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Nr. 61

 

Der Robot-Spion

 

Auch Roboter machen Fehler – selbst wenn sie zwei Gehirne besitzen ...

 

von CLARK DARLTON

 

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Das Superschlachtschiff DRUSUS steht auf Warteposition bewegungslos im All.

Perry Rhodan wartet auf die Signale jener kosmischen Agenten, die er ausgeschickt hat, um rechtzeitig von neuen Angriffen der Unheimlichen aus der anderen Dimension in Kenntnis gesetzt zu werden.

Perry Rhodan ist durch eingehende Berechnungen zu dem Schluss gekommen, dass es sich beim Auftauchen der Unbekannten nicht um willkürlich gesteuerte Maßnahmen, sondern eher um Aktionen handelt, die auf Grund einer Statistik unternommen wurden. Die Überschneidung zweier Zeitebenen scheint nach diesen Daten von gewissen Gesetzen abhängig zu sein, die mit den entsprechenden Mitteln logistisch erfasst werden können.

Das ist auch der Grund, warum nicht nur Perry Rhodan mit der DRUSUS, sondern auch viele andere Einheiten der Solaren Flotte in den Weltraum ausgeschwärmt sind.

Die DRUSUS empfängt auch eine Meldung höchster Dringlichkeitsstufe – doch diese Meldung ist nichts anderes als ein geschicktes Manöver des ROBOT-SPIONS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Kommandant der DRUSUS.

Atlan – Vor vielen Jahrtausenden besaß er selbst einen Possonkal.

Jost Kulman – Der Mikro-Optiker des Mutantenkorps.

Reginald Bull – Er kann es nicht lassen, Guckys Zorn herauszufordern.

Gucky – Man hat den Mausbiber in Verdacht, nicht stubenrein zu sein.

Muzzel – Guckys neuer Spielgefährte springt zu gut.

1.

 

Nachdem Atlan seine Erzählung beendet hatte, lastete das Schweigen schwer auf den Männern der DRUSUS, dem Flaggschiff der terranischen Flotte. Der gigantische Kugelraumer stand dreißig Lichtjahre von der Erde entfernt auf Warteposition und lauerte auf das nächste Anzeichen eines Angriffes aus der fremden Zeitdimension.

Die höheren Offiziere der DRUSUS waren Atlans direkte Zuhörer gewesen, die anderen hatten an den Bildschirmen ihrer Arbeitsplätze oder Unterkünfte an dem Ereignis teilgenommen.

In Atlans packender, wortgewandter Erzählweise war ein Kapitel der frühen Erdgeschichte vor den Zuhörern abgelaufen. Das Kapitel des sagenhaften Kontinents Atlantis und seiner Bewohner.

Es war sehr schwer, sich von dem Eindruck zu lösen, den Atlans Bericht hervorgerufen hatte. Ein paar Jahrtausende lang hatte es auf der Erde nur einen einzigen Hinweis auf jenen märchenhaften Erdteil gegeben, nämlich Platons kurze Bemerkung in einem seiner Werke. Hunderte von Phantasten hatten versucht, aus Platon mehr herauszulesen, als gesagt worden war. Hunderte von Phantasten hatten im Laufe der Jahrtausende die Spuren von Atlantis fast an allen Stellen der Erde gesucht. Theorien waren über die Katastrophe aufgestellt worden, die den Untergang von Atlantis verursacht haben mochte. Und dabei gab es die ganze Zeit hindurch auf der Erde einen Mann, der in der Lage gewesen wäre, den Spekulationen ein Ende zu machen, der das Geheimnis hätte aufklären können – wenn er nur gewollt hätte. Atlan, der Arkonide. Der Unsterbliche. Atlan, Angehöriger der angesehenen Familie der Gonozal, die zur Zeit seines Aufbruchs von Arkon den Imperator stellte. Atlan, der Mann, den seine Untergebenen so sehr verehrten, dass sie einen Kontinent auf dem dritten Planeten eines neuentdeckten Sonnensystems nach ihm benannten.

