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Fußnoten

1

Auf dem Psychoanalytischen Kongreß in Nürnberg 1910. Der mit dem Vortrag Betraute war der seither verstorbene, hochbegabte C. Honegger. Jung selbst und seine Schüler (Nelken, Spielrein) haben die damals zuerst berührten Gesichtspunkte seither in anderen Arbeiten weiter verfolgt. (Vgl. Jung »Wandlungen und Symbole der Libido«, Jahrbuch für psychoanalytische und psychopathologische Forschungen, Band III, 1911).

2

Frazer, Totemism and Exogamy, Bd. I, p. 53. The totem bond is stronger than the bond of blood or family in the modern sense.

3

Dieser knappste Extrakt des totemistischen Systems kann nicht ohne Erläuterungen und Einschränkungen bleiben: Der Name Totem ist in der Form Totam 1791 durch den Engländer J. Long von den Rothäuten Nordamerikas übernommen worden. Der Gegenstand selbst hat allmählich in der Wissenschaft großes Interesse gefunden und eine reichhaltige Literatur hervorgerufen, aus welcher ich als Hauptwerke das vierbändige Buch von J. G. Frazer, »Totemism and Exogamy, 1910« und die Bücher und Schriften von Andrew Lang (»The secret of the Totem, 1905«) hervorhebe. Das Verdienst, die Bedeutung des Totemismus für die Urgeschichte der Menschheit erkannt zu haben, gebührt dem Schotten J. Ferguson Mc Lennan (186970). Totemistische Institutionen wurden oder werden heute noch außer bei den Australiern bei den Indianern Nordamerikas beobachtet, ferner bei den Völkern der ozeanischen Inselwelt, in Ostindien und in einem großen Teil von Afrika. Manche sonst schwer zu deutende Spuren und Überbleibsel lassen aber erschließen, daß der Totemismus einst auch bei den arischen und semitischen Urvölkern Europas bestanden hat, so daß viele Forscher geneigt sind, eine notwendige und überall durchschrittene Phase der menschlichen Entwicklung in ihm zu erkennen.

Wie kamen die vorzeitlichen Menschen nur dazu, sich einen Totem beizulegen, d. h. die Abstammung von dem oder jenem Tier zur Grundlage ihrer sozialen Verpflichtungen und , wie wir hören werden, auch ihrer sexuellen Beschränkungen zu machen? Es gibt darüber zahlreiche Theorien, deren Übersicht der deutsche Leser in Wundt’s Völkerpsychologie (Bd. II, Mythus und Religion) finden kann, aber keine Einigung. Ich verspreche, das Problem des Totemismus demnächst zum Gegenstand einer besonderen Studie zu machen, in welcher dessen Lösung durch Anwendung psychoanalytischer Denkweise versucht werden soll.

Aber nicht nur, daß die Theorie des Totemismus strittig ist, auch die Tatsachen desselben sind kaum in allgemeinen Sätzen auszusprechen, wie oben versucht wurde. Es gibt kaum eine Behauptung, zu welcher man nicht Ausnahmen oder Widersprüche hinzufügen müßte. Man darf aber nicht vergessen, daß auch die primitivsten und konservativsten Völker in gewissem Sinne alte Völker sind und eine lange Zeit hinter sich haben, in welcher das Ursprüngliche bei ihnen viel Entwicklung und Entstellung erfahren hat. So findet man den Totemismus heute bei den Völkern, die ihn noch zeigen, in den mannigfaltigsten Stadien des Verfalls, der Abbröckelung, des Überganges zu anderen sozialen und religiösen Institutionen, oder aber in stationären Ausgestaltungen, die sich weit genug von seinem ursprünglichen Wesen entfernt haben mögen. Die Schwierigkeit liegt dann darin, daß es nicht ganz leicht ist zu entscheiden, was an den aktuellen Verhältnissen als getreues Abbild der sinnvollen Vergangenheit, was als sekundäre Entstellung derselben gefaßt werden darf.

4

Frazer, I. c. Bd. I., p. 54.

5

Dem Vater, der Känguruh ist, wird aber – wenigstens durch dieses Verbot – der Inzest mit seinen Töchtern, die Emu sind, frei gelassen. Bei väterlicher Vererbung des Totem wäre der Vater Känguruh, die Kinder gleichfalls Känguruh, dem Vater würde dann der Inzest mit den Töchtern verboten sein, dem Sohne der Inzest mit der Mutter freibleiben. Diese Erfolge der Totemverbote ergeben einen Hinweis darauf, daß die mütterliche Vererbung älter ist als die väterliche, denn es liegt Grund vor anzunehmen, daß die Totemverbote vor allem gegen die inzestuösen Gelüste des Sohnes gerichtet sind.

6

Sowie der meisten Totemvölker.

7

2. Auflage, 1902.

8

The Native Tribes of Central Australia, London 1899.

9

Die Anzahl der Totem ist willkürlich gewählt.

10

Artikel Totemism in Encyclopedia Britannica. Elfte Auflage, 1911. (A. Lang).

11

Auf diesen Punkt hat erst kürzlich Storfer in seiner Studie: »Zur Sonderstellung des Vatermordes. Schriften zur angewandten Seelenkunde«, 12. Heft, Wien, 1911, nachdrücklich aufmerksam gemacht.

12

R. H. Codrington, »The Melanesians« bei Frazer, »Totemism d’Exogamy«, Bd. I., p. 77.

13

Frazer, l. c. II., p. 124, nach Kleintitschen: Die Küstenbewohner der Gazellen-Halbinsel.

14

Frazer, l. c. II., p. 131, nach P. G. Peckel in Anthropos 1908.

15

Frazer, l. c. II., p. 147, nach Rev. L. Fison.

16

Frazer, l. c. II., p. 189.

17

Frazer, l. c. II., p. 388, nach Junod.

18

Frazer, l. c. II., p. 424.

19

Frazer, l. c. II., p. 76.

20

Frazer, l. c. II., p. 117, nach C. Ribbe: Zwei Jahre unter den Kannibalen der Salomons-Inseln., 1905.

21

Frazer, l. c. II., p. 385.

22

Frazer, l. c. II., p. 461.

23

V. Crawley: The mystic rose. London, 1902, p. 405.

24

Crawley, l. c., p. 407.

25

Crawley, l. c., p. 401, nach Leslie: Among the Zulus and Amatongas. 1875.

26

Völkerpsychologie, II. Band, »Mythus und Religion«, 1906, II, p. 308.

27

Elfte Auflage, 1911. – Daselbst auch die wichtigsten Literaturnachweise.

28

Diese Verwendung der Tabu kann auch als eine nicht ursprüngliche in diesem Zusammenhange beiseite gelassen werden.

29

In der Völkerpsychologie, Band II, Religion und Mythus II p. 300 u. ff.

30

l. c. p. 237.

31

Vgl. darüber die vorige Abhandlung in Heft 1 dieser Zeitschrift.

