cover
Pete Hackett

Jugurtha, die Geißel Roms #11

Der Pakt der Könige





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Jugurtha, die Geißel Roms

Historisches Serial - Episode 11

von Pete Hackett

 

Der Umfang dieses Buchs entspricht 47 Taschenbuchseiten.

 

 

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

 

 

 

Episode 11: Der Pakt der Könige

Wir waren gerettet. Es waren Männer aus Thala, die uns in der Wüste fanden, ehe wir vor Kraftlosigkeit und Durst aufgaben und starben. Sie brachten uns in die große Stadt, die Jugurtha nach wie vor treu ergeben war und von den bisherigen Auseinandersetzungen mit den Römern dank ihrer Abgeschiedenheit verschont geblieben war.

Zunächst einmal päppelte man uns wieder hoch. Wir wähnten uns in Sicherheit und genossen die Ruhe und den Frieden. Die Obrigkeit Thalas hofierte uns und in der zweiten Woche, in der wir in der Stadt weilten, veranstaltete man sogar ein rauschendes Fest zu Ehren des Königs.

Jugurtha fand wieder zu seiner alten Form zurück, die Loyalität der Stadt ließ ihn wieder Hoffnung schöpfen und er legte viel von dem Misstrauen ab, das er nach dem Verrat Bomilcars und dem Abfall vieler numidischer Städte entwickelt hatte.

Eines Tages sagte er zu mir: „Ich bin voll Zuversicht, dass es noch viele Städte wie Thala gibt, die mir treu ergeben sind und die mir ihre waffenfähigen Männer für den weiteren Krieg mit Metellus zur Verfügung stellen.“

„Du solltest im Moment nicht an Krieg denken, mein König“, murmelte ich etwas betroffen, weil er schon wieder derart unheilvolle Gedanken spann. „Metellus hat uns mehrere Male geschlagen und deine Armee ist dezimiert, um nicht zu sagen vernichtet. Die Männer, an die du denkst, haben keinerlei Erfahrung mit dem Kriegshandwerk. Es geht im Endeffekt auch nicht nur darum, Metellus zu besiegen, sondern den Sieg über den Hass des gesamten römischen Volkes davonzutragen. Das ist mit einem bunt zusammengewürfelten Haufen kampfunerprobter Männer kaum zu bewältigen.“

„Wir werden sie hier in der Wüste zusammenziehen und von den erfahrenen Männern, die mit mir nach Thala gekommen sind, ausbilden lassen“, sagte Jugurtha. „Die Zeit dazu haben wir. Metellus hat keine Ahnung, wo wir uns befinden. Vielleicht ist er sogar davon überzeugt, dass ich in der Wüste umgekommen bin. Und während er sich als Bezwinger Jugurthas feiern lässt, bereite ich –„ Jugurtha schlug sich mit der flachen Hand gegen die Brust, „- seinen Untergang vor.“

Er schaute mich regelrecht triumphierend an.

Ja, er hatte wieder zu seiner alten Überheblichkeit, seinem krankhaft übersteigerten Selbstbewusstsein und seiner Kaltschnäuzigkeit zurückgefunden.

Mir wurde es fast übel. Aber ich musste mich zurückhalten. Im Moment war er nicht auf mich angewiesen, denn es gab genügend andere, die ihm sozusagen jeden Wunsch von den Augen ablasen, und wenn ihm mein Gesicht nicht mehr gefiel, würde er mich gnadenlos fallen lassen. Bei ihm in Ungnade zu fallen hieß sterben. Alles, was ich je für ihn getan hatte, zählte dann nicht mehr oder wurde als selbstverständlich erachtet.

„Wenn das dein Plan ist, mein König“, sagte ich daher und fühlte mich ausgesprochen schäbig dabei, „dann sollten wir Boten in alle Himmelsrichtungen schicken, die die waffenfähigen Männer nach Thala beordern, damit sie für den Krieg gegen Metellus ausgebildet werden können.“

Jugurtha trat an mich heran, schaute mir in die Augen und legte mir seine rechte Hand auf die Schulter. „Warum haben mir die Götter nicht nur Männer wie dich an die Seite gestellt, mein Freund Gulupsa?“

„Vielleicht waren Männer wie Bomilcar nur als Prüfung gedacht“, versetzte ich.

