Männerdschungel des 21. Jahrhunderts, um ihren Traumprinzen – oder zumindest einen freundlichen Hofnarren – fürs Leben zu finden. Dabei stolpert sie in so manches Fettnäpfchen und lernt mit BFF (best friend forever) Viola an ihrer Seite, dass das Leben jenseits der dreißig auch jede Menge Spaß machen kann. Und dann steht plötzlich er vor ihr – völlig ungeplant! Ist das etwa das lang ersehnte, kitschig filmreife Happy End?

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Impressum:

Für Sex habe ich Zeit, für Liebe nicht
© Birgit Moser-Kadlac, 2016

Lektorat: Mag. Pamela Obermaier /www.textsicher.at
Fotos: © Jürgen Hammerschmid
Illustration Frau-Schnecke-Logo: © Alex Kucera
Verlag: myMorawa von Morawa Lesezirkel GmbH

© 2016, 1. Auflage
Printed in Austria

ISBN Paperback: 978-3-99049-980-1
ISBN E-Book: 978-3-99049-982-5

Das Werk, einschließlich seiner Einzelteile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Autorin und des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Für Tilda:

Baby, be a giant. Let the world be small.

#01

Älterwerden ist nichts für Feiglinge! Und ich muss zurück auf los!?

Die Aussicht darauf, dreißig zu werden, war für mich bedrohlich, wie ein Schlag ins Gesicht, BÄM! Aus der Traum von der ewigen Jugend und dem Halli-Galli-Lotterleben – jetzt mussten Nägel mit Köpfen gemacht werden. Ich, als Ober-Monk, hatte meinen Plan zu erfüllen. Bisher hatte ein „Später dann“ mein Gewissen außerordentlich beruhigt, nur „später“ gab's irgendwie nicht mehr. „Später dann“, das war jetzt. THE TIME IS NOW – jetzt war ich dann bald mal offiziell erwachsen. Willkommen im Alptraum von Frau Schnecke! Ich würde demnächst eine 3.0-Version meiner selbst werden und diese Tatsache hatte kleine bis mittelgroße Panikattacken zur Folge. Bisher war mein „absolut wasserdichter“ Lebensentwurf mehr oder minder wie geplant vorangeschritten, ich war eine Frau der Tat, eine „Macherin“. Ich war Ende zwanzig, an der Kippe zu „Dirty thirty“, hatte mein Studium beendet, einen spannenden Job in der Medienwelt ergattert (Fernsehen ist meine Berufung!) und war glücklich – geplanter Weise bis dass der Tod uns scheidet – mit einem zukünftigen Arzt liiert, der früher oder später sein Studium auch beenden oder im schlimmsten Fall von der Universität direkt in die Pension wechseln würde (Studiumsdinosaurier – nein, die sind trotz Studiengebühren nicht ausgestorben). Überdies bestand durchaus die Hoffnung, dass in den nächsten ein bis zwei Jahren ein Ring mit Bedeutung an meinen Finger gesteckt werden würde. Daniel, mein Freund, brauchte nur noch einen Tritt in den Allerwertesten – wie bei allem! Und ich hoffte, kurze Zeit später endlich verkünden zu können: „Wir sind schwanger!“ getreu dem Motto „Zwei Streifen am Schwangerschaftstest machen dick!“ #kleinmädchenträume

Alles perfekt, wenn man so will, oder? Doch von ganz tief drinnen machte sich ein raumfüllender Gedanke breit, der mich nicht mehr loslassen wollte. Fast wie ein lästiger Tinnitus. „Ist das Leben, das ich führe, das Leben, das ich führen will?“ Mal überlegen. Hm, ich weiß es nicht. So gut ich konnte, verdrängte ich die Frage und blieb eisern auf Spur. Wie heißt es denn so schön: „Setze nie ein Fragezeichen hinter Dinge, wo das Schicksal schon lange einen Punkt gemacht hat.“ Eben! Selbst als mir einige Monate vor meinem Dreißiger eine übereifrige Handleserin, optisch eine Mischung aus Ö3-Starastrologin Gerda Rogers und einem Klobesen, auf einem Kirtag kundtat, dass eine einschneidende Lebenswende bevorstünde, war mein erster Gedanke dazu selbstverständlich nur: „Endlich macht mir Daniel einen Antrag!“ und meine Mutter unterstrich diese Vermutung eindringlich mit einem „Wollen wir es hoffen!“ Ich hatte nicht den Hauch einer bösen Vorahnung und ließ keinerlei Hinweis zu, dass es bald ganz dick kommen würde. Hatte ich doch meinen genauen, fix getimten Lebensplan. Keine Abzweigung erlaubt, also was sollte schon passieren?

