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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1904

 

Die Chronauten

 

Der Haluter und der Ilt – gestrandet in einem fremden Kosmos

 

von Arndt Ellmer

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Perry Rhodan wurde zum Sechsten Boten von Thoregon ernannt. Er ist nun im Auftrag jener Koalition unterwegs, die für die Freiheit des einzelnen und den Frieden im Kosmos eintritt. Somit sind gegen Ende des Jahres 1289 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – entspricht dem Jahr 4876 christlicher Zeit – Perry Rhodan und die Menschheit erneut in gefährliche Aktivitäten kosmischer Mächte verwickelt. Denn die Koalition Thoregon wird von einem bislang unbekannten Gegner bedroht.

Dieser Gegner bedient sich eines Handlangers, der sich Shabazza nennt. Ihm haben die Terraner die verheerenden Ereignisse der letzten Zeit zu verdanken. Shabazza regte die Invasion der Tolkander an, die in der Milchstraße Milliarden von intelligenten Wesen töteten. Und er sorgte dafür, dass die Heliotischen Bollwerke explodierten, Menschen von der Erde in andere Galaxien geschleudert wurden und im Gegenzug die barbarischen Dscherro die Hauptstadt Terrania angriffen.

Icho Tolot, der Haluter, und Gucky, der Mausbiber, haben von den letzten Ereignissen in der Milchstraße nichts mehr mitbekommen. Zwar erlebten die beiden noch den Beginn der Tolkander-Gefahr, dann aber verschwanden sie in der kleinen Galaxis Fornax.

Jetzt tauchen die beiden Aktivatorträger wieder auf. Sie landen in der Nähe des Planeten Curayo – ihre neuen Partner sind DIE CHRONAUTEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Gucky – Der Ilt findet sich in einer fremden Galaxis wieder und hat einen neuen Auftrag.

Icho Tolot – Der Haluter hat seine Drangwäsche überwunden und weiß nicht, warum.

Rakka Kossa – Der Shuuke wird in Intrigen verwickelt und landet auf Curayo.

Dukken Haussa – Legion-Führer der Station KHANORINKOPATH.

Ekkeon Annek – Oberster Richter der Chronauten von Curayo.

1.

25. März 1289 NGZ,

Kleingalaxis Fornax

 

Alles fing mit diesem unsäglich grellen Blitz im holographischen System an. Mit einer Intensität jenseits der Vorstellungskraft stach er auf die HALUTA II ein. Die syntronischen Filter vermochten nicht, die Flut zu absorbieren. Irgendwo hinter den Wänden der Steuerzentrale zischte es.

Gleichzeitig schalteten die Schutzschirmaggregate hoch und hüllten das Schiff in eine zweite und dritte HÜ-Staffel.

Der Haluter gab sich damit nicht zufrieden.

»Paratron ein!«, donnerte die gewaltige Stimme des schwarzhäutigen Riesen durch den ovalen Raum.

»Zu wenig Energie!«, erwiderte der Steuersyntron und produzierte ein schrilles Wimmern.

Dann leierte er eine Reihe von Meldungen herunter. »Paratransähnlicher Beschuss in unmittelbarer Nähe. Volumen steigend. Speicherzustand bei vierzig Prozent. Rasch sinkend.«

Beim Paratrans oder Paratron-Transformer handelte es sich um eine Hybridwaffe aus Paratronkonverter und Transformkanone, die vor Jahren von den terranischen Forschern Enza Mansoor und Notkus Kantor nach Plänen der Hamiller-Tube entwickelt worden war. Die Gefahr beim Beschuss durch ein derartiges System bestand darin, in den Hyperraum geworfen zu werden und dort für alle Zeiten zu stranden.

Wer aber konnte einen solchen Paratrans-Beschuss einsetzen? Welches Volk außer den Terranern beherrschte diese Technik in der Lokalen Gruppe?

Icho Tolot flog bereits ein Ausweichmanöver. Die weißblaue Sonne in Flugrichtung wanderte ruckelnd zur Seite und verschwand aus dem Erfassungsbereich der Frontoptik.