Jugurthas Hand rutschte von meiner Schulter, als er sich abwandte, zu seinem Stuhl ging und sich schwer drauffallen ließ. „Das Schicksal Bomilcars wird alle anderen, die sich mit falschen Gedanken tragen, abhalten, Verrat zu üben.“

„Das wird so sein“, stimmte ich ihm zu und siedendheiß fiel mir ein, dass ich selbst schon daran gedacht hatte, ihn zum Wohle Numidiens an die Römer auszuliefern. Vor meinem geistigen Auge entstand das Bild Bomilcars. Den Blick, mit dem er mich anschaute, als ich ihm das Schwert ins Herz stieß, würde ich wohl mein Leben lang nicht vergessen können.

Einer unserer Boten, die wir aussandten, kam drei Tage später schon wieder zurück und meldete, dass sich Metellus mit seiner Legion auf dem Marsch in Richtung Thala befand.

Die Bestürzung war groß, der Schreck ging tief und traf vor allem Jugurtha bis ins Mark.

„Er hat in Erfahrung gebracht, dass du dich, mein König, in Thala aufhältst. Um die Wüste, die er durchqueren muss, zu besiegen, hat er sämtliche Tragtiere, die die Legion besitzt, lediglich mit Futter für zehn Tage und allen verfügbaren Wasserschläuchen und anderen geeigneten Behältnissen beladen lassen. Darüber hinaus hat er alle Numider, die sich ihm ergeben haben, aufgefordert, ihre Tragtiere, Wasserschläuche und sich selbst zur Verfügung zu stellen, um ihm zu helfen, mit seinem Heer die Wüste unbeschadet zu durchqueren.“

Jugurtha war am Boden zerstört. Und er fiel von einer Minute auf die andere in seine depressiven Beklemmungs- und Angstzustände zurück. Sofort rief er nach den Oberen Thalas, und als sie versammelt waren, berichtete er ihnen von Metellus’ Marsch gegen ihre Stadt.

„Wir haben viele waffenfähige Männer in der Stadt“, rief einer von denen, die die Geschicke Thalas bestimmten. „Ich meine, wir sind stark genug, um die Römer zurückzuschlagen. Und an unserer Loyalität musst du nicht zweifeln, König.“

Ein anderer sagte: „Die Wüste wird an den Kräften der römischen Soldaten zehren. Unsere Krieger aber werden ausgeruht sein. Die Stadt verfügt über starke Wehren, und Metellus dürfte kaum in der Lage sein, großes Belagerungsgerät durch die Wüste zu transportieren. Die Natur ist unser Verbündeter. Du musst dir keine Sorgen machen, mein König.“

Jugurtha starrte zweifelnd auf einen unbestimmten Punkt.

Als die Stadtoberen wieder entlassen und wir alleine waren, murmelte er: „Metellus muss ein Liebling der Götter sein. Warum bevorzugen sie ihn dermaßen, während sie mich mit Nichtbeachtung strafen. Metellus überwindet die Strapazen und Unbilden, die ihm die Natur entgegenstellt, er wird auch die Wehren dieser Stadt überwinden.“

Er hatte Angst. Verschwunden waren Sicherheit, Überheblichkeit und Selbstbewusstsein.

Als es am folgen Tag zu regnen begann, war ich selbst fast so weit, zu glauben, dass Metellus ein Begünstigter der Götter war. Der Himmel schien sämtliche Schleusen zu öffnen und der Regen kühlte das Land ab. Er schuf ideale Bedingungen für den Marsch der Römer gegen Thala.

„Wir verlassen in der Nacht die Stadt“, erklärte mir Jugurtha. „Suche die besten Leute aus, Gulupsa, die uns begleiten. Mag Thala stark und wehrhaft sein, Metellus hat die Götter auf seiner Seite. Ich habe nicht dem Tod getrotzt, als wir hierher flohen, um doch noch von ihm ereilt zu werden, schon gar nicht durch römische Hand.“