Sie müssen wissen, dass mein frühkindliches Ich so einige große Pläne für mich geschmiedet hatte. Es war unter anderem vorgesehen, dass ich Karriere machen würde. Check – zumindest in meiner Weltanschauung, denn meinen Eltern wäre es heute noch lieber, ich hätte den damals soliden, aber elends langweiligen Job bei der Österreichischen Post auf Managementebene nicht hingeschmissen, um in die „rätselhafte, schmuddelige“ Fernsehwelt zu flüchten.

Mein Vater (verwirrt): „Was machst du da genau bei dem Fernsehen?“

Ich (stolz): „Ich bin Sendungsverantwortliche!“

Meine Mutter (irritiert mit „Das ist nichts Gescheites“-Unterton): „Sendungs-was?“

Ich wollte jedoch nicht an meinem Schreibtisch unter Tonnen von Briefen, Paketen und Postwurfsendungen, wenn auch mit gutem Gehalt und als Referatsleitung, verenden. So kündigte ich von heute auf morgen – Strafpredigt der Erzeuger inklusive. Doch man gab sich zumindest damit zufrieden, dass ich mit abgeschlossenem Studium durchs Leben stolzierte. #titelnarrisch

Selbstverständlich hatte ich auch „die große Liebe“ für mich vorgesehen. Da meine Kindheit von Männern wie Patrick Swayze, Richard Gere, aber auch Tom Cruise geprägt war, hatte ich ein klares Bild vor Augen: I need another hero! Die Wahl meines Zukünftigen schränkte meine Mutter allerdings frühzeitig ein, denn seit ich denken kann, riet sie zu einem Arzt, Anwalt oder Apotheker (die heiligen drei „A“) und zitierte dabei frei den mittlerweile leider verstorbenen österreichischen Fernsehmoderator „Joki“ Kirschner: „Geld macht glücklich, wenn man darauf schaut, dass man's hat, wenn man's braucht. Also, sei dahinter!“ Über meinen LAP (Lebensabschnittspartner) alias Dr. Daniel in spe war sie daher hocherfreut, kam er doch aus gutem Haus. In ihrer Vorstellung lief er außerdem bereits als Primarius durch die Krankenhausgänge einer ehrwürdigen Privat-Klinik. Doch leider war es nicht ganz so, wie sich das meine Mutter ausgemalt hatte. Das erste Kennenlernen und die Ansage „Ich bin in zwei Jahren mit dem Studium fertig!“ waren nun schon rund sechs Jahre (!) her und ich musste fremdverschuldete Verzögerungen in Kauf nehmen. Mein Zeitpuffer war dahin und ich wurde etwas nervös, wie das für einen Kontrollfreak wie mich normal ist, wenn nicht alles läuft wie gedacht. Nebst Karriere und der großen Liebe waren nämlich unter anderem noch „Footprints“ in Form von zwei Kindern und einem beschaulichen Häuschen mit Garten für mich bestimmt, die aktuell aber noch auf der To-do-Liste prangten und meinen Blutdruck jedes Mal in Wallung versetzten, wenn ich nur einen Gedanken daran verschwendete. Und für die Modelfigur (Ja, verdammt! Ich stecke im falschen Körper! Meinen hat Heidi Klum!) müsste ich wohl noch so manche sündteure Personal-Trainer-Stunde über mich ergehen lassen. Kurz gesagt: Ich war spät dran und fing an, meinem Freund Stress zu machen. Daniel jedoch war von der Sorte „alles easy“ und ließ sämtliche Versuche meinerseits, unser gemeinsames Leben auf die Überholspur zu steuern, an sich abprallen. Er stand beharrlich auf der Bremse. Die Lage war zermürbend und ich fühlte mich nach und nach wie ein Keks, der zerbröselte.

Genau in solch einem Moment der Frustration wagte ich aufs Geratewohl einen Seitenblick und damit nahm das Übel seinen Lauf.

Achtung, Halleluja – jetzt kommt eine Beichte und dafür gehen wir in der Timeline ein wenig zurück. Alles hatte damit begonnen oder geendet (je nachdem, wie man es sieht), dass ich völlig blauäugig in das virtuelle Zeitalter eingestiegen war. Viola, meine BFF (best friend forever) und kurz Vi genannt, hatte mir die Welt von Facebook offenbart. Ja, ich gestehe, ich war bis dahin nicht wirklich mit dem Social-Media-Universum vertraut, denn das höchste der Gefühle war für mich die Nutzung von WhatsApp. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich damit schon teilweise heillos überfordert war. Daher war es das reinste Aha-Erlebnis für mich und ich witterte ein Stalker-Paradies, das meine Neugier ins Unermessliche hochtrieb. Ich fand es einfach super-spannend. Nicht dass Sie nun annehmen, ich hätte das Beschattungs-Gen. Ich war und bin eben nur sehr „informationssüchtig“ und „verfolge“ gerne das Treiben der Menschen. Und zu meiner Verteidigung sei gesagt: In meiner Jugend gab es dieses Gesetz gegen das „schattenhafte Nachstellen“ noch nicht! Stalking ist, wenn zwei Menschen einen romantischen Spaziergang machen, aber nur einer davon weiß. Hätte ich das mal eher gewusst. Hmpf! Ich war halt auch mal jung und unvernünftig. Bitte fragen Sie nicht genauer nach! #topsecret