»Schneller!«, piepste ein dünnes Stimmchen hinter seinem Rücken. »So ist gut. Wir schaffen es.«

Es war Gucky, der Mausbiber. Tolots Passagier und einziger Begleiter auf diesem Flug saß unter dem automatisch aufgebauten Prallschirm in einem extra für ihn errichteten Formenergiesessel. Aus großen Augen starrte das kleine Pelzwesen auf die Anzeigen des Kontrollpanels.

Ein zweiter Blitz erfasste das 290 Meter lange Schiff und schüttelte es gründlich durch. Tolot murmelte etwas, aber selbst der Bordsyntron verstand nicht, was er meinte.

»Einwirkung nimmt zu!«, dröhnte es aus den Akustikfeldern. »Speicher bei dreißig Prozent. Sogwirkung in Richtung des Sterns. Beschleunigung zunehmend. Entfernung noch eine Million Kilometer.«

Ein nervtötendes Trompeten gesellte sich zum allgemeinen Alarm. »Kollisionsgefahr! Kollisionsgefahr!«

Irgendwo in der Nähe existierte ein Hindernis.

Der Haluter hantierte noch immer an den Kontrollen. Plötzlich aber ließ er seine vier Arme sinken und wandte sich ruckartig zu dem Ilt um.

Gucky hing vornübergebeugt im Sessel, er stöhnte leise vor sich hin. Seine sonst so munter blitzenden Augen schienen an Glanz zu verlieren.

»Es tut weh«, verstand Tolot. »Mein Kopf, er platzt.«

»Wir sind machtlos«, sagte der Haluter hastig und mit Rücksicht auf Guckys Zustand so leise wie möglich. »Das Schiff gehorcht mir nicht mehr.«

Die äußere Schirmstaffel brach zusammen. Der Syntron schickte einen Notruf auf Hyperfrequenz. Er meldete unerklärliche hyperphysikalische Strukturerschütterungen, das Schiff sei in Raumnot. Zwei- oder dreimal ging der Ruf hinaus, dann bereitete ihm das Energiegewitter draußen ein Ende.

Die Konstruktion der HALUTA II knackte und ächzte. Entschlossen schaltete Icho das Prallfeld um Guckys Sessel ab.

»Wir steigen aus«, entschied er. »Was immer hier auch los sein mag ... Im Leerraum haben wir vielleicht eher eine Chance, dem Unbekannten zu entgehen.«

Die Entfernung zum Stern betrug noch eine halbe Million Kilometer.

Vorsichtig griff Icho Tolot nach dem Ilt, der immerhin seinen SERUN trug, und hob ihn aus dem Sessel. Mit Gucky auf den Armen rannte er in den Korridor hinaus.

Der Öffnungsmechanismus der nächsten Schleuse funktionierte nicht, Energiemangel. Tolot musste das Innenschott von Hand öffnen, verlor dadurch wertvolle Sekunden. Die Instrumente seines Kampfanzuges bestätigten, dass draußen noch immer der Hypersturm tobte. Tolots Planhirn rechnete und kam zu dem Ergebnis, dass das Phänomen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht natürlichen Ursprungs war.

Endlich stand der Haluter in der Schleuse. Für weitere Basteleien blieb keine Zeit mehr.

»Geduld, Kleiner«, flüsterte Icho. Er setzte den Ilt im hinteren Bereich der Schleuse ab, verfestigte die eigene, molekulare Körperstruktur und spurtete auf das Außenschott los. Trotz des geringen Anlaufs verbog es sich und riss zur Hälfte aus dem Rahmen.

Augenblicklich entwich die Luft aus der HALUTA II. Sie riss Gucky mit. Tolot streckte die Handlungsarme aus und fing den Kleinen in seinem Schutzanzug auf, während der Sog auch ihn durch die entstandene Öffnung hinaus ins All zog.

Der Mausbiber versuchte sich aufzurichten, aber Icho hielt ihn mit sanftem Druck fest.

Plötzlich erlosch das Toben außerhalb des Schiffes. Taster und Orter der beiden Schutzanzüge zeigten übergangslos nichts mehr an.

»Ah«, machte Gucky. »Tut das gut. Hoffentlich bleibt das ...«

»Hier HALUTA II«, klang es auf einmal schwach aus ihren Funkgeräten. »Das Schiff verfügt noch über knapp zehn Prozent seiner Energie. Mayday, Mayday! An alle, die mich hören. Ich schaffe es nicht mehr, aus dem Schwerefeld des Sterns loszukommen.« Der Syntron rasselte die galaktischen Koordinaten herunter, an denen sich das Schiff nach der jüngsten Positionsbestimmung aufhielt. »Mayday, Mayday!«

Die Energieleistung war so schwach, dass es höchstens die beiden Schiffbrüchigen außerhalb der HALUTA II hörten.

