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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

1.

Falmouth, Ende Juli 1592.

Die beiden Männer, die an diesem Abend von Osten her Falmouth erreichten, waren keine guten Reiter. Vor allem der eine von beiden hing mehr im Sattel, als daß er saß. Er wirkte wie eine dicke fette Kröte, die aus purem Zufall auf ein Pferd geraten und aus Angst, hinunterzufallen, dort hocken geblieben war.

Dieser Mann hieß Samuel Taylor Burton. Er war einmal Friedensrichter in Plymouth gewesen – eine sehr noble Bezeichnung für einen Kerl, der korrupt bis auf die Knochen war, was ihm letztlich auch das Genick gebrochen hatte. Damals, 1580, hatte er sich an der Schatzbeute eines gevissen Philip Hasard Killigrew und einer Seewölfe bereichern wollen, allerdings an einer Schatzbeute, die der königlichen Lissy zugedacht gewesen war. Nur der Schlaganfall, den er damals erlitt, rettete ihn vor schwerem Kerker, wenn nicht vor dem Galgen. Jahre hatte er geraucht, um sich wieder zu erholen. Seitdem fischte er im trüben – jetzt zum Beispiel auch wieder.

Der andere Reiter blickte auf eine ähnliche Vergangenheit zurück, allerdings ohne Schlaganfall, dafür aber hatte er die Jahre von 1580 bis 1590 im Londoner Kerker verbringen dürfen, was seine schwarze Seele jedoch keineswegs geläutert hatte.

Dieser Mann war der ehemalige Tower-Hauptmann Mark Bromley, der die Absicht gehabt hatte, die für die Königin bestimmte Schatzbeute der Seewölfe schlicht zu unterschlagen und selbst einzusacken. Er war von Philip Hasard Killigrew entlarvt worden. Man hatte ihn degradiert und in den Kerker geworfen. Die zehn Jahre hinter Eisenstäben waren ihm auf den Geist gegangen.

Vor zwei Jahren war er nach der Verbüßung der Kerkerstrafe in Falmouth aufgetaucht. Dort hatten die Killigrews auf der Feste Arwenack ihren Stammsitz. Ah! Seine Hoffhung war gewesen, sich in Falmouth nach dem „Bastard“ Killigrew umzuhorchen. Aber man wußte nichts von ihm – oder nur so viel, daß er von der Königin zum Ritter geschlagen worden war und maßgeblich an der Vernichtung der Armada teilgenommen hatte. Man sprach mit Achtung und Stolz von Sir Hasard, dem Seewolf. Das ist ein Mann, hatten die Leute von Falmouth gesagt, ein Kerl wie Samt und Seide – anders als die Sippschaft von Ferkeln da oben auf Arwenack, ganz anders, jawohl.

Das war keine Musik in Mark Bromleys Ohren gewesen, im Gegenteil. Sein früheres Nußknackergesicht, jetzt hager und von vielen Falten durchzogen, hatte sich bei solcher Kunde verzogen, als leide er mächtig unter Zahnweh. Und in seinen Augen hatte es merkwürdig geflackert. Es war der Haß, der diesen degradierten Offizier auffraß. Dann natürlich war er unschuldig bestraft worden, Unrecht war ihm geschehen, fürchterliches Unrecht, das nach Rache schrie!

Genau diese Gedanken hatten ihn unablässig in den zehn Kerkerjahren beschäftigt und dahin gebracht, sich gar für einen Märtyrer zu halten. Folglich war nicht er der Schurke, sondern der Bastard Killigrew, dem er die zehn Jahre Kerker zu verdanken hatte.

Insofern hatten sich im Kopf des Mark Bromley Spinnengewebe angesiedelt, die ihm den Geist verhängten.