Ich verschickte also in Windeseile an sämtliche Freunde, Bekannte und ehemalige Liebschaften eine Freundschaftsanfrage. Mein Gott, waren die alle alt und erwachsen geworden! Im Vergleich dazu war ich noch herrlich jung und faltenfrei. Zusätzlich schlug man mir diverse Personen vor, die ich zuweilen nach einem kurzen Scan ebenfalls hinzufügte. Da ich diese Menschen nicht persönlich kannte, entschied ich nach optischen Kriterien: „Geht so“, „Schnuckelig“, „Oh Graus“. Ich war im Facebook-Rausch!

Und dann erschien plötzlich er auf meiner Pinnwand im News-Feed. Man schlug mir Max als Freund vor: achtunddreißig, geschieden, aus Wien, arbeitet beim Radio und sein Profilbild mit spitzbübischem Lächeln war unwiderstehlich! Ich erkannte ihn sofort, war er doch kein Unbekannter am österreichischen Society Parkett. Und damit fing es an … ganz unverfänglich. Ob ich wohl Facebook dafür nachträglich verklagen kann?! #unschuldsvermutung

Status Max: „Erster Tag ohne Zigarette. I survived!“

Mein Kommentar: „Gut gemacht. Durchhalten!“

Max und ich verstanden uns auf Anhieb wunderprächtig. Wir beide mussten wegen unserer Jobs jeden Tag früh raus. Max, Radiomoderator bei der Morning-Show, und ich, „amtierender“ Sendungsfuzzi beim Frühstücksfernsehen! #morninglory Das schuf Verbundenheit. Nach und nach entwickelte sich eine intime Chatfreundschaft (Betonung auf Freundschaft!) und unser täglicher Kontakt wurde zum Fixpunkt. Doch es ging tiefer als vorgesehen. Unsere Chats wurden zu etwas, das man vermisst, wenn es nicht da ist. Auf das man wartet, weil man sich schon so unheimlich daran gewöhnt hat. Man will mehr davon. Ich bin da echt unbescholten reingerutscht! Bitte glauben Sie mir das! Viola kommentierte das Treiben vorausahnend mit: „Gar nicht gut! Wie das wohl ausgeht?“

Aber jetzt mal ganz ehrlich: Eine Online-Bekanntschaft konnte doch meine stabile, langjährige Beziehung nicht gefährden, die nur noch einen Ponyhüpfer vom Traualtar entfernt war. Papperlapapp! Doch tatsächlich hatte sich – obwohl ich das in keiner Weise beabsichtigt hatte – eine Affäre entwickelt. Zwar nur in Gedanken – keine Angst, ich verschweige nicht die etwaigen, schlüpfrigen Details –, aber immerhin! Glaubt man dem Magazin „Freundin“, ist das übrigens bereits ein Seitensprung. Nicht, dass ich das professionell betreiben würde, aber es ist gut zu wissen. Max gab mir das, was ich bei Daniel vermisste: Aufmerksamkeit und Bestätigung!

Schon bald folgte der nächste Schritt: Max und ich tauschten Telefonnummern aus. Der WhatsApp-Verkehr war dann nicht mehr zu bremsen. Er konnte doch so bezaubernd, romantisch und charmant sein: „Ich küss dich durch den Tag!“ Das ging runter wie Öl. Und mit der Aussicht darauf, bald aus der werberelevanten Zielgruppe von „Germany's Next Topmodel“ & Co. zu fallen, fühlte ich mich bei solch schönen an meine Person gerichteten Worten herzerfrischend jung. Und ich hatte nicht einen Hauch von schlechtem Gewissen! #bösefrauschnecke

Nachdem mich Max durch alle Tages- und Nachtzeiten geküsst hatte (immer noch rein virtuell!), war die Spannung kaum noch auszuhalten, das Interesse auf beiden Seiten enorm und es wurde Zeit für ein Treffen. Ganz unverfänglich: alles darf, nichts muss. Wie durch Zufall flatterte die perfekte Gelegenheit in Form einer Einladung zu einer CD-Präsentation ins Haus. Neutraler Ort, viele Medienleute – wir würden also nicht weiter auffallen, und im Fall des Falles könnte man von dort auch sang- und klanglos das Weite suchen oder die Flucht ergreifen.