Zunächst sah es allerdings aus, als meinte es das Schicksal gut mit den beiden.

»Da!«, ächzte Gucky und streckte den Arm aus.

Tolots Blick aus glühend roten Augen folgte der Richtung. Über den Horizont des von ihm selbst konzipierten Schiffes schob sich eine fremde Einheit von der Größe eines Rettungsbootes.

»Maße: dreißig Meter lang, in der Mitte achtzehn Meter dick, oval«, meldete der Syntron des roten Kampfanzugs. »Das Objekt ist keinem bekannten Stützpunkt in Fornax zuzuordnen.«

Icho Tolots Wohlbefinden stieg. Der Gedanke, dass es dort drüben etwas zu entdecken oder zu bekämpfen gab, stachelte seine Lebensgeister an. Er steckte seit Wochen in der Drangwäsche und wusste nicht, wohin mit den überschüssigen Kräften.

Unsichtbare Hände fassten nach ihm und zogen ihn zu dem fremden Schiff hinüber. Sowohl sein Planhirn als auch sein vom Ordinärhirn gesteuerter Instinkt sagten dem Haluter, dass die kleine Einheit durchaus für das Hypergewitter und die Folgen verantwortlich sein konnte.

»Syntron, du hast eine gute halbe Stunde Zeit zur Teilregenerierung deiner Energien«, funkte er die HALUTA II an. »Anschließend bringst du das Schiff in einen stabilen Orbit um den Stern und wartest, bis man auf den Hilferuf reagiert.«

Der Syntron antwortete nicht mehr. Ihm war anscheinend endgültig die Energie ausgegangen.

Icho Tolot registrierte es mit Unbehagen. Seine Bemühungen, den irgendwann eintreffenden Rettern die Aufzeichnungen der Vorgänge zukommen zu lassen, waren somit umsonst.

Der Zugstrahl zerrte stärker an den beiden Körpern. Der Haluter barg den Ilt unter seinen vier Armen.

»Sie holen uns an Bord«, teilte er ihm mit. »Kannst du etwas erkennen, Kleiner?«

»Nein«, kam es schwach zurück. »Ich sehe ein großes schwarzes Loch, auf das mein Bewusstsein zustürzt. Hilf mir, Icho! Ich werde ohnmächtig.«

Icho Tolot konnte nichts dagegen tun. Auch seine Sinne umnebelten sich. Er entdeckte die dunkle Öffnung in der helleren Oberfläche des Raumfahrzeugs. Der Zugstrahl zerrte ihn darauf zu.

Der Haluter tat das einzige, was ihm in einer solchen Situation übrigblieb: Er trennte die Gedankenverbindung zwischen Planhirn und Ordinärhirn, wie er es im Laufe der Jahre oft genug getan hatte.

Allerdings half es ihm in dieser Situation nichts: Kurz vor dem Erreichen der Öffnung verlor auch er das Bewusstsein.

 

*

 

Die Nachricht erreichte den Shuuken mitten in seinem Schleimbad. Ein Roboter übermittelte sie. Was er zu sagen hatte, war überhaupt nicht dazu angetan, den Chronauten fröhlich zu stimmen.

»Ekkeon Annek hat dich zu einem der Beisitzer erwählt. Du solltest dich unverzüglich auf den Weg machen.«

Annek war der Oberste Richter. Wenn er rief, stand eine Verhandlung an.

»Worum geht es?«, sandte Rakka Kossa die Ultraschallimpulse an die Maschine.

»Darüber liegen mir keine Informationen vor«, gab der Roboter zur Auskunft und verschwand.

Kossa drehte sich einmal um die eigene Achse, versenkte den Rüssel ein letztes Mal im wohltuenden Schleim, genoss das Gefühl. Anschließend stieg er die Rampe hinauf aus dem Becken, wo die Automatik sofort reagierte: Im Wärmestrom ließ sich Kossa das Gel von der Haut blasen.

