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Nr. 21

 

Der Atomkrieg findet nicht statt

 

Ein Agent der Dritten Macht greift ein – und die Welt hält Gericht ...

 

von KURT MAHR

 

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Keine mit konventionellen irdischen Waffen ausgerüstete Armee – und wäre sie auch noch so groß – kann gegen die Errungenschaften der uralten Arkonidentechnik etwas ausrichten.

Perry Rhodan weiß das ganz genau, und so macht er sich auch keine Sorgen darüber, dass die Überreste einer Raumlandedivision unter dem Kommando von General Tomisenkow immer noch verbissen gegen die »Venusfestung« anrennen.

Was dem Herrn der Dritten Macht jedoch große Sorge bereitet, ist die neue politische Entwicklung auf der Erde.

Perry Rhodan hat bei seinem Aufenthalt auf dem Planeten Wanderer über vier Jahre verloren – und jetzt muss er schleunigst die Heimat erreichen, damit DER ATOMKRIEG NICHT STATTFINDET ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Herr der Dritten Macht.

Oberst Freyt – Perry Rhodans Stellvertreter auf der Erde.

Hauptmann Welinskij – Kommandeur einer Jagdstaffel.

Major Deringhouse – Er beweist seine Eignung als Saboteur und Geheimagent.

Fedor A. Strelnikow – Ein neuer Diktator.

Marschall Sirow – Strelnikows rechte Hand.

1.

 

Von der WLADISLAW KOSSYGIN aus gesehen war die Flotte wie zwei Reihen schimmernder Perlen, an Schnüren sorgfältig und immer in den gleichen Abständen aufgezogen.

Die Flotte bewegte sich im hellen Glanz der Sonne, und die Lichtpunkte der einzelnen Schiffe auf den Bildschirmen der KOSSYGIN waren weitaus heller als die Sterne vor dem schwarzen Hintergrund des Raumes.

Generalmajor Pjotkin bemühte sich, den Stolz nicht zu empfinden, der ihn bei diesem Anblick befallen wollte.

Die Schiffe waren ja eigentlich nur plumpe, lang geflügelte Enten im Vergleich zu dem, was es an anderen Fahrzeugen im Raum gab. Sie verfügten, nachdem sie den Bannkreis der Erde verlassen hatten; gerade noch über genügend Strahlmasse, um damit vor der Venus-Bahn ein Bremsmanöver zu machen. Den Rest, den schwierigen Rest der eigentlichen Landung, sollten die Tragflächen besorgen. Die Landung würde auf aerodynamischem Wege vor sich gehen. Mit fünf Prozent Verlust musste dabei gerechnet werden. Zehn Schiffe würden den Boden der Venus überhaupt nicht oder nur als glühender Meteor erreichen. Das waren die Voraussagen der Astronauten.

Es konnte auch anders kommen, überlegte Pjotkin. Zum Beispiel zehn Prozent.

Die Flotte brachte Nachschub für General Tomisenkows Venus-Expedition. In der Hauptsache aber Nachschub an Stahl, denn die Schiffe würden nach der Landung nicht mehr in der Lage sein, die Venus aus eigener Kraft wieder zu verlassen. Sie besaßen keine Strahlmasse mehr. Zusammen mit Tomisenkows fünfhundert Schiffen würden sie darauf warten, bis eine zweite Nachschubflotte mit Treibstoff als Playload eintraf und die stählernen Enten wieder flügge machte.

Pjotkin versuchte auszurechnen, ob tausend Schiffe ausreichen würden, die auf Venus stehenden siebenhundert mit Treibstoff zu versorgen. Und wenn? Dann würden statt der siebenhundert die tausend auf dem Dschungelplaneten zurückbleiben.

Pjotkins Flottenbesatzung bestand zu sechzig Prozent aus Frauen. Pjotkin fragte sich, was die Planer sich in Wirklichkeit gedacht hatten, als sie die Flotte auf diese Weise zusammensetzten. Die Frauen waren Spezialistinnen – Ärztinnen, Technikerinnen, Biologinnen.

Sollte auf der Venus so etwas wie ein ständiger Stützpunkt eingerichtet werden? Ein Stützpunkt, der in jeder Hinsicht – auch in biologischer – von der Erde unabhängig war?