Viola, die mich begleitete (uns gibt's nur im Doppelpack), schubste mich an und deutete in seine Richtung, doch er war meinem Radar schon längst aufgefallen. Leibhaftig stand er direkt vor mir, ich strahlte ihn an und er erkannte mich nicht. Also gut, meine Facebook-Fotos sind jetzt natürlich schon so gewählt, dass sie mich in absoluter Bestform zeigen, komplett „angehübscht“ und „figuroptimiert“ fotografiert. Dadurch haben sie automatisch weniger mit der Realität zu tun. Denken Sie mal nach: Wer würde denn auch ein schlechtes Foto von sich online stellen? Man wirft sich ja auch nicht selbst den Löwen zum Fraß vor, oder? Aber dass ich ihm nicht mal bekannt vorkam, schüchterte mich ein. Noch dazu, wo ich direkt in seiner Blickrichtung stand. Unübersehbar! Grummel. War die Schere zwischen Retusche und Original zu groß geraten? Es war daher ein Reflex. Ehrlich. Ich nahm den erstbesten Gegenstand in Reichweite und bedeckte damit mein Gesicht. Viola beichtete mir erst viel später, dass ich dazu eine Freecard mit Aufdruck „Zu DIR? Oder zu MIR?“ benutzt hatte. Erde, tu dich auf! Plötzlich war ich so nervös, dass ich es nicht schaffte, diese wenigen Meter auf ihn zuzugehen. Er ging an mir vorbei, immer wieder drehte er sich suchend um, während ich hinter meinem Versteck hervoräugte. Vi stachelte mich an: „Geh doch hin! Sei nicht so feig! Er ist zwar deutlich kleiner als du und vermutlich machst du ihn beim ersten Sex kaputt, weil er so dünn ist, aber komm schon. Ich will das sehen!“ Aber ich kam gar nicht dazu, den Anweisungen von Viola zu folgen, denn plötzlich begrüßte er überschwänglich die Meute am Tisch nebenan und machte keine Anstalten, bald wieder zu gehen. Ich schwöre: Auch diesmal war es eine Affekthandlung! So schnell ich konnte, war ich unter dem Tisch verschwunden und suchte nach meiner imaginären Kontaktlinse. Eigentlich sind meine Augen topfit, aber wenn man unter einem Tisch sitzt und auf den Boden starrt, war das doch eine willkommene Ausrede, nicht? Ich kann Ihnen nicht sagen, ob Max mein Tun registrierte und sich über „die Irre“ (ja, das war ich!) mokierte, die geschlagene vierzig Minuten unter dem Tisch verbrachte. Ich hatte mein Umfeld ausgeblendet. Innerlich riss ich gerade einem Gänseblümchen die Blätter aus: „Ich geh hin, ich geh nicht hin, ich geh hin, ich geh nicht hin, … das letzte Blatt – ich geh hin!“ In diesem Moment hörte ich vom Nebentisch „Ich muss morgen früh raus, macht's gut!“ – und weg war er.

AAAAHHHH! Verdammt! Ich hätte mir in den A**** beißen können! Fast dreißig Jahre alt und ich kauere unter einem Tisch, weil ich mich nicht traue, diesen Mann einfach anzusprechen. Was war denn mit mir los? Ich fühlte mich zurückversetzt in meine Zeit als Teenager. Vi fand alles nur noch lustig. Danke, sehr hilfreich aber auch. Das braucht man wirklich nicht in so einer Situation! S.O.S, HILFE, EMERGENCY, ALARM! Es musste unbedingt schnell ein Notfallplan her. Das Ergebnis einer Quickie-Beratung zwischen Viola und mir: eine WhatsApp-Nachricht an Max. Text: „Ich war zu feig. Es tut mir leid.“ Ja, ja, nicht sehr einfallsreich, aber es musste auch schnell gehen. Da er nicht reagierte, rief ich an und kam direkt auf seine Mobilbox. Der Abend war gelaufen. Meine beste Freundin und ich gaben uns für diesmal notgedrungen geschlagen und fuhren nach Hause, wo mich ein schlafender Daniel mit dem PlaystationController in der Hand erwartete. Ich hätte schwören können, er trug das gleiche versiffte Outfit wie am Morgen, als ich zur Arbeit gegangen war.

Nach diesem verpatzten Abend, den ich mir zu hundert Prozent selbst zuzuschreiben hatte, steckte ich all meine Energie in meine Arbeit. Ich brauchte Ablenkung, da ich mich Daniel gegenüber fremd und auch ein wenig schuldig fühlte, sein Vertrauen missbraucht zu haben. Von Max hatte ich nichts mehr gehört. Er las zwar meine Nachricht (WhatsApp ist in dieser Hinsicht Gold wert), aber antwortete nicht, auf Facebook war er immer offline und ich wagte es nicht, nochmals Kontakt aufzunehmen. #feige-frauschnecke Ich vermisste ihn ein wenig. Nein, Schwachsinn! Warum auch? Da war nichts zwischen uns! Aus! Basta!