32

l. c. p. 307.

33

l. c. p. 313.

34

Frazer, The golden bough, II., Taboo and the perils of the soul, 1911, p. 136.

35

Beide, Lust und Verbot, bezogen sich auf die Berührung der eigenen Genitalien.

36

Auf die Beziehung zu den geliebten Personen, von denen das Verbot gegeben wurde.

37

Nach einem trefflichen Ausdruck von Bleuler.

38

Vgl. meine in diesen Aufsätzen bereits mehrmals angekündigte Studie über den Totemismus.

39

Third edition, part II.: Taboo and the perils of the soul 1911.

40

Frazer, l. c., p. 166.

41

Frazer, Adonis, Attis, Osiris, p. 248, 1907. – Nach Hugh Low, Sarawak, London 1848.

42

J. O. Dorsay bei Frazer, Taboo etc., p. 181.

43

Frazer, Taboo, p. 169 u. s. f. p. 174. Diese Zeremonien bestehen in Schlagen mit den Schildern, Schreien, Brüllen und Erzeugung von Lärm mit Hilfe von Instrumenten usw.

44

Frazer, Taboo, p. 166, nach S. Müller, Reizen en Onderzoekingen in den Indischen Archipel, Amsterdam 1857.

45

Zu diesen Beispielen s. Frazer, Taboo, p. 165-190. »Manslayers tabooed«.

46

Frazer, Taboo, p. 132; »He must not only be guarded, he must also be guarded against«.

47

Frazer, The magic art I, p. 368.

48

Old New Zealand, by a Pakeha Maori (London 1884.), bei Frazer Tabu, p. 135.

49

W. Brown, New Zealand and its Aborigines (London 1845), bei Frazer ibid.

50

Frazer, l. c.

51

Frazer, Taboo. The burden of royalty, p. 7.

52

l. c., p. 7.

53

Kämpfer, History of Japan bei Frazer, l. c., p. 3.

54

Bastian, »Die deutsche Expedition an der Loangoküste«, Jena 1874, bei Frazer, l. c., p. 5.

55

Frazer, l. c., p. 13.

56

Frazer, l. c., p. 11.

57

A. Bastian, »Die deutsche Expedition an der Loangoküste« bei Frazer, l. c., p. 18.

58

l. c., p. 18 nach Zweifel et Monstier, »Voyage aux sources du Niger«, 1880.

59

Frazer, »The magic art and the evolution of kings«. 2.  vol. 1911. (The golden bough).

60

Frazer, Taboo, p. 138 usf.

61

W. Mariner, »The natives of the Tonga Islands«, 1818, bei Frazer, l. c. p. 140.

62

Dieselbe Kranke, deren »Unmöglichkeiten« ich oben (S. 46) mit den Tabu zusammengestellt habe, bekannte, daß sie jedesmal in Entrüstung gerate, wenn sie einer in Trauer gekleideten Person auf der Straße begegne. Solchen Leuten sollte das Ausgehen verboten sein!

63

Frazer, l. c. p. 353.

64

Frazer, l. c. p. 352 usf.

65

Frazer, l. c. p. 357 nach einem alten spanischen Beobachter 1732.

66

Frazer, l. c. p. 360.

67

Stekel, Abraham.

68

Als Beispiel eines solchen Bekenntnisses sind bei Frazer, l. c., p. 353, die Tuaregs der Sahara angeführt.

69

Vielleicht ist hiezu die Bedingung zu fügen: so lange noch etwas von seinen körperlichen Überresten existiert. Frazer, l. c., p. 372.

70

Auf den Nikobaren. Frazer, l. c., p. 382.

71

Wundt. Religion und Mythus, II. B., p. 49.

72

Westermarck, l. c., II. B., p. 424. In der Anmerkung und in der Fortsetzung des Textes die reiche Fülle von bestätigenden, oft sehr charakteristischen Zeugnissen, z. B.: Die Maoris glaubten, »daß die nächsten und geliebtesten Verwandten nach dem Tode ihr Wesen ändern und selbst gegen ihre früheren Lieblinge übel gesinnt werden.« – Die Australneger glauben, jeder Verstorbene sei lange Zeit bösartig; je enger die Verwandtschaft, desto größer die Furcht. Die Zentraleskimo werden von der Vorstellung beherrscht, daß die Toten erst spät zur Ruhe gelangen, anfänglich aber zu fürchten seien als unheilbrütende Geister, die das Dorf häufig umkreisen, um Krankheit, Tod und anderes Unheil zu verbreiten. (Boas.)

73

R. Kleinpaul: Die Lebendigen und die Toten im Volksglauben, Religion und Sage. 1898.

74

l. c., p. 426.

75

Den Projektionsschöpfungen der Primitiven stehen die Personifikationen nahe, durch welche der Dichter die in ihm ringenden entgegengesetzten Triebregungen als gesonderte Individuen aus sich herausstellt.

76

»Mythus und Religion«, II., S. 129.

77

In den Psychoanalysen neurotischer Personen, die an Gespensterangst leiden oder in ihrer Kindheit gelitten haben, fällt es oft nicht schwer, diese Gespenster als die Eltern zu entlarven. Vergleiche hiezu auch die »Sexualgespenster« betitelte Mitteilung von P. Haeberlin (Sexualprobleme, Februar 1912), in welcher es sich um eine andere erotisch betonte Person handelt, der Vater aber verstorben war.

78

Vgl. mein Referat über Abels »Gegensinn der Urworte« im Jahrbuch f. psycho-analyt. und psycho-pathol. Forschungen, Bd. II, 1910.

79

Es ist eine interessante Parallele, daß das Schuldbewußtsein des Tabu in nichts gemindert wird, wenn die Übertretung unwissentlich geschah (siehe Beispiele oben), und daß noch im griechischen Mythus die Verschuldung des Ödipus nicht aufgehoben wird dadurch, daß sie ohne, ja gegen sein Wissen und Wollen erworben wurde.

80

Die geforderte Zusammendrängung des Stoffes bringt auch den Verzicht auf eingehende Literaturnachweise mit sich. An deren Stelle stehe der Hinweis auf die bekannten Werke von Herbert Spencer, J. G. Frazer, A. Lang, E. B. Tylor und W. Wundt, aus denen alle Behauptungen über Animismus und Magie entnommen sind. Die Selbständigkeit des Verfassers kann sich nur in der von ihm getroffenen Auswahl der Materien sowie der Meinungen kundgeben.

81

E. B. Tylor, Primitive Culture. I. Bd., p. 425, 4. Aufl., 1903. – W. Wundt, Mythus und Religion, II. Bd., p. 173, 1906.

82

Wundt, l. c., IV. Kapitel »Die Seelenvorstellungen«.

83

Vgl. außer bei Wundt und H. Spencer die orientierenden Artikel der Encyclopedia Britannica 1911 (Animism, Mythology usw.).

84

l. c., p. 154.

