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BJÖRN KAFKA

FUNCTIONAL FITNESS

ohne Geräte

 

 

 

 

 

 

 

 

DELIUS KLASING VERLAG

 

 

 

INHALT

EINFÜHRUNG

Planen Sie Ihr Training

So fit sind Sie wirklich

AUFWÄRMÜBUNGEN

  1 Hüftdrehen

  2 Seitdrehen

  3 Nackenkreisen

  4 Apfelpflücken

  5 Armkreisen

  6 Kniezug

  7 Windmühle

  8 Piriformis-Stretch

  9 Fußkreisen

10 Handlauf

11 Ausfallschritt mit Drehung

12 Gekreuzter Ausfallschritt

13 Gobletsquat

14 Hängebauch-Katzenbuckel

15 Taucher

16 Vierfüßlerkreisen

ARMÜBUNGEN

17 Liegestütz

18 Diamant-Liegestütz

19 Breiter Liegestütz

20 Knie-Liegestütz

21 Knie-Liegestütz (einarmig)

22 Fall-Liegestütz

23 Einbein-Liegestütz

24 Zick-Zack-Liegestütz

25 Spiderman-Liegestütz

26 Rückwärts-Liegestütz

27 Armwander-Liegestütz

28 Taucher

29 Ellenbogen-Liegestütz

30 Säge-Liegestütz

31 Sprung-Liegestütz

32 Airpushup

33 Seit-Liegestütz

RUMPFÜBUNGEN

35 Brücke (normal)

36 Brücke (einbein)

37 Brücke (Ellenbogen)

38 Brücke (Rücken)

39 Brücke (Rücken, einbein)

40 Brückensprung

41 Brücke-Einbeinsprung

42 Krabbengang

43 Supermann

44 W-Supermann

45 T-Supermann

46 Y-Supermann

47 Stütz

48 Einarmstütz

49 Einbeinstütz

50 Einarm-Einbeinstütz

51 Rollende Banane

52 Knie-Seitstütz

53 Seitstütz

54 Seitstütz mit Arm hoch

55 Seitstütz mit Arm und Bein hoch

56 Unterarmstütz

57 Unterarmstütz (einbein)

58 Radfahrer

59 Twist

60 Beinstrecker

61 Crunch

62 Crunch (gestreckt)

63 Klappmesser

64 Gesäßheben

65 Gesäßheben (gestreckt)

BEINÜBUNGEN

66 Kniebeuge

67 Sumo-Kniebeuge

68 Good Morning

69 Sprung

70 Waage

71 Strecksprung

72 Hampelmann

73 Wippen

74 Zehenkniebeuge

75 Kniebeugenlauf

76 Seitsprung

77 Ausfallschritt (nach hinten)

78 Ausfallschritt (nach vorn)

79 Ausfallschritt (Sprung)

80 Ausfallschritt (Wechselsprung)

81 Drehsprung

82 Seitausfallschritt

83 Seitausfallschritt (mit Drehung)

84 Seitausfallschritt (45 Grad)

85 Einbeinbeuge

86 Lunges-Walk

87 Lunges-Streckung

TRAININGSPLÄNE

Anfänger-Trainings

Fortgeschrittenen-Trainings

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»Alles, was du hast, hat irgendwann dich.«

Tyler Durdan, Fight Club

Kennen Sie dieses Zitat aus dem Film Fight Club? Auch wenn es schon fast 20 Jahre alt ist, trifft kaum etwas besser den Überkonsum unserer Gesellschaft. Jeden Tag flackert etwas Neues vor unsere Augen: Smartphones, Nahrungsergänzungsmittel, der neueste Craze zum Leben an sich. Ähnlich verhält es sich mit funktionellem Training. Was im Grunde ein Training der Bewegungswirklichkeit darstellen soll, und somit einfach ist, zerfaserte sich in der vergangenen Dekade in immer neue Unterströmungen. Sei es Crossfit, Schlingentrainer, Kettlebells, Freelatics oder die unzähligen Eigenkreationen der Fitnessstudioketten, die ein Stück vom Fitnesstrend abknabbern möchten. Das Groteske daran: Vor zehn Jahren waren es genau diese Fitnessstudios, die kleinere Trainingszentren verklagten, wenn sie funktionelles Training praktizierten. Heute hat jedes ein paar Kettlebells stehen, Langhantelablagen und Klimmzugstangen.

Sollte man das verurteilen? Nein! Ist dieser Fitnesstrend ein guter? Natürlich! Doch funktionelles Training verwässert sich zusehends, und der Sportler versinkt in dem Workout-, Geräte- und Philosophiedickicht beinahe, er weiß kaum noch, wo er starten soll. Oftmals überfordern sich die Athleten mit dem Training, denn eine Kettlebell oder eine Langhantel zu bewegen, ist weitaus komplexer als das Training an einem Fitnessgerät, bei dem es nur eine festgelegte Bewegungsbahn gibt. Funktionelles Training braucht gute Trainer und die eigene Hingabe, sich einer guten Ausführung zu widmen. Beides ist kostspielig und zeitaufwendig, oftmals wird der Körper mit intensiven Workouts überfordert. Um es Ihnen klarer zu machen, nutze ich des Deutschen liebstes Spielzeug: seinen Wagen. Ein Auto mit 200 km/h über den Nürburgring zu zirkeln, erfordert viel Können, das nur über kleine Schritte erworben werden kann. Höchstwahrscheinlich starten Sie mit 50 km/h und tasten sich langsam vor. Wer zu schnell startet, bezahlt mit einem Blechschaden. Beim funktionellem Training wird oftmals mit schnellen Resultaten und hartem Training geworben, und die Sportler starten nicht mit 50 km/h. Das Resultat: Blechschäden, oder besser Verletzungen. Der Urgedanke, dass die Bewegungsqualität im Vordergrund steht, weicht dem immer »weiter, höher und härter«. Aber klar, es wirkt natürlich viel sexyer, eine 180-Kilo-Kniebeuge zu wuchten, als eine saubere Kniebeuge mit 70 Kilo.