Pjotkin hätte ohne Zweifel seine Mission weitaus ernster genommen, hätte er gewusst, dass das Gelingen seines Unternehmens für General Tomisenkows Expedition das Überleben schlechthin bedeutete. Zwischen Venus und Erde gab es bei dieser Art der Konstellation – die Sonne stand zwischen den beiden Planeten – keinen Funkverkehr. Niemand auf der Erde wusste, dass Tomisenkows Expedition von Perry Rhodan, dem Chef der Dritten Macht und Kommandanten des Superschiffes STARDUST, in alle Winde zerstreut und fast jeglicher technischer Hilfsmittel beraubt worden war.

 

*

 

Um diese Zeit war die STARDUST von Venus aus auf dem Rückflug zur Erde. Die Aggregate des gewaltigen Kugelschiffes liefen auf Hochtouren und beschleunigten die STARDUST innerhalb weniger Minuten bis in hochrelativistische Bereiche hinein. Die gewaltigen Schutzschirme und Prallfelder sorgten dafür, dass Materieteilchen vom winzigen kosmischen Staubkorn bis zum interplanetarischen Felsbrocken zerstrahlt wurden, bevor sie dem Schiff gefährlich werden konnten.

Rhodan liebte diese Art von Flügen nicht. Eine Mikrowellen-Ortung über kurze Strecken hinweg war nicht mehr möglich. Und die Strukturtastung, die auf hypergravitatorischen Prinzipien beruhte, hatte eine untere Grenze der Wirksamkeit bei etwa einer astronomischen Einheit, also 150 Millionen Kilometern. Tastung war zwar auch innerhalb dieses Radius' möglich; aber dort hatte sie ihren Sinn verloren, da bei solch geringen Entfernungen die Mikrowellen-Ortung fast ebenso schnelle und genauere Resultate lieferte.

Die STARDUST bewegte sich also in einer Art Blindflug. Ihr selbst konnte nichts geschehen; dafür sorgten die Schutzfelder mit niemals aussetzender Zuverlässigkeit. Aber wehe dem, der der STARDUST in die Quere kam!

 

*

 

Auf dem Radarschirm der KOSSYGIN zeigte sich ein hässlicher grüner Punkt. Er war eben erst am Rand des Schirms aufgetaucht, aber bevor der Radarposten zum ersten Mal darauf reagierte, hatte er schon ein Viertel des Schirmdurchmessers hinter sich gelassen.

In tausendmal geübtem Griff klatschte die Hand des Mannes nach unten und presste die rote Fläche des Alarmschalters in den Tisch hinein. Sirenen gellten auf, Interkomanlagen übertrugen den Alarm in alle zweihundert Schiffe der Flotte.

Pjotkins Stimme war plötzlich im Lautsprecher.

»Radar! Was ist los?«

»Unbekanntes Objekt im Anflug auf die Flotte. Geschwindigkeit ... ooooh! ... beinahe Lichtgeschwindigkeit!«

Der Orter hörte Pjotkin keuchen.

»Welcher Teil der Flotte ist bedroht? Schnell, reden Sie, Mann!«

»Das Zentrum!«

Pjotkins Stimme wurde schwächer, während sich der Generalmajor einem anderen Mikrophon zuwandte. Der Orter hörte ihn Befehle geben: »Korrektion volle Kraft Backbord! Auf der Stelle!«

Der grüne Punkt hatte die Hälfte des Radarschirms fast überquert. Unerbittlich näherte er sich dem rot markierten Zentrum, dem Standort des Beobachters.

Der Mann am Radar hielt den Atem an. Wenn die Korrektion nicht sofort –

Noch zwei Sekunden!

Der Mann kniff die Augen zusammen, klammerte sich an seinen Schalttisch und erwartete den Aufprall, der da kommen musste.

Es wurde kein Aufprall, wie er ihn erwartet hatte, sondern der Tod in Gestalt eines leuchtenden, blauen Blitzes, der aus der KOSSYGIN einen Schwarm auseinanderstrebender Moleküle und Atome machte.

Aber der Mann am Radar merkte nichts mehr davon. Ein lichtschneller Tod hinterlässt nicht einmal den Eindruck des Schmerzes.