Und dann überraschte mich Daniel unerwartet zum Geburtstag mit der Reise nach Paris und die Entscheidung war klar, eindeutig, völlig unumstößlich. Von jetzt auf gleich war meine Welt wieder ins rechte Licht gerückt worden. Diese kurze Episode mit Max war ein Ausrutscher gewesen, ein letzter Abstecher in das Leben einer unverheirateten Frau, quasi ein vorgezogener Polterabend, denn jetzt lief meine Zukunft weiter wie geplant und Vi und ich mussten unser Wissen darüber mit ins Grab nehmen. Anmerkung der Autorin: Viola wird immer meine beste Freundin sein – sie weiß einfach zu viel. #bundfürsleben

Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Mein vermeintlich wasserdichter Lebensplan wurde plötzlich löchrig wie Schweizer Käse. Denn mit einem Mal war ich hellwach, alt und wieder Single! Wie es dazu kam? Jetzt werden Sie Augen machen!

Nachdem mich Daniel zu meinem Jubeltag zu einer Reise nach Paris, der Stadt der Liebe, inklusive einer Stippvisite im fantastischen Euro-Disneyland eingeladen hatte, war ich in super-romantischer Stimmung. So viel Eigeninitiative hatte ich ihm gar nicht zugetraut, obgleich mir schwante, dass diese Reise von seinen Eltern gesponsert wurde. Und obwohl meine eigene Wahl nie auf Frankreich gefallen wäre – mein Wunschtraum ist es, einmal die Southfork-Ranch der TV-Soap „Dallas“ zu besuchen –, war ich entzückt. Allerdings – au contraire – wurde das kein „Happy ever after“-Urlaub.

Um die Sache abzukürzen, kommt hier ultraknackige Version: Daniel setzte dem Wir ein Ende und ließ mich sitzen. Heiliger Strohsack, ich kann Ihnen sagen, auf dem Boden der Realität liegt eindeutig zu wenig Glitzer! Das Schauspiel lief wie folgt:

Daniel (im Beichtmodus!): „Ich liebe dich. Aber ich liebe dich nicht genug. Schnecke, es ist vorbei.“

Ich (berauscht verklärt mit großen Erwartungen): „JA, ICH WILL!“

Daniel (verdutzt mit panischem Unterton): „Eva, hast du zugehört!?“

Den Rest möchte ich hier und heute nicht wiedergeben. Stellen Sie sich nur kurz diesen unvergesslichen Augenblick vor, als mir vor lauter „Das kann doch wohl nur ein Scherz sein! Bitte tu mir das nicht an!“ die Minnie-Maus-Ohren mit niedlicher „rot-weiß-Dots“-Optik vom Kopf zu rutschen drohten, ich Donald Duck wüst zur Seite schubste, weil er mich just zu diesem Zeitpunkt für ein gemeinsames Selfie umarmen wollte, gefolgt von einem hysterischen „Bitte verlass mich nicht!“-Trotzanfall mit hochrotem Kopf direkt vor dem ehrwürdigen Cinderella-Schloss. Bilder – eingebrannt fürs Leben!

Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich durchaus öfter mal völlig neben mir stehe und irritiert zuschaue, was ich da gerade treibe. Doch in diesem Moment war ich nicht nur mittendrin, nein, ich habe mich gleichzeitig für mich selbst fremdgeschämt und mich bedauert. Ja, das gibt's! Zu hoffen bleibt, dass kein übereifriger Tourist ein Video davon gemacht hat, sonst erklimme ich mit Sicherheit demnächst auf YouTube das „Am meisten geklickte Video“-Ranking und werde kurze Zeit später von der pointiert-frechen Sonja Zietlow im RTL-Format „Die 25“ unter „Die 25 dramatischsten Frauen-Ausraster“ präsentiert. Ich habe mit meinem Auftritt bestimmt so mancher heranwachsenden Prinzessin vor Ort ein Stück Illusion geraubt. Das ist Schande genug. Und wenn Sie sich jetzt fragen, ob es für Drama nicht sowas wie ein Alterslimit gibt – nö, gibt's nicht, wird's nie geben, Drama ist immer und überall erlaubt! Wie kann sich Daniel auch ausgerechnet den Tag meines dreißigsten Geburtstags aussuchen, um mir zu offenbaren, dass es kein „Für immer und ewig“ geben wird? Im Nachhinein darauf angesprochen meinte er übrigens einfach nur: „Ups! Vergessen! Die Entscheidung kam aus dem Bauch heraus!“ Da bleibt einem doch glatt die Spucke weg! Wir Frauen allerdings vergessen nie – wir archivieren.

Jetzt habe ich Sie an den tiefsten Tiefpunkt – sorry, liebe Leser und liebe Lektorin, die doppelte Tiefe muss sein – meines Lebens entführt und Ihnen kurz Einblick in mein Seelenleid gegeben. Ich stehe somit „nackig“ vor Ihnen und es wird daher Zeit, dass ich mich höflich vorstelle.

