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Michael Fuchs Gamböck
Tee mit Madonna, Cognac mit Ron Wood

© Periplaneta - Verlag und Mediengruppe

Edition Periplaneta, Dezember2011

Inh. Marion Alexa Müller, Bornholmer Straße 81a, 10439 Berlin

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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Übersetzung, Vortrag und Übertragung, Vertonung, Verfilmung, mechanische, elektronische oder fotografische Vervielfältigung, eine kommerzielle Verwertung des Inhaltes, gleich welcher Art, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Ungekürzte, digitale Ausgabe der Printausgabe (ISBN 978-3-940767-23-3).

E-Book-Version: 1.3

Lektorat: Thomas Manegold, Marion A. Müller
Layout, Nachwort: Thomas Manegold
Satz, Konvertierung: Thomas Manegold, Johannes Schönfeld

Michael Fuchs-Gamböck

Tee mit Madonna,

Cognac mit Ron Wood


„Ich hatte sie alle!“

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Ich und der Rock´n´Roll

Vor MFG sind alle Übermenschen gleich

Okay. Da bin ich. Euer Mann von der Front. Der Kerl, der in den Krieg zieht, bei dem jeder gerne dabei wäre, allerdings überwiegend als Beobachter, in den sicheren Gefilden des vertrauten Wohnzimmersofas, genüsslich und leise vor sich hin kichernd. Da bin ich, Kriegsberichterstatter und Hofnarr in einer Person und berichte vom schlimmsten Krieg, den die Wohlstandsgesellschaft kennt. Es ist der große Krieg um das Geld der kleinen Leute, Entertainment in seiner übelsten Form, Rock´n´Roll-Entertainment. Dieses wird am Leben erhalten von leidlich hübschen Menschen, die Instrumente halten oder wahlweise lauter brüllen können als andere Leute, was ihnen völlig genügt, um sich für den Nabel der Welt zu halten. Ihre Arbeit - nein, ihre “Kunst”! - ist für diese Leute wichtiger als das Ende der Welt oder die Entdeckung des Jenseits. Und Milliarden von weniger talentierten oder charismatischen Menschen hören zu, kaufen sich Radios, HiFi-Anlagen, CD-Brenner, Konzertkarten - einfach nur, um Rock´n´Roll zu empfangen, ihn aufzusaugen und zu ihrem ganz persönlichen Lebenselixier zu mischen.

Herrgott, wie ich Rock´nRoll liebe! Ein paar simple Akkorde machen uns klar, wie sinnlos und bewegend zugleich unsere Existenz auf diesem Planeten ist. Es gibt kaum ein wichtiges Ereignis in meinem Leben, das nicht mit irgendeinem genial-grotesken Pop-Song in Verbindung steht: erste Liebe (T. Rex-”Metal Guru”), erster Selbstmordversuch (Genesis-”Supper’s Ready”), erster Arbeitstag (Ton Steine Scherben-”Ich will nicht werden, was mein Alter ist”), erste Buchveröffentlichung (Steely Dan-”Rikki Don’t Loose That Number”), erste Ehe (David Bowie-”Heroes “). Es gibt immer irgend ein erstes Mal. Und es gibt immer den passenden Song dazu.

Ich bin kein Musiker. Ich brachte es auf einen einzigen öffentlichen Auftritt - mit einer Punk-Band namens “Beathoven” in einer Augsburger Discothek namens “Neondatschi”. Ich war 18, hatte violette Haare, tat so, als wäre ich Sänger und Bassist und gab Selbstgetextes von mir. Als ich am Morgen nach dem furchtbaren Konzert mit einem furchtbaren Kater aufwachte (im Bett unserer Backgroundsängerin, deren grässliche Frisur perfekt zur grässlichen Band mit den grässlichen Texten passte), beschloss ich, nie mehr auf der aktiven Seite des Rock-Biz zu stehen, Allerdings wollte ich weiter daran teilhaben und mein Bankkonto sollte auch etwas davon abbekommen. Ich wollte Rock´n´Roll-Reporter werden, mich mit Menschen treffen, die glauben, genügend Talent zu besitzen, um den Soundtrack für unsere verwischten Träume zu erschaffen - und wenn ihnen das gelang, sich für wichtiger als Gott zu halten.

Das Rock´n´Roll-Business ist das größenwahnsinnigste und eitelste der Welt. Ich beschloss, größenwahnsinnig und eitel zu werden, um mich mitten rein drängen zu können in diese Enklave der aufgesetzten Ekstase. Ich wollte ein schreibender Selbstdarsteller werden, kein weiterer Steigbügelhalter für die Interessen der Stars. Ich wollte diesen Herrschaften nicht erzählen, wie toll sie doch seien, im Austausch für ein paar banale Verlautbarungen, die ich für gutes Geld an die banalen Hochglanz-Gazetten dieser banalen Welt verkaufen konnte. Dazu musste ich zum einen den Respekt vor den sogenannten Stars verlieren und zum anderen selbst ein kleiner Star werden.

Wenn ich also Mick Jagger zum Interview traf, musste das so aussehen, als würde ich mit einem alten Kumpel ein paar Erinnerungen austauschen. Wenn ich Madonna zum Interview traf, musste es durchaus drin sein, dass ich in ihr keineswegs nur die Stichwortgeberin sah, sondern gleichzeitig eine Frau, in die ich mich rettungslos verlieben konnte. Es hat natürlich nicht immer geklappt, eine Beziehung aufzubauen, weil man bei einem Interview höchstens eine Stunde Zeit hat, sich mit einem Wildfremden zu unterhalten, den man ausschließlich durch seine Lieder kennt.

Trotzdem gab es, seit ich im Januar 1987 mein erstes Interview mit einem “Star” führte, immer wieder Gelegenheiten, Gleicher unter Gleichen zu sein. Ich war gleich verrückt, gleich egozentrisch, gleich hart am Rand. Denn nur von ihrem zur Schau gestellten Anderssein lebt diese Branche. Glanz, Dekadenz und Irrsinn sind alles, was sie ausmacht, auch wenn sie diesbezüglich schon bessere Zeiten erlebt hat. Und alle, die da irgendwie mitmachen, sind die Hofnarren und Gaukler von heute. Keiner nimmt sie ernst, doch sie besitzen jegliche Freiheiten. Und ich bin einer von ihnen.

Die hier versammelten 40 Anekdoten aus den Jahren 1989 bis 2008 erklären, warum Rock´n´Roll so wichtig für das Gros der Menschheit ist, warum diese unheimliche Faszination von ihm ausgeht. Und mittendrin ich, nicht immer nüchtern, schon gar nicht objektiv und bereit zu jeder Schandtat, Hauptsache überraschend, überkandidelt, überwältigend. Ich wollte der Chronist des Irrationalen sein, und wenn ich mich dabei selbst verlor – um so besser! Einziger Anspruch: der Wahrheit verpflichtet zu sein, auch wenn sie noch so monströs daherkommt.

Das Rock´n´Roll-Leben kennt keine Gesetze und jenes Anarchistische ist auch das, was uns alle so außerordentlich fasziniert. Eben deshalb interessiert es mich auch nicht, ob der Journalist tatsächlich mehr sein “darf” als der Fragensteller oder wie weit er gehen “darf”. Ich bin ein Voyeur - aber immer einer, der es gut meint mit dem Objekt seiner Begierde, der sich keine Lügen erlaubt und der über Geschmack und Menschenkenntnis nicht mit sich streiten lässt. Ein Unbelehrbarer eben, doch hoffentlich nicht komplett unsympathisch. Hey, ich will doch auch nur geliebt werden!

In diesem Sinne - have fun!

MICHAEL FUCHS-GAMBÖCK, im Frühjahr 2009

Über den Autor

Michael Fuchs-Gamböck ist einer der renommiertesten Musik-Journalisten Deutschlands. Seit Juli ’94 ist er als freier Autor tätig, und schrieb unter anderem für PLAYBOY, COSMOPOLITAN, FOCUS, MUSIK EXPRESS, MARIE CLAIRE und WIENER. Außerdem gibt es von ihm etliche Buchveröffentlichungen, wie zum Beispiel über das „Phänomen Techno“, Biographien über Rammstein, Shakira, Genesis, Amy Winehouse und Tokio Hotel, Interview-Sammlungen von Gesprächen mit den Rolling Stones, Madonna, David Bowie und vielen mehr.

Kabbala und Krabbelgruppe

Tee mit Madonna

Es war ein milder Herbsttag des Jahres 1998. Ein paar Journalisten aus allen Teilen Deutschlands saßen im Foyer eines noblen - pardon: natürlich des besten - Hotels in der Düsseldorfer Innenstadt herum und redete nicht viel. Sie warteten. Es war eine angespannte, erregte Atmosphäre. Auch ein gewisses Misstrauen herrschte unter jenen Auserwählten. Wie das unter Auserwählten häufig so ist.

Ich bestellte ein Glas Rioja und schwieg mit, denn das, was wir irgendwann später - Genaues wusste keiner von uns - leisten sollten, war mehr als ein Job. Es ging um Berufung. Denn irgendwo ganz in der Nähe, vielleicht sogar im selben Gebäude, war SIE. SIE, die Königin des Pop, der ultimative Inbegriff des weiblichen Role Models, der modernen Diva. Und um mit dieser strahlenden Ausnahme-Person ein paar Minuten unserer von Gewöhnlichkeit und Mittelmäßigkeit geprägten Lebenszeit verbringen zu dürfen, hatte uns die Plattenfirma “Warner” nach Düsseldorf bestellt. Die Journaille, war auf die Minute pünktlich komplett vertreten. Von der Firma hatte sich bislang niemand blicken lassen. SIE war selbstredend auch nicht aufgetaucht. SIE trägt den markenwirksamen Namen Madonna. Wobei es in ihrem Fall garantiert nicht der Name war, der sie zu einer der bekanntesten Frauen auf unserem Planeten machte. Nein, Madonna hat sich ihre Position im Pop-Olymp durch harte Arbeit, cleveres Marketing und einen unerschütterlichen Glauben an sich selbst gesichert.

Seien wir doch mal ehrlich: Es gibt talentiertere Sängerinnen und Schauspielerinnen in der Welt als sie. Auch könnte ich spontan mindestens zehn Kandidatinnen nennen, die mir begehrenswerter erscheinen. Aber egal - alle diese Frauen sind nicht Madonna. Niemand sonst ist Madonna. Sie ist keine Marke, kein Label, kein Typ denn sie ist definitiv nicht austauschbar. Eine absolute Rarität und Kostbarkeit in unserer schnelllebigen, beliebigen Zeit. Weil wir auserwählten Journalisten hier in diesem Hotel das wussten, hockten wir in diesem Foyer. Und warteten. Immerhin, der Rioja war wirklich gut...

Es waren bestimmt zwei Stunden vergangen, ehe eine freundliche Vertreterin von “Warner” plötzlich vor uns stand und uns mit gütigem Lächeln engelsgleich verkündete: “Tut mir leid, die Verspätung, Leute, aber Madonna wollte noch kurz Shoppen gehen in der City.” K U R Z ?! “Ich konnte es ihr einfach nicht abschlagen”, fuhr die nette Dame fort. Die weiblichen Vertreterinnen meiner Zunft kicherten irgendwie blöde. Shoppen, das Zauberwort der normalen Frau. Shoppen verzeiht bei ihnen alles. Die “Warner”-Lady erklärte, dass Madonna in zehn Minuten bereit sei für die Interviews - “jeder von euch hat exakt 20 Minuten, ich stoppe die Zeit”, meinte sie. Sie fächelte mit einem Stück Papier durch die Luft, auf dem der akribische Ablaufplan der Gespräche aufgelistet war. Ich war Kandidat Nummer Zwei. Prima, da war noch Zeit für einen Rioja...

Während ich an meinem Glas nippte, wurde ich mit einem Mal merkwürdiger Weise vollkommen nüchtern. Ich dachte bei mir: “Warum dieser irre Aufwand für eine einzige Person, dieses Warten, diese Nervosität, diese Huldigung?” Denn so richtig gerechnet hatte eigentlich keiner mehr mit Madonna, wenigstens damals nicht, im Frühjahr 1998. Nachdem sie im Jahrzehnt davor mit Pomp und Provokation ein glanzvolles Leben vor den gierigen Augen der Menschheit geführt hatte, machte sie sich in den letzten Jahren ziemlich rar. Sie lernte Yoga und beschäftigte sich mit der jüdischen Geheimlehre Kabbala. Sie wurde am 14. Oktober 1996 Mutter einer Tochter und ließ sich die Haare wachsen. Immerhin, 1994 hatte sie als einzigen Beitrag für die 90er nochmals ein Multi-Platin-Album namens „Bedtime Stories“ vorgelegt. Und jetzt also „Ray Of Light“. Madonna Ciccione, wie die Dame bürgerlich heißt, hatte für diese Produktion den hippen Londoner DJ und Dance-Produzenten William Orbit verpflichtet – und der stieß für sie völlig neue,
innovative musikalische Türen auf. Oder, in Madonnas etwas verschwurbelten Worten: „Er hat meinen 13 neuen Songs eine verwegene Mixtur aus meditativen Trance-Sounds, warmherzigem Trip Hop, flirrenden Drum & Bass-Rhythmen, jeder Menge Pop und üppigen orchestralen Arrangements verpasst. Dadurch klingen die Lieder auf „Ray Of Light“ modern und altmodisch zur selben Zeit, sie sind tanzbar und laden gleichzeitig zum Träumen ein.“

Textlich hatte sich bei Signora Ciccione ebenfalls eine Menge getan – statt ruppiger Sex-Lyrik von einst sang sie auf „Ray Of Light“ Meditations-Mantren in Sanskrit, Schlaflieder an Tochter Lourdes oder verträumte Danksagungen an eine höhere Gewalt. Die lyrische Welt der am 16.8.1958 in der US-Autometropole Detroit geborenen Entertainerin wirkte im Jahr 1998 extrem optimistisch und irgendwie abgehoben. Die Verse einer Musikerin, die aktuell ein Leben als reiche Hausfrau zwischen Kabbala und Krabbelgruppe führte. Das klang nicht sonderlich prätentiös.

Als Madonna die weiträumige Interview-Suite des noblen Düsseldorfer Hotels mit festem Schritt betrat - sie hatte kurz zuvor in der Suite nebenan ihr erstes Interview beendet -, konnte von Optimismus und Abgehobenheit nicht die Rede sein. Mir fehlte beides, und das trotz des Riojas, der in meinem Magen munter vor sich hin blubberte. Obwohl die Diva, Tochter eines aus Italien stammenden Autoschweißers aus dem Kaff Bay City im US-Bundesstaat Michigan, lediglich 155 Zentimeter groß ist, obwohl sie lässig und beinahe ungeschminkt vor mir saß und damals zudem extrem schmal und zerbrechlich aussah, herrschte auf der Stelle eine unglaubliche Spannung und Nervosität im Raum. Madonna war der Inbegriff von Souveränität, nichts entging ihrem Blick, sie füllte mit ihrer einzigartigen Präsenz noch die hinterste Ecke der Suite. Und ihr fester Händedruck glich dem eines Kampfsportlers. Vor allem aber ließ er keinen Zweifel an ihrem unerschütterlichen Selbstbewusstsein zu. Madonna ist schon zu Lebzeiten eine Ikone, obwohl sie eine Menge dafür tat, eben diesen Eindruck im Gespräch zu entschärfen. Doch es gelang ihr nicht. Vielleicht auch, weil im Kopf des Interviewers zu viele Bilder und Klischees aus einer einzigartigen Karriere eingegraben waren. “A Cup Of Tea?”, fragte sie mich, knipste ein gewinnendes Lächeln auf ihrem markanten Gesicht an. Sie hielt die Kanne bereits in der Hand. Ich hatte keine Chance mehr, mich gegen das Gebräu zu wehren, wollte ich nicht zum Anti-Gentleman des Jahres gekürt werden. “It’s Yogi-Tea, very healthy”, fügte sie mit einer Stimme hinzu, die keinen Widerspruch zuließ. Ich überlegte still, wie sich der Yogi-Tee mit dem Rioja vertragen würde.

Die erste Frage bei einem Interview ist meist die entscheidende, an ihr liegt es, wie der Rest eines Gesprächs verläuft. Zumindest gilt dieses ungeschriebene Gesetz bei Mega-Stars wie Madonna, die schon Millionen öffentliche Auskünfte gegeben haben. Ich hatte beschlossen, die Sache keck anzugehen. Wohl auch, um gegen meine eigene Befangenheit, was Madonna betrifft, vorzugehen. “In den Medien”, brabbelte ich, “wurde eine Menge über Ihren weiteren Image-Wechsel diskutiert. Hat Madonna sich wieder mal ein neues Mäntelchen übergestreift, mit dem sie der Öffentlichkeit begegnen will?” Madonna fixierte mich, wie mir schien, mit stählernem Blick, ehe sie antwortete:

“Ich glaube, die Leute machen sich viel zu viele Gedanken über mein Image, das haben sie all die Jahre über getan. Die Sache ist die, dass ich seit vier Jahren kein richtiges Album mehr veröffentlicht habe, natürlich bin ich in dieser Zeit gewachsen und habe mich verändert und – bang! – mit dieser „neuen Madonna“ wird die Menschheit plötzlich konfrontiert. Dabei ist diese „neue Madonna“ für mich eine alte Bekannte. Ich bin es ja, die jeden Tag mit sich selbst zusammen ist. Ich würde in diesem Zusammenhang also nicht von Image sprechen. Das bin einfach nur ich, eine Frau von 40. Klar bin ich eine andere als vor vier Jahren: Ich ließ mein Haar wachsen, ich habe inzwischen ein Baby, ich mache Yoga und bin heutzutage ein ganzes Stück gelassener als damals. Doch das ist keine Frage des Images, sondern eine Frage des Alters. Ich bin nicht eines Morgens aufgewacht, habe einen Knopf gedrückt und war plötzlich die neue Madonna.” Madonna lachte kurz auf.

Ich hingegen dachte nach, während ich versonnen an meinem Yogi-Tee nippte. Glaubte Madonna diesen Schmäh, den sie soeben erzählt hatte, wirklich? Sie, die Königin der Verkleidung, die Meisterin des Imagewandels, die durch nichts anderes derart populär geworden ist? Oder ist Madonna ein Image auf zwei Beinen, das sich dieser Tatsache gar nicht bewusst ist? Ich wollte bei dieser Überlegung ansetzen, wusste aber, dass ich einen anderen Zugang finden musste, wenn ich Näheres erfahren wollte. So bemühte ich ein Zitat des Nachrichtenmagazins STERN, das über Madonna in einem damals aktuellen Portrait folgendes geschrieben hatte: „Sie ist fast unsichtbar. Sie schockt niemanden. Und meditiert.“ Fand sie sich in diesen Sätzen wieder?

“Ich gaube, solche Sätze spiegeln eher die Meinung des Autors wider, als dass sie etwas über mich aussagen”, gab sie kühl zurück. “Ich habe auch nie in Dekaden gedacht, also: „Das sind die 70er, deshalb musst du ein Disco-Mäuschen sein. Das sind die 80er, deshalb musst du provozieren auf Teufel komm raus. Und das sind die 90er, also musst du meditieren.“ Natürlich habe ich auf die Zeitumstände beständig reagiert, doch das geschah ohne jede Berechnung. Ich sah mir meine Umgebung an und habe daraus etwas analysiert und umgesetzt. So einfach ist das. Ich bin ja eine Reflektion der Gesellschaft, in der ich lebe. Und da meine Karriere inzwischen gut 15 Jahre andauert, habe ich selbstverständlich eine Menge Metamorphosen durchgemacht. Wie langweilig, wenn die Welt sich weiterdreht und ich bliebe stets die Alte! Ich wollte unbedingt immer auf der Höhe der Zeit sein. Wichtig für mich war nur, dass ich mir meine Kreativität erhalte und dass ich in all meinen Phasen weiß, wer ich bin. Ich würde es hassen, mich irgendwann zu verlieren.”

Da passte prächtig der Satz, den Madonna dem Magazin VANITY FAIR gesagt hatte: „Ich war als Teeny nicht rebellisch im herkömmlichen Sinne – ich wollte einfach jemand sein“. Wusste sie heutzutage, wer sie ist? “Dieser Satz ist aus dem Zusammenhang gerissen”, ärgerte sich Frau Ciccione. “Was ich damit zum Ausdruck bringen wollte, war: Ich hing nicht ständig in Clubs ab, schmiss auf Teufel-komm-raus Drogen ein und sagte in jedem zweiten Wort „fuck“. Das ist Teenager-Rebellion, die sich gegen die Eltern richtet, so etwas hat mich nie interessiert. Wogegen ich rebelliert habe, war die stinklangweilige Gegend, in der ich aufgewachsen bin. Da wollte ich so schnell als möglich raus, ich war süchtig nach Glamour und Aufregung und Abenteuer. Ich wollte ein Star sein. Diese banale Mittelklassen-Bourgeoise, der ich entstamme, die total gesichtslos ist, dagegen habe ich mich gewehrt. Ich wollte groß sein, aufregend, eine Persönlichkeit. Und selbstredend die Beste in ihrem Job. Das war lange Zeit mein Antrieb für all die irren Aktivitäten, die ich durchgezogen habe. Allerdings vertrete ich hier die Gedanken einer Jugendlichen. Damals wollte ich auffallen, weil ich dachte, ich würde ein Niemand sein. Inzwischen weiß ich seit vielen Jahren, dass ich immer jemand war. Doch mit 16 oder 17 bist du viel zu unsicher, um an dein eigenes Charisma zu glauben. So etwas funktioniert erst mit 30 oder 35. Tatsache ist, dass in jedem Menschen von Beginn an seine Talente verborgen liegen. Die Frage ist nur, ob er sie eines Tages entdeckt und etwas damit anfängt. Nun, ich habe das getan.”

Das bedeutete, Madonna war mittlerweile an einem Punkt, an dem sie sich und der Welt nichts mehr beweisen musste, richtig? “Mir selbst muss ich das schon, sogar noch eine ganze Menge. Der Welt nicht mehr”, antwortete sie so lakonisch wie treffsicher.

Half bei dieser Suche auch die neugefundene Spiritualität? “Ganz eindeutig”, bekräftigte sie, während sich ihre Gesichtszüge sichtlich entspannten. “Ich musste erst mal meine dogmatische, streng-katholische Erziehung aufarbeiten, ehe ich mich nun – mit 40 Jahren – einer befreiteren Spiritualität zuwenden konnte. Der katholische Glaube ergreift ziemlich stark Besitz von der Seele. Und dank meines Vaters wuchs ich in einer sehr patriarchalischen Gesellschaft auf, der zu entkommen für eine Frau immens schwierig ist. Diese Form der Gesellschaft geht davon aus, dass eine Frau nicht sexy und intelligent zur gleichen Zeit sein kann. Um jenen Leuten das Gegenteil zu beweisen und mich dabei aus ihrer Umklammerung zu befreien, habe ich viele Jahre hart gearbeitet. Inzwischen habe ich diese Vergangenheit abgeschüttelt. Jetzt heißt es für mich, dass ich an das Leben andere, wichtigere Fragen stelle als: „Darf eine Frau sexy und schlau sein?“ Ich weiß heutzutage, dass ich beides bin.”

Madonna stellt also sich und Ihre Welt ständig in Frage? “Nicht jeden Tag, aber doch ziemlich oft”, verriet sie, während ich einen weiteren Yogi-Tee schlürfte, verbunden mit der Hoffnung auf ein bisschen Erleuchtung. “Und je mehr Fragen ich stelle, desto mehr Antworten bekomme ich auch”, fuhr Madonna fort. “Doch desto mehr neue Fragen tun sich auch für mich auf. Eine ziemlich anstrengende Sache, das Leben. Aber höchst-interessant!”

War Madonna bei so viel Anstrengung einerseits und so viel Interesse für diese anstrengende Welt andererseits auch irgendwann mal an irgendwas gescheitert? “Nein, weil ich nicht daran glaube, dass irgendetwas nicht zu schaffen ist”, philosophierte mein Gegenüber eisenhart. “Wir Menschen sind keinen Beschränkungen unterworfen. Die Beschränkungen werden uns immer nur von außen auferlegt, also von Leuten, die nicht besonders an sich und ihre Fähigkeiten glauben. Ich hingegen glaube felsenfest an mich. Ich kann alles tun, was ich will.”

Kann man so einem Absolutheits-Anspruch auch gerecht werden, wenn man ein kleines Kind hat? “Seit Lourdes auf der Welt ist”, lächelte Madonna, “gelingt es mir eigentlich unruhigem Menschen sogar, stundenlang einfach in meinem Haus zu sitzen, fernzusehen, ein Buch zu lesen und mit meiner Tochter zu spielen. Ich habe dann kein schlechtes Gewissen mehr wie früher, weil ich in solchen Momenten nicht aktiv bin. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich mir Phasen der Ruhe gönne – und sie auch vollständig genieße. Diese Phasen sind inzwischen sehr wichtig für mich. Was ich unter anderem gelernt habe, seit ich Mama bin: Man kann neue, revolutionäre Wege gehen, auch wenn man sich der Stille verschrieben hat. Dank Yoga und Meditation habe ich erst mitbekommen, wieviel Energie im Schweigen steckt. Ich bin heute sehr oft aktiv in der Stille. Früher hingegen konnte ich keine Sekunde stillsitzen. Ich strampelte mich durchs Leben, war häufig aggressiv und wild und unberechenbar. Das hat sich in den letzten zwei Jahren stark gelegt. Ich war nicht in der Balance, damals. Inzwischen habe ich gelernt, dass es Phasen im Leben gibt, in denen man Ruhe braucht und Phasen, in denen man handeln muss. Ich glaube, das ist der wahre spirituelle Weg, um sein Leben in den Griff zu bekommen.”

Weil sich unser Gespräch, so fühlte ich, etwas im Kreis drehte, und mir der Zeitdruck unerbittlich im Nacken hockte, probierte ich meinen Themenwechsel erneut mit einem Zitat, dieses Mal mit dem eines engen Freundes von Madonna. Der hatte behauptet: „Sie ist nicht immer logisch. Nicht immer süß. Sie ist schlicht ein menschliches Wesen“. Sah sie das genauso? “Oh, ich war immer ein menschliches Wesen!” Jetzt schien es fast, als würde Frau Ciccione lachen. Zumindest irgendwie. “Das Problem an der Sache war nur, dass mich der Rest der Menschheit nicht so sehen wollte. Der hat mich entweder vergöttert oder gehasst. Jedenfalls wurde ich im Laufe meiner Karriere zu einer Ikone. Und Ikonen spricht man bekanntermaßen immer Fehler und menschliche Regungen ab. Aber ich selbst bestehe eben nur aus Fleisch und Blut. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.”

Hat sie manchmal das Gefühl, die Menschheit wüsste mehr über Madonna als sie selbst? “Nein, nein, da täuscht sich die Menschheit”, wiegelte Madonna lässig ab. “Ich habe immer gewusst, wer ich bin und ich habe den Leuten immer nur so viel von mir gezeigt, wie ich es für richtig hielt. Wenn ich also ein neues Projekt vorstelle, sei es ein Buch, eine Platte oder einen Film, dann habe ich mir zuvor unglaublich viele Gedanken über seine Präsentation gemacht. Und obwohl ich stets offen zu den Leuten war, kann kaum eine Person auf dieser Welt behaupten, mich wirklich gut zu kennen. Die paar wenigen, das sind meine Freunde. Und von Freundschaft zu einer Person zu sprechen, das ist eine große Sache. So etwas dauert lange, lange Zeit. Tief im Inneren bin ich nämlich sehr misstrauisch.”

Gab es Phasen in ihrem Leben, in denen Madonna der Ruhm völlig zum Hals heraushing? “Ja, die gab es oft, die gibt es nach wie vor”, echauffierte sie sich milde. “Erst gestern wieder: Ich wäre gerne in aller Ruhe in Paris shoppen gegangen, doch 500 Leute verfolgten mich dabei. So etwas macht einfach keinen Spaß. Da bin ich lieber im Hotel geblieben... Ich würde mir gelegentlich auch wünschen, dass ich wieder ein kleiner, unbekannter Künstler bin. Ich hätte dann viel mehr Möglichkeiten, ich könnte größere Risiken eingehen in meiner Arbeit. Inzwischen ist der Druck auf mich bei jeder neuen Produktion immens. Ich bin durch so viele Metamorphosen gegangen, dass ich der vorhergegangenen Sache immer noch einen draufsetzen muss. Insofern ist es nicht einfach für mich, etwas Neues anzugehen und zu verwirklichen. Aber ich werde niemals an diesem immensen Druck zerbrechen, denn ich habe großes Vertrauen in mich und meine Arbeit. Und ich besitze starke Überlebensmechanismen. Außerdem war ich zeit meines Lebens von niemandem abhängig, ich habe stets nur meine eigene Vision verfolgt, ich habe nie etwas als Garantie genommen. Mein Erfolg war niemals selbstverständlich für mich, er ist es bis heute nicht. Ich hörte eben nur auf meine innere Stimme, ließ mich von keiner Menschenseele beirren und von etwas abbringen. Das bedeutet jetzt nicht, dass ich ein kompletter Einzelgänger wäre. Im Gegenteil, ich setze stark auf meine Freunde, meine Familie, meine Vertrauten. Sie sind absolut notwendig, um überhaupt weitermachen zu können. Doch all das genügt mir, um weiterzumachen.”

Wo findet eine “Person der Öffentlichkeit” wie Madonna heutzutage noch neue Freunde?! “Das ist sicherlich schwerer als früher”, gestand sie. “Doch ich lasse mich immer wieder und immer noch gerne auf neue Menschen ein. Und ich bin ein sehr guter Richter, was den Charakter eines anderen angeht. Ich kann mich blendend auf mein Urteilsvermögen verlassen. Ich selbst bin zwar alles andere als perfekt, ich mache eine Menge Fehler. Doch ich versuche diese, Jahr für Jahr zu reduzieren. Das Ziel jedes Menschen kann nur die absoute Aufrichtigkeit sein. Auf etwas anderes hinzuarbeiten, wäre ein Fehler. Aber da wir alle mehr oder weniger selbstsüchtig sind, ist dieses Ziel auch am schwersten zu verwirklichen. Doch wie gesagt, ich arbeite an mir.”

So heimlich wie unter Madonnas Kontrollblick möglich warf ich einen Blick auf meine Armbanduhr. Noch vier Minuten. Ich wusste, ich würde keine Sekunde länger auf diesem “heißen Stuhl” in Madonnas Suite sitzen dürfen. Also rasch was Persönliches gefragt, zu verlieren hatte ich in vier Minuten nichts mehr: “Halten Sie sich eigentlich für so attraktiv, wie das Gros der Menschheit über sie denkt?”, wollte ich erfahren. Für einen kurzen - sehr kurzen - Moment hatte ich das Gefühl, dass meinem Gegenüber die Kontrolle entglitt. Aber schon als Madonna antwortete, war dieser Moment vorbei: “Manchmal ja, manchmal nein”, antwortete sie. “Das liegt an meiner Tagesform. Wenn ich vier Nächte nicht geschlafen habe, halte ich mich für extrem unattraktiv. Dagegen hilft nur eines: Schlafen, viel schlafen! Und nicht in den Spiegel schauen.”

Und schon ging es zur Abschlussfrage: “Gibt es ein unwiderrufliches Motto in Ihrem Leben?” Banaler geht’s nicht mehr, aber egal. Noch eine Minute! Madonna reagierte auch auf diese Banalität souverän: “Ich will noch extrem viel machen! Stillstand ist Tod. Und ich fühle mich sehr am Leben zur Zeit. Wahrscheinlich mehr denn je!”

Just als sie das letzte Wort ausgesprochen hatte, stürmte auch schon die freundliche “Warner”-Dame mit dem gütigen Lächeln in den Raum. “So, genug geplaudert”, flötete sie, freundlich und bestimmt. “Der nächste Kandidat wartet schon.” “Ich weiß”, meinte ich, “keine Ursache.” Madonna und ich erhoben sich von unseren Stühlen. Ich bekam noch einen Schraubstock-Händedruck zum Abschied. Während dessen sah ich für wenige Sekunden fest in ihre Augen. Und grinste. Meinem Blick hielt sie locker stand. Das Grinsen erwiderte sie nicht.

Bekenntnisse eines Weltverzweiflers

Auf der Couch mit Peter Gabriel

Peter Gabriel hatte sich satte sechs Jahre Zeit gelassen, um seinem genialen modernen Klassiker „So“ im Herbst 1992 einen Nachfolger hinterherzuschieben. Eine dermaßen lange Zeit ist im schnelllebigen Rock´n´Roll-Business, rein kommerziell betrachet, eine Todsünde. Wer erinnert sich nach sechs Jahren noch an ein Gesicht, eine Stimme, ein Album, wo wir in diesem Geschäft täglich mit neuen Gesichtern, Stimmen und Alben bombardiert werden? Peter Gabriel darf das. Er kann es sich schlicht erlauben. Sein zerstreut aussehendes und leicht verknautscht wirkendes Gesicht ist einzigartig, seine Stimme sowieso – und seine Alben sind es erst recht. „Us“, der “So”-Nachfolger, welcher Anlass unseres Interviews war, ragt wie ein Monument in den Himmel, wenn man die Platte mit den meisten anderen Produktionen der 90er Jahre vergleicht. Peter Gabriel als Mensch und im Gespräch ist, im Vergleich zu seinem Status als Kultfigur und lebende Legende, eine äußerst introvertierte und schüchterne Person.

Der Mann, am 13.5.1950 in London geboren, zwischen 1967 und 1975 Sänger der Art Rock-Formation Genesis und seither auf Solo-Pfaden unterwegs, ist misstrauisch, was Interviews angeht. Man erkennt leicht, dass er sich trotz seiner langen Zeit im Musikgeschäft noch immer nicht daran gewöhnt hat, dass wildfremde Menschen ihn nach seiner Meinung und über seine Befindlichkeit fragen. Doch Gabriel taute auf während unserer einstündigen Unterhaltung im Herbst 1992 in der Suite des Münchner Nobel-Hotels „Bayerischer Hof“. Man muss den Mann in Sicherheit wiegen, darf ihn um Himmels willen niemals bedrängen. Dann erfährt man über die Person Peter Gabriel eine ganze Menge – eventuell mehr, als ihm recht ist. Und weil jenes Gespräch geradezu therapeutische Züge aufweist, soll es an dieser Stelle, der Fairness und des Informationsgehalts wegen, in Interview-Form wiedergegeben werden.

FRAGE: Man hat Sie oft und gerne als den „Poeten der Apokalypse“ bezeichnet, als „melancholischen Trauerkloß“, als „depressiven Weltverzweifler“. Ich für meinen Teil dachte mir immer, dass bei aller Untergangsstimmung, die Ihre Musik nicht selten zum Ausdruck bringt, Humor der wichtigste Aspekt Ihrer Arbeit ist. Haben Sie eine Menge Spaß daran, während Sie Ihre Lieder schreiben und einspielen?

GABRIEL: Ich lade sehr viel persönliches Leid – auch Weltschmerz – in meinen Songs ab, bei denen ich mir aber immer eine gewisse Entspanntheit bewahre. Ja, ich habe in meinem Leben eine ganze Menge zu lachen, wenngleich es vielleicht ein anderer Humor ist, als ihn die meisten Musikjournalisten besitzen, hahaha. Ich halte in meinen Liedern stets einen Ausweg offen, sie sind nie völlig niederschmetternd. Schließlich zahlen die Leute Geld für meine Platten, das halte ich mir immer vor Augen. Somit habe ich kein Recht, sie mit meiner Arbeit völlig und ohne Aussicht auf Hoffnung am Boden zu zerstören.

FRAGE: Sie haben sich sechs Jahre Zeit gelassen, um „Us“ einzuspielen, eine endlose Pause im schnellebigen Pop-Business. Ich bin überzeugt, dass sich in dieser ewig dauernden Periode das Konzept der Platte immer wieder geändert hat. Welche Phasen hat „Us“ durchlaufen?

GABRIEL: Während der ersten Produktionsphase von „Us“ begann ich an „Passion“ zu arbeiten, einem Instrumentalalbum. „Passion“ ist eine sehr wichtige Platte für mich, denn sie sollte in sich widersprüchlich klingen: altmodisch und gleichzeitig völlig neuartig, vertraut und zur selben Zeit völlig fremd. Die Scheibe sollte lebendig sein, ohne sich dabei an herkömmliche Songstrukturen zu binden. Die Musik darauf sollte jede Menge Raum zum Atmen haben, nicht so verdichtet sein wie meine früheren Alben. Kurzum: Ich wollte darauf einen extrem spirituellen Sound erzielen. Nachdem ich „Passion“ abgeschlossen hatte, verfolgte ich den damit eingeschlagenen kreativen Weg weiter. Die Auflösung von gewöhnlichen Songstrukturen, das sah ich damals, Ende der 80er Jahre, als meine Hauptaufgabe an. Doch dafür brauchte ich neue Einflüsse von außen. Die konnte ich nur von Musikern bekommen, die mit dem westlichen Pop-Business nichts am Hut haben. Und so suchte ich mir Interpreten aus Afrika, Südamerika und anderen „exotischen“ Staaten, die nichts mit Charts, Pop-Songs oder den Beatles zu tun haben. Ich war von der Idee besessen, dass Musik „atmen“ müsse, wenn man ihr mehr Intensität einhauchen will. Erst 1990 konnte ich mich wieder intensiv um „Us“ kümmern und ließ natürlich die Erfahrungen der vorhergehenden drei Jahre in die Stücke dieser Platte einfließen. Dazu kamen private Angelegenheiten, die ja immer schon vehement Eingang in meine Kompositionen gefunden haben. Bereits ‘87 begann ich eine Psychotherapie, weil meine Ehe damals auseinanderzubrechen begann und ich auch ansonsten mit meinem Leben nicht mehr sonderlich zurechtkam. Nach meiner Ehe ging noch die darauffolgende Beziehung mit der Schauspielerin Rosanna Arquette kaputt, gleich darauf die mit der Sängerin Sinead O’Connor. Das warf mich schließlich völlig aus der Bahn. Nur die Therapie half mir in dieser Phase wirklich weiter. Es handelte sich dabei um eine Therapie, in der Paare und Singles zusammenstecken. Ich entdeckte währenddessen die unglaublichsten Phänomene in mir – Eigenschaften, die ich an mir schätze, aber auch solche, mit denen ich lieber nicht konfrontiert worden wäre: grenzenlose Wut etwa, oder gnadenloser Hass. Diese Seiten kannte ich bislang überhaupt nicht an mir, aber sie waren zweifellos vorhanden. Und sie sind es bis heute. Die Therapie bewirkte, dass ich mich damit auseinandersetzen musste. Die Texte und die Kompositionen, die in dieser Zeit entstanden und die heute auf „Us“ zu finden sind, beschäftigen sich logischerweise vehement mit diesem Prozess, der in mir seit 1987 ablief. Und all diese Erfahrungen prägen „Us“ und machen es zu einer Platte, deren Aussagen und Anspruch sich permanent veränderten, weil ich selbst mich in dieser Phase meines Lebens permanent veränderte.

FRAGE: Wie aufrichtig sind Sie in Ihren aktuellen Texten tatsächlich? Denn wenn Sie über Eigenschaften geschrieben haben, mit denen Sie lieber nicht konfrontiert worden wären, muss das Schreiben ja ein ungeheuer schmerzhafter Prozess gewesen sein, oder nicht?

GABRIEL: Drücken wir es so aus: Ich war aufrichtig wie nie zuvor in meinem Leben. Ob das aufrichtig genug ist, weiß ich nicht. Doch ich weiß, dass ich mir Mühe gegeben habe, dem Hörer einen schonungslosen Einblick in mein Innenleben zu gewähren. Es war dieses Mal auch einfacher für mich, aufrichtig zu sein. Die Therapie hatte mich gelehrt, dass man mit seiner Gefühlswelt immer offen umgehen muss, damit man sie im Griff hat. Aber nochmals: Ich erdrücke den Hörer hoffentlich nicht mit meinen Problemen. Ich bemühe mich, Auswege in meinen Liedern offenzulassen.

FRAGE: Um es auf den Punkt zu bringen: „Us“ ist eine Art hilfreiche Therapie für Sie?

GABRIEL: Ja, ganz richtig! Die Songs darauf halfen mir ungemein, denn Musik halte ich, im Gegensatz zu meinem täglichen Leben, unter vollkommener Kontrolle. Diese Kontrollfunktion gibt mir Sicherheit – und diese Sicherheit wiederum ermöglicht es mir, mit meinen Problemen besser zu Rande zu kommen.

FRAGE: Spätestens seit Ihrem dritten Soloalbum sind Sie stark mit der Musik von Afrikanern, Südamerikanern und den Bewohnern der Karibik verwurzelt. Wie weit kan ein englisches Bleichgesicht wie Sie tatsächlich in die Seele dieses ganz eigenen musikalischen Kosmos’ vordringen?

GABRIEL: Natürlich werde ich darin immer ein Fremder bleiben. Deshalb würde ich es nie wagen, diese Musik einfach nachzuspielen. Dazu habe ich einfach kein Recht! Aber ich kann versuchen, mich ihr so weit als möglich anzunähern. Und ich kann sie mit meinem ureigenen musikalischen Kosmos zusammenbringen. Auf „Passion“ habe ich erstmals ernsthaft eine solche Fusion probiert. Auf „Us“ bin ich dahingehend schon einen großen Schritt weiter. Völlig miteinander vereinbar sind diese beiden Welten freilich nie. Mir fehlt dazu einfach der spirituelle Hintergrund.

FRAGE: Die Texte waren immer ein äußerst wichtiger Aspekt in Ihrem musikalischen Gesamtkonzept. Sie waren und sind voller Symbole, zur gleichen Zeit sind sie sehr simpel konstruiert, damit jeder Hörer die Chance hat, sich damit auseinanderzusetzen. Was sind die Hauptideen, die Sie den Fans mit Ihren Texten vermitteln möchten?

GABRIEL: Mir ging’s eigentlich immer in erster Linie um Kommunikation und zwischenmenschliche Beziehungen in sämtlichen Schattierungen. Es geht mir auch darum, wie du als Individuum in den Augen von anderen Menschen gesehen wirst. Nur ein kleines Beispiel für diese Grundidee meiner ganz persönlichen Philosophie: Wenn etwa ein Nachrichtensprecher von einem indischen Torjäger in einem englischen Fußballteam spricht, so ist der immer „einer von uns“. Gleichzeitig spricht derselbe Nachrichtensprecher über Inder, die in England leben, als „einer von denen“, wenn beispielsweise einer von ihnen ein Mädchen vergewaltigt hat. Dieser Gedanke des Einbeziehens und Ausgrenzens durchzieht speziell „Us“ als Thema wie einen roten Faden. Schließlich verbirgt sich dahinter die Grundidee von Faschismus, vor allem des modernen Faschismus, der leider Gottes in der letzten Zeit wieder enorm an Zulauf gewonnen hat.

FRAGE: Trotz der natürlichen Klänge auf Ihren Platten und der Unterstützung der Songs durch jede Menge Freunde sind Sie dennoch ein Verfechter modernster Technologien im Studio. Beschleicht Sie nicht manchmal das Gefühl, ein Sklave der Maschinen zu sein, dass Sie ohne diese hilflos wären und etliche Ideen niemals umsetzen könnten?

GABRIEL: Mit diesem Gedanken habe ich noch nie gespielt, denn ich bin der festen Überzeugung, dass ich „gute“ Technologie verwende – diejenige, die transparent ist und die man dem Endprodukt nicht anmerkt. Aber das Tolle an der Sache ist, dass Technologie einem Kreativen ungeahnte Möglichkeiten bietet. Man muss nur die richtige Einstellung zu ihr haben.

FRAGE: Sie sind auch bekannt dafür, sich mit der Musik als alleinigem Ausdrucksmittel nicht zufrieden zu geben, sondern sie immer noch in Form von Darbietungen, ausgeklügelten Videos, Bühnenmaskerade und dergleichen zu untermalen. Warum reicht Ihnen die Musik als einziges Ausdrucksmittel nicht?

GABRIEL: Ganz einfach, weil ich diese visuellen Möglichkeiten genauso liebe wie die Musik. Ich habe zu meinen Songs von Anfang an Bilder im Kopf und versuche diese mit den verschiedensten Mitteln umzusetzen. Die Videos, die Bühnen-Performances, die Lightshows – all dies steht gleichberechtigt zur Musik, das eine ergänzt das andere. Ich suche auch ständig nach neuen Ausdrucksformen. Ich möchte erreichen, dass der Hörer so weit wie möglich in meinen Mikrokosmos eindringen kann. Das ist nur fair, denn schließlich ist es das, was er von einem Künstler erwartet.

FRAGE: Dringen wir jetzt ganz tief in Ihre musikalische Vergangenheit ein: Es wird gesagt, dass Sie Genesis anno 1975 verlassen haben, weil Sie den Starkult satt hatten und endlich künstlerisch zu experimentieren beginnen wollten, was Ihnen bei Genesis nicht möglich gewesen sei. Ist dieses Gerücht korrekt?

GABRIEL: Das ist richtig, ich suchte damals tatsächlich nach einer neuen künstlerischen Identität und stellte während unserer letzten, also der „Lamb Lies Down On Braodway“-Tour, endgültig fest, dass ich sie bei Genesis nicht finden würde. Doch das war nicht der einzige Grund; es gab, wie immer bei mir, auch große persönliche Probleme. 1975 war ich der einzige in der Band, der verheiratet war. Meine damalige Frau erwartete gerade ihr erstes Baby, und nach der Entbindung waren sowohl das Neugeborene als auch meine Gattin sehr krank. Ich wollte mich natürlich so viel wie möglich um die beiden kümmern. Doch wir waren auf Tour und die anderen Genesis-Mitglieder hatten kein Verständnis für meine Situation. Ich hatte in dieser Zeit auch ein Angebot von dem amerikanischen Filmregisseur William Friedkin vorliegen, ein Manuskript für ihn zu liefern. Ich war stark an der Sache interessiert, doch die die Genesis-Jungs blockten dermaßen erfolgreich ab, dass mir dieser Auftrag schließlich durch die Lappen ging. Das fand ich nicht besonders nett von ihnen... Wir arbeiteten zu jener Zeit jedenfalls unter explosiven Umständen zusammen, es brodelte unentwegt bei uns. So etwas hält ein sensibler Mensch wie ich auf Dauer nicht aus. Unmittelbar nach der „Lamb Lies Down On Broadway“-Tournee zog ich die Konsequenzen aus der Situation und verabschiedete mich von der Band. Dies war auch im nachhinein eine Entscheidung, die ich niemals bereut habe. Sie war für alle daran Beteiligten die beste Lösung.

FRAGE: Das englische Musikmagazin „New Musical Express“ hat Sie mal als einen Künstler beschrieben, der das Unausdrückbare ausdrücken will. Verfolgen Sie tatsächlich diesen Anspruch? Sind Sie demnach auf der Suche nach dem perfekten Song?

GABRIEL: Sagen wir’s so: Ich versuche, das Schwerstmögliche auszudrücken, musikalisch wie persönlich. Es ist ein sehr befriedigendes Gefühl, nach langer Mühsal an diesem Punkt anzugelangen. Dann kannst du dich für einen Augenblick zurücklehnen und tief durchatmen – um dich gleich darauf der nächsten Möglichkeit zuzuwenden. Diese permanente Suche und Überwindung von Schwierigkeiten ist der große und einzige Sinn meines Lebens. Mehr hält das Dasein für mich nicht parat.

Der Irre ist menschlich!

Axl Rose hat den Wahnsinn für sich gepachtet

Der Rock´n´Roll stand viele Jahre auf tönernen Füßen. Dabei ist er noch nicht mal besonders alt. Ins Leben geworfen wie ein räudiger Bastard wurde er durch den gewagten Hüftschwung eines gewissen Elvis Presley. Das war 1956, im Rahmen einer weltweit ausgestrahlten TV-Sendung. Seitdem hat Rock´n´Roll viele Metamorphosen durchgemacht, aber eines konnte hat sich dabei nicht geändert: Er war laut und schmutzig, böse und provokativ, gewalttätig und sexy. Und er war weit mehr als nur Musik.

Rock´n´Roll war die in Töne gegossene Revolte der Jungen gegen die Alten. Mitte der 80er Jahre sah es allerdings ganz danach aus, als hätten die Biedermänner den Rock´n´Roll an ihrer Brust totgequetscht, indem sie damit begannen, dieser Musik ein Denkmal zu setzen: Sie schufen MTV. Der Sender servierte Rock´n´Roll rund um die Uhr, leicht konsumierbar und dadurch völlig harmlos. Doch die Brandstifter ließen - dem Himmel sei dank - nicht lange auf sich warten. Sie kamen 1985 und nannten sich Guns N’ Roses. Und wieder war nichts wie
zuvor. Guns N’ Roses stammen aus Los Angeles und stießen ins Musikgeschäft wie ein Barracuda in den Goldfischteich. Und das, obwohl sie sich auf den ersten Blick von ihren großen Idolen - den Rolling Stones, den Sex Pistols, AC/DC und Aerosmith - weder musikalisch noch von ihrem Auftreten her merklich unterschieden. Sie spielten krachlederne Blues-, Rock- und Metal-Songs, die mit einer Prise Punk versetzt waren. Sie trugen dreckige Jeans, waren an den Armen stark tätowiert und zogen dieselbe altbekannte Asozialen-Nummer wie Dutzende Bands vor ihnen ab: Sie schworen auf exzessiven Alkohol- und Drogenkonsum, der Begriff “safer sex” kam in ihrem Wortschatz nicht vor und in Interviews gaben sie rotzfreche Antworten.

Trotzdem wurden die “Gunners” schon bald nach ihrem Erscheinen in der Öffentlichkeit zur “gefährlichsten Rock´n´Roll-Gruppe der Welt” gekürt. Irgendetwas an ihnen musste also anders sein. Ganz anders. Aber was? Bemühen wir Altmeister Mick Jagger. Der sagte 1989 hinter der Bühne des Los Angeles Stadiums, während die “Gunners” als Vorgruppe für die Rolling Stones die Stimmung anheizten: “Rock´n´Roll braucht ein Höchstmaß an permanenter Hochspannung, eine gewisse Wut. Rock ist nur dann Rock, wenn er nicht safe ist. Gewalt und Energie - darum geht es im Rock´n´Roll. Der Zusammenprall dieser zwei explosiven Komponenten ist verdammt selten im Business. Bei den Guns N’ Roses findet er statt.” Und Jagger fügte hinzu: “Es ist nicht die Musik, die diese Band großgemacht hat - es ist ihr ganzes Leben! Sie investieren absolut alles in ihre Songs. Es sieht ganz so aus, als seien sie zur Selbstzerstörung verdammt - eine sich selbst erfüllende Prophezeiung des Untergangs.” Und danach deutete der große, alte Mann des Rock´n´Roll auf die schmächtige Figur, die ganz vorne am Rand der Bühne torkelte und sich die Seele aus dem Leib schrie: “Sieh dir den Typ doch mal an”, meinte Jagger kopfschüttelnd, “der Kerl ist ein Psychopath. Er wird sich im Laufe der Zeit einfach selbst zerstören. Aus Kerlen wie ihm werden Mythen geschnitzt.”

Jagger meinte mit seiner Einschätzung den Guns N’ Roses-Sänger Axl Rose. Und diese Einschätzung traf auf den Punkt: Axl war es zu verdanken, dass aus einem mäßig talentierten Quintett die “unwiderstehlichste Rockband seit den Doors” (Los Angeles Times), “die aufregendste Rock´n´Roll-Band der Welt” (Rolling Stone) und “das größte Monster, das Hollywood je hervorgebracht hat” (New Musical Express) wurde. Aus den “Gunners” wurde der größte Rock´n´Roll-Mythos der frühen 90er Jahre, weil Axl ihnen das Gesetz aufzwang, nach dem er selbst die ganzen Jahre zuvor gelebt hatte: kein Gesetz zu respektieren.

Eben diesen Charismatiker des Wahnsinns sollte ich nun, im Frühjahr 1993, in Los Angeles im Auftrag des deutschen “Playboy” treffen. Ich hatte kein Problem mit diesem Auftrag, hatte aber ein Problem mit der Musik von Guns N’ Roses - auch nach mehrmaligem Hören ihrer Alben verstand ich den Hype um jene Gruppe nicht. Aber gut, weder hatte ich die “Gunners” bislang live gesehen, noch hatte ich jemals einen von ihnen vor dem Mikro gehabt. Und da ich mehr als zehn Stunden Flugzeit vor mir hatte, las ich mich geflissentlich ein in meinen aktuellen Job - alte Interviews und Biographien von Axl Rose. Als ich in L. A. aus dem Flieger stieg, hatte ich weiche Knie - die Angst vor einem Irren, bei dem im Rahmen eines Gesprächs alles und nichts möglich war.

Axl Rose erblickte am 6. Februar 1962 in Lafayette im US-Bundesstaat Indiana das Licht der Welt. Er war ein ungewolltes Kind, denn seine Mutter musste - wie das im erzkonservativen Indiana der 60er Jahre so üblich war - die High-School abbrechen, nachdem sie schwanger geworden war, und Axls ungeliebten Erzeuger heiraten: William Rose, ein berüchtigter Unruhestifter, Trunkenbold und Psychopath, der Axl den Vornamen Bill verpasste. Nachdem William seine junge Ehefrau ein zweites Mal geschwängert hatte, ließ er seine Familie sitzen und ward nicht mehr gesehen. Kurz darauf heiratete Axls Mutter erneut, einen gewissen Stephen Bailey, und somit wuchs Axl als Bill Bailey auf. Bis zu seinem 16. Lebensjahr war Billy-Boy ein umgänglicher Typ. “Ich hatte bis dahin an Gott geglaubt”, erzählte mir Axl später im Interview. “Aber dann hat er mich im Stich gelassen.” Billy hatte “nach Gott gefahndet”, wie er es ausdrückte. Er sang im Kirchenchor, gewann Wettbewerbe im Bibellesen und unterrichtete sogar in der Sonntagsschule. “Doch ich hab’ nie ‘nen Kontakt zu Gott gekriegt, nicht wirklich”, erinnerte sich Axl, “so sehr ich mich auch darum bemühte. Ich hab’ Klavier gespielt und hatte mehr Gospelsongs drauf als jeder andere, sogar mehr als all die Schwarzen unter meinen Mitschülern. Doch Gott hat nie zu mir gesprochen. Wenn es da oben wirklich jemanden gibt, dann kenne ich ihn nicht. All die Jahre, die ich auf der Suche nach Gott war, empfand ich absolut nichts. Ich habe die ganze Zeit gedacht, ich sei verflucht. Und ich denke das bis heute.”

Mit 16 gab Axl deshalb seine Suche nach Gott auf und ersetzte sie durch neue, andere Götter: Drogen und Rock´n´Roll. Er wurde launisch, depressiv und hochgradig gewalttätig. Als er mit 17 von seiner Mutter erfuhr, dass Bailey nicht sein leiblicher Vater ist, steigerte sich sein „Zorn auf die Welt ins absolut Unermessliche”, wusste Rose zu berichten. Und er demonstrierte ihn: Er ließ die Haare lang wachsen und feuerrot einfärben - ein Skandal im spießigen Indiana. Er wurde Dauergast im örtlichen Jugendgefängnis. “Über 20 Mal” erinnerte sich Axl anlässlich unseres Gesprächs, “saß ich im Knast, fünfmal davon war ich sogar schuldig.”