 

*

 

Die Doppelkette der zweihundert Schiffe war Rhodan in der letzten halben Sekunde angezeigt worden. Er hob blitzschnell den Arm, um mit Hilfe irgendeines Befehlsschalters irgendein rettendes Manöver auszulösen.

Aber es war nur eine Reflexbewegung. Als er sich darüber klar wurde und den Arm hilflos wieder sinken ließ, hatte die STARDUST die Reihen der Feindflotte schon hinter sich gelassen.

Die STARDUST bremste sofort und mit aller Macht der Aggregate. Mit Maximalbeschleunigung – gerade soviel, wie die Neutralisatoren noch absorbieren konnten – kam sie innerhalb einer Minute wenn auch nicht zum Stehen, so doch auf so niedrige Geschwindigkeit, dass die optische Direktbeobachtung der angeschlagenen Flotte möglich wurde.

Das Bild, das sich auf den Schirmen der STARDUST bot, war erschütternd. Die Doppelkette schimmernder Perlen, die Generalmajor Pjotkin eine halbe Stunde zuvor beobachtet hatte, war zerrissen. Von Panik gepackt, strebten die Lichtpunkte der Schiffe nach allen Richtungen auseinander. Das Loch, das die STARDUST in die Mitte der Front gerissen hatte, war jedoch noch deutlich zu erkennen.

Rhodan ordnete Funktastung an. Er wollte hören, was zwischen den Schiffen gesprochen wurde. Er hatte ihre Form erkannt und wusste, dass es eine Ostblock-Flotte war. Trotzdem würde er den Leuten auf der Stelle Hilfe bringen, wenn sie nicht von selbst zurechtkamen.

Er hörte die Meldungen, die von den einzelnen Schiffen abgegeben wurden. Der automatisch und ohne Zeitverlust arbeitende Übersetzer übertrug die in Russisch gegebenen Meldungen ins Englische.

Rhodan erfuhr, dass es sich um eine Flotte von zweihundert Schiffen gehandelt hatte. Vierunddreißig davon, darunter das Flaggschiff mit Generalmajor Pjotkin an Bord, waren vernichtet worden, zerglüht unter dem Aufprall der Schutzfelder des Riesenschiffes.

Ein Oberst übernahm das Kommando. In langwierigen Manövern führte er die Schiffe wieder zu einer einheitlichen Front zusammen. Ein guter Teil der Strahlmasse wurde dazu verbraucht. Der Flottenrest würde es schwierig haben, auf der Höhe der Venus-Bahn die Fahrt bis auf ungefährliche Geschwindigkeiten zu verringern.

Die Radar-Posten der Flotte hatten ohne Ausnahme die Ursache des Unglücks wenige Sekunden vor der eigentlichen Katastrophe erfasst, und sie sahen den grünen Punkt jetzt mit mäßiger Geschwindigkeit sich vom Überrest der Flotte entfernen.

Rhodan hörte, dass eine große Zahl von Mutmaßungen darüber angestellt wurden, was der Punkt bedeuten könne. Auf die Idee, dass es sich um ein Fahrzeug der Dritten Macht handele, kam nur ein einziger, und dessen Meinung wurde von dem neuen Befehlshaber sofort unterdrückt.

Rhodan verstand das Manöver: der Oberst stünde vor einer unlösbaren Aufgabe, wollte er seinen Leuten gegenüber zugeben, dass der Gegner über Fahrzeuge verfügte, die ohne den geringsten Schaden für sich selbst durch eine Flotte massiver Raumschiffe hindurchschnitten.

Es war zu erkennen, dass die übriggebliebenen einhundertundsechsundsechzig Schiffe ohne fremde Hilfe vorankommen würden. Aus Mangel an Strahlmasse blieb ihnen kein anderer Weg als der, auf dem sie sich zuvor schon befunden hatten: zur Venus.

Die STARDUST überließ sie ihrem Schicksal und nahm von neuem Fahrt auf.

Rhodan bedauerte die Vernichtung der vierunddreißig Raumschiffe. Er bedauerte sie umso mehr, als das Zusammentreffen der STARDUST mit der Ostblock-Flotte einem mehr als außergewöhnlichen Zufall zugeschrieben werden musste. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei sich mehr oder weniger willkürlich bewegende Objekte im freien Raum einander begegneten, war äußerst gering – noch weitaus geringer als die, dass zwei von zwei verschiedenen Personen geworfene kleine Steine in der Luft aufeinanderprallten.