Ich heiße Eva, doch man nennt mich „Frau Schnecke“. Das habe ich Lars zu verdanken, einer Internetliebe aus „Good Old Germany“, mit dem mich ein knappes Jahr Fernbeziehung verband, ehe er sich, wie das für Männer üblich scheint, ganz elegant aus der Beziehung geschlichen hat und mir via E-Mail den Laufpass gab. Das war wohl nix! Sie denken, ich habe ein Händchen für Beziehungspaniker? Ooohhh, ja! Zuvor verpasste er mir allerdings noch den „Schnecke“-Stempel, welcher bis heute geblieben ist. Von manchen Männern bekommt man Chlamydien, ich bekam einen Spitznamen.

Ich bin zufrieden. Sie sehen: Es hätte weitaus schlimmer kommen können. Als ich mein Studium beendet hatte, ernannte mich Viola zur Frau „Magistra Schnecke“. Schau, schau, Frau Schnecke war an der Uni? Ja, haben Sie vorher nicht aufgepasst? Betriebswirtschaft, what else?! Doch weil der Titel on top etwas sperrig klingt und mich nebenbei noch älter macht (heutzutage wird man nicht mehr Magister, sondern bekommt je nach Abschluss einen unaussprechlichen „Bachelor“ oder einen zweideutigen „Master“), bleiben wir doch einfach bei „Frau Schnecke".

Was müssen Sie sonst noch von mir wissen? Figürlich bin ich keine Gerte, sondern falle in die Kategorie „gestandenes Weibsbild". „Hat das Blümchen einen Knick, war der Schmetterling zu dick", hat meine Oma mir von Kindheit an gepredigt. Außerdem meinte sie immer: „Streck den Bauch nicht so raus, sonst bleibt er irgendwann mal so." Verdammt, sie hatte Recht: „Meinem Spiegel zufolge bin ich schwanger. Nutella ist der Vater." Wahrhaftig, ich habe ein paar Kilo zu viel auf den Rippen. Daher haben Männer auch noch nie mein „knackiges Apfelpopöchen" oder meinen „Sixpack-Bauch" gelobt – die gibt's nämlich nicht. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Spanx – die „Bauch-drück-weg"-Hose mit „Po-Lift" ist der Hit! Bis man sie auszieht … #shapeware #wehewennsieausgezogen

Ich bin also etwas breiter, dafür aber gottlob durchschnittlich gut groß. Das relativiert das Gesamtbild. Wenn ich über mein Äußeres jammere, schaltet sich in der Regel Viola aufmunternd ein und meint: „Du hast ein bezauberndes Gesicht und eine Wahnsinnsausstrahlung. Und irgendwann muss sich Frau ohnehin entscheiden, was wichtiger ist: praller Po oder faltenfreies Gesicht. Diese Entscheidung wurde dir schon mal vom Lebensroulette abgenommen." Diplomatisch und charmant wie eh und je! Doch das ist jetzt mal nebensächlich – springen wir zurück in das Lebenschaos von Frau Schnecke …

Die Quintessenz zum Dreißiger: Daniel nannte es „entlieben", ich nenne es: VERDAMMT, ich bin alt, sitzengelassen worden von Dr. Dreamy, und mein Leben löst sich gerade in seine Einzelteile auf. Nicht mal meine virtuelle Affäre will was von mir wissen. Beschissener hätte es gar nicht laufen können. So war das nicht geplant gewesen! Und siehe da, plötzlich höre ich die weisen Worte meiner Oma in meinem Kopf hallen: „Willst du den lieben Gott zum Lachen bringen, erzähl ihm deine Pläne!" Na, da haben wir jetzt aber gelacht! #not #schenkelklopfer

Meine Eltern und Freunde haben – by the way – auf die Trennung von Daniel recht unterschiedlich reagiert. Mein Vater meinte lapidar: „Wir sind hier nicht bei ,Wünsch dir was' sondern bei ,So ist es'. Wird schon werden. Kopf hoch." Meine Mutter holte – wie für Frauen üblich – etwas weiter aus und startete ihre Predigt mit „Du musst unbedingt abnehmen – mit diesem Kampfgewicht lernst du so schnell niemanden kennen!", gefolgt von „Du warst so nah an einem Antrag. Du hast es vergeigt!" und schloss ihren Monolog selbstbedauernd mit „Du wirst mich nie zur Oma machen!" Viola, selbst noch auf der Suche nach Mister Right, wiederum meinte: „Ich habe dich vermisst. Get the party started." In diesem Sinn: Älterwerden ist unvermeidbar, Erwachsenwerden ist optional.

Ihre Frau Schnecke

#02

Wer nichts riskiert, hat später auch nichts zu erzählen!