Im übrigen hatte er sich mit Samuel Taylor Burton, dem ehemaligen Friedensrichter, zusammengetan, und sie betrieben gemeinsam dunkle Geschäfte. Natürlich waren sie Ehrenmänner. Sie agierten aus dem Hintergrund und brauchten sich nicht die Finger zu beschmutzen, weil ihnen die Zunft der Galgenvögel und Schnapphähne dienlich war. Außerdem verfügten sie über ein Netz von Spitzeln. Am meisten verdienten sie am Verkauf von Waffen, die sie aus dunklen Kanälen bezogen und in gleiche dunkle Kanäle verschoben. Zu ihren Abnehmern zählten irische Rebellen, Räuberbanden und Piraten. Daß es ihnen schlecht ging, hätte man nicht sagen können. Wer im Gewerbe eines Hehlers tätig war – von dem man sagt, daß er schlimmer als der Stehler sei –, hatte noch nie gedarbt.

Dem ist nur noch hinzuzufügen, daß sie beide nach wie vor geradezu versessen darauf waren, Besitz an sich zu raffen. Sie waren geldgierig. Diese Gier hatte den einen die Position des Friedensrichters und den anderen die Hauptmannswürde gekostet. Gleichviel waren ihre Finger klebrig geblieben.

Jetzt ritten sie in einer gemeinsamen Sache nach Falmouth, einer Sache, die ihnen so dringlich war, daß sie ihre Pferde nahezu zuschanden getrieben hatten. Der fette ehemalige Friedensrichter wäre zwar lieber mit der Kutsche gereist, aber die Fahrt hätte zu lange gedauert.

Mit Schweißflocken bedeckt, das Fell naß und schmutzig, die Köpfe hängend, so wankten die beiden Pferde durch die Straßen von Falmouth und wurden von ihren Reitern zur Feste Arwenack gelenkt.

Einige der Bürger erkannten in dem hageren Reiter die Person des Mister Bromley, den sie für etwas verrückt hielten und von dem niemand genau wußte, was er eigentlich so betrieb – mit Ausnahme der Kenntnis, daß er viel in Wirtshäusern und Spelunken herumsaß und Geld verlieh, das er dann mit Wucherzinsen zurückverlangte.

Den gleichen Nebenerwerb betrieb auch Samuel Taylor Burton in Plymouth, wo er unter anderem einen gewissen Mac Pellew in den Schuldturm gebracht hatte. Der würde jetzt noch dort sitzen – jetzt und bis in alle Ewigkeit –, wenn nicht der Zufall in der Person Philip Hasard Killigrews mitgespielt hätte, der den ehemaligen Koch der „Golden Hind“ ausgelöst und beschlossen hatte, ihn in seine Crew aufzunehmen.

Diese Maßnahme hatte sich sofort ausgezahlt, denn durch ihn hatten die Seewölfe erfahren, daß die beiden Schurken Burton und Bromley noch lebten und schon wieder kräftig dabei waren, Unheil zu stiften. Denn sie steckten hinter den Anschlägen auf die Werft des alten Hesekiel Ramsgate, wo die neue „Isabella“ auf Kiel lag.

Der letzte Anschlag dieser beiden sauberen Gentlemen hatte wiederum der neuen „Isabella“ gegolten, war aber in die Hose gegangen, weil der Breitseitenbeschuß mittels einer gestohlenen Galeone nicht die „Isabella“ auf der Helling, sondern ein anderes Schiff getroffen hatte.

Das hatte den Haß Burtons und Bromleys nur noch geschürt und sie auf weitere Rache sinnen lassen. Und da war der düstere Bromley mit seinem von Spinnweben verhangenen Geist auf die Idee verfallen, daß es gut sei, noch einen bestimmten Bundesgenossen hinzuzuziehen, einen Mann, den man als Experten für ganz böse Schurkereien bezeichnen konnte und zudem auch noch zu den eingeschworenen Feinden des Seewolfs und seiner Meute zählen durfte.

Dieser Mann war kein geringerer als Sir John Killigrew, Burgherr auf Arwenack, Vizeadmiral von Cornwall, Schlitzohr und Schnapphahn zur See – und Hasards Stiefvater.

Natürlich bestanden zwischen Hasard und den Killigrews keine blutsmäßigen Familienbande, und nur Lady Anne Killigrew, die Ehefrau Sir Johns, hatte zu Hasard eine innige Beziehung entwickelt, obwohl sie es eigentlich gewesen war, die verhindert hatte, daß das etwa einjährige Söhnchen eines gewissen Godefroy von Manteuffel, Edelmann aus Pommern, und einer gewissen spanischen Edeldame Graciela de Coria dorthin transportiert wurde, wohin es die Familie der de Corias abzuschieben wünschte, nämlich zu den Manteuffels nach Pommern.