2.

 

12. Juni 1980.

Moskau.

Zehn Uhr morgens, Ortszeit.

Der Generalstab der vereinigten Ostblock-Streitkräfte ist sich darüber im klaren, dass der Zeitpunkt für einen Angriff auf die wichtigsten militärischen und Industrie-Zentren der beiden anderen Machtblöcke und der Dritten Macht auf einen der nächsten Tage gelegt werden müsse.

Die Verhältnisse waren noch niemals so günstig wie jetzt. Der Ostblock hatte einen Stützpunkt auf Venus errichtet – von Tomisenkows kläglichem Schicksal hatte man keine Ahnung – eine starke Nachschubflotte war nach Venus unterwegs – von der Katastrophe, die diese Flotte betroffen hatte, wusste man ebenfalls nichts – und die Dritte Macht schien die politischen Erdrutsche, die den neuen Kurs des Ostblocks eingeleitet hatten, entweder nicht zur Kenntnis genommen zu haben oder sich nicht darum zu kümmern. Man hatte in den ersten Wochen eine Intervention der Leute aus Galakto-City befürchtet; aber es hatte keine gegeben.

Vermutlich war die Ursache, dass Perry Rhodan, der Chef der Dritten Macht, im Augenblick weder auf der Erde, noch irgendwo im näheren Umkreis war.

Denn auch über Rhodans wahren Aufenthalt war in Moskau nichts bekannt.

Die große Generalstabskonferenz fand in dem Hörsaal einer Universität statt. Über das Prinzip des Vorgehens herrschte allgemeine Übereinstimmung, und die Erkenntnis, dass man nur auch über einzelne Ausführungsvorschriften werde beraten müssen, erfüllte die Generäle mit einer Art Siegesstimmung.

Ein bulgarischer Marschall trug seine These von der strategischen Umklammerung der Asiatischen Föderation vor, als eine Ordonnanz zwar gemessenen Schrittes, aber mit verstörtem Blick den Saal betrat und mit einem Zettel in der Hand zu Marschall Sirow marschierte, der von der Mitte der ersten Sessel reihe aus die Konferenz leitete.

Sirow nahm den Zettel und überflog ihn. Seine Umgebung sah, wie er die Stirn runzelte, dann aufsah und den bulgarischen Marshall so lange anstarrte, bis der stutzig wurde. Sirow winkte ab. Mit dem Zettel in der Hand stand er auf und ging zu dem Pult, von dem aus sonst ein Professor seine Vorlesung zu halten pflegte. Der Bulgare machte ihm erstaunt, aber bereitwillig Platz.

Sirow begann ohne Übergang: »Ich lese Ihnen die Nachrichten vor, die vor einigen Minuten aus verschiedenen Teilen des Landes in der Zentrale eingegangen sind.

Erstens: Eine meteorologische Beobachtungsstation ...«, er machte eine bedeutungsvolle Pause, damit jeder begreifen sollte, dass sich hinter diesem Tarnnamen ein wesentlich wichtigeres Objekt verbarg, »... auf der Eismeer-Insel Nowaja Semlja ist um neun Uhr achtunddreißig Moskauer Zeit durch einen Wirbelsturm auseinandergerissen und davongefegt worden. Der einzige Überlebende fand ein einziges noch intaktes Funkgerät und gab die Nachricht durch. Er meldet, dass sich Sekunden vor dem plötzlichen und unerwarteten Beginn des Sturmes das Land verdunkelte, als sei die Polarnacht vier Monate zu früh hereingebrochen.

Zweitens: Nowossibirsk, acht Uhr einundfünfzig Moskauer Zeit. Eine Art Sonnenfinsternis fällt über das Land. Den Raketenstützpunkt außerhalb der Stadt befällt sonderbare Schwerelosigkeit, Männer treiben davon, Abschussrampen lösen sich aus den Sockeln, Raketen werden von dem plötzlich einsetzenden Sturm davongefegt.