Please join me! Ich bin in einer heftigen Sinnkrise gefangen und fühle mich wie gelähmt. #deprimodus Die Experten haben dafür sogar einen Namen: Quarterlife-Crisis. Doch das ist nur ein schwacher Trost! Sie wollen wissen, wie es mir geht? Lassen Sie es mich mit Hilfe von Filmtiteln beschreiben. Über allem steht: „Das Schicksal ist ein mieser Verräter!" Denn bei mir hieß es eben nicht romantisch „Paris – je t'aime", sondern nüchtern und endgültig „Forget Paris". Und statt „Tatsächlich Liebe" steht bei mir aktuell gerade „Suddenly Single! Alles auf neu" am Programm. Schlimmer geht's nimmer! Auch wenn ich Filme liebe, immer und zu jeder Zeit – diese Auswahl ist einfach mehr als fragwürdig. Der Realitätsschock sitzt mir somit noch fest in den Knochen und ich suche verzweifelt nach einer Exit-Strategie für mein Dilemma. Von heute auf morgen ist mein Leben ein Trümmerhaufen! Päh!

Ich betrauere nicht nur das Ende einer Liebe, sondern auch den Beginn eines neuen und völlig ungeplanten Lebensabschnitts, der mir Angst macht. Ich liebe es nun mal, die Kontrolle zu haben, und jetzt schwebe ich orientierungslos im luftleeren Raum. Gar nicht gut! Dazu kommen „gute" Ratschläge wie „Nicht vergessen zu weinen!" (keine Sorge, wenn Frau muss, dann muss sie!), „There will be sunshine after rain" (klingt logisch, aber was soll ich damit?) und zu guter Letzt: „Akzeptier die Scheiße!" (Bitte verzeihen Sie die „vulgäre" Ausdrucksweise – das ist ein Originalzitat!)

Vielleicht sollte ich wirklich anfangen, an mir zu arbeiten, um mich in Bestform zu bringen. Gegenständlich habe ich eher Hummelhüfte als Wespentaille und ein paar Pfunde weniger würden meine Chancen auf dem freien Marktplatz der Eitelkeiten sicherlich hochschrauben. Aber nein, ich verwerfe diesen Gedanken. Es ist noch zu früh. Schokolade fragt eben nicht blöd, Schokolade versteht. Genau das brauche ich gerade. Und ich mag mein Nutella und mein Nutella mag mich. Nicht alle Beziehungen müssen kompliziert sein! Und allein sein will ich im Moment nicht. #inlovewithnutella

Apropos: Ich greife wagemutig nach dem letzten verbleibenden Strohhalm für mein Liebesleben und schreibe Radio-Max eine WhatsApp-Nachricht. Seit dem verpatzten Date hat er sich nicht mehr gemeldet, er weiß also noch nicht mal, dass ich jetzt wieder „young, free and single" bin. Okay, wenn wir ehrlich sind, bin ich eher eine verzweifelte alte Jungfer (rein theoretisch!), die am Abstellgleis geparkt wurde, mit wenig Hoffnung darauf, nicht als Ladenhüter zu enden. „Middleaged and left broken-hearted" ist aber eben kein so toller Werbeslogan!

Ich tippe: „Bist du böse auf mich?" Er … schreibt, schreibt, schreibt, offline, online, schreibt, schreibt, schreibt: „Nein." Mist! – Ja/Nein-Fragen sind immer ungeschickt. Ich bin in die Falle getappt. Entweder jetzt komplett Stolz und Würde (ohnehin nicht meine besten Freunde) verlieren und eine bessere Frage nachreichen oder lieber auf Tauchstation gehen?

Viola nimmt mir die Entscheidung ab, denn sie steht plötzlich in meiner überschaubaren, herzigen Ein-Zimmer-Wohnung, die ich mir nach der Trennung auf die Schnelle gecheckt habe. Ich mache sie zwar sofort drauf aufmerksam, dass der Zweitschlüssel für Notfälle gedacht ist, aber sie kontert unbeeindruckt mit: „Was ein Notfall ist, ist Ansichtssache!" So entführt sie mich mitten in meiner Selbstmitleidsphase in eine Kino-Sneak-Preview. Mit guten Filmen kann man mich eben immer aufmuntern und aus meinem Schneckenhaus locken – meine beste Freundin weiß das. Doch dieser Film („Feuchtgebiete" ist die hässliche Schwester von „Schoßgebete" – oder umgekehrt) ist leider keine positive Überraschung, sondern eher nicht der Rede wert. Leider. Damit der Abend nicht komplett ins Abscheuliche rutscht, entscheiden wir, dass es wiedermal an der Zeit ist, sich einer mitternächtlichen Fress-Orgie hinzugeben. Wenn Sie jetzt angeekelt die Nase rümpfen, lassen Sie sich eines gesagt sein: So etwas muss manchmal sein und jetzt ist der exakt richtige Zeitpunkt dafür. Wir begeben uns also in die Filiale einer bekannten Fast-Food-Kette mit dem goldenen M. Es schmeckt und tut der Seele gut. Schon bei der Bestellung rinnt mir das Wasser im Mund zusammen. Ist das bei Veganern auch so, wenn irgendwo der Rasen gemäht wird? Hm, ich vertage diesen Gedanken. Wir lassen uns mit unseren reich befüllten Tabletts in einer ruhigen Ecke nieder und stoßen mit unseren Pappbechern auf unsere Freundschaft an – und darauf, dass es im Leben sicherlich mehr geben muss als die Typen vom Mars: „Auf die Männer, die wir lieben und die Penner, die wir kriegen!" Hochgepuscht von so viel „Ya-Ya-Power" beschließe ich innerlich, ganz von vorne anzufangen. Wer braucht schon Männer?! Ich sicher nicht.

