Der Autor
Dirk Mann hat 30 Jahre Gärtnerpraxis, ein wissenschaftliches Studium, 15 Jahre Erfahrung in der Gartenfotografie und ahlreiche Veröffentlichungen in Fachmagazinen. Sein Fotoatelier am Rande des schönen Elbflo enz erstreckt sich auf einer Fläche von etwa 7.000 qm mit verschiedenen Fotound Themengäten. Die Gartenfotografie ist für ihn s wohl persönliche Selbstverwirklichung als auch künstlerisches Bindeglied zwischen bodenständigem Gärtnerleben und moderner Medienwelt.
Die neue Fotoschule
für Blumen- und Gartenfreunde
Bibliografis he Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Hinweis: Alle Angaben in diesem Buch wurden vom Autor mit größter Sorgfalt erarbeitet bzw. zusammengestellt und unter Einschaltung wirksamer Kontrollmaßnahmen reproduziert. Trotzdem sind Fehler nicht ganz auszuschließen. Der Verlag und der Autor sehen sich deshalb gezwungen, darauf hinzuweisen, dass sie weder eine Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Folgen, die auf fehlerhafte Angaben zurückgehen, übernehmen können. Für die Mitteilung etwaiger Fehler sind Verlag und Autor jederzeit dankbar. Internetadressen oder Versionsnummern stellen den bei Redaktionsschluss verfügbaren Informationsstand dar. Verlag und Autor übernehmen keinerlei Verantwortung oder Haftung für Veränderungen, die sich aus nicht von ihnen zu vertretenden Umständen ergeben. Evtl. beigefügte oder zum Download angebotene Dateien und Informationen dienen ausschließlich der nicht gewerblichen Nutzung. Eine gewerbliche Nutzung ist nur mit Zustimmung des Lizenzinhabers möglich.
© 2017 Franzis Verlag GmbH, 85540 Haar bei München
Alle Rechte vorbehalten, auch die der fotomechanischen Wiedergabe und der Speicherung in elektronischen Medien. Das Erstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, auf Datenträgern oder im Internet, insbesondere als PDF, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags gestattet und wird widrigenfalls strafrechtlich verfolgt.
Die meisten Produktbezeichnungen von Hard- und Software sowie Firmennamen und Firmenlogos, die in diesem Werk genannt werden, sind in der Regel gleichzeitig auch eingetragene Warenzeichen und sollten als solche betrachtet werden. Der Verlag folgt bei den Produkt- bezeichnungen im Wesentlichen den Schreibweisen der Hersteller.
Autorin: Dirk Mann
Herausgeber: Ulrich Dorn
Programmleitung, Idee & Konzeption: Jörg Schulz
Satz & Layout: Nelli Ferderer, nelli@ferderer.de
Covergestaltung: Manuel Blex
eISBN 978-3-645-22378-2
1.BUNTE MOTIVVIELFALT
Schön ist, was gefällt
Jeder Garten ist anders
Zentrale Punkte in der Gartenfotografie
Wachstums- und Blühphasen dokumentieren
Inspiration en masse
Faszinierende Blattstrukturen
Suche nach besonderen Motiven
Beete und Pflanzungen mit Pfiff
Kombinieren und experimentieren
Störer beim Shooting
Schaderreger im Blumenbeet
Bei jedem Wetter
Hardwaretipps bei Schlechtwetter
Fototipps bei Schlechtwetter
Witterungsbedingte Einflüsse nutzen
Botanische Nomenklatur
2.VON DER SCHÖNSTEN SEITE
Blütengesichter im Porträt
Das perfekte Close-up
Markante Blattbekleidung
Frucht- und Samenstände
Stämme, Stiele, Sprossen
3.LICHT UND FARBHARMONIE
Lichtstimmungen nutzen
Kreative Lichtgestaltung
Licht vor Sonnenaufgang
Starke Kontraste mindern
Markante Details betonen
Sonnenlicht pro und kontra
Wolken streuen das Licht
Auf der Schattenseite
Mit der Sonne im Rücken
Lichtführung und Helligkeit
Licht gezielt steuern
Hartes Licht aufweichen
Kontraste und Farben
Kontraste erzeugen Aufmerksamkeit
Harmonische Farbkombinationen
Motiv und Nebenrolle
Motivabstand zum Hintergrund
Mit dem Model auf Augenhöhe
Auf die Naheinstellgrenze achten
Andere Sichtwinkel ausprobieren
Gestaltungshilfe Goldener Schnitt
4.BIS ZUM FINALEN KLICK
Kamera klarmachen
Abbildungsfehler von Objektiven
JPEG, RAW oder gleich beides?
ISO-Wert festlegen
Weißabgleich einstellen
Manueller Weißabgleich im Garten
Grundlegende Belichtung
Wichtige Belichtungsparameter
Bildgestaltung mit der Blende
Verschlusszeit als Zeitgeber
Belichtungsmodi P, S, A, M
Belichtungsmessmethoden
Gekonnt scharf stellen
Fotografieren mit Autofokus
Wo genau liegt die Schärfe?
Scharf stellen mit Fokusfeldern
Schärfe manuell einstellen
Schärfeprüfung am Computermonitor
Exkurs Schärfentiefe
Definition der Schärfentiefe
Schärfentiefe als Gestaltungsmittel
Blumiges Bokeh in der Gartenfotografie
Suche nach dem Besonderen
Schärfe nur auf einen Bereich
Faktoren der Schärfentiefe
Fotopraxis zum Nachmachen
Blitzlicht einsetzen
Tunneleffekt und Reichweite
Blitzlicht tagsüber einsetzen
Auslösen dreimal anders
5.DIE DREI JAHRESZEITEN
Blütenpracht im Frühling
Blüten kleinwüchsiger Obstbäume
Erste Frühjahrsblüher erwachen
Schnee als natürlicher Aufheller
In der Natur unterwegs
Das Frühjahr schreitet voran
Lichtstimmung im Frühling
Kontrastwirkung und Blickführung
Fotogene Frühjahrsblüher
Verschwenderischer Sommer
Blüten im harten Gegenlicht
Vielfalt im Farbkreis
Generative Nachkommen
Lichtstimmung im Sommer
Gemalte Blumenbilder
Fotogene Sommerblüher
Großes Finale im Herbst
Feuchtkühle Herbststimmung
Der Frost setzt das Ende
Fotogene Herbstblüher
6.MIT BLUMEN AUF TUCHFÜHLUNG
Blüten ganz nah
Erste Nahaufnahme Step by Step
Experimentieren im Makrobereich
Grenze zum Verborgenen
Buntes Treiben überall
Mit Reihenbildern auf Insektenfang
Viel Geduld und kurze Verschlusszeit
7.GARDENS NEXT TOPMODEL
Must-have-Saisonpflanzen
Blühfreudige Sommerblumen
Prachtvolles Staudenreich
Vielseitige Knollenpflanzen
Klimmende Kletterkünstler
Immergrüne Wedel
Farbige Blattschmuckpflanzen
Aromatische Kräuter
Giftige Pflanzen
Reizvolle Gehölze
Besondere Liebhaberstücke
Königin im Fotogarten
Index
Bildnachweis
»Man geht nie zweimal in denselben Garten«, lautet ein schönes Gärtnersprichwort. Ein Garten verändert sich ständig, denn sein Inhalt lebt und wandelt sich. Manches entwickelt sich über Jahre, anderes bereits im Laufe eines Tages. Ein Garten hält ständig neue Ansichten und für den Fotografen neue Motive bereit. Allein der Sonnenlauf am Tag verändert Blüten und Pflanzen in ihrer Ausstrahlung. Mit einem Blick für Details lassen sich spannende Gartenmotive einfangen, die Begeisterung auslösen.
Gelungene Garten- und Pflanzenbilder sind meist nicht das Ergebnis zufälliger Schnappschüsse, sondern entstammen der Handwerkskunst eines Fotografen. Wie bei allen Kunstformen entscheidet letzlich der persönliche Geschmack, denn »schön ist, was gefällt«. Zur Unterstützung gibt es jedoch einige Regeln und Techniken, um bestimmte Details hervorzuheben und Bilder harmonisch wirken zu lassen.
Ein Garten bietet unzählige Motive, sofern er nicht nur aus Rasen oder Betonpflaster besteht. Im Gegensatz zum herkömmlichen Fotostudio befindet sich die Fotokulisse im Freien – mit allen Vor- und Nachteilen. Blumenbeete aus Gehölzen, Stauden, Gräsern und Sommerblumen sind perfekte Motivspender. Fast ganzjährig findet man Details und Situationen, für die sich der Einsatz der Kamera jederzeit lohnt.
Die Gartenfotografie ist ein Spezialgebiet der Landschafts- und Naturfotografie. Diese fotografische Kunstform erscheint vergleichsweise einfach und wird leider nur allzu oft auf das »Knipsen von Blümchen« reduziert. Gartenfotografie ist jedoch weitaus mehr, denn sie verbindet wissenschaftliche Dokumentation mit kunstvoller Ästhetik. Für den Hobbybereich muss man die Botanik aber nicht studiert haben, es zählt allein die Schönheit der Blumen im Bild.
In seiner Fläche ist ein Hausgarten beschränkt. Viele Gartenpflanzen sind mehrjährig und bleiben über Jahre an ihrem Platz. Das setzt der Gartenfotografie Grenzen. Im Großen und Ganzen wird man meistens Pflanzenporträts im Hausgarten fotografieren. Motive sind vorrangig Blüten, Pflanzenmerkmale sowie die gesamte Pflanze an ihrem Standort.
Ein weiterer zentraler Punkt bei der Gartenfotografie ist der Lichteinfall. Im Freien ist man auf die natürliche Lichtquelle angewiesen, sodass Bauwerke oder große Bäume in der Nachbarschaft einen direkten Einfluss ausüben. Machen Sie Gartenspaziergänge zu verschiedenen Tageszeiten. Schauen Sie sich den Garten aus unterschiedlichen Perspektiven an. Hocken Sie sich dabei hin, um mit den Blumen und Pflanzen auf Augenhöhe zu sein. So bekommen Sie langsam ein Gefühl dafür, wie sich Details und Situationen im Laufe des Tages ändern.
Blumen- und Pflanzenbilder gibt es im Internet in Hülle und Fülle. Wozu sollte dann der eigene Garten mit seiner Flora fotografiert werden?
Für Gartenliebhaber stellt sich diese Frage nicht, denn sie wissen, der Garten verändert sich schneller, als man es sich wünscht. Die Gartenfotografie im privaten Rahmen lässt sich gut als Gartendokumentation beschreiben. Sie zeichnet die Veränderungen im Laufe eines und der darauffolgenden Jahre auf. Obwohl die Blumen die Hauptakteure in dieser Fotografie sind, erhalten die Veränderung und der Wandel des Gartens eine besondere Bedeutung.
Vor über zehn Jahren pflanzte ich eine panaschierte (gelbgrüne) Stechpalme, die ich als B-Ware preiswert von einer Baumschule erhielt. Sie war nicht sehr ansehnlich – geschweige denn fotogen. Jeder weiß, dass Stechpalmen im rauen Klima schwierig und sehr langsamwüchsig sind. Fünf Jahre vegetierte sie an ihrem Standort und wuchs nur unwesentlich. Danach änderte ich meine Pflegestrategie, und die Pflanze explodierte förmlich. Heute misst sie knappe drei Meter und hat zwei Meter Durchmesser. Zwar habe ich von damals nur Schnappschüsse, aber es macht mich glücklich, den Ausgangspunkt mit dem heutigen Ergebnis zu vergleichen.
Noch schöner sind solche optischen Erlebnisse in einem Blumenbeet. Darin finden sich weitaus mehr Pflanzen. Ihre Entwicklung vom Frühjahr bis zum nächsten Winter fotografisch zu begleiten macht viel Freude, und man lernt die Natur besser kennen.
Es sind das Leben und die ständige Veränderung, die einen Hausgarten immerfort beeinflussen. Botaniker bezeichnen dies als Lebenszyklus und vegetative Entwicklung. Nicht zu unterschätzen sind zudem die Witterungs- und Standortverhältnisse. Über das Jahr begleitet man die Pflanzen von ihrem Austrieb über die prachtvolle Blüte bis hin zum Absterben des Sprosses im Herbst. Jede Jahreszeit hat ihren unverwechselbaren Reiz im Blumenbeet. Trotz der Einschränkung durch die Leitpflanzen bietet jeder Garten eine Fülle von Bildinspirationen.
Im Vergleich zu Blüten haben Blätter und Laub zumeist einen geringeren Schmuckwert. Ausnahmen sind die Blattschmuckpflanzen, die durch Färbung, Formen oder besondere Texturen Aufmerksamkeit erzeugen. Damit sie auffallen, sind keine besonderen Laubfärbungen notwendig. Allein das Licht, beispielsweise Gegenlicht, schafft außergewöhnliche Laubansichten. Blattnerven treten hervor, und behaarte Blätter entwickeln einen metallischen Glanz- und Glitzereffekt. In der Nahaufnahme sind die Feinheiten der Blätter besonders eindrucksvoll zu erkennen.
Nahezu jeder Garten bietet über das Jahr verteilt eine Fülle von interessanten Motiven. Sie zu finden ist nicht immer einfach, denn sie verbergen sich zumeist im Detail. Übung und Erfahrung öffnen den Blick für das Wesentliche. Die Suche nach besonderen Motiven im Garten gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Einfach die Kamera auf eine Blüte zu halten hat nicht unbedingt etwas mit anspruchsvoller Gartenfotografie gemein. Pflanzen zeichnen sich nicht zwangsläufig durch ihre floralen Höhepunkte aus, sie begeistern beispielsweise auch durch ihren markanten Wuchs oder eine außergewöhnliche Anordnung der Blätter und Blüten. Zusätzlich fließen benachbarte Pflanzen ein, die mit dem Hauptmotiv eine gemeinsame Komposition bilden.
Um diese Eigenheiten aufzuspüren, braucht es Zeit. Die wechselnden Lichtverhältnisse lassen diese Merkmale nur in kurzen Zeitfenstern aufleuchten, später verlieren sie ihren auffälligen Reiz wieder. Das besondere Detail ist selten offensichtlich, sondern lässt sich erst bei näherer Betrachtung entdecken. Achten Sie auf markante Blattstellungen sowie interessante Licht- und Schattenspiele. Schauen Sie sich die Pflanze bzw. das Motiv aus verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven zu unterschiedlichen Tageszeiten an.
Auch in der Gartenfotografie gilt: Von nichts kommt nichts. Je abwechslungsreicher Beete und Pflanzungen angelegt sind, desto mehr Motive ergeben sich im Laufe des Gartenjahrs. Ein einzelnes Solitärgehölz, umgeben von Rasen, wirkt edel und erhaben. Jedoch bietet eine Einzelpflanzung deutlich weniger fotografische Möglichkeiten als ein buntes Sommerblumen- und Staudenbeet. Prächtige und bunte Blumengärten lassen das Gartenfotografenherz höher schlagen. Durch die größere Vielfalt an unterschiedlichen Pflanzen entsteht im Garten ein regelmäßiger Wandel, der in den unterschiedlichen Blüh- und Wachstumszyklen begründet ist. Die Reichhaltigkeit der Motive lässt sich noch steigern, indem man Aufnahmen nicht nur von außen, sondern auch innerhalb eines Beets macht. Trittsteine oder schmale Wege erleichtern die Zugänglichkeit der inneren Beetbereiche.
Finden sich im Familienkreis ambitionierte Gärtner, lohnt sicherlich ein Gartenbesuch mit der Kamera. Auf diese Weise vergrößert sich die Motivauswahl, und im gleichen Zuge werden die Familienbande gepflegt.
Jeder Gärtner kennt das Problem, dass der Garten nicht jederzeit eine Pracht ist. Insbesondere kleine Gärten erschöpfen sich recht schnell, da sie für eine üppige Vielfalt nicht ausreichend Platz bieten. Zusätzlichen Raum zu gewinnen ist nur selten möglich. Für die Gartenfotografie lässt sich jedoch tricksen.
Saisonal bepflanzte Töpfe, Kübel oder andere Gefäße dienen in der Regel als Zierde für Balkone und Terrassen. Da sie mobil sind, lassen sie sich temporär auch in bestehende Blumenbeete integrieren. Durch das Hinzufügen eines blühenden Topfs verändert sich die Komposition völlig. So kann eine Kübelpflanze einen interessanten Hintergrund vor einer blühenden Gartenpflanze abgeben.