Der Shuuke überlegte, was die Berufung zu bedeuten hatte. Für gewöhnlich beschränkte sich das Gericht auf Beisitzer aus der unmittelbaren Umgebung des Legion-Führers. Diesmal lag der Fall anders.

Wenn er Informationen brauchte, dann sollte er sich beeilen. Also schlüpfte Rakka Kossa in seinen Ghatt und suchte das Kommunikationspult auf.

»Ich möchte alle wesentlichen Daten über die anstehende Verhandlung haben.«

Der Automat lieferte in Ultra-Wort und in optischen Bildern, was der Chronaut wissen musste. Die Ahnung in Rakka Kossa verdichtete sich zur Gewissheit.

Ekkeon Annek hatte aus jedem Haus einen Beisitzer gerufen statt wie gewohnt aus jedem dritten. Und er hatte sie scheinbar willkürlich ausgewählt.

Der Shuuke versuchte zu erfassen, was der Hintergrund für ein solches Vorgehen war. Eine Verhandlung mit derartigem Aufwand verhieß nichts Gutes. Er rief den Historienspeicher der Kategorie eins auf und suchte nach einem vergleichbaren Ereignis. In den letzten dreihundert Jahren hatte es nichts in dieser Richtung gegeben, und eine längere Suche ließ der Automat nicht zu. Die Ultraschallbotschaft, die er Rakka Kossa übermittelte, trieb diesen zur Eile an.

»Das Zeitlimit ist bereits überschritten«, teilte er mit. »Du wirst es nicht rechtzeitig bis zum Beginn der Verhandlung schaffen.«

Rakka Kossa war optimistisch. Er kannte eine Abkürzung. Sie führte durch einen der Katapultschächte. Im Gefahrenfall dienten sie zum Abschuss von Granaten oder Raketen. Zu allen anderen Zeiten stand die obere Hälfte der Schächte dem schnellen Transport von Warenkapseln zur Verfügung.

Der Shuuke meldete einen Transport an und nannte das eigene Gewicht sowie den Umfang seines Körpers. Zweieinhalb Zehnereinheiten später stand die Kapsel bereit. Er stieg ein.

Der Andruck raubte ihm fast die Besinnung. Das Katapult schoss ihn aus KHANORINKOPATH hinaus ins All; draußen fischte ihn eine der Linsen auf und holte ihn an Bord.

»Ich bin informiert«, empfing ihn der rawwische Pilot. »Du willst nach CALLORBAZINT.«

»Ja, ja!«, rief der Chronaut ihm über die Sprechmuschel vor seinem Körper zu. »Mach schnell!«

Die Linse beschrieb einen engen Bogen und raste davon. Zum Glück befand sich das einunddreißigste Haus derzeit ganz in der Nähe. Von allen Stationen im Orbit des Planeten war diese derzeit die größte und daher nicht zu verwechseln.

Der Rawwe kommunizierte mit der Flugleitung des Hauses; sehr schnell erhielt er die Freigabe für eine direkte Annäherung. Die Linse schoss vorwärts, bremste dann hart über der Station ab.

»Nimm den Wagen, der hinter der Schleuse bereitsteht!«, informierte der Pilot Rakka Kossa.

Der Shuuke bedankte sich und nahm an der Schleuse Aufstellung.

Einer der Bildschirme zeigte den Schlauch, den die Linse hinüber zur Station schoss. Dort blähte sich die Mündung auf, legte sich luftdicht auf die Außenhaut von CALLORBAZINT.

Der Rawwe öffnete die Schleuse und stülpte sich gleichzeitig eine Atemmaske über das vorgewölbte Gesicht. Der Sog der in den Schlauch entweichenden Luft riss den Chronauten mit sich. Rakka Kossa presste die Extremitäten eng an den Körper, um den Luftwiderstand zu vermindern.

Dicht vor dem Haus berührte er den Schlauch zum ersten Mal und legte die letzten Schritte hüpfend zurück. Er erreichte den Wagen, ein schmales, zylinderförmiges Gefährt. Es schoss mit ihm davon, benutzte einen Präferenzkorridor und setzte ihn unmittelbar mit dem Gongschlag an der Tür des Gerichtssaals ab.