Kurz, sie hatte in einer Neujahrsnacht vor über drei Jahrzehnten – Sir John war abwesend gewesen – von den Mannen der Feste Arwenack die Hansekogge „Wappen von Wismar“, die im Hafen von Falmouth Schutz vor einem Sturm gesucht hatte, überfallen und ausplündern lassen. Man hatte ihr zugetragen, die Kogge habe spanischen Wein in den Laderäumen, den sie besonders gern trank.

Sie war eine resolute, handfeste Frau aus der ebenso handfesten Piratensippe der Wolverstons, und darum hatte sie eben zupacken lassen, als die vom Sturm gerupfte Kogge Falmouth anlief. Niemand von der Besatzung war am Leben geblieben – nur das kleine Bündel von Menschlein, das man im Frachtraum entdeckte.

In einer Anwandlung von Mütterlichkeit hatte sich Lady Anne entschlossen, das „Findelkind“ am Leben zu lassen und als vierten „Killigrew“-Sohn aufzuziehen. Er war auf den Namen Philip Hasard getauft worden.

Dieser Philip Hasard hatte sich dann sehr erstaunlich entwickelt – für Sir John und seine eigenen drei Söhne war er der „Bastard“ gewesen, für Lady Anne hingegen ein Prachtjunge, von dem sie sich eingestand, daß sie ihn merkwürdigerweise mehr liebte als ihre drei Söhne.

Und je älter der „Bastard“ geworden war, desto mehr hatte sich herausgestellt, was er für ein Kaliber war. Jahr für Jahr hatte er mehr bewiesen, daß er intelligenter, härter, kampfstärker, tollkühner und charakterfester als seine Brüder war. Siebzehnjährig hatte er von Sir John seine letzte Ohrfeige empfangen und darauf jäh und wild reagiert.

Er hatte seinen Alten in das Hirschgeweih über dem Kamin gehängt und seine drei Brüder nach allen Regeln der Kunst verdroschen, als die den brüllenden und zappelnden Sir John aus dem Hirschgeweih bergen wollten.

Und er hatte verkündet, daß er jedem die Knochen brechen werde, der es wage, ihn noch einmal anzufassen.

Und dann war er eines Tages verschwunden und seinen eigenen Weg gegangen, um „hinter die Horizonte zu schauen“.

Eines Tages war er zurückgekehrt, als Seewolf bereits zur Legende geworden. Da fuhr er schon als Kapitän, und die Schatzbeute in den Frachträumen seines Schiffes war für die Königin bestimmt. Nur Sir John sah das anders und meinte, er könne dem „Bastard“ von der Beute was abzwacken. Und da hatte es wiederum Kleinholz gegeben – zum Nachteil Sir Johns und seiner drei Ferkelsöhne, versteht sich.

Später hatten noch mehr Zusammenstöße zwischen ihnen stattgefunden, und stets war Sir John dabei so richtig vierkant auf die Schnauze geflogen.

Einen Mordversuch an Hasard hatte Big Old Shane abgewehrt. Dabei hatte John Malcolm Killigrew, der älteste Sohn Sir Johns, sein ohnehin dreckiges Leben eingebüßt. Da zählte nicht, daß Big Old Shane in einer Notwehrsituation gewesen war, denn Hasard hatte mit einem Schädelbruch in der Koje gelegen, wehrlos und ohne Besinnung.

So bohrte und fraß auch heute noch der Haß in Sir John, und er war nach Ansicht der beiden Schurken Burton und Bromley genau der richtige Mann, den man brauchte, um den Seewolf in die Hölle zu befördern.

Darum also waren sie nach Falmouth geritten, ohne auf ihre Pferde Rücksicht zu nehmen.