Drittens: Molotow, Ural, neun Uhr vierundvierzig Moskauer Zeit. Ein unerklärliches Etwas, das den Himmel zeitweise verdunkelt, treibt einen Wirbelsturm ungeheurer Wucht vor sich her und zieht einen etwa einen Kilometer breiten Streifen verbrannten Bodens durch das Land. Sämtliche oberirdischen Anlagen des Erzgewinnungs- und Erzverarbeitungskombinates Sergej Iljuschin sind zerstört.«

Sirow machte eine Pause. Mit einer gewissen Befriedigung stellte er fest, dass er nicht der einzige war, den diese Nachrichten erschütterten. Jedermann im Saal machte ein entsetztes, betretenes Gesicht.

»Die Erklärung für alle diese Vorkommnisse«, fuhr Sirow mit harter Stimme fort, »liegt wahrscheinlich in dieser vierten Meldung.

Die Radarstation auf der Taimyr-Halbinsel in Nordsibirien meldet einen kugelförmigen Körper von etwa achthundert Metern Durchmesser, der sich in verschiedenen Höhen und Richtungen, aber offenbar gelenkt, über dem Gebiet unserer Staaten bewegt.

Wir alle kennen die Erscheinungen plötzlich auftretender Schwerelosigkeit aus den Tagen, da die Dritte Macht sich in der Gobi zu etablieren begann. Wir wissen also, mit welchem Gegner wir es zu tun haben. Wir kennen nicht alle seine Waffen, aber wir sind bereit, unsere Waffen gegen diesen Gegner einzusetzen.

Die Zeit des Diskutierens ist vorüber. Wir müssen handeln!«

 

*

 

12. Juni 1980.

Karaganda.

Etwa 14 Uhr Ortszeit.

Die Maschinen des 23. Jagdgeschwaders haben seit einer halben Stunde höchste Alarmbereitschaft.

Man spricht von einem »sehr großen gegnerischen Luftfahrzeug«, das sich nach allem, was zu hören ist, einen Spaß daraus macht, kreuz und quer über das Land zu fliegen und überall Verwirrung oder Verwüstung anzurichten.

Die Piloten sitzen bei geöffneten Kanzeln in ihren Maschinen. Der Gegner ist überaus schnell, hört man. Start erfolgt bei der ersten Ortung des feindlichen Fahrzeuges.

Ziel ist die Vernichtung des Gegners mit allen Mitteln.

 

*

 

Reginald Bull, Rhodans Gefährte aus den Tagen des ersten menschlichen Fluges zum Mond, steuerte die STARDUST ohne Zuhilfenahme der Automatik nach Rhodans Befehlen. Über seinem Pult leuchtete auf einem Bildschirm die plastische Karte der nördlichen Erdhalbkugel. Rhodans Kursanweisungen kamen in Form von Pfeilen und roten Punkten.

Rhodan bemühte sich, Menschenleben zu schonen. Er wusste, dass die so genannte Revolution, die vor einiger Zeit den Ostblock aus der Reihe der Entspannung suchenden Großmächte abrupt herausgeschleudert hatte, nur von wenigen Ehrgeizigen getragen wurde. Die mehr als vierhundert Millionen Menschen, die in diesem Gebiet lebten, waren für den Umschwung nicht verantwortlich zu machen.

Aber dies war ein Krieg, und selbst dem humansten aller Feldherren gelingt es nicht, jedes Leben zu schonen.

Rhodan kannte die Stellen, an denen der Feind verwundbar war. Er hatte seine Agenten überall auf der Erde, und er hatte auf Venus Gefangene gemacht, die ihm Informationen gegeben hatten, ob sie wollten oder nicht.

Die STARDUST hatte in der Nähe von Baku eine Reaktorstation unbrauchbar gemacht, die die militärisch-technischen Anlagen an der Küste des Kaspischen Meeres mit Strom versorgte.

Rhodan ließ auf der plastischen Karte einen weißen Pfeil nach Westsibirien hineinwandern und setzte einen roten Punkt auf die Stadt Karaganda.

Bull nahm den neuen Kurs sofort auf.

 

*

 

»Ortung in zweihundertundzehn Grad!«, brüllte es in den Kopfhörern. »Flughöhe dreizehntausend Meter. Start frei für alle Maschinen.«

Das Karaganda-Flugfeld war eine der modernsten Anlagen, über die der Ostblock verfügte. Durch sinnreiche Dimensionierung war die Möglichkeit gegeben, dass ein ganzes Geschwader Jagdmaschinen auf einmal startete.