In meinen Jeans vibriert es, denn ich habe meinen Blackberry (iPhone-Verweigerin) nach der Kinovorstellung noch nicht auf Normalbetrieb gestellt. Ich muss unwillkürlich an den Film „Valentinstag" und den wunderbaren Sager von Jessica Biel denken: „My closest relationship is with my Blackberry. Thank God it vibrates!" Am Display leuchtet in fetten Lettern: Max. Mein Gemüt switcht umgehend von „arme Schnecke" auf „flirty Schnecke" und mein Herz steht still. Ich zeige wortlos auf das Telefon und stehe kurzfristig unter Schock. Wild gestikulierend deutet mir Vi, endlich abzuheben. Als ich seine Stimme das erste Mal durch mein Telefon höre, geschieht etwas Unvermutetes. Eine ganze Armada von Schmetterlingen setzt sich in meinem Bauch in Bewegung. Ich versuche, möglichst lässig zu klingen. Zuerst hat es den Anschein, dass Max – wie ein eingeschnapptes fünfjähriges Mädchen – das „verkackte" Treffen (er ist der Ansicht, ich hätte ihn versetzt – gottlob kennt er nicht die schändliche Wahrheit!) noch nicht ganz vergessen hat, aber schon bald haben wir wieder Draht zueinander und es läuft richtig gut. Schließlich fragt er mich, wo ich denn gerade sei. Ich blicke auf das Burger-Pommes-Massaker direkt vor mir auf dem Tisch. Die Wahrheit ist wohl wenig sexy. Ich fasle irgendetwas von Redaktion, wichtiger VIP-Gast, Briefing, Chefsache und bin erleichtert, dass er nicht weiter nachhakt. Ich muss wie ein verliebtes Girly aussehen, denn meine Begleitung hat vor Lachen schon Tränen in den Augen und veralbert mich mit zwei knutschenden Burger-Verpackungen. Für einen kurzen Augenblick bin ich abgelenkt. Ich höre nur noch „Magst du zu mir kommen?" Wie bitte!? Kann das sein? Hatte er mich das wirklich gefragt? Mein Mund steht offen. Das Universum hat mich erhört! „Ja, ich will!"

Weil Viola, ein wandelnder Stadtplan, die Ecke kennt, wo Max zu Hause ist und ich seelischen Beistand gut brauchen kann, erklärt sie sich – mehr oder weniger freiwillig – bereit, mich zu begleiten. Wir sprinten also zum Auto und können nur noch einen Vanilleshake retten, den Rest müssen wir – sehr zu Violas und meinem Bedauern – zurücklassen. Aber auf Kollateralschäden kann ich jetzt echt keine Rücksicht nehmen. Ich nutze jede rote Ampel zum Schminken, kaue einen Kaugummi nach dem anderen, um den Zwiebelgeschmack wegzuzaubern, und versuche, Parfum und Deo an den richtigen Stellen zu verteilen (just in case!). #duftschnecke

Ich werde ihn treffen! Mitten in der Nacht, in seiner Bleibe am anderen Ende der Stadt – ich bin fest entschlossen und nichts kann mich davon abbringen, diese Aktion durchzuziehen. Verrückte Frau Schnecke, oder? Aber diesmal ist die Welt auf meiner Seite und ich spüre, dass es gut wird. Vielleicht ist Max der Mann in meinem Leben! Viola hakt ein: „Denk dran, Schneckchen, du bist frisch getrennt. Sieh ihn besser mal als Trostpflaster, nicht als Nachfolger!" Doch ich lasse mir meine Hoffnung nicht rauben.

Nicht, dass Sie jetzt vermuten, ich nehme Vi zu meinem ersten Treffen mit Max mit. Nein, ich setze sie kurz vor dem Ziel ins Taxi – na klar auf meine Kosten! Ehrensache, oder? Manche Dinge muss Frau Schnecke dann doch allein erledigen. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie nervös ich bin, als ich die Klingel drücke. Keine Sekunde später ist die Wohnungstür offen. Max hat wohl auf der Lauer gelegen. Wir stehen einander gegenüber. Woooow! Bei mir sprühen die Funken so stark wie ein Tischfeuerwerk, das gerade dabei ist, das zeitliche zu segnen. Nicht doch! Hat Viola Recht? Ist Max ein Lückenbüßer? Hat sich Frau Schnecke in die Idee verliebt, verliebt zu sein? Aber ich bin zu neugierig, um einfach kehrtzumachen. Was nicht ist, kann ja noch werden. #liebeaufdenzweitenoderdrittenblick