85

Bei Tylor, Primitive Culture, I. Bd., p. 477.

86

Cultes, Mythes et Religions, T. II, Introduction, p. XV, 1909.

87

Année sociologique, VII. Bd., 1904.

88

Wenn man einen Geist durch Lärm und Geschrei verscheucht, so ist dies eine rein zauberische Handlung; wenn man ihn zwingt, indem man sich seines Namens bemächtigt, so hat man Magie gegen ihn gebraucht.

89

The magic art. II, p. 67.

90

Das biblische Verbot, sich ein Bild von irgend etwas Lebendem zu machen, entstammte wohl keiner prinzipiellen Ablehnung der bildenden Kunst, sondern sollte der von der hebräischen Religion verpönten Magie ein Werkzeug entziehen. Frazer, l. c., p. 87, Note.

91

The magic art. II, p. 98.

92

Davon ein Nachklang im König Oedipus des Sophokles.

93

The magic art. I, p. 120.

94

l. c., p. 122.

95

Imago, I, p. 317 und ff.

96

Frazer, The magic art. I, p. 201203.

97

The magic art. 1, p. 420 ff.

98

Vgl. den Artikel Magic (N. W. T.) in der 11. Auflage der Encyclopedia Britannica.

99

l. c., p. 54.

100

Formulierungen über die zwei Prinzipien des psychischen Geschehens. Jahrb. f. psychoanalyt. Forschungen, III. Bd., 1912, p. 2.

101

Der König in »Hamlet« (III, 4.): »My words fly up, my thoughts remain below; Words without thoughts never to heaven go«.

102

Vgl. die vorige Abhandlung dieser Reihe, Imago, I.

103

Bemerkungen über einen Fall von Zwangsneurose, Jahrb. f. psychoanalyt. u. psychopath. Forschungen, I. Bd., 1909.

104

Es scheint, daß wir den Charakter des »Unheimlichen« solchen Eindrücken verleihen, welche die Allmacht der Gedanken und die animistische Denkweise überhaupt bestätigen wollen, während wir uns bereits im Urteil von ihr abgewendet haben.

105

Ein weiteres Motiv für diese Verschiebung auf eine kleinste Aktion wird sich aus den nachstehenden Erörterungen ergeben.

106

It is almost an axiom with writers on this subject, that a sort of Solipsism or Berkleianism (as Professor Sully terms it as he finds it in the Child) operates in the savage to make him refuse to recognise death as a fact. – Marett, Pre-animistic religion, Folklore, XI. Bd., 1900, p. 178.

107

Es soll hier nur angedeutet werden, daß der ursprüngliche Narzißmus des Kindes maßgebend für die Auffassung seiner Charakterentwicklung ist und die Annahme eines primitiven Minderwertigkeitsgefühles bei demselben ausschließt.

108

S. Reinach, L’art et la magie in der Sammlung Cultes, Mythes et Religions, I. Bd., p. 125 bis 136. – Reinach meint, die primitiven Künstler, welche uns die eingeritzten oder aufgemalten Tierbilder in den Höhlen Frankreichs hinterlassen haben, wollten nicht »Gefallen erregen«, sondern »beschwören«. Er erklärt es so, daß sich diese Zeichnungen an den dunkelsten und unzugänglichsten Stellen der Höhlen befinden, und daß die Darstellungen der gefürchteten Raubtiere unter ihnen fehlen. »Les modernes parlent souvent, par hyperbole, de la magie du pinceau ou du ciseau d’un grand artiste et, en général, de la magie de l’art. Entendu au sens propre, qui est celui d’une contrainte mystique exercée par la volonté de l’homme sur d’autres volontés ou sur les choses, cette expression n’est plus admissible; mais nous avons vu qu’elle était autrefois rigouresement vraie, du moins dans l’opinion des artistes« (p. 136).

109

Durch sogenannte endopsychische Wahrnehmung erkannte.

110

R. R. Marett, Pre-animistic religion, Folklore, XI. Bd., Nr. 2, London 1900. – Vgl. Wundt, Mythus und Religion, II. Bd., p. 171 und ff.

111

Imago, I. Bd., Tabu, p. 324.

112

Wir nehmen an, daß in diesem frühen narzißtischen Stadium Besetzungen aus libidinöser und anderen Erregungsquellen vielleicht noch ununterscheidbar miteinander vereinigt sind.

113

Schreber, Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken. 1903. – Freud, Psychoanalytische Bemerkungen über einen autobiographisch beschriebenen Fall von Paranoia, Jahrb. f. psychoanalyt. Forsch., III. Bd., 1911.

114

Vgl. die letztzitierte Abhandlung über Schreber, p. 59.

115

Abhandlung über das Tabu, Imago, I. Bd., p. 322 und ff.

116

Im I. Band der »Prinzipien der Soziologie«.

117

H. Spencer, l. c., p. 179.

118

Vgl. meine kleine Schrift: A note on the Unconscious in Psycho-Analysis aus den Proceedings of the Society for Psychical Research, Part LXVI, vol. XXVI, London 1912.

119

Imago, Bd. I, p. 221.

120

Frazer, Taboo and the perils of the soul, p. 158.

121

Frazer, l. c., p. 200.

122

Frazer, l. c., p. 237.

123

p. 139.

124

Revue scientifique, Oktober 1900, abgedruckt in des Autors vierbändigem Werke Cultes, Mythes et Religions, 1908, T. I, p. 17 ff.

125

1910.

126

Vielleicht tun wir aber vorher gut daran, dem Leser die Schwierigkeiten vorzuführen, mit denen Feststellungen auf diesem Gebiete zu kämpfen haben:

Zunächst; die Personen, welche die Beobachtungen sammeln, sind nicht dieselben, welche sie verarbeiten und diskutieren, die ersteren Reisende und Missionäre, die letzteren Gelehrte, welche die Objekte ihrer Forschung vielleicht niemals gesehen haben. – Die Verständigung mit den Wilden ist nicht leicht. Nicht alle der Beobachter waren mit den Sprachen derselben vertraut, sondern mußten sich der Hilfe von Dolmetschern bedienen oder in der Hilfssprache des piggin-english mit den Ausgefragten verkehren. Die Wilden sind nicht mitteilsam über die intimsten Angelegenheiten ihrer Kultur und eröffnen sich nur solchen Fremden, die viele Jahre in ihrer Mitte zugebracht haben. Sie geben aus den verschiedenartigsten Motiven (Vgl. Frazer, The beginnings of religion and totemism among the Australian aborigines, Fortnightly Review, 1905; T. and Ex. I, p. 150) oft falsche oder mißverständliche Auskünfte. – Man darf nicht daran vergessen, daß die primitiven Völker keine jungen Völker sind, sondern eigentlich ebenso alt wie die zivilisiertesten, und daß man kein Recht zur Erwartung hat, sie würden ihre ursprünglichen Ideen und Institutionen ohne jede Entwicklung und Entstellung für unsere Kenntnisnahme aufbewahrt haben. Es ist vielmehr sicher, daß sich bei den Primitiven tiefgreifende Wandlungen nach allen Richtungen vollzogen haben, so daß man niemals ohne Bedenken entscheiden kann, was an ihren gegenwärtigen Zuständen und Meinungen nach Art eines Petrefakts die ursprüngliche Vergangenheit erhalten hat, und was einer Entstellung und Veränderung derselben entspricht. Daher die überreichlichen Streitigkeiten unter den Autoren, was in den Eigentümlichkeiten einer primitiven Kultur als primär und was als spätere sekundäre Gestaltung aufzufassen sei. Die Feststellung des ursprünglichen Zustandes bleibt also jedesmal eine Sache der Konstruktion. – Es ist endlich nicht leicht, sich in die Denkungsart der Primitiven einzufühlen. Wir mißverstehen sie ebenso leicht wie die Kinder und sind immer geneigt, ihr Tun und Fühlen nach unseren eigenen physischen Konstellationen zu deuten.