Zwar bestand zwischen der Familie der Burtons, die in der kleinen Hafenstadt Marcet Jew südwestlich von Falmouth ansässig war, und den Killigrews seit Urväterzeiten eine Fehde, weil die Burtons den Killigrews die Vorrangstellung in Cornwall neideten, aber Samuel Taylor Burton kümmerte diese Fehde schon längst nicht mehr, und wenn es gegen den Seewolf ging, hätte er auch mit dem Teufel und seiner Großmutter paktiert.

Sie hatten befürchtet, Sir John könne abwesend sein, denn wann immer es ihn gelüstete, kehrte er dem Suff und den Weiberröcken den Rücken und segelte hinaus zu den Scilly-Inseln, jenem Gebiet, wo meist spanische Handelsfahrer auf dem Weg nach Irland aufkreuzten. Dort legte er sich auf die Lauer, der typische Wegelagerer zur See, um die „Reisenden“ auszuplündern.

Er war jetzt in den Sechzigerjahren, der alte Halunke, und alles, was an ihm böse war, hatte sich nicht geläutert, sondern eher verschlimmert.

Nun, die Wache am Burgtor, von der die beiden Reiter eingelassen wurden, zeigte nur ein schmieriges Grinsen, als sie fragten, ob Sir John anwesend und zu sprechen sei.

Er war anwesend, denn Licht fiel aus den Fenstern der Wohnhalle, und der Krach, der dort ertönte, war auch nicht zu überhören. In den Krach mischten sich das Kreischen von Weibern und das rohe Lachen von Männern.

„Anwesend ist Sir John“, sagte der Wachposten und behielt das schmierige Grinsen bei, „aber ob er gestört werden möchte, ist sehr fraglich.“

Samuel Taylor Burton rutschte mit Mühe aus dem Sattel, rieb sich den dikken Hintern und fuhr den Posten an: „Sagen Sie Sir John, zwei Gentlemen wünschten ihm mitzuteilen, daß ein gewisser Philip Hasard Killigrew wieder in Plymouth aufgetaucht sei, und die beiden Gentlemen hätten in dieser Angelegenheit dringend mit ihm zu sprechen. Haben Sie das verstanden, Kerl?“

Der Wachposten hatte bei der Nennung des Namens die Augen aufgerissen. Jetzt fragte er stotternd: „Etwa – etwa der Seewolf?“

Der hagere, etwas krummrückige andere Reiter zuckte zusammen, als der Wachposten das Wort „Seewolf“ aussprach. Er hörte es wohl nicht gern.

Und er sagte giftig: „Ja, der Bastard! Melden Sie das Sir John, verdammt noch mal! Wir haben keine Lust, hier lange herumzustehen.“

„Sehr wohl, Sir“, sagte der Wachposten und stiefelte zu den mächtigen Flügeltüren der Feste, wo wiederum ein Posten stand.

Den informierte er, der Posten nickte und verschwand im Inneren der Feste. Minuten später kehrte er zurück und winkte den beiden Besuchern zu. Ein Stallknecht erbarmte sich der Pferde, die breitbeinig und mit tief gesenkten Köpfen dastanden. Aus ihren Lungen drangen rasselnde Geräusche. Der Wachposten vom Burgtor konnte da nur mit dem Kopf schütteln. Er hätte nicht behaupten können, daß ihm diese beiden Gentlemen gefielen. Andererseits paßten sie zu John Killigrew, dem Burgherrn, in dessen Sold er stand.

Sold! Der Wachposten spuckte auf den hartgestampften Boden des Innenhofes. Da mußte man doch auf den Knien herumrutschen, um den zu kriegen. Aber für Weiber und Suff war immer Geld vorhanden – wie jetzt wieder. Und wenn der Burgherr volltrunken war, randalierte er auf der Feste herum, trat die Burgmannschaft in den Hintern, verteilte Prügel oder griff sich einen zu einem Spiel heraus, das er „Schweineklopfen“ nannte.

Da wurden so einem armen Burgknecht die Augen verbunden, er mußte sich bücken, empfing einen Stockhieb auf den Allerwertesten und sollte nun raten, wer ihn geschlagen hatte. Die ganze erlauchte Gästeschar samt der Weiber durfte sich an dem Spiel beteiligen. Da sie alle meist nicht weniger betrunken als der Burgherr waren, hatte der Burgknecht übel zu leiden. Der rohe Spaß der einen war der demütigende Schmerz des anderen.

