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Dorian Hunter & Das Haus Zamis

Thomasnacht - Aus der Weihnachts-Anthologie »Unheilige Nacht«

 

Herausgegeben von Susanne Wilhelm und Uwe Voehl

Impressum

 

© Zaubermond Verlag 2016

© "Dorian Hunter – Dämonenkiller"

by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

 

Titelbild: Mark Freier

eBook-Erstellung: Die Autoren-Manufaktur

 

http://www.zaubermond.de

 

Alle Rechte vorbehalten

 

 

Vorwort

 

Der Winter kommt immer auf leisen Sohlen. Er ist eine Zeit der Dunkelheit, eine Zeit, in der den Menschen die Grenze zwischen der Realität und dem Übernatürlichen immer schon besonders dünn schien. Die Dämonen werden mit zunehmender Finsternis von Nacht zu Nacht realer. Und spätestens, wenn die ganz fiesen Alpträume uns um den Schlaf bringen, sollten wir sie mit passender Lektüre verscheuchen. Höchste Zeit also, Dorian Hunter oder Coco Zamis auf ihrer Winterreise zu begleiten – denn sie meinen es in der Regel gut mit uns, wenn sie diese Welt von dem einen oder anderen Dämon befreien. Aber Vorsicht: Nicht immer geht es gut aus, und mancher aus der Sippe der Zamis sieht die Sache wieder ganz anders, während Dorian Hunter auch mal seine inneren Dämonen bekämpft – aber das alles kennen Sie ja, die beiden sind Ihnen vertraut aus DORIAN HUNTER oder DAS HAUS ZAMIS, nicht wahr?

Der ZAUBERMOND-Verlag startete einen Aufruf, dem alle Autoren folgten: Schreibt eine Geschichte, die zu einer der beiden Serien passt. Mindestens 5000 Wörter sollte sie lang sein. Ach ja, und möglichst zur Winterzeit spielen. Die Autoren ließen ihrer Phantasie freien Lauf – und herausgekommen ist neben acht weiteren diese Kurzgeschichte.

 

Susanne Wilhelm & Uwe Voehl

 




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Mehr Informationen zur Serie »Dorian Hunter« und der Spinoff-Serie »Das Haus Zamis« erhalten Sie unter


www.zaubermond.de.


Steigen Sie mit Band 1 ein, „Im Zeichen des Bösen“, als Roman (E-Book | Taschenbuch) und als Hörspiel (Audio-CD) bei Amazon.de erhältlich!

Inhaltsverzeichnis
Impressum
Vorwort
Thomasnacht

 

 

Thomasnacht

von Catalina Corvo

 

»Obduktion Susanne Michalski, geboren am 30. Januar 1964, verstorben am 19. Dezember 2016.« Die behandschuhten Finger des Pathologen stoppten das Band. Saranea beobachtete, wie er einen Augenblick innehielt und mit dem Handrücken seine dünne, randlose Brille zurechtrückte. »Unbekannte Todesursache, post Rigor Mortis, neun Stunden bei durchschnittlicher Lagerung in Raumtemperatur. Äußerlich lässt sich marmorierte Haut erkennen. Die Patientin weist keinerlei körperliche Schäden durch Außeneinwirkung auf.« Das Diktiergerät fand seinen Weg auf einen Beistelltisch, ohne dass die Aufnahme beendet wurde. »Eröffnung des Brustkorbs beidseits lateral.«

Das Durchtrennen der Haut verursachte ein erstaunlich lautes, knackendes Geräusch. Saranea kroch eine Gänsehaut über den Rücken. Das hatte sie sich anders vorgestellt. Natürlich veränderte der menschliche Körper mit dem Tod seinen Zustand. Die Totenflecke, Leichenstarre, marmorierte und zugleich leicht glasige Haut, das aufgedunsene Gesicht, all das kannte sie. Dennoch war das hier anders.

Der Pathologe klappte die durchtrennte Bauchdecke nach unten. Mit den Fingern fuhr er unter Darmschlingen, schob sie beiseite, griff darunter. Sein Gesicht blieb unbewegt. »Intraabdominelle Entzündungszeichen, Fibrinablagerungen. Kein Anzeichen auf maligne Veränderungen. Kein Hinweis auf Illeus.« Der Arzt verstummte.

Ein metallischer, scharfer Geruch schwappte zu der jungen Frau herüber. Für einen Augenblick war es still.

»Zersetzungserscheinungen der Leber …« Der Mediziner hob etwas Gräuliches an.

Saranea wurde schlecht. Der Gestank nahm zu. Als der Pathologe begann, die Rippen der Toten auseinanderzuspreizen, entfloh sie den hellen, gefliesten Räumen.

 

Als Saranea Elert eine knappe Stunde später in die U-Bahn stieg, verfluchte sie sich für ihre Neugier. Als Pflegerin auf einer Normalstation, die auch schon im OP assistiert hatte, hatte sie mit offenen Bäuchen ebenso wenig ein Problem wie mit gesplitterten Knochen oder Körpersekreten jeglicher Art. Sie hatte Menschen in den Endstadien schwerer Krankheiten begleitet, hatte unzählige Male Urin und Kot abgewaschen, Blut, Eiter oder Erbrochenes aufgewischt. Sie hatte schon viele abgedeckte Körper hinab in die Pathologie gefahren und danach ein leer gewordenes Bett neu gerichtet. Sie wusste besser als manch anderer, wie sterblich Menschen waren, und konnte trotzdem gut schlafen.

Doch dem Tod so direkt in die starren Augen zu blicken wie an diesem Mittag, erzeugte in ihr ein unbestimmtes Gefühl der Aufregung, das sie seit ihrer Ausbildung nicht mehr wahrgenommen hatte.