127

Totemism, Edinburgh 1887, abgedruckt im ersten Band des großen Werkes T. and Ex.

128

Vgl. Die Abhandlung über das Tabu, Imago I.

129

Wie heute noch die Wölfe im Käfig an der Kapitolsstiege in Rom, die Bären im Zwinger von Bern.

130

Also wie die weiße Frau mancher Adelsgeschlechter.

131

l. c. p. 45. – Siehe unten die Erörterung über das Opfer.

132

Imago I, 1912. 1. Heft.

133

p. 116.

134

Übereinstimmend mit diesem Text lautet das Fazit des Totemismus, welches Frazer in seiner zweiten Arbeit über den Gegenstand (The origin of Totemism, Fortnightly Review 1899) zieht: Thus, Totemism has commonly been treated as a primitive system both of religion and of society. As a system of religion it embraces the mystic union of the savage with his totem; as a system of society it comprises the relations in which men and women of the same totem stand to each other and to the members of other totemic groups. And corresponding to these two sides of the system are two rough-and-ready tests or canons of Totemism: first, the rule that a man may not kill or eat his totem animal or plant, and second, the rule that he may not marry or cohabit with a woman of the same totem.« (p. 101.) Frazer fügt dann hinzu, was uns mitten in die Diskussionen über den Totemismus hineinführt: Whether the two sides – the religious and the social – have always coexisted or are essentially independent, is a question which has been variously answered.

135

Anläßlich einer solchen Sinnesänderung schrieb er den schönen Satz nieder: »That my conclusions on these difficult questions are final, I am not so foolish as to pretend. I have changed my views repeatedly, and I am resolved to change them again with every change of the evidence, for like a chameleon the candid enquirer should shift his colours with the shifting colours of the ground he treads.« Vorrede zum I. Band von Totemism and Exogamy. 1910.

136

»By the nature of the case, as the origin of totemism lies far beyond our powers of historical examination or of experiment, we must have recourse as regards this matter to conjecture«, A. Lang, Secret of the Totem, p. 27. – »Nowhere do we see absolutely primitive man, and a totemic system in the making.« p. 29.

137

Wahrscheinlich ursprünglich nur nach Tieren.

138

The Worship of Animals and Plants, Fortnightly Review 18691870. – Primitive marriage 1865; beide Arbeiten abgedruckt in Studies in ancient History 1876. 2. ed. 1886.

139

The Secret of the Totem. 1905, p. 34.

140

Nach A. Lang, Secret of the Totem, p. 34.

141

Ibid.

142

Nach A. Lang.

143

Pikler und Somló, Der Ursprung des Totemismus. 1901. Die Autoren kennzeichnen ihren Erklärungsversuch mit Recht als »Beitrag zur materialistischen Geschichtstheorie«.

144

The origin of animal worship, Fortnightly Review 1870. Prinzipien der Soziologie. I. Bd., §§ 169 bis 176.

145

Kamilaroi and Kurmai, p. 165, 1880 (nach A. Lang, Secret etc.).

146

Vgl. Imago, I., Tabu, p. 319.

147

l. c. T. I., p. 41.

148

Address to the Anthropological Section, British Association Belfast 1902. Nach Frazer l. c. T. IV., p. 50 u. ff.

149

The native tribes of Central Australia von Baldwin Spencer und H. J. Gillen, London 1891.

150

There is nothing vague or mystical about it, nothing of that metaphysical haze which some writers love to conjure up over the humble beginnings of human speculation but which is utterly foreign to the simple, sensuous, and concrete modes of the savage (Totemism and Exogamy, I., p. 117).

151

l. c. p. 120.

152

L’année sociologique, T. I., V., VIII. und an anderen Stellen. S. besonders die Abhandlung Sur le totémisme. T., V., 1901.

153

Social Origins and Secret of the Totem.

154

The Golden Bough II., p. 332.

155

»It is unlikely that a community of savages should deliberately parcel out the realm of nature into provinces, assign each province to a particular band of magicians, and bid all the bands to work their magic and weave their spells for the common good.« T. and Ex. IV., p. 57.

156

T. and Ex. II., p. 89 und IV., p. 59.

157

l. c. IV., p. 63.

158

»That belief is a philosophy far from primitive.« A. Lang, Secret of the Totem, p. 192.

159

Frazer, T. and Ex. IV., p. 45 u. ff.

160

Frazer, l. c. p. 48.

161

Wundt, Elemente der Völkerpsychologie, p. 190.

162

L’année sociologique 18981904.

163

S. die Kritik der Erörterungen Durkheims bei Frazer. T. and Ex., IV., p. 101.

164

Secret etc., p. 125.

165

Z. B. Frazer, l. c. IV., p. 75: The totemic clan is a totally different social organism from the exogamous class, and we have good grounds for thinking that it is far older.

166

Primitive marriage 1865.

167

»Improper because it was unusual

168

Frazer, l. c. IV., p. 73 bis 92.

169

Vgl. Imago I.: Die Inzestscheu.

170

Morgan, Ancient Society 1877. – Frazer, T. and Ex. IV., p. 105 ff.

171

Frazer, l. c. p. 106.

172

Ursprung und Entwicklung der Moralbegriffe. II. Die Ehe. 1909. Dort auch die Verteidigung des Autors gegen ihm bekannt gewordene Einwendungen.

173

l. c., p. 97.

174

Vgl. Durkheim, La prohibition de l’Inceste. L’année sociologique. I., 1896/97.

175

Ch. Darwin meint von den Wilden: »they are not likely to reflect on distant evils to their progeny.«

176

Imago, I., l. c.

177

»Thus the ultimate origin of exogamy and with it the law of incest – since exogamy was devised to prevent incest – remains a problem nearly as dark as ever.« T. and Ex. I., p. 165.

178

Abstammung des Menschen, übersetzt von V. Carus, II. Bd., Kap. 20, p. 341.