Wo waren die Bemühungen der Philologen geblieben, die mit Eifer den indogermanischen Wortstamm –tl– oder –tla– als das Urwort für ›tragen‹ eruiert und natürlich in Atlas den Träger des Erdgewölbes gesehen hatten? Was war es noch mehr las ein Gleichklang von Worten, die nichts mit einander zu tun hatten? Atlans Bericht war eine Sensation, wenn man im Jargon der Redakteure und Berichterstatter darüber nachdachte. Aber er war noch mehr: er gab die Gewissheit, dass jener geheimnisvolle Unbekannte, der auf der künstlichen Welt Wanderer lebte, schon vor mehr als zehntausend Jahren irdischer Zeitrechnung die ungeheuren Gefahren kannte, die der Galaxis durch den unsichtbaren Feind aus der fremden Zeitebene drohten und versucht hatte, ihr zu begegnen.

Versucht hatte! Das Wort wog schwer, wenn man bedachte, welch unheimlichen Mittel dem Wesen auf Wanderer zur Verfügung standen und wie leicht es ihm gefallen war, jede andere Gefahr aus dem Wege zu räumen.

Atlan hatte von dem Unsterblichen auf Wanderer den Auftrag erhalten, den rätselhaften Wesen aus einer anderen Zeit die Stirn zu bieten. Nach menschlicher Logik bedeutet das, dass der Unbekannte auf Wanderer allein dazu nicht in der Lage war.

Wenn aber er nicht, wer sollte dann der Gefahr begegnen können?

 

*

 

Perry Rhodan war der erste, der sich aus dem Bann löste, den Atlans Bericht geschaffen hatte. Er stand auf, und seine Stimme klang ruhig und sachlich, als er sagte: »Ich danke dir, Atlan. Der Bericht war mehr als aufschlussreich. Auf der anderen Seite allerdings ein wenig niederdrückend. Ich hoffe aber, dass es uns – mit deinen Erfahrungen – gelingen wird, den Auftrag zu erfüllen, den du damals von dem Unbekannten erhieltst.«

Atlan lächelte ein wenig.

»Mit meinen Erfahrungen ist es nicht weit her, Rhodan. Was ich damals getan habe, waren Schläge in die Dunkelheit ... oder ins Wasser, wie man bei euch sagt.«

»Man soll nicht verzagen«, erwiderte Rhodan das Lächeln. »Du kennst unser Sprichwort: frisch gewagt ist halb gewonnen. Es klingt in unserer Situation vielleicht ein wenig lächerlich, aber auf jeden Fall hat der, der nicht von vornherein verzagt, die bessere Ausgangsposition.«

Atlan nickte.

»Ja, ich weiß. Ich kenne die irdische Menschheit seit langer Zeit. Und ich kenne eine Menge Beispiele, in denen der Glaube – in Wirklichkeit ist es nichts anderes als Sturheit, gepaart mit einer gewissen alogischen Überzeugung – Berge versetzt. Diese Qualität ist den Terranern allein zu eigen. Anderen Rassen bereitet es unüberwindliche Schwierigkeiten, über den eigenen Schatten zu springen.« Er sah auf und streckte Rhodan die Hand hin. »Also, Barbar, wir wollen's versuchen.«

Rhodan lachte.

»Der Arkonide hat von den Barbaren eine Menge gelernt, wie mir scheint. Sonst würde er die Flinte jetzt gleich ins Korn werfen und nichts mehr versuchen wollen.«

Atlans Lächeln wurde ein wenig schmerzhaft.

»Du triffst mich an meiner wundesten Stelle, Rhodan. Aber mittlerweile muss ich ja glauben, dass aus meinem Volk ein Haufen von Träumern und Trotteln geworden ist.«

»Es gibt Ausnahmen«, gab Rhodan zu bedenken. »Noch ist Arkon nicht verloren.«

Atlan nickte.

»Wir wollen ...«

In diesem Augenblick unterbrach ihn das helle Summen des Bordtelekoms. Eine klare, harte Stimme sagte: »Funker zwei an Kommandant! Funker zwei an Kommandant!«

Rhodan war mit einem einzigen, weiten Schritt vor der Hauptschalttafel des Piloten.

»Kommandant! Was gibt es?«, fragte er ins Mikrofon, nachdem er umgeschaltet hatte.

»Eine wichtige Meldung aus Terrania, Agenten-Zentrale, Sir. Sie kam über Relais-Station Richtung Rigel.«

Rhodan zögerte eine Sekunde, dann sagte er mit einem Blick auf die gespannten Gesichter der versammelten Offiziere: »Warten Sie. Ich komme selbst in den Funkraum.«

Er lächelte Atlan bedauernd zu und war Sekunden später verschwunden.

Atlan stand immer noch am gleichen Fleck und starrte gegen die wieder geschlossene Tür.