Beginnen Sie mit Ihrem eigenen Körper

Wer Bewegungsqualität erwerben möchte, sollte mit dem eigenen Körper starten – ohne Gewichte und Zusatzmittel. Sie fragen sich: Kann ein deratiges Training effektiv sein, wenn die Fitnessindustrie Langhanteln, Schlingentrainer und Kettlebells propagiert? Ja, sogar hocheffektiv! Mir kommen immer zwei Beispiele in den Sinn, die weit vor der Zeit des funktionellen Trainings ihren Körper in Höchstform brachten: Charles Bronson und Wolfgang Lötzsch. Charles Bronson (nicht der Schauspieler), gebürtig Michael Peterson, landete 1974 im Zuchthaus. Das Urteil lautete sieben Jahre wegen Banküberfalls. Hinter Gittern fing Charlie mit Aerobic an, und er mutierte förmlich zum Kraftpaket. Nach unzähligen Vorfällen hinter Gittern hatte es Bronson am Ende geschafft, lebenslang hinter schwedischen Gardinen zu bleiben. Dank seines in Einzelhaft durchgezogenen Trainings (mit dem eigenen Körpergewicht) war dieser Mensch in der Lage, eine Panzerglasscheibe mit der Faust einzuschlagen oder einen Kühlschrank mehrere Meter weit zu schleudern. Nebenbei legte er noch Weltrekorde beim Liegestützemachen und Co. Hin und dieser Mann hatte in seiner Zelle nur ein Bett und seinen Willen.

Eine ähnliche Geschichte spielte sich in der ehemaligen DDR ab. Wolfgang Lötzsch, damals der beste Radsportler der DDR, galt als Störenfried unter den Genossen. Lötzsch wollte immer den Radsport in den Vordergrund stellen, das Politische stand für ihn erst an zweiter Stelle. Nach allerlei Schikane sperrte ihn die Staatsführung kurzerhand in Einzelhaft. Das Supertalent landete im Stasi-Gefängnis auf dem Chemnitzer Kaßberg, in dem er zehn Monate hinter Gittern saß. Er machte dort täglich 3000 bis 5000 Kniebeugen. Das Resultat: Er kam so fit aus dem Gefängnis, das er sofort wieder Rennen gewinnen konnte.

Erstaunlich, oder? Nichts zu haben und doch alles zu können. Das Gegenteil zeigt sich in unserer Überflussgesellschaft: Es gibt jeden erdenklichen Fitnesstrend, jede noch so ausgefuchste Ernährungsstrategie – die heute selbst auf Genbasis zusammengestellt werden kann –, doch laut den Prognosen wird fast jede zweite deutsche Frau im Jahre 2030 übergewichtig sein. Bei den Männern rechnen die Forscher sogar mit einem Anteil von knapp zwei Dritteln. Was viel klingt, ist heute schon fast Realität: Bereits 2010 waren in Deutschland 44 Prozent der Frauen übergewichtig; bei den Männern waren es 2010 bereits 62 Prozent.

Geboren, um sich zu bewegen

Und da sitzen Sie jetzt, das Ergebnis von vielen tausend Jahren natürlicher Auslese, streichen sich übers Bäuchlein und denken: »Zwei Liegestütze oder 20 Kniebeugen? Unmöglich!« Aber denken Sie weiter: Sie sind das letzte Glied einer Kette von Vorfahren, die siegten in dem Spiel, das sich Überleben schimpft, und in dem häufig der zweite Platz den Tod bedeutete. Ihre Vorfahren rannten flott genug, um dem Säbelzahntiger zu entkommen und Kaninchen zu fangen. Sie hatten genügend Kraft und Ausdauer, um Kriege und Völkerwanderungen zu überleben, und sie fanden bei all dem Gerenne, Gejage und Geschleppe noch die Zeit, ihren Chromosomensatz unters Volk zu bringen. Und dann wollen wir Bluthochdruck, Diabetes, Bindegewebsschwäche und Übergewicht unseren Vorfahren anlasten? Wenn dem so wäre, hätte sich Mutter Natur schon vor 30 000 Jahren unserer Ururururvorfahren entledigt. Hat sie aber nicht, und genau deshalb muss in jedem ein Supersportler stecken, denn betrachten wir unsere Chromosomensätze genauer, unterscheiden Sie sich von einem kenianischen Wunderläufer oder einem olympischen Kunstturner nur sehr wenig.