179

Primal Law, London 1903 (mit A. Lang, Social Origins).

180

Secret of the Totem, p. 114, 143.

181

»If it be granted that exogamy existed in practice, on the lines of Mr. Darwins theory, before the totem beliefs lent to the practice a sacred sanction, our task is relatively easy. The first practical rule would be that of the jealous Sire ›No males to touch the females in my camp‹, with expulsion of adolescent sons. In efflux of time that rule, become habitual, would be, ›No marriage within the local group‹. Next let the local groups receive names, such as Emus, Crows, Opossums, Snipes, and the rule becomes, ›No Marriage within the local group of animal name; no Snipe to marry a Snipe‹. But, if the primal groups were not exogamous, they would become so, as soon as totemic myths and tabus were developed out of the animal, vegetable, and other names of small local groups.« Secret of the Totem, p. 143. (Die Hervorhebung in der Mitte dieser Stelle ist mein Werk.) – In seiner letzten Äußerung über den Gegenstand (Folklore, Dezember 1911) teilt A. Lang übrigens mit, daß er die Ableitung der Exogamie aus dem »general totemic« Tabu aufgegeben habe.

182

M. Wulff, Beiträge zur infantilen Sexualität. Zentralbl. f. Psychoanalyse 1912, II., Nr. 1, p. 15 ff.

183

l. c. p. 37.

184

Die Giraffenphantasie p. 24.

185

S. Ferenczi, Ein kleiner Hahnemann. Intern. Zeitschr. f. ärztl. Psychoanalyse 1913, I., Nr. 3.

186

Über den Ersatz der Kastration durch die auch im Ödipusmythus enthaltene Blendung vergleiche die Mitteilungen von Reitler, Ferenczi, Rank und Eder in Intern. Zeitschr. f. ärztl. Psychoanalyse 1913, I., Nr. 2.

187

In welcher nach Frazer dasWesentliche des Totemismus gegeben ist: »Totemism is an identification of a man with his totem.« T. and Ex., IV., p. 5.

188

O. Rank verdanke ich die Mitteilung eines Falles von Hundephobie bei einem intelligenten jungen Manne, dessen Erklärung, wie er zu seinem Leiden gekommen sei, merklich an die oben (p. 369) erwähnte Totemtheorie der Arunta anklingt. Er hatte von seinem Vater erfahren, daß seine Mutter während der Schwangerschaft mit ihm einmal vor einem Hunde erschrocken sei.

189

W. Robertson Smith, The religion of the Semites. Second Edition. London 1907.

190

»The inference is that the domestication to which totemism invariably leads (when there are any animals capable of domestication) is fatal to totemism.« Jevons, An introduction to the history of religion 1911, fifth edition, p. 120.

191

l. c., p. 313.

192

The Golden Bough, Part. V, Spirits of the corn and of the wild; 1912, in den Abschnitten: Eating the God und Killing the divine animal.

193

Frazer, T. and Ex. T. II, p. 590.

194

Die von verschiedenen Autoren (Marillier, Hubert und Mauss u. a.) gegen diese Theorie des Opfers vorgebrachten Einwendungen sind mir nicht unbekannt geblieben, haben aber den Eindruck der Lehren von Robertson Smith im wesentlichen nicht beeinträchtigt.

195

Religion of the Semites, 2nd edition 1907, p. 412.

196

Zu dieser Darstellung, die sonst mißverständlich würde, bitte ich die Schlußsätze der nachfolgenden Anmerkung als Korrektiv hinzuzunehmen.

197

Die ungeheuerlich erscheinende Annahme der Überwältigung und Tötung des tyrannischen Vaters durch die Vereinigung der ausgetriebenen Söhne hat sich auch Atkinson als direkte Folgerung aus den Verhältnissen der Darwinschen Urhorde ergeben. »A youthful band of brothers living together in forced celibacy, or at most in polyandrous relation with some single female captive. A horde as yet weak in their impubescence they are, but they would, when strength was gained with time, inevitably wrench by combined attacks renewed again and again, both wife and life from the paternal tyrant« (Primal Law, p. 220221). Atkinson, der übrigens sein Leben in Neu-Caledonien verbrachte und ungewöhnliche Gelegenheit zum Studium der Eingeborenen hatte, beruft sich auch darauf, daß die von Darwin supponierten Zustände der Urhorde bei wilden Rinder- und Pferdeherden leicht zu beobachten sind und regelmäßig zur Tötung des Vatertieres führen. Er nimmt dann weiter an, daß nach der Beseitigung des Vaters ein Zerfall der Horde durch den erbitterten Kampf der siegreichen Söhne unter einander eintritt. Auf diese Weise käme eine neue Organisation der Gesellschaft niemals zustande: »an ever recurring violent succession to the solitary paternal tyrant by sons, whose parricidal hands were so soon again clenched in fratricidal strife« (p. 228). Atkinson, dem die Winke der Psychoanalyse nicht zu Gebote standen, und dem die Studien von Robertson Smith nicht bekannt waren, findet einen minder gewaltsamen Übergang von der Urhorde zur nächsten sozialen Stufe, auf welcher zahlreiche Männer in friedlicher Gemeinschaft zusammenleben. Er läßt es die Mutterliebe durchsetzen, daß anfangs nur die jüngsten, später auch andere Söhne in der Horde verbleiben, wofür diese Geduldeten das sexuelle Vorrecht des Vaters in Form der von ihnen geübten Entsagung gegen Mutter und Schwestern anerkennen.

Soviel über die höchst bemerkenswerte Theorie von Atkinson, ihre Übereinstimmung mit der hier vorgetragenen im wesentlichen Punkte und ihre Abweichung davon, welche den Verzicht auf den Zusammenhang mit so vielem anderen mit sich bringt.

Die Unbestimmtheit, die zeitliche Verkürzung und inhaltliche Zusammendrängung der Angaben in meinen obenstehenden Ausführungen darf ich als eine durch die Natur des Gegenstandes geforderte Enthaltung hinstellen. Es wäre ebenso unsinnig, in dieser Materie Exaktheit anzustreben, wie es unbillig wäre, Sicherheiten zu fordern.

198

Dieser neuen Gefühlseinstellung mußte auch zugute kommen, daß die Tat keinem der Täter die volle Befriedigung bringen konnte. Sie war in gewisser Hinsicht vergeblich geschehen. Keiner der Söhne konnte ja seinen ursprünglichen Wunsch durchsetzen, die Stelle des Vaters einzunehmen. Der Mißerfolg ist aber, wie wir wissen, der moralischen Reaktion weit günstiger als die Befriedigung.

199

»Murder and incest, or offences of a like kind against the sacred law of blood are in primitive society the only crimes of which the community as such takes cognisance …« Religion of the Semites, p. 419.

200

Vgl. die zum Teil von abweichenden Gesichtspunkten beherrschte Arbeit von C. G. Jung, Wandlungen und Symbole der Libido. Jahrbuch von Bleuler-Freud, IV., 1912.