»Wenn man vom Teufel spricht ...«, murmelte er voller Ahnungen.

 

*

 

Gucky hatte sich nicht die Mühe gemacht, Atlans Bericht direkt zu hören. Er hockte in seiner kleinen Kabine und schrak zusammen, als der Bildschirm erlosch und das Gesicht des Arkoniden verschwand.

Gucky war der einzige Mausbiber, den es an Bord der DRUSUS gab. Im Grunde war er der einzige überhaupt existierende Mausbiber in der Milchstraße, wenn man von der Bevölkerung des Planeten Tramp absah, der irgendwo verloren in den Weiten des Kosmos um eine rote, sterbende Sonne kreiste.

Er war etwa ein Meter lang, war von einem rostbraunen Fell bedeckt, hatte den Kopf einer riesigen Maus und den plattgedrückten Schwanz eines normalen Bibers und verfügte wenigstens über drei erstaunliche Fähigkeiten: Gucky konnte Gedanken lesen und war somit ein perfekter Telepath; er konnte jederzeit entmaterialisieren und gleichzeitig an anderer Stelle wieder auftauchen, er war also ein perfekter Teleporter; und dann war er noch als Telekinet befähigt, Materie mit Hilfe seines mutierten Gehirns zu bewegen, ohne sie anzurühren.

Kein Wunder also, dass Gucky nicht nur Rhodans ausgesuchter Freund, sondern auch gleichzeitig hervorragendes Mitglied des terranischen Mutantenkorps war.

Ohne anzuklopfen trat Bully in die Kabine.

Reginald Bull, Rhodans Stellvertreter und bester Freund, hatte die Versammlung der Offiziere verlassen, als Atlan seinen Bericht beendete. Sein erster Weg führte ihn zu dem Mausbiber, mit dem ihn eine seltsame und für alle Außenstehende auch merkwürdig anmutende Freundschaft verband, obwohl es oft genug zu scheinbaren Streitigkeiten zwischen den beiden Partnern kam.

Gucky hatte sein Kommen längst erspürt und schüttelte den Kopf.

»Du wirst nie ein Gentleman, Bully«, sagte er in reinstem Englisch. Auch das wäre einem Nichteingeweihten höchst merkwürdig vorgekommen, aber die Intelligenz des Mausbibers übertraf die eines Durchschnittsmenschen bei weitem. »Wenn ich mich nun gerade umgezogen hätte ...?«

Bully musste grinsen. Meist lief Gucky unbekleidet umher; sein dichter Pelz ließ Uniform oder gar Unterhosen unnötig erscheinen. Was konnte da schon passieren, wenn man Gucky also beim Prozess des Umkleidens überraschte?

»Deine Witze sind so faul wie Kartoffeln, die man drei Jahrzehnte unter einem Bett aufbewahrte«, eröffnete ihm Bully ungerührt.

»Sprich' mir nicht von Kartoffeln!«, bat Gucky, dem bei Erwähnung von Frischgemüse immer das Wasser im Mund zusammenlief. »Ich werde dich sonst quer durch das Schiff teleportieren und in einem verschlossenen Waschraum absetzen. Da findet dich so schnell keiner. Vielleicht auch in einem anderen Raum, der noch kleiner ist.«

»Lieber nicht, Gucky«, grinste Bully friedlich. »Ich wollte mit dir reden.«

»Rede!«, forderte der Mausbiber ihn auf und rückte zur Seite, damit Bully sich neben ihn auf den Bettrand setzen konnte. »Ich höre, obwohl mir die Ohren schon wehtun. Schließlich habe ich mir gerade einige Stunden lang die Geschichte von Atlan angehört. Ich muss gestehen, der Arkonide hat Phantasie. Die möchte ich auch haben ...«

Bully riss die Augen auf.

»Du willst doch damit nicht behaupten, dass Atlan die Erzählung über Atlantis nur erfunden hat? Mein lieber Freund, wenn Rhodan das erfährt ...«

»Wie sollte er das, wenn du den Mund hältst«, erkundigte sich Gucky mit einem drohenden Knurren in der Stimme. »Denk an den Waschraum!«

»Von mir erfährt niemand etwas«, beeilte sich Bully zu versichern und fügte hinzu: »Aber ich fand Atlans Geschichte sehr interessant und aufschlussreich.«

»Ich übrigens auch«, gab Gucky zu und kratzte sich ausgiebig den Rücken. Sein vorwurfsvoller Blick war nicht vergeblich. Bully seufzte und fügte sich der nicht ausgesprochenen Aufforderung. Er rückte näher an den Mausbiber heran und begann, ihm das Fell zu kraulen. Es gab keine größere Freude, die man dem kleinen Kerl bereiten konnte.