Ja, so ging es zu auf der Feste Arwenack, und in und um Falmouth wurde so manche Hand zur Faust geballt, wenn zu nächtlicher Zeit der grölende Lärm aus der Feste drang und verriet, daß da oben mal wieder eine Orgie gefeiert wurde. Schandbar war das, von den Jungfrauen, die dabei ihre Unschuld verloren, gar nicht zu sprechen.

Der Wachposten spuckte noch einmal aus und schaute den beiden Besuchern nach, diesem so ungleichen Paar, was das Äußere betraf. Der Feiste mit den tückischen Augen und dem grauen Bart watschelte neben dem Hageren her, dessen Blick so merkwürdig flackernd war. Dieser Hagere stelzte wie ein Storch und hatte dabei auch den Rücken gerümmt, als suche er nach etwas freßbarem.

Ein Diener mit einem griesgrämigen Gesicht führte die beiden in die Burghalle, wo die Gastrunde am Toben war. Im Moment vergnügten sie sich damit, abgenagte Knochen in das prasselnde Feuer des riesigen Kamins zu werfen, dessen Haube ein gewaltiges Hirschgeweih zierte. Es stank bestialisch in der Halle. Aber bei Sir John ging es bei solchen Gelagen immer mit Hemdsärmeln zu, je vulgärer, desto lustiger.

Der lange Eichentisch mit der dikken Bohlenplatte stand mit der Schmalseite zum Kamin, so daß die Gentlemen und die Ladys, die keine waren, sich nicht umzudrehen brauchten, um ihre Würfe auszuführen, mit denen Sir John, an der entfernten Kopfseite sitzend, angefangen hatte. Er hatte das beste Schußfeld.

Nur Simon Llewellyn Killigrew, nach dem Tode seines älteren Bruders John Malcolm nunmehr späterer Erbe von Arwenack, der seinem Vater an der anderen Kopfseite gegenübersaß, hätte sich umdrehen müssen – und die Schlampe neben ihm genauso –, aber das konnten sie nicht, weil sie den Knochen ausweichen mußten, die an ihnen vorbei zum Kamin flogen. Traf ein Knochen nicht ins Feuer oder prallte vom Kamin ab, fielen die Hunde Sir Johns knurrend darüber her.

Das war schon was, nach dem Sohn des Burgherrn mit Knochen werfen zu können. Da Sir John angefangen und seine Gäste aufgefordert hatte, es ihm gleichzutun, ließen sie sich nicht lumpen, zumal sie wußten, daß Sir John nichts dagegen hatte, wenn ein Knochen den schwitzenden Simon Llewellyn oder die ebenso schwitzende Schlampe neben ihm traf. Natürlich schwitzten die beiden auch, weil sie am dichtesten am Kamin saßen und die Hitze kriegten.

Die Schlampe kreischte, und Simon Llewellyn grinste gequält. Er hätte nie gewagt, gegen seinen Alten aufzumucken. Er kannte dessen Handschrift und empfing noch heute, bereits über dreißig, von ihm Maulschellen, genauso wie sein vier Jahre jüngerer Bruder Thomas Lionel Killigrew, der nun allerdings die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen hatte und daher vom Alten häufiger was an die Ohren kriegte.

Sie waren beide rothaarig wie ihr Erzeuger, dessen Haar allerdings mit zunehmendem Alter eine schmutzigfade Helle angenommen hatte. Eins war beiden gemeinsam: das Ferkelgesicht, denn ihre Nasen und die aufgeworfenen Lippen wirkten wie Ferkelschnauzen. Ihre Augen waren von einem wässrigen Blau, ihre Figuren bulligplump. Im übrigen stiegen sie hinter jedem Weiberrock her, waren aufdringlich und neigten zur rohen Gewalt, wo sie sich stärker fühlten. Kurz, sie waren ein ganz mieser Wurf, und Lady Anne hatte allen Grund, sich ihrer zu schämen.