201

Robertson Smith, Religion of the Semites.

202

S. o. p. 388.

203

»To us moderns for whom the breach which divides the human and the divine has deepened into an impassible gulf such mimicry may appear impious, but it was otherwise with the ancients. To their thinking gods and men were akin, for many families traced ther descent from a divinity, and the deification of a man probably seemed as little extraordinary to them as the canonisation of a saint seems to a modern catholic.« Frazer, Golden Bough I. The magic art and the evolution of kings. II., p. 177.

204

Die Überwindung einer Göttergeneration durch eine andere in den Mythologien bedeutet bekanntlich den historischen Vorgang der Ersetzung eines religiösen Systems durch ein neues, sei es infolge von Eroberung durch ein Fremdvolk oder auf dem Wege psychologischer Entwicklung. In letzterem Falle nähert sich der Mythus den »funktionalen Phänomenen« im Sinne von H. Silberer. Daß der das Tier tötende Gott ein Libidosymbol ist, wie C. G. Jung (l. c.) behauptet, setzt einen anderen Begriff der Libido als den bisher verwendeten voraus und erscheint mir überhaupt fragwürdig.

205

Religion of the Semites, p. 412413. »The mourning is not a spontaneous expression of sympathy with the divine tragedy but obligatory and enforced by fear of supernatural anger. And a chief object of the mourners is to disclaim responsibility for the gods death – a point which has already come before us in connection with theanthropic sacrifices, such as the ›oxmurder at Athens‹«.

206

Die Kastrationsangst spielt eine außerordentlich große Rolle in der Störung des Verhältnisses zum Vater bei unseren jugendlichen Neurotikern. Aus der schönen Beobachtung von Ferenczi (vgl. hier S. 177) haben wir ersehen, wie der Knabe seinen Totem in dem Tier erkennt, welches nach seinem kleinen Gliede schnappt. Wenn unsere Kinder von der rituellen Beschneidung erfahren, stellen sie dieselbe der Kastration gleich. Die völkerpsychologische Parallele zu diesem Verhalten der Kinder ist meines Wissens noch nicht ausgeführt worden. Die in der Urzeit und bei primitiven Völkern so häufige Beschneidung gehört dem Zeitpunkt der Männerweihe an, wo sie ihre Bedeutung finden muß, und ist erst sekundär in frühere Lebenszeiten zurückgeschoben worden. Es ist überaus interessant, daß die Beschneidung bei den Primitiven mit Haarabschneiden und Zahnausschlagen kombiniert oder durch sie ersetzt ist, und daß unsere Kinder, die von diesem Sachverhalt nichts wissen können, in ihren Angstreaktionen diese beiden Operationen wirklich wie Äquivalente der Kastration behandeln.

207

Reinach, Cultes, Mythes et Religions, II., p. 75 ff.

208

»Une sorte de péché proethnique« l. c., p. 76.

209

Die Selbstmordimpulse unserer Neurotiker erweisen sich regelmäßig als Selbstbestrafungen für Todeswünsche, die gegen andere gerichtet sind.

210

Eating the God, p. 51. … Niemand, der mit der Literatur des Gegenstandes vertraut ist, wird annehmen, daß die Zurückführung der christlichen Kommunion auf die Totemmahlzeit eine Idee des Schreibers dieses Aufsatzes sei.

211

Ariel im »Sturm«:

Full fathom five thy father lies:

Of his bones are coral made;

Those are pearls that were his eyes;

Nothing of him that doth fade

But doth suffer a sea-change

Into something rich and strange.

In der schönen Übersetzung von Schlegel:

Fünf Faden tief liegt Vater dein.

Sein Gebein wird zu Korallen,

Perlen sind die Augen sein.

Nichts an ihm, das soll verfallen,

Das nicht wandelt Meeres-Hut

In ein reich und seltnes Gut.

212

La Mort d’Orphée in dem hier oft zitierten Buche: Cultes, Mythes et Religions. T. II, p. 100 ff.

213

Respektive Elternkomplex.

214

Der Mißverständnisse gewöhnt, halte ich es nicht für überflüssig, ausdrücklich hervorzuheben, daß die hier gegebenen Zurückführungen an die komplexe Natur der abzuleitenden Phänomene keineswegs vergessen haben, und daß sie nur den Anspruch erheben, zu den bereits bekannten oder noch unerkannten Ursprüngen der Religion, Sittlichkeit und der Gesellschaft ein neues Moment hinzufügen, welches sich aus der Berücksichtigung der psychoanalytischen Anforderungen ergibt. Die Synthese zu einem Ganzen der Erklärung muß ich anderen überlassen. Es geht aber diesmal aus der Natur dieses neuen Beitrages hervor, daß er in einer solchen Synthese keine andere als die zentrale Rolle spielen könnte, wenngleich die Überwindung von großen affektiven Widerständen erfordert werden dürfte, ehe man ihm eine solche Bedeutung zugesteht.

215

Vgl. den zweiten Aufsatz dieser Reihe über das Tabu, p. 328 ff.

216

Siehe den Aufsatz über Animismus, Magie und Allmacht der Gedanken in Heft I dieses Jahrganges.

217

Sigmund Freud / Sándor Ferenczi, Briefwechsel, Bd. I/2, hrsg. von Eva Brabant, Ernst Falzeder und Patrizia Giampieri-Deutsch, unter der wissenschaftlichen Leitung von André Haynal, Wien/Köln/Weimar 1993, S. 215.

218

The Complete Correspondence of Sigmund Freud and Ernest Jones 19081939, ed. R. Andrew Paskauskas, Cambridge (Mass.) / London 1993, S. 198.

219

Ernest Jones, Das Leben und Werk von Sigmund Freud, Bd. 3, übers. von Gertrud Meili-Dworetzki unter Mitarb. von Katherine Jones, Bern/Stuttgart/Wien 1978, S. 55.

220

So Freud über sich in seinem Brief an Pfister vom 9. Oktober 1918. In: Sigmund Freud / Oskar Pfister, Briefe 19091939, hrsg. von Ernst L. Freud und Heinrich Meng, Frankfurt a. M. 1963, S. 64.

221

Freud/Ferenczi (s. Anm. 217) S. 190.

222

Vgl. Peter Gay, Freud. Eine Biographie für unsere Zeit, übers. von Joachim A. Frank, Frankfurt a. M. 1989, S. 369; Hans-Martin Lohmann, Freud für die Westentasche, München 2006, S. 112 ff.

223

Vgl. dazu ausführlich Michel Foucault, Von der Subversion des Wissens, übers. und hrsg. von Walter Seitter, München 1974.

224

GW 2/3,VI.

225

Vgl. sein »Zeitgemäßes über Krieg und Tod«, in: Sigmund Freud, Warum Krieg? Zwei Schriften, hrsg. von Hans-Martin Lohmann, Stuttgart 2012, S. 544.

226

Vgl. Freuds Brief an Bleuler vom 28. September 1910. In: Sigmund Freud / Eugen Bleuler, »Ich bin zuversichtlich, wir erobern bald die Psychiatrie«. Briefwechsel 19041937, hrsg. von Michael Schröter, Basel 2012, S. 111. Vgl. auch GW 7,455 Fn.

227

Thomas Mann, »Freud und die Zukunft« (1936), zit. nach: Jan Assmann, Thomas Mann und Ägypten. Mythos und Monotheismus in den Josephsromanen, München 2006, S. 79.

228

Gay (s. Anm. 222) S. 369.

229

Sigmund Freud / Karl Abraham, Briefe 19071926, hrsg. von Hilda C. Abraham und Ernst L. Freud, Frankfurt a. M. 1965, S. 139.

230

GW 10,103, 108.

231

Andreas Hamburger, »Totem und Tabu (1912/13)«, in: Freud-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, hrsg. von Hans-Martin Lohmann und Joachim Pfeiffer, Stuttgart 2006, S. 168.

232

Dazu und zum Folgenden Mario Erdheim, Einleitung zu: Sigmund Freud, Totem und Tabu, Frankfurt a. M. 2012 (1991), S. 8 f. Vgl. auch Hamburger (s. Anm. 231) S. 169.

233

René Girard, Das Heilige und die Gewalt, übers. von Elisabeth Mainberger-Ruh, Zürich 1987, S. 284.

234

Claude Lévi-Strauss, Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft, übers. von Eva Moldenhauer, Frankfurt a. M. 1981, S. 656.

235

Zum Folgenden vgl. Helga Haase (Hrsg.), Ethnopsychoanalyse. Wanderungen zwischen den Welten, Stuttgart 1996, S. 726.

236

Vgl. Erdheim (s. Anm. 232) S. 29 ff.

237

Vgl. Hamburger (s. Anm. 231) S. 169.

238

Freud (s. Anm. 225) S. 40.

[5]Totem und Tabu

Über einige Übereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und der Neurotiker

[7]I
Die Inzestscheu

Einleitung. Von allem Anfang an hat die psychoanalytische Forschung auf Ähnlichkeiten und Analogien ihrer Ergebnisse am Seelenleben des Einzelwesens mit solchen der Völkerpsychologie hingewiesen. Es geschah dies, wie begreiflich, zuerst nur schüchtern, in bescheidenem Umfange und ging nicht über das Gebiet der Märchen und Mythen hinaus. Die Absicht solchen Ausgreifens war keine andere als die, ihren an sich recht unwahrscheinlichen Resultaten durch solche unerwartete Übereinstimmungen Glaubwürdigkeit zu schaffen.

In den seither verflossenen anderthalb Jahrzehnten hat die Psychoanalyse aber Zutrauen zu ihrer Arbeit gewonnen; die nicht unansehnliche Schar von Forschern, die der Anregung eines einzelnen gefolgt sind, hat es zu einer befriedigenden Übereinstimmung in ihren Anschauungen gebracht, und nun scheint der Zeitpunkt günstig, um der über die Individualpsychologie hinausgreifenden Arbeit ein neues Ziel zu setzen. Es sollen nicht nur ähnliche Vorkommnisse und Zusammenhänge im Seelenleben der Völker aufgespürt werden, wie sie durch die Psychoanalyse beim Individuum ans Licht gezogen wurden, sondern auch der Versuch gewagt werden, was in der Völkerpsychologie dunkel oder zweifelhaft geblieben ist, durch die Einsichten der Psychoanalyse aufzuhellen. Die junge psychoanalytische Wissenschaft will gleichsam zurückerstatten, was sie in ihren Anfängen anderen Wissensgebieten zu danken hatte, und hofft, mehr wiedergeben zu können, als sie seinerzeit empfing.

Eine Schwierigkeit des Unternehmens liegt in der Qualifikation der Männer, welche sich dieser neuen Aufgabe unterziehen. Es wäre vergeblich zu warten, bis die Mythenforscher, [8]Religionspsychologen, Ethnologen, Linguisten usw. den Anfang machen, psychoanalytische Denkweisen auf ihr eignes Material anzuwenden. Die ersten Schritte in all diesen Richtungen müssen durchaus von jenen unternommen werden, die sich bisher als Psychiater oder Traumforscher in den Besitz der psychoanalytischen Technik und ihrer Ergebnisse gesetzt haben. Solche sind aber zunächst Laien auf anderen Wissensgebieten, und wenn sie mühselig einige Kenntnis darin erworben haben, Dilettanten oder im besten Falle Autodidakten. Ihre Leistungen werden Schwächen und Fehler nicht vermeiden können, welche der zünftige Forscher, der Fachmann, mit seiner Beherrschung des Materials und seiner Übung, es zu handhaben, leicht entdecken und vielleicht mit überlegenem Spott verfolgen wird. Möge er in Erwägung ziehen, daß unsere Arbeiten ja nichts anderes bezwecken, als ihm die Anregung zu bringen, daß er selbst es besser mache, indem er an den ihm vertrauten Stoff das Instrument versucht, welches wir ihm leihen können.

Für die nachstehende kleine Arbeit muß ich aber noch eine andere Entschuldigung geltend machen, als daß sie den ersten Schritt des Autors bedeutet auf einem ihm bisher fremden Boden. Es kommt noch hinzu, daß sie infolge verschiedener äußerlicher Antriebe vorzeitig an das Licht der Öffentlichkeit gedrängt wurde, nach weit kürzerer Inkubationszeit als des Autors sonstige Mitteilungen, lange ehe ihm ermöglicht war, die reichhaltige Literatur des Gegenstandes durchzuarbeiten. Wenn ich trotzdem diese Veröffentlichung nicht aufgeschoben habe, so beschwichtigt mich die Erwägung, daß erste Arbeiten ohnedies meist darin fehlen, daß sie zuviel umfassen wollen und eine Vollständigkeit der Lösung anstreben, die, wie spätere Studien zeigen, fast niemals im ersten Anlauf zu erreichen ist. Es schadet also wenig, wenn man sich mit Absicht und Wissen auf eine kleine Probe beschränkt. Außerdem befindet [9]sich der Autor in der Situation des Knaben, der im Walde ein Nest von köstlichen Beeren und guten Pilzen gefunden hat und nun den Gefährten ruft, ehe er selbst alle gepflückt hat, weil er sieht, daß er allein nicht imstande ist, die Fülle zu bewältigen.

Parallele der ontogenetischen und der phylogenetischen Entwicklung des Seelenlebens. Für jeden an der Entwicklung der psychoanalytischen Forschung Beteiligten war es ein denkwürdiger Moment, als C. G. Jung auf einer privaten wissenschaftlichen Zusammenkunft durch einen seiner Schüler mitteilen ließ, daß die Phantasiebildungen gewisser Geisteskranker (Dementia praecox) in auffälligster Weise mit den mythologischen Kosmogonien alter Völker zusammenstimmten, von denen die ungebildeten Kranken eine wissenschaftliche Kunde unmöglich erhalten hatten1. Es war hiemit nicht nur auf eine neue Ursprungsquelle der sonderbarsten psychischen Krankheitsproduktionen hingewiesen, sondern auch in nachdrücklichster Weise die Bedeutung des Parallelismus zwischen ontogenetischer und phylogenetischer Entwicklung auch für das Seelenleben betont. Der Geisteskranke und der Neurotiker rücken somit in die Nähe des Primitiven, des Menschen entlegener Vorzeit, und wenn die Voraussetzungen der Psychoanalyse richtig sind, muß, was ihnen gemeinsam ist, auf den Typus des kindlichen Seelenlebens zurückführbar sein.

Bedeutung der wilden Völker für die Psychologie. Den Menschen der Vorzeit kennen wir in den Entwicklungsstadien, die [10]er durchlaufen hat, durch die unbelebten Denkmäler und Geräte, die er uns hinterlassen, durch die Kunde von seiner Kunst, seiner Religion und Lebensanschauung, die wir entweder direkt oder auf dem Wege der Tradition in Sagen, Mythen und Märchen erhalten haben, durch die Überreste seiner Denkweisen in unseren eigenen Sitten und Gebräuchen. Außerdem aber ist er noch in gewissem Sinne unser Zeitgenosse; es leben Menschen, von denen wir glauben, daß sie den Primitiven noch sehr nahe stehen, viel näher als wir, in denen wir daher die direkten Abkömmlinge und Vertreter der früheren Menschen erblicken. Wir urteilen so über die sogenannten wilden und halbwilden Völker, deren Seelenleben ein besonderes Interesse für uns gewinnt, wenn wir in ihm eine gut erhaltene Vorstufe unserer eigenen Entwicklung erkennen dürfen.

Wenn diese Voraussetzung zutreffend ist, so wird eine Vergleichung der »Psychologie der Naturvölker«, wie die Völkerkunde sie lehrt, mit der Psychologie des Neurotikers, wie sie durch die Psychoanalyse bekannt worden ist, zahlreiche Übereinstimmungen aufweisen müssen, und wird uns gestatten, bereits Bekanntes hier und dort in neuem Lichte zu sehen.

Aus äußeren wie aus inneren Gründen wähle ich für diese Vergleichung jene Völkerstämme, die von den Ethnographen als die zurückgebliebensten, armseligsten Wilden beschrieben worden sind, die Ureinwohner des jüngsten Kontinents, Australien, der uns auch in seiner Fauna soviel Archaisches, anderswo Untergegangenes, bewahrt hat.

Die Australier als Beispiel eines wilden Volksstammes. Die Ureinwohner Australiens werden als eine besondere Rasse betrachtet, die weder physisch noch sprachlich Verwandtschaft mit ihren nächsten Nachbarn, den melanesischen, polynesischen und malaiischen Völkern erkennen läßt. Sie bauen weder Häuser noch feste Hütten, bearbeiten den Boden nicht, halten keine Haustiere bis auf den Hund, kennen nicht einmal die [11]Kunst der Töpferei. Sie nähren sich ausschließlich von dem Fleische aller möglichen Tiere, die sie erlegen, und von Wurzeln, die sie graben. Könige oder Häuptlinge sind bei ihnen unbekannt, die Versammlung der gereiften Männer entscheidet über die gemeinsamen Angelegenheiten. Es ist durchaus zweifelhaft, ob man ihnen Spuren von Religion in Form der Verehrung höherer Wesen zugestehen darf. Die Stämme im Innern des Kontinents, die infolge von Wasserarmut mit den härtesten Lebensbedingungen zu ringen haben, scheinen in allen Stücken primitiver zu sein als die der Küste nahewohnenden.

Von diesen armen nackten Kannibalen werden wir gewiß nicht erwarten, daß sie im Geschlechtsleben in unserem Sinne sittlich seien, ihren sexuellen Trieben ein hohes Maß von Beschränkung auferlegt haben. Und doch erfahren wir, daß sie sich mit ausgesuchtester Sorgfalt und peinlichster Strenge die Verhütung inzestuöser Geschlechtsbeziehungen zum Ziel gesetzt haben. Ja ihre gesamte soziale Organisation scheint dieser Absicht zu dienen oder mit ihrer Erreichung in Beziehung gebracht worden zu sein.

Der Totemismus. An Stelle aller fehlenden religiösen und sozialen Institutionen findet sich bei den Australiern das System des Totemismus. Die australischen Stämme zerfallen in kleinere Sippen oder Clans, von denen sich jeder nach seinem Totem benennt. Was ist nun der Totem? In der Regel ein Tier, ein eßbares, harmloses oder gefährliches, gefürchtetes, seltener eine Pflanze oder eine Naturkraft (Regen, Wasser), welches in einem besonderen Verhältnis zu der ganzen Sippe steht. Der Totem ist erstens der Stammvater der Sippe, dann aber auch ihr Schutzgeist und Helfer, der ihnen Orakel sendet, und wenn er sonst gefährlich ist, seine Kinder kennt und verschont. Die Totemgenossen stehen dafür unter der heiligen, sich selbstwirkend strafenden Verpflichtung, ihren Totem nicht zu töten (vernichten) und sich seines Fleisches [12](oder des Genusses, den er sonst bietet) zu enthalten. Der Totemcharakter haftet nicht an einem Einzeltier oder Einzelwesen, sondern an allen Individuen der Gattung. Von Zeit zu Zeit werden Feste gefeiert, an denen die Totemgenossen in zeremoniösen Tänzen die Bewegungen und Eigenheiten ihres Totem darstellen oder nachahmen.

Der Totem ist entweder in mütterlicher oder in väterlicher Linie erblich; die erstere Art ist möglicherweise überall die ursprüngliche und erst später durch die letztere abgelöst worden. Die Zugehörigkeit zum Totem ist die Grundlage aller sozialen Verpflichtungen des Australiers, setzt sich einerseits über die Stammesangehörigkeit hinaus, und drängt anderseits die Blutsverwandtschaft zurück2.

An Boden und Örtlichkeit ist der Totem nicht gebunden; die Totemgenossen wohnen von einander getrennt und mit den Anhängern anderer Totem friedlich beisammen3.

[13]Die Exogamie. Und nun müssen wir endlich jener Eigentümlichkeit des totemistischen Systems gedenken, wegen welcher auch das Interesse des Psychoanalytikers sich ihm zuwendet. Fast überall, wo der Totem gilt, besteht auch das [14]Gesetz, daß Mitglieder desselben Totem nicht in geschlechtliche Beziehungen zu einander treten, also auch einander nicht heiraten dürfen. Das ist die mit dem Totem verbundene Exogamie.