»Alles andere aber«, dehnte Bully und sah gegen die Decke, »beginnt allmählich langweilig zu werden. Da stehen wir nun mit einem Riesenschiff mitten im Raum und warten. Worauf warten wir eigentlich?«

»Hast du Rhodan schon gefragt?«

»Wenn du meinst, dass du von ihm etwas erfährst, bist du im Irrtum, Kleiner.«

»Sei nicht so hochnäsig, Dicker«, ging Gucky auf den Ton ein. Sein ständiges Zusammensein mit Bully hatte ihm einen blumenreichen Wortschatz eingetragen. »Im übrigen gefällt mir das Faulenzen ganz gut. Aber jemand, der sowieso nie einen Finger rührt, braucht ja auch keine Erholung.«

Bully hörte auf zu kraulen und richtete sich auf.

»Willst du damit etwa sagen, dass ich ...«

»Vergiss den Waschraum nicht!«, mahnte Gucky sanft.

Bully seufzte und murmelte: »Warum bin ich überhaupt hierhergekommen? Anstatt der Ruhe zu pflegen, muss ich mich hier bedrohen lassen. Man hat nur Ärger, wenn man sich mit Halbintelligenzen abgibt.« Schnell begann er, wieder Guckys Fell zu kraulen, denn solange er das tat, war er in relativer Sicherheit. »Na, du wirst doch ein harmloses Späßchen verstehen, Kleiner?«

»Aber sicher, Dicker«, versicherte Gucky treuherzig und ließ seinen Nagezahn sehen. Mit ihm zerkaute Gucky seine Nahrung – insbesondere Frischgemüse und vorzugsweise Mohrrüben –, aber er diente auch dazu, das Grinsen des Mausbibers zu verdeutlichen. Und wenn Gucky grinste, war meist nichts zu befürchten. Bully konnte also aufatmen.

Für die nächsten Minuten breitete sich ein behagliches Schweigen in der Kabine aus, das nur hin und wieder durch genussvolle Seufzer Guckys unterbrochen wurde, der die Kraul-Laune seines Freundes weidlich auszunutzen verstand.

Aber dann wurde das Idyll jäh unterbrochen.

Ein helles Summen ertönte, und eine bekannte Stimme sagte: »Hallo, Gucky ... ist Bully vielleicht zufällig bei dir?«

»Rhodan!«, fuhr Bully hoch und stand auf, um einen Hebel nach unten zu legen. Dann sagte er in das Rillenmikrofon der Bordsprechanlage: »Ja, Bully ist bei Gucky! Was gibt's, Perry?«

»Das sage ich dir später. Komm' in die Zentrale! Aber gehe nicht, sondern beeile dich!«

Bullys Gesicht wurde zu einem Fragezeichen.

»Darf ich bitten, den feinen Unterschied zwischen den Begriffen ›gehen‹ und ›eilen‹ näher zu definieren?«

»Uih!«, machte Gucky vom Bett her, das tagsüber als Couch diente. »Drückt der Dicke sich aber plötzlich gewählt aus.«

Rhodan schien keine gute Laune zu haben.

»Wir haben keine Zeit zu verlieren, Bully. Ich erwarte dich in exakt zwei Minuten in der Zentrale. Gucky wird es ja wohl schneller schaffen, falls er dich nicht mitnimmt.«

Bully legte die Hand auf den Hebel, als wolle er schon abschalten, aber dann fragte er doch noch: »Soll das heißen, dass ...?«

»Ja«, beantwortete Rhodan die unausgesprochene Frage. »Das soll heißen, dass die Wartezeit vorüber ist.«

Ein Knacken zeigte an, dass die Verbindung unterbrochen wurde.

Gucky rutschte von der Couch und trat neben Bully, um seine Hand zu nehmen.

»Dann wollen wir mal, Dicker«, zwitscherte er vergnügt.

Sekunden später begann die Luft in der Kabine zu flimmern, und dann waren Gucky und Bully verschwunden.

Im gleichen Augenblick materialisierten sie in der Zentrale der DRUSUS.

 

*

 

Rhodan wartete, bis Ruhe eintrat. Einige der Offiziere, die noch vor einer halben Stunde dem Bericht von Atlan gelauscht hatten, waren nun auch in der Zentrale anwesend. Unter ihnen Baldur Sikerman, Oberstleutnant und Erster Offizier der DRUSUS, der Zweite Offizier, Major Teldje van Aafen und Captain Hubert Gorlat, der Sicherheitsoffizier der DRUSUS.

Insgesamt besaß die DRUSUS eine Mannschaft in der Stärke von eintausendfünfhundert Mannschaften und Offizieren. Bei einer Kugel mit dem Durchmesser von anderthalb Kilometer war es nicht verwunderlich, insbesondere wenn man berücksichtigte, dass noch vierzig Kaulquappen – kleine Kugelschiffe mit einem Durchmesser von sechzig Meter – in den Hangars der DRUSUS untergebracht waren und notfalls bemannt werden mussten. Außer der TITAN und der GENERAL POUNDER, die vom gleichen Typ waren, konnte die DRUSUS als das größte und mächtigste Schiff der Milchstraße gelten. Höchstens Arkon war in der Lage, ihr Gleichwertiges entgegenzusetzen.

»Wir erhielten eine Hyperfunk-Meldung von der Erde«, sagte Rhodan in das erwartungsvolle Schweigen hinein. »Ich bin nicht sicher, ob sie etwas mit unserer eigentlichen Aufgabe zu tun hat, aber selbst dann, wenn das nicht der Fall ist, müssen wir der Aufforderung Folge leisten.«

Aus dem Hintergrund fragte Bully: »Welcher Aufforderung?«

Es klang sehr befremdet. Mit Recht.

Rhodan lächelte flüchtig.

»Ich werde den Wortlaut der Meldung vorlesen. Sie können sich vorstellen, dass sie gerafft und außerdem kodifiziert auf Umwegen in unseren Empfänger gelangte. Eine Abhörgefahr oder gar die Möglichkeit, die Erde anzupeilen, bestand somit nicht. Die Meldung besagt:

 

An DRUSUS! Notruf Dreimal Glockenschlag von Agent Jost Kulman auf Swoofon, System Swaft. Bittet um sofortige Abholung. Keine Einzelheiten.

 

Unterzeichnet ist der Funkspruch von der Zentrale in Terrania. Ich denke, wir sollten uns darum kümmern und Swoofon anfliegen. Darf ich um Fragen bitten?«

Das alles ging ziemlich schnell, und niemand hatte eine Frage parat. Wo lag Swoofon? Wer lebte dort? Was war mit Kulman los? Wer war Kulman überhaupt? Waren das alles Fragen, die man in dieser Situation stellen sollte, oder gab es wichtigere?

Bully machte den Anfang. Er konnte es sich erlauben.

»Konnte Kulman nicht sagen, was ihn bedrückt?«

Rhodan nickte nachsichtig.

»Natürlich konnte er das, aber er hat es nicht getan. Weiter ...?«

Sikerman sah sich veranlasst.

»Wer nimmt unsere Position ein, wenn wir Swaft anfliegen? Es entsteht eine Lücke im Überwachungsnetz, die geschlossen werden müsste.«

»Kaum!« Rhodan schüttelte den Kopf. »Wir haben die Front lediglich verstärkt. Wenn wir verschwinden, wird sie wieder normal.«

»Dann habe ich keine Fragen mehr, Sir.«

Rhodan nickte Sikerman zu und sah sich in der Runde um.

»Keine Unklarheiten mehr? Nun, hätte mich auch gewundert. Wir werden also sofort nach Wachablösung in Richtung Swaft springen und uns die Gegend ein wenig ansehen. Es könnte ja sein, dass sich seit Kulmans Funkspruch dort etwas geändert hat. Ich habe nicht die Absicht, in eine Falle zu rennen. Bereiten Sie sich also auf einige Stunden anstrengenden Dienst vor, meine Herren. Darf ich Reginald Bull und Captain Gorlat bitten, in der Zentrale zu bleiben? Ich möchte keine Vorsichtsmaßnahmen außer acht lassen. Ich danke Ihnen.«

Er stand reglos und wartete, bis nur noch Gorlat und Bully im Raum waren. Gucky, der sich auf der Couch zusammengerollt hatte, wurde übersehen; wenigstens tat Rhodan so, als habe er den Mausbiber nicht bemerkt.