Rakka Kossa schnellte sich aus dem Wagen, eilte durch die noch offene Tür in den Saal hinein und huschte zu dem einzigen noch freien Kissen an der Geschworenenbank. Er nahm Platz. Erst jetzt fand er Zeit, die Eindrücke zu verarbeiten, die er seit dem Betreten des Saals gewonnen hatte.

Dreißig Geschworenen saßen zwei Parteinehmer gegenüber. Einer betreute eine Gruppe Shuuken, der andere ein einzelnes Wesen. Es bestand kein Zweifel, dass es sich bei der Gruppe um die Kläger handelte, bei dem Einzelwesen um den Angeklagten.

Über allen thronte in drei Körperlängen Höhe Ekkeon Annek.

Rakka Kossa bezähmte mühsam seine Nervosität. Der Angeklagte gehörte nicht zu den Bewohnern der Häuser. Er stammte von auswärts.

Er war ein fetter, reicher Ginkoo. Einer der Tronium-Azint-Händler.

»Die Sitzung ist eröffnet«, verkündete die Sprechmuschel Anneks. »Wir haben über den Mord an einem unserer Artgenossen zu richten. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, ein Familienmitglied des Hauses TUROZABUNT getötet zu haben.«

Eine optische Projektion auf der freien Bodenfläche zwischen den Parteien zeigte den Vorgang. Der Ginkoo prügelte sich mit dem größeren und stärkeren Shuuken, schien auf die Dauer zu unterliegen und beendete aus diesem Grund die Auseinandersetzung mit einem Schuss aus seiner Waffe. Er traf den Shuuken am oberen Ende des Körpers und verdampfte sein Gehirn. Wie von einem elektrischen Schlag getroffen stürzte das Opfer zu Boden.

»Wir haben nicht über die Gründe zu richten oder darüber, wer im Recht war und wer nicht«, verkündete Ekkeon Annek. »Unsere Aufgabe, die schändliche Tat als solche zu bestrafen.«

Unter den dreißig Shuuken, die als Geschworene dienten, gab es nur Zustimmung. Sie drückte sich in der Körperhaltung aus, aber auch in den Ultraschall-Äußerungen.

Der Pflichtverteidiger des Angeklagten, ebenfalls ein Shuuke, ergriff das Wort.

»Wir beantragen eine Prüfung des Bildmaterials. Es kann sich um eine Fälschung handeln.«

»Abgelehnt«, entschied der Oberste Richter.

Er rief einen Roboter mit dem Untersuchungsbefund zu sich. An den Händen des Angeklagten hatten sich Spuren von Haut und Blut gefunden. Sie stammten vom Kampf. Die scharfen Nagelkrallen des humanoiden Ginkoos hatten den Shuuken trotz seiner ledernen Haut verletzt.

»Die Schusswaffe wurde sichergestellt, sie gehört dem Angeklagten«, rief der Anwalt der Kläger. »Es ist eindeutig erwiesen, dass er damit geschossen und Ponam Crool getötet hat.«

Ekkeon Annek wandte sich an den Pflichtverteidiger.

»Hat der Angeklagte noch etwas dazu zu sagen?«

Der Ginkoo schwieg, und der Shuuke verneinte.

»Wirklich nicht?«, hakte der Oberste Richter nach. »Schuldet Ponam Crool ihm Geld? Hat er seine Familie beleidigt? Oder hat er sich eines Tronium-Azint-Verbrechens schuldig gemacht?«

»Es ist umgekehrt«, stellte der Rechtsbeistand des Hauses TUROZABUNT fest. »Der Streit entstand, weil der Ginkoo die Waage manipuliert hat, mit der er das Gewicht der Ladung bestimmte. Daraufhin verweigerte Ponam Crool jede weitere Geschäftsbeziehung. Er entzog dem Ginkoo so den Boden für weitere Besuche in seinem Haus. Ist das ein Grund, einen Shuuken umzubringen?«

Rakka Kossa bewunderte das verbale Geschick des Anwalts. Spätestens mit dem letzten Satz wusste er alle Geschworenen auf seiner Seite.

Ekkeon Annek schien es ebenso zu empfinden.

»Wir kommen zur Beratung über das Urteil«, verkündete er. »Sie findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.«

Was bedeutete, dass sie im Ultraschallbereich geführt wurde und alle Shuuken zuhören konnten. Nur der